Fahrradtour für Fußballbegeisterte: "Auf den Spuren des Bamberger Fußballs" - anpfiff.info
Artikel veröffentlicht am 28.09.2019 um 14:00 Uhr
Fahrradtour für Fußballbegeisterte: "Auf den Spuren des Bamberger Fußballs"
MAGAZIN Ein tolles Angebot gibt es am Tag der Deutschen Einheit (03.10., 15.00 bis ca. 18 Uhr, Unkosten 9 Euro) für Fußballbegeisterte in und um Bamberg: Michael Gunzelmann bietet über die VHS eine Fahrradtour der besonderen Art an. An 14 Stationen der ca. 15 km langen, ebenerdigen Tour erfahren die Teilnehmer Geschichtliches, sportl. Erfolge und Anekdoten zu den Bamberger Vereinen. Wir unterhielten uns mit dem Organisator.
Von Markus Schütz
Michael Gunzelmann gibt auf seiner Fahrradtour Einblicke in die Geschichte und Geschichten des Bamberger Fußballs.
Der 46-jährige Sozialversicherungsfachangestellte spielte als Kind nur kurz in der E-Schüler des SV Memmelsdorf. Als Torwart. "Nach dem Umzug nach Bamberg fing ich dann beim TV 1860 mit dem Kegelsport an. Erst mit 18 Jahren habe ich als Torwart der Zweiten Mannschaft wieder mit dem Fußball begonnen.", gibt er Einblick in die eigene Laufbahn als Fußballer, die meiste Zeit über "glorreichen ETSV 1930 Bamberg - mit kurzzeitigen Abwesenheiten bei diversen anderen Vereinen wie z.B. FC Sportfreunde, FV 1912 Bamberg, SC Lichteneiche etc. - nachdem meine Wurzeln in der Schildstraße liegen. Einen Aufstieg", so berichtet Michael Gunzelmann, "konnte ich im Gegensatz zum Kegeln nie feiern." Seit über zehn Jahren ist der zweifache Familienvater nun bei den Alten Herren des FC Eintracht Bamberg aktiv. "Die größten Erfolge waren jeweils die 1. Plätze bei den Bamberger Stadtmeisterschaften in den Jahren 2018 sowie 2019."

Eine historische Aufnahme einer Spielszene vom Platz des ETSV 1930 Bamberg. 
privat


Vorbild Stadtteilspaziergang der "Freunde des Sechzgerstadions"

Michael Gunzelmann ist glühender Fan des TSV 1860 München: "Seit 1994 bin ich dort Mitglied, verfolge regelmäßig die Spiele im Grünwalder Stadion - und fahre gelegentlich auch zu Auswärtsspielen." Aus dieser Richtung kam dann auch die Idee mit der FAHRRADTOUR, die er nun über die VHS anbietet. "Die Fanvereinigung 'Freunde des Sechzgerstadions' bietet seit über 15 Jahren regelmäßig für Münchener Bürger einen ca. dreieinhalbstündigen Stadtteilspaziergang an. Bei dem lernen die Teilnehmer die alte Löwenheimat in der Auenstraße und vier (ehemalige) Spielstätten der Fußballer des TSV 1860 kennen, erfahren Hintergründe zur Wahl der Sportplätze und erhalten Informationen zu den geschichtlichen Umständen Anfang des 20. Jahrhunderts sowie über die jeweiligen sportlichen Highlights in den Spielstätten." Michael Gunzelmann nahm mehrfach an diesem Stadtteilspaziergang teil und war schließlich so begeistert, "dass ich den Wunsch hatte, eine ähnliche Veranstaltung in der Kombination Fußball und Kultur für meine Heimatstadt zu entwickeln. Die Stadtführerin Stephanie Dilba sowie Dr. Markus Drees von den Münchner Löwen, die die Stadtteilspaziergänge organisieren, haben mir bei der Ausarbeitung gute gute Tipps an die Hand gegeben."

"Schon immer für die Bamberger Geschichte interessiert"

Weil sich Michael Gunzelmann "schon immer sehr für die Geschichte von Bamberg und natürlich auch für die der jeweiligen Fußballvereine interessiert" hat, reifte die Idee, eine Fahrradtour zu entwickeln. Nach einigem Tüfteln und Ausprobieren "habe nach ich eine ca. dreieinhalbstündige Fahrradtour ausgearbeitet, die von Gaustadt bis in den Volkspark führt und auf der fast alle aktiven und ehemaligen Sportanlagen der jeweiligen Vereine angefahren werden."  

Ganz früher sah die Sportbekleidung noch anders aus... Und Schnurrbärte waren beliebt. (Foto:privat)



Datenmaterial und persönliche Gespräche

Um ausreichend Material in Wort und Bild für seine Erklärungen zu haben, "war es wichtig, dass ich von allen Vereinen so viel wie möglich an Informationen, Daten, Zahlenmaterial etc. erhalten konnte. Einige Vereine haben auf ihrer Internetseite gut ausgearbeitete Chroniken. Hervorzuheben wäre hier die DJK Don Bosco Bamberg. Grundlage waren jedoch für mich meistens die jeweiligen Vereinschroniken in Festzeitschriften, aber auch der Besuch im Stadtarchiv hat sich sehr gelohnt. Besonders zu erwähnen ist hier die 25- und 50-jährige Festzeitschrift des FC (Eintracht) Bamberg. Hier ist z.B. dokumentiert, dass das erste Derby am 03.11.1907 zwischen dem 1.FC Bamberg 01 sowie Germania Bamberg 6:0 für den FCB endete.", gibt er einen kurzen Einblick. 

Neben dem reinen Zahlenmaterial waren natürlich die "Gespräche mit den Vereinsfunktionären und sonstigen Personen von ganz entscheidender Bedeutung. Besonders prägend waren für mich die Besuche beim kürzlich verstorbenen Ehrenmitglied des FC Eintracht, Theo Gulden, sowie beim Altbürgermeister Max Reichelt. Sehr nett fand ich auch ein Treffen mit der "aktiven Fan-Szene" des FC Wacker Bamberg, den Hopfendoldis, die den Bamberger Fußball auf jeden Fall bereichern und sich gegen rechte Gewalt und Rassismus positionieren. Ganz besonders in Erinnerung ist mir auch ein Besuch beim Gründungsmitglied des Türkischen Sportclub Bamberg, Necati Esen, geblieben. Er lebt jetzt in der Türkei und hat seine Familie in Bamberg besucht. Obwohl er natürlich zeitlich sehr eingeschränkt war, hat er mich zu seinen Kindern eingeladen und mich mit Fotos und Informationen bei Tee und leckeren türkischen Köstlichkeiten versorgt. Bei all diesen Treffen habe ich sehr interessante Menschen kennengelernt und viel über die Geschichte des jeweiligen Vereins erfahren.", zeigt Gunzelmann, dass sich die vielen Stunden der Recherche auch für ihn persönlich mehr als gelohnt haben!

Eine Aufnahme aus dem Jahre 1938, die damalige Jugend des FC Wacker.
privat


Radtour ebenerdig und auch für Ältere geeignet

"Wichtig ist natürlich", erklärt der Radtour-Entwickler, "dass man sich bei der Radtour auf die wesentlichen Sachen fokussiert: In einer jeweils fünf- bis zehnminütigen Vorstellung wird der jeweilige Verein näher beleuchtet. Herkunft, bisherige Spielstätte, Besonderheiten etc. - falls die Teilnehmer noch tiefergehende Informationen zu den einzelnen Vereinen haben möchten, können die Fragen im Anschluss bei einem gemütlichen Beisammensein nach der Radtour näher erläutert werden." Michael Gunzelmann zeichnet ein düsteres Bild von der Zukunft des Amateurfußballs: "Viele Bamberger Vereine werden in absehbarer Zeit aufgrund fehlender Jugend und einem veränderten Freizeitverhalten der jetzigen Bevölkerung von der Bildfläche verschwinden. Aus diesem Grund möchte ich der Bevölkerung die Geschichte des Bamberger Fußball näherbringen. Die Teilnahme an der Radtour ist auch für ältere Personen geeignet, da die Route - vielleicht mit Ausnahme der Überquerung der Eisenbahnbrücke am Pfisterberg - sehr ebenerdig ist.", so Gunzelmann. "Die Teilnehmer", so verspricht er jedenfalls, "erwartet eine abwechlungsreiche Erläuterung der jeweiligen Geschichte." Und sie tun, ganz nebenbei, etwas für ihre Gesundheit ...

Bildmaterial von Robert Schäfer, Volker Schieweck & Werner Eisinger

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Stationen der Radtour

1) Treffpunkt - Gaustadt "Schwarze Brücke"
2) Weidendamm: Geschichte: FC Wacker, DJK Don Bosco, FC Spielvereinigung Bamberg von 1950
3) Priesterseminar: Geschichte Schützenwiese
4) Bug: Post-SV Bamberg
5) TSG Bamberg (TV 1860 Bamberg - Jahn Bamberg)
6) ASV Viktoria Bamberg
7) FC Sportfreunde Bamberg
8) BSC Bamberg
9) SC 08 Bamberg
10) Luitpoldhain: Freie Turner Bamberg
11) ETSV 1930 Bamberg/RT Bamberg
12) Sportpark Bamberg (FC Bamberg/TSV Eintracht Bamberg, TSC Bamberg)
13) Fuchsparkstadion
14) FV 1912 Bamberg


Bilder-Galerie


Geschichtchen aus der Geschichte

1.
ETSV 1930: "Münzskandal"

Am 27.01.1988 haben die AH-Spieler des ETSV 1930 Bamberg den Verein verlassen und sich als AH 2 dem TSV Eintracht Bamberg angeschlossen. Der Grund des Vereinsaustritts: Bei den alten Duschen beim ETSV 1930 Bamberg musste man Münzen für das Warmwasser "einwerfen". Während die Erstmannschaftsspieler kostenfrei duschen konnten, mussten die "Alt-Herren-Spieler" die Münzen für das Duschen bezahlen.

Geschichtchen aus der Geschichte

2.
BSC Bamberg:

Umzug 1972 an den Sendelbach, 1974 Bau des Vereinsheims. In der Zwischenzeit wurde die ehemalige Kantine in der Kleingartenanlage am Sendelbach als Umkleide genutzt und das, obwohl der FC Sportfreunde als unmittelbarer Nachbar seit 1969 über ein eigenes Vereinsheim verfügte. Konsequent gelebte Rivalität zur damaligen Zeit!


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