Mikroplastikteilchen belasten unsere Umwelt. Unter
den fünf größten Verschmutzern steht in einer Studie des
Fraunhofer-Instituts der Kunstrasen von Sportplätzen – Martin Löder ist
da skeptisch. Der Wissenschaftler leitet die Forschungsgruppe
Mikroplastik
am Lehrstuhl für Tierökologie I der Universität Bayreuth und
beantwortet die wichtigsten Fragen zum möglichen EU-Verbot des
Rasengranulats.
1. Ist ein Kunstrasen-Verbot nötig?
Dass die EU-Kommission nach dem Vorsorgeprinzip
handelt, ist aus Sicht des Bayreuther Mikroplastik-Forschers
grundsätzlich richtig. Aus einer einzigen Studie ein generelles Verbot
abzuleiten, findet Löder allerdings schwierig, zumal die
Studie auf Hochrechnungen basiert, die aus wissenschaftlicher Sicht
einige Unsicherheiten mit sich bringen. „Es ist wichtig, dass Plastik
als politisches Thema lanciert wird, damit dieses Umweltthema den
Menschen bewusst wird. Dieses Bewusstsein muss weitergehen
– über das bloße Verbot von Wattestäbchen und Plastiklöffeln hinaus.“
Müll, der aus dem Autofenster geworfen oder in der Landschaft entsorgt
wird, ist aus Sicht des Bayreuthers beispielsweise ein viel wichtigeres
Mikroplastikthema als das Granulat auf den
Kunstrasenplätzen.
2. Ist es gefährlich, wenn Spieler, auch Kinder, die Partikel einatmen?
„Wir alle atmen jeden Tag Mikroplastik ein. Wir
essen und trinken es.“ Löder erklärt, dass es bei Kunststoff immer
Abrieb gibt. Nicht nur bei Kunstrasen, auch bei Teppichen und
Schuhsohlen. „Oder Fleecepullovern. Wenn Sie Staub wischen,
ist mit Sicherheit auch Mikroplastik dabei.“ Dies sei kein Grund zur
Panik. Löder will Plastik nicht verteufeln. Ob Fahrzeugtechnik oder
Medizin – ohne das Material würde unsere moderne Welt nicht
funktionieren. Aber es gebe potenzielle Risiken. „Die Auswirkungen
auf Mensch und Umwelt müssen erforscht werden. Der Mensch als
Versuchstier – das ist allerdings nicht so einfach.“
3. Gelangt Mikroplastik vom Kunstrasen ins Grundwasser?
Aus Sicht des Forschers ist das relativ
unwahrscheinlich, denn Mikroplastik sind mikroskopische Teilchen vom
Mikrometer bis zu einer Größe von fünf Millimetern – und die sind
normalerweise zu groß, um durch die Schichten des Erdreichs
bis ins Grundwasser zu gelangen. „Wie das bei winzigen
Nanoplastik-Partikeln ist, wissen wir noch nicht.“