Artikel vom 06.06.2024 18:00 Uhr
Die
Damenmannschaft der SG Dörfleins/Oberhaid war am vergangenen Wochenende zum letzten Mal gemeinsam auf dem Platz gestanden. Zur neuen Saison wird die Mannschaft
von Laura Herbst, die erst kürzlich den Kreispokal in Hollfeld gewann, nicht mehr am aktiven Spielbetrieb teilnehmen. Damit endet
beim RSC Oberhaid nach vierzehn und beim SV Dörfleins nach sieben Jahren die Ära der
Fußballfrauen.
Vereine agierten bis 2022 eigenständig
Es war im
Sommer 2010, als der RSC Oberhaid zum ersten Mal eine Frauenmannschaft in der
Kreisliga Süd - damals noch gemeinsam mit Ortsnachbar FCO - angemeldet hatte. Nach Einführung der Kreisklassen fand man dort eine sportliche Heimat, ehe den
Gelb-Schwarzen 2013/14 - inzwischen eigenständig - der Aufstieg in die Kreisliga, in der man bis zuletzt
eine sportliche Heimat gefunden hatte, gelang. Vier Jahre später, zur Saison 2017/2018,
zog auch der Nachbar vom SV Dörfleins nach und gründete seinerseits eine
Damenmannschaft, die ebenfalls schnell Fuß fassen sollte. Insgesamt dreimal
trafen der RSC Oberhaid und der SV Dörfleins dann auf dem Platz aufeinander,
ehe 2022 die Bildung einer Spielgemeinschaft folgte. Hintergrund war, dass
beide Vereine aufgrund von zu wenig Spielerinnen eigenständig nicht mehr
weitermachen konnten. Diese Entwicklung verschärfte sich zuletzt, wodurch die
Personaldichte immer dünner wurde.
„Schon im Juni
2023, nachdem uns einige Spielerinnen nach dem ersten SG-Jahr verlassen haben,
war unser Kader echt eng gesteckt“, erinnert sich Trainerin Laura Herbst
zurück, die seit der Spielzeit 2023/2024 in der Hauptverantwortung für die
Geschicke der SVD- und RSC-Damen stand. „Zur Winterpause folgten dann noch
Schwangerschaften und Verletzungen, die uns den Start in die Rückrunde schon
fast unmöglich gemacht haben“, fährt sie fort. Schon im Winter hatte man
deshalb überlegt, die Mannschaft vom Spielbetrieb abzumelden. Die
Familienplanung einzelner Spielerinnen, diverse Vereinswechsel und vor allem
eine fehlende Jugendabteilung waren und sind der Hauptgrund dafür, dass es nun
nicht mehr weitergehen kann.
Szenen des Abschieds am letzten Samstag: Die SG Dörfleins/Oberhaid bedankt sich bei ihren langjährigen Wegbegleitern am Spielfeldrand.
Sebastian Pflaum/anpfiff.info
Zum Abschluss
neue Erfahrungen gesammelt
Seit zwei
Jahrzehnten mischte Laura Herbst aktiv auf dem Fußballplatz mit. Den
Trainerposten wollte sie Anfang des Spieljahrs erst einmal bis zur Winterpause
bekleiden, schließlich hatte sie damit zuvor noch keinerlei Berührungspunkte
gehabt. „Für mich war das ein aufregendes Jahr“, gibt sie zu, nachdem sie die
Saison auch in der Rückrunde weiter als Coach beging. „Ich konnte mich
entfalten, habe viel gelernt und bin den Mädels dankbar, dass sie sich in jedem
Training auf neue Spielchen eingelassen haben“, resümiert Herbst, die ihre
Fußballschuhe nun an den berühmt berüchtigten Nagel hängt.
Anders sieht
es bei vielen anderen Spielerinnen aus, die sich nun auf die Suche nach einer
neuen sportlichen Heimat begeben müssen. Schwer abzusehen ist es laut Laura
Herbst zum momentanen Zeitpunkt, wohin sich einzelne Mannschaftsteile bewegen -
und wer letztlich vielleicht sogar gar nicht mehr weitermacht. In jedem Falle
hatte es am vergangenen Samstag einen würdigen Abschluss für das scheidende
SG-Team gegeben, das noch einmal vor 140 Zuschauern und unter den Augen vieler
ehemaliger Spielerinnen gemeinsam auf dem Platz stehen konnte.
Applaus für die Damen - unter anderem auch von ehemaligen Spielerinnen.
Sebastian Pflaum/anpfiff.info
Ein jähes Ende
nach dem Aufwärtstrend
Sportlich
hatte es in dieser Spielzeit lange gedauert, ehe die SG Dörfleins/Oberhaid in
Fahrt gekommen war. Zur Winterpause stand die Mannschaft auf dem Abstiegsplatz
der Kreisliga und blieb weit hinter ihren Möglichkeiten zurück. Erst zur
Rückrunde ging es deutlich aufwärts, als das Heimspiel gegen den SV Würgau 2,
das Gastspiel bei der SG Schnaid-Rothensand/Sassanfahrt und zu guter Letzt auch
noch das Kreispokalfinale gegen den SV Mistelgau am Stück gewonnen werden
konnten.
Für Laura
Herbst bleibt der Aufwärtstrend aus dem Frühjahr 2024, im Zuge dessen am
letzten Spieltag auch dem Tabellendritten aus Walsdorf nochmal ein
Unentschieden abgekämpft werden konnte, in positiver, abschließender
Erinnerung: „Die letzten Spiele aktiv auf dem Platz waren Balsam für die Seele.
Es fällt mir schwer, das jetzt hinter mir zu lassen, aber ich lasse die Damen
guten Gewissens ziehen und kann mich nun um mein kaputtes Knie kümmern“,
scherzt sie.
Im letzten Mannschaftskreis wurde noch einmal der Kreispokalsieg 2024 besungen.
Sebastian Pflaum/anpfiff.info
Jede Elf ist
ein Verlust
In der
heutigen Zeit, in der auch bei den Herrenmannschaften immer mehr
Spielgemeinschaften gebildet werden müssen, tut jede Komplettabmeldung einer
Fußballmannschaft ein Stück weit weh. Und so ist es nur verständlich, dass auch
am Samstag in Oberhaid die eine oder andere Träne bei den Spielerinnen
geflossen ist. „In unserer SG waren für mich der Zusammenhalt und das
Kennenlernen verschiedener Charaktere das Besondere. Eigentlich kannten mich
die Oberhaider ja gar nicht wirklich, haben mich aber als Trainerin und als
Teil der Mannschaft sofort akzeptiert. Dafür ein herzliches Dankeschön!“,
möchte Laura Herbst aus ihrer Sicht loswerden.
Auf die Frage,
ob sie es für möglich hält, dass in Dörfleins oder Oberhaid irgendwann einmal
wieder ein Frauen-Team gegen den Ball treten kann, bleibt sie trotz aller
Hoffnung allerdings skeptisch: „Heutzutage gibt es fast zu viele
Damenmannschaften, dazu fehlt aber eben häufig die Jugendarbeit. Aber: möglich
ist alles!“