Artikel vom 26.10.2023 15:00 Uhr
Sen Laumer (Verbandsschiedsrichterobmann und Beauftragter für Digitalisierung im Verband) führte durch das erste Arbeitstreffen der AG Grundsatzfragen im Leonardo Royal Hotel in Nürnberg.
Eingeschliffene Prozesse auf den Prüfstand stellen,
etwaige Verbesserungspotenziale erkennen und konsequent ausschöpfen,
den bayerischen Amateurfußball so gemeinsam fit für die Zukunft machen:
Das sind die Ziele der Arbeitsgruppe (AG) Grundsatzfragen
des Bayerischen Fußball-Verbandes (BFV), die jetzt mit insgesamt sieben
Verbands- und 59 Vereinsvertreter*innen ihre Arbeit aufgenommen hat.
Von
Sebastian Baumann
/ PM BFV
Beim ersten Präsenztreffen in Nürnberg beschäftigten sich die
Teilnehmer*innen mit der Zukunft des Vereinswechsels
und der Frage, ob und welche weiteren Digitalisierungsschritte nach der
Abschaffung des Papierpasses und der Einführung des
Spielrechtsnachweises über die Spielerliste im SpielPlus sinnvoll sein
könnten, um vor allem die Vereine bei Passneuausstellungen und
Vereinswechseln weiter zu entlasten und auf der Höhe der Zeit zu
bleiben.
„Um analog bleiben zu können, muss der Fußball
digitaler werden. Der Fußball findet draußen auf dem Platz statt, aber
um die dafür notwendigen Rahmenbedingungen zu organisieren und Menschen
weiter für den Sport begeistern zu können, müssen
wir an der einen oder anderen Stelle darüber nachdenken, wo wir
digitaler werden und Prozesse optimieren können. Ein Ansatzpunkt ist aus
unserer Sicht, das Thema Vereinswechselanträge einmal komplett anders
zu denken, den Spieler*innen eine andere, aktivere
Rolle zu geben, um damit den Aufwand für die Vereine zu reduzieren.
Genau das wollen wir jetzt in der AG Grundsatzfragen diskutieren“, sagte
Sven Laumer, Verbandsschiedsrichterobmann und Beauftragter für
Digitalisierung im Verband.
Arbeitsgruppe Grundsatzfragen des Bayerischen Fußballverbandes
BFV
Keine Denkverbote
Dabei gäbe es zunächst keinerlei Denkverbote, wie BFV-Präsident
Christoph Kern gleich zu Beginn unterstrich. „Wir wollen Ideen
zusammentragen und gemeinsam darüber ergebnisoffen diskutieren. Im
zweiten Schritt müssen wir aber natürlich alle zusammen überlegen:
Was kostet das, welche Folgen hat es, wo müssen wir für die
Realisierung eventuell an anderer Stelle sparen? Wichtig ist, dass wir
bei jeder Idee im Hinterkopf behalten, welche Konsequenz dahintersteckt
und uns selbst auch kritisch hinterfragen. Ziel ist es,
gemeinsam tragfähige Vorschläge zu erarbeiten, mit denen wir dann in
drei Jahren in die Kreis- und Bezirkstage gehen können“, sagte Kern.
Vorbild für die Arbeitsgruppe Grundsatzfragen ist die bereits 2017 ins Lebens gerufene AG Finanzen, mit der der BFV einen in Deutschland einzigartigen Kurs
eingeschlagen hatte: Regelmäßig stellt der BFV unter Leitung von
BFV-Schatzmeister Jürgen Faltenbacher gemeinsam mit interessierten
Mitgliedern in intensiven Arbeitstreffen Einnahmen
und Ausgaben des größten DFB-Landesverbandes auf den Prüfstand und
erarbeitet Empfehlungen für künftige Investitionen.
Größtmögliche Transparenz bei Verbandsentscheidungen
„Wir haben die AG Grundsatzfragen nach dem letzten Verbandstag
etabliert, weil wir mit der bestehenden AG Finanzen in Sachen maximaler
Transparenz und der Beteiligung unserer bayerischen Vereine an einem
solchen Austausch gute Erfahrungen gemacht haben. Wir
haben immer wieder offene Fragestellungen, bei denen es Sinn macht,
diese im Verbandsvorstand zu diskutieren, aber gleichzeitig auch ein
Meinungsbild aus den bayerischen Vereinen einzuholen und gemeinsam
Lösungen zu erarbeiten“, erklärte BFV-Geschäftsführer
Jürgen Igelspacher.
Die Vereinsvertreter*innen zeigten sich begeistert
von der Möglichkeit, ihr Know-how und eigene Ideen einbringen zu können,
um gemeinsam im Doppelpass mit dem Verband den Amateurfußball im
Freistaat weiter nach vorne zu bringen.
„Die Vereinswechsel-Themen sind mein tägliches Geschäft. Bei mir laufen
die gesamten Passwechsel-Themen des TSV 1860 München zusammen. Ich habe
mich schon immer mit Möglichkeiten beschäftigt, Dinge in diesem Prozess
zu optimieren. Ich war froh, dass von Seiten
des Verbandes nun die Möglichkeit besteht, mich in einer AG mit meinen
Ideen und Erfahrungen einzubringen. Ich bin gespannt, wo der Weg der AG
Grundsatzfragen in drei bis vier Jahren hingeht“, erklärte Roy Matthes,
Organisatorischer Leiter im Nachwuchsleistungszentrum
des TSV 1860 München.
Arbeitsgruppe Grundsatzfragen des Bayerischen Fußballverbandes
BFV
Aufwand für Vereine minimieren
Der Digitalisierungsprozess im Amateurfußball hat auch Roland Härtel, 1.
Vorsitzender des TSV Thurnau im oberfränkischen Landkreis Kulmbach,
dazu bewegt, sich der AG anzuschließen: „Die Digitalisierung wird uns in
Zukunft weiter beschäftigen und es ist wichtig,
im Amateurfußball kompetent mit diesem Thema umzugehen. Die Diskussion
war sehr spannend, weil wir verschiedene Meinungen und Ansätze gehört
haben. Grundsätzlich birgt die AG Grundsatzfragen in meinen Augen mehr
Chancen als Risiken und deshalb bin ich gespannt
auf den zukünftigen Weg und die Ergebnisse.“
In Nürnberg sammelten die Teilnehmer*innen jetzt erste Ideen, wie sich
die Erteilung der Spielberechtigungen eventuell beschleunigen ließe und
dabei gleichzeitig den bürokratischen Aufwand für die Vereine zu
minimieren, ohne jedoch die Kriterien Sicherheit
und Verlässlichkeit zu vernachlässigen – immerhin gibt es in Bayern pro
Jahr bis zu 60.000 Spieler*innen-Wechsel und 50.000
Passneuausstelllungen. Diskutiert wurden Vor- und Nachteile, die es mit
sich bringen könnte, wenn Spieler*innen sich künftig selbstständig
vom aktiven Spielbetrieb abmelden und Vereinswechsel- und
Passneuanträge eigenmächtig initiieren könnten. Eine digitale Abbildung
des Gast- und Zweitspielrechts, ein mehrsprachiger Passantrag sowie eine
automatisierte Meldung an den Bayerischen Landessport-Verband
(BSLV) kamen ebenso auf den Tisch wie auch möglich Fallstricke: Welche
Reaktionsmöglichkeiten hat ein Verein bei kurzentschlossenen
Frustabmeldungen? Wie könnte ein digitaler Identifikationsnachweis
funktionieren? Wie ließe sich bei Vereinswechsel die Vereinszustimmung
digital abbilden? Wie sieht es mit dem Datenschutz aus? Drohen
womöglich höhere Passwechselgebühren, um die Investition zu stemmen?
Debattiert wurde diskursiv, auch mal provokativ, aber stets konstruktiv
und zielführend. Und am Ende waren sich die Teilnehmer*innen
einig, den auf der Auftaktveranstaltung eingeschlagenen Weg gemeinsam
weiterzugehen.
Dem Treffen in Nürnberg vorangegangen war bereits
Anfang Oktober eine Online-Veranstaltung mit ersten organisatorischen
Hinweisen. Hintergrund der AG Grundsatzfragen ist der auf dem
Verbandstag 2022 einstimmig verabschiedeten Leitbild-Antrag,
der unter anderem eine noch direktere Mitwirkung der
Amateurfußball-Basis und eine Intensivierung des direkten Dialogs
zwischen Verband und Vereinen zum Ziel hat.
Arbeitsgruppe Grundsatzfragen des Bayerischen Fußballverbandes
BFV
Die Mitglieder der AG Grundsatzfragen
Verband
Christoph Kern (BFV-Präsident)
Reinhold Baier (BFV-Vizepräsident)
Sven Laumer (Verbands-Schiedsrichterobmann und Beauftragter für Digitalisierung)
Jürgen Igelspacher (BFV-Geschäftsführer)
Bernhard Schütz (BFV-Hauptabteilungsleiter Verwaltung)
Stefan Schneider (Leiter BFV-Passabteilung)
Stefan Brey (Leiter BFV-IT-Abteilung)
Vereine
Georg Appel (SC Eintracht Freising)
Karl Bauer (SV Eintracht Schmidmühlen)
Jürgen Bernhardt (DJK Ingolstadt)
Thorsten Brüsse (SV Bosna)
Horst Deller (SpVgg Wonsees)
Harald Denk (TSV 1909 Gräfenberg)
Florian Deutschenbaur (SV Lochhausen)
Timo Dorn (TSV Kimratshofen)
Sebastian Dremmler (FC Bayern München)
Matthias Ernst (SpVgg Joshofen Bergheim)
Gerold Fischer (SV Pocking)
Christopher Franek (1. FC Höllental)
Michael Franke (FT München-Gern)
Thomas Frieß (Sportfreunde Hausen)
Tim Frohwein (FC Dreistern)
Harald Gärtner (SC Huglfing)
Stefan Gebhardt (FC Stöckach)
Christian Haderlein (SV Rothenkirchen)
Nicole Hahn (SV Allach)
Georg Hanslmaier (TSV Buchbach)
Roland Härtel (TSV 1902 Thurnau)
Manfred Hautsch (SpVgg Goldkronach)
Andreas Herkert (FC Kickers Kirchzell)
Wolfgang Herold (FC Germania Nürnberg)
Manfred Hofmann (TSV Moosburg)
Melanie Kaupert (SV Allach)
Hubert Kraus (TSV Bergen)
Heribert Kremheller (TSV Aholming)
Helmut Laggerbauer (TSV Buchbach)
Bernhard Lehner (FC Kempten)
Oliver Lieb (TSV Landshut-Auloh)
Hans-Jürgen Lukschanderl (FC Forstern)
Roy Matthes (TSV 1860 München)
Hans Mayer (TSV Petting)
Roman Melzner (Kreis-Ehrenamtsbeauftragter Oberpfalz)
Christoph Nowak (SSV Dillingen)
Franz Perneker (FC Deisenhofen)
Rudolf Pfleger (FC Eichenau)
Franz Pölt (TSV Benediktbeuern)
Karl Prebeck (SpVgg Plattling)
Mario Rabenbauer (TSV Waldershof)
Martin Rauh (SC Eckenhaid)
Heinz Reinders (FC Würzburger Kickers)
Markus Rieder (FC Thingau)
Alexander Russ (ETSV Würzburg)
Harald Saß (FC Troschenreuth)
Patrick Schäffer (FC Zell/Bruck)
Jakob Scharf (JFG Oberpfälzer Seenland)
Stefan Schineller (TV 1848 Schwabach)
Marco Schwägerl (FC Tirschenreuth)
Stefan Schwarz (SC Gablingen)
Thomas Stock (TSV Kirchenlaibach)
Werner Thorwarth (FC Geisenfeld)
Andreas Vogler (FC Ludwigschorgast)
Siegfried Weiß (FC Aschheim)
Michael Wöhrl (SpVgg Wolfsegg)
Frank Zöllner (TSV 1886 Wilhermsdorf)