Vereinsmeldung vom 27.03.2013
von Wolfgang Fleischer
…wir winden Dir auch ein Kränzchen draus fürs edle Diven-Haupt. Lyrisch könnte man werden angesichts der bevorstehenden Osterfrische des Dreßel-Teams in der südbayerischen Stadt mit dem wohltönenden, duftigen Namen. Die Mannschaft von Dirk Teschke freilich hat anderes im Sinn, als unseren weiß-blauen Ostermarschierern Demonstrationsfreiheit zu gewähren, hat man sich doch die hehren Ziele „Weiterkommen im Toto-Pokal“ und „3 Punkte in der Liga“ schon selbst auf die Transparente geschrieben. „De Preißn solln dahoam demonstrieren“ – das würden die Unterfranken natürlich liebend gerne, doch leider ist dies im Spielplan nicht vorgesehen. Am Gründonnerstag nimmt man erstmals Aufstellung, die Monstranz in Form der sakralen Ikone „Toto-Pokal“ vor sich hertragend. Bei Erfolg winkt als Belohnung ein Papstbesuch am Schönbusch, in Gestalt der Drittligisten SpVgg Unterhaching oder Wacker Burghausen, je nachdem wie der weiße Rauch aufsteigt. Dem Sieger des BFV-Totopokals winkt bekanntlich der Einzug in die erste Hauptrunde des DFB-Pokals – und damit Lorbeeren, die sich ein anderer Verein aus der Regionalliga Bayern – der beste Amateurverein in der Abschlusstabelle – über die ganze Saison hinweg hart erarbeiten muss. Auf Biegen und Brechen sollten die Weiß-Blauen darum auf den Einzug in die nächste Runde hinarbeiten. Diese Willensstärke, zum ersten Mal seit der Ära Möller wieder „ans Tor zum DFB-Pokal anzuklopfen“ – eine zumindest in diesem Fall durchaus in Anspruch zu nehmende Formulierung –, haben im laufenden BFV-Toto-Wettbewerb schon Teams wie der TSV Röllfeld (1:0), FC Augsfeld (6:2) und zuletzt Ligakonkurrent SC Eltersdorf (3:0) zu spüren bekommen. Der Weg von 1860 Rosenheim ins Viertelfinale führte über den Lokalrivalen SB DJK Rosenheim (1:0), TSV Ampfing (3:1) und den SV Schalding-Heining (8:7 n. E.). Ohne diese Gegner jetzt zu schmähen, setzt da der bevorstehende „Rosenkrieg“ dramaturgisch noch eins drauf… Sollten sich die Dreßel-Mannen am Gründonnerstag (28.3., 19 Uhr) nicht als zu grün erweisen, sondern diesem Tag ihren weiß-blauen Stempel aufdrücken, dann haben sie schon mal geübt für das Ostereierfärben am Karsamstag (30.3., 15 Uhr), wenn es darum geht, das 3-Punkte-Fruchtbarkeitssymbol liebevoll mit seinen Vereinsfarben zu verzieren. Das wäre der Idealfall wohlgemerkt und käme auf der Wunder-Skala gleich nach der Auferstehung, die ja bekanntermaßen die Grundlage des höchsten kirchlichen Feiertags Ostern bildet. Nackte Fakten präsentiert ein Blick auf die Tabelle der Regionalliga Bayern, wo die „falschen 60er“ derzeit mit 40 Punkten auf Rang 9 ein 9-Punkte-Polster auf die Viktoria (14.) haben, was in dieser „engen“ Liga Welten sind. Die Platzierung des Teschke-Teams ist übrigens insofern irreführend, als vor ihm drei Mannschaften mit gleicher Punktzahl nur aufgrund des besseren Torverhältnisses rangieren, namentlich Ingolstadt, Bayern München und Heimstetten. Auch die aktuelle Formtabelle des Gastgebers, zusammengestellt aus den letzten sechs Spielen, spendet da wenig Trost. Rosenheim liegt hier mit 12 Punkten auf dem 5. Platz, die Viktoria dagegen mit lediglich 5 Zählern auf Rang 17. Formulieren wir es optimistisch: Der Doppelpack am Wochenende birgt viel Überraschungspotential, wobei wir im Bezug auf die erste Partie zumindest den Spruch in Anschlag bringen können, wonach der Pokal „seine eigenen Gesetze“ habe, auch wenn das Phrasenschwein wieder mal gequält aufquiekt. Um abschließend der verständlichen Empörung aller fußballinteressierten Diven (so es solche gibt) vorzugreifen: Natürlich haben wir unserer launischen weiß-blauen Diva mit der Rosen-Allegorie Unrecht getan. Eine echte Diva hasst Rosen, die jedes biedere Hausmütterchen als Symbol für romantische Liebe auf dem Fensterbrett stehen hat, und reißt sie dem schüchternen Liebhaber aus der Hand, um sie zu zertrampeln. Viel lieber ist ihr der schwere Sechs-Punkte-Schatz, den es aus dem Silbersee – Verzeihung Chiemsee – zu heben gilt. Wie schon die Monroe, Mutter aller Diven, wusste: Diamonds are a girl‘s best friend.