Normalerweise sollte ein Heimspiel gegen einen Aufsteiger für einen Vorjahressiebten keine gänzlich unlösbare Hürde darstellen, doch mit dem FC Würzburger Kickers reiste gewiss kein gewöhnlicher Neuling auf die Rudi-Ziegler-Sportanlage zu Bamberg. Denn die U15-Vertretung der im Herrenbereich in der dritten Liga um Punkte kämpfenden Gäste zählt auch nach dem souveränen Aufstieg in die Bayernliga zum Kreis der Favoriten auf den Meistertitel. Entsprechend wusste Don Bosco-Coach Hubert Richter, dass "wir ganz klar als Außenseiter in die Partie gehen. Wir treffen auf eine hervorragend ausgebildete Mannschaft", sah der Coach eine große Hürde auf seine Schützlinge zukommen. Der Würzburger Trainer Hans-Jürgen Heidenreich, im Jahr 2014 noch als Trainer beim damaligen Regionallisten FC Eintracht Bamberg aktiv, war indes auf eine Leistungssteigerung seiner Mannschaft aus, "wir haben zuletzt nicht unser volles Potenzial abgerufen, das wollen wir heute ändern!" Angesichts der sieben Zähler, die der FWK in den ersten drei Partien sammelte, klang das für die Wildensorger vermutlich wie eine Drohung und man durfte gespannt sein, ob und was die Hausherren den ambitionierten Unterfranken entgegenzusetzen hätten.
Von Mirco Sawinsky (li.) hoch angelaufen, behält Fabian Wagner (re.) den Ball unter Kontrolle.
Hendrik Kowalsky
Die Partie war keine zwei Minuten alt, da bekamen die Hoffnungen der Gastgeber einen herben Dämpfer versetzt. Denn als Aaron Zehnter einen Eckball hereinbrachte, stieg Luca Hirschmann am Fünfmeterraum am höchsten und köpfte das frühe 1:0 für Würzburg! Die Bamberger Hintermannschaft schien noch in der Kabine zu sein, unbedrängt konnte sich Hirschmann die Ecke aussuchen, entschied sich für die linke Seite und brachte die Kickers in Front. Mit dem Vorsprung im Rücken dominierten die Gäste das Geschehen in der Folge, stets einen Schritt schneller als die Wildensorger gaben die Würzburger den Ton an und drängten Don Bosco tief in die eigene Hälfte. Kapitän Frederik Simon, als alleinige Spitze bei den Wildensorgern aufgeboten, stand derweil meist allein auf weiter Flur und wurde vornehmlich mit langen Bällen gesucht, die der gut organisierten Würzburger Dreierkette um Spielführer Behzad Janati aber kaum Probleme bereiteten. So beherrschte die Heidenreich-Elf das Geschehen auf der Rudi-Ziegler-Sportanlage und kam in der 21. Minute zu einer Großchance, nach Zuspiel von Felix Schmitt konnte Fabian Wagners Schuss aus neun Metern aber noch ins Toraus abgefälscht werden. Nennenswerte Offensivaktionen der Hausherren gab es nicht zu notieren, weit zurückgezogen versuchten die Gelb-Grünen den Gästen möglichst wenig Raum zum Kombinieren anzubieten. Doch die spielstarken Kickers kamen immer wieder mit Tempo in die Gefahrenzone und legten nach einer halben Stunde gleich im Doppelpack nach. Zunächst war es Felix Schmitt, der nach schönem Dribbling von Aaron Zehnter nebst anschließender Flanke per Kopf das 0:2 markierte, ehe drei Minuten später Cornelius Höck Nutznießer einer weiteren Torvorlage von Zehnter war. Diesmal beendete der Flügelspieler seinen Antritt über die linke Außenbahn mit einem scharfen Pass an den langen Pfosten, wo Höck bereit stand und den 0:3-Halbzeitstand besorgte.
Fabian Wagner (vo.) steht zwar besser zum Ball, doch von hinten kommt Mirco Sawinsky (hi.) herangerauscht und erobert das Spielgerät in dieser Szene.
Hendrik Kowalsky
Den Schlussabschnitt begannen die Gäste unstrukturierter, der hohe Druck des ersten Durchgangs schien abgeflaut, stattdessen häuften sich Fehlpässe und technische Fehler bei den Kickers. Die Bamberger schafften es nun, das Geschehen etwas ausgeglichener zu gestalten und hielten die Kickers besser vom eigenen Strafraum fern, ohne wirklich zielstrebig auf Offensive umschalten zu können. Dennoch markierte Kapitän Frederik Simon in der 46. Minute den 1:3-Anschlusstreffer, im Strafraum freigespielt, blieb der groß gewachsene Stürmer cool und überwand FWK-Keeper Linus Eiselein aus zwölf Metern! Sollte etwa doch noch so etwas wie Spannung aufkommen? Nein, angetrieben vom schimpfenden Hans-Jürgen Heidenreich schalteten die Gäste alsbald einen Gang höher und stellten acht Minuten später den alten Abstand her. Erneut resultierend aus einem Eckball kam Behzad Janati im Sechzehner an den zweiten Ball und fackelte nicht lange, trocken traf der Spielführer aus 13 Metern in die rechte Ecke und stellte auf 4:1 für die Würzburger Kickers! Das zarte Pflänzchen der Hoffnung, es war eingegangen und so ging es für Don Bosco in der Schlussphase nur noch darum, eine höhere Klatsche zu verhindern. Das gelang nur teilweise, denn zum dritten Mal an diesem angenehm warmen Vormittag trafen die Unterfranken nach einem Eckball. Erneut passte die Zuordnung nicht und so traf der eingewechselte Samuel Röthlein in der 66. Minute per Kopfball, besorgte den 1:5-Endstand und durfte nach dem wenig später erfolgenden Abpfiff des soliden Schiedsrichters Maximilian Scheumann über den dritten Sieg im vierten Ligaspiel jubeln.
Fast zeitgleich stiegen Luca Hirschmann (li.) und Luis Beck (re.) zum Kopfball hoch.
Hendrik Kowalsky
Die Würzburger Kickers feiern also einen verdienten 5:1-Erfolg bei der DJK Don Bosco und übernehmen mindestens für eine Nacht die Tabellenführung der Bayernliga Nord. Dabei unterstrich das Team von Hans-Jürgen Heidenreich die Ambitionen des Drittliga-Unterbaus und wirkte fast über die gesamte Distanz klar überlegen, ohne wirklich zu brillieren. Hin und wieder schien sich bei den Kickers der Schlendrian Eintritt zu verschaffen, insbesondere die Phase nach dem Seitenwechsel gefiel dem Trainerstab der Gäste verständlicherweise nicht. Freilich ist das Meckern auf hohem Niveau, doch den Anspruch nach Leistungen auf Spitzenniveau stellt man sich bei den Unterfranken nicht ohne Grund. Für die Wildensorger jedenfalls gab es herzlich wenig zu holen, im Kampf gegen den Abstieg kassierte die Richter-Elf nun zwei klare Niederlagen gegen diesjährige Topmannschaften, doch Punkte waren in diesen Duellen kaum eingeplant. Am kommenden Samstag steht für die DJK dann ein Oberfrankenderby bevor, erneut geht es zu einem Aufsteiger, diesmal zum FC Coburg, der bereits sieben Zähler eingefahren hat. Als Favorit geht Don Bosco also auch in der Vestestadt nicht an den Start. Für die Kickers steht ebenfalls in einer Woche das nächste Punktspiel an, gegen die schwer einzuschätzende JFG Wendelstein dürften die Würzburger vor heimischer Kulisse sicherlich mehr gefordert werden, ein Sieg sollte für den Neuling dennoch im Bereich des Möglichen liegen.
Spielbericht eingestellt am 15.09.2018 23:33 Uhr