"Es kribbelt schon die ganze Woche, die Vorfreude, aber auch die Spannung sind natürlich groß", bekannte DJK-Trainer Jan Scheibe vor Spielbeginn. Tatsächlich waren die Begleitumstände des Stadtderbys zwischen dem FC Eintracht Bamberg und der DJK Don Bosco Bamberg keine einfachen, denn während die Hausherren in der U19-Landesliga zwar im oberen Tabellendrittel liegen, wirkte bei der Elf von Andreas Baumer zuletzt der Stecker gezogen. Gleich mehrere klare Niederlagen musste der FCE hinnehmen, darunter das peinliche 1:7 vor heimischer Kulisse gegen den ebenfalls lange Zeit im Tabellenkeller festhängenden FSV Erlangen-Bruck. Die 2:5-Niederlage vor Wochenfrist beim Würzburger FV ließ die Konkurrenten Don Boscos wichtige Punkte einfahren, ein Umstand, der im Vorgang dieser Partie natürlich für Gesprächsstoff sorgte. Dass sich in der Startaufstellung der Bamberger Eintracht an diesem angenehmen Freitagabend gleich sechs B-Junioren wiederfinden sollten, wollte Trainer Andreas Baumer derweil nicht als Geschenk verstanden wissen. Ganz im Gegenteil, "wir haben etwas gutzumachen, auch im Hinblick auf die Hinspielniederlage im Derby. Die letzten Wochen waren für mich persönlich alles andere als zufriedenstellend, daher wollen wir es heute besser machen", betonte Baumer vor Spielbeginn. Es war also alles für einen spannenden Fußballabend angerichtet, bei zwei Punkten Rückstand zum drittletzten TSV Buch brauchten die Gäste bestenfalls drei Zähler, während die Violetten wieder ihr wahres Gesicht auf den Platz bringen wollten.
Mit dem Ball am Fuß nimmt Vlad Saprykin (vo.) Fahrt auf, wird jedoch von Fabius Winter (hi.) verfolgt.
Hendrik Kowalsky
Gut 150 Zuschauer sahen eine Anfangsphase ohne große Höhepunkte, beide Teams standen zunächst recht kompakt und gingen kein allzu großes Risiko ein, die Bedeutung dieser Partie zwei Spieltage vor Saisonende war zu spüren. Auf dem Kunstrasenplatz an der Armeestraße ging es zwar schnell hin und her, der letzte Pass ließ jedoch hüben wie drüben auf sich warten. Erstmals fanden die Gastgeber in der 16. Minute eine Lücke im DJK-Abwehrverbund und sofort zappelte der Ball im Netz, denn als U17-Leihgabe Jakob Tranziska das Leder an der linken Strafraumkante erreichte, verwandelte der Angreifer mit einem platzierten Flachschuss zum 1:0 in die lange Ecke! Feiner Treffer des Stürmers, nichts zu halten für Peter Stöcklein im Kasten der Gäste, zu platziert segelte Tranziskas Innenristschuss in die Maschen. In der Folge versuchten die Wildensorger zu reagieren und erspielten sich ein leichtes optisches Übergewicht, der offensiven Dreierreihe um Mittelstürmer Moritz Straub fehlte es jedoch an Durchschlagskraft. Generell versuchte die DJK des Öfteren, das enge Zentrum zu überspielen, einzig die Genauigkeit ging den langen Bällen in die Gefahrenzone der Bamberger Eintracht ab. Lediglich in der 28. Minute kam Vladyslav Khazanov nach einem Tempogegenstoß aus aussichtsreicher Position zum Abschluss, verfehlte das Gehäuse der Gastgeber aber um einen knappen halben Meter. Die Baumer-Elf verlegte sich in dieser Phase auf schnelles Umschalten nach Balleroberung und stellte in der 33. Minute auf 2:0. Denn als die DJK-Hintermannschaft einen Konter über Vlad Saprykin scheinbar stoppen konnte, wurde der Außenspieler rechts neben dem Sechzehner sofort wieder in Szene gesetzt und passte flach ins Zentrum, wo Robin Renner aus neun Metern unbehelligt einschieben konnte! Jubel bei den Violetten, doch dieses Gegentor musste Don Bosco auch auf die eigene Kappe nehmen, zu einfach ließen die Schützlinge von Jan Scheibe den FCE in dieser Situation gewähren und sahen sich einer immer größer werdenden Aufgabe ausgesetzt. Bis zum Pausenpfiff änderte sich am Spielstand nichts mehr und so ging es mit einer klaren Halbzeitführung für den Tabellenvierten in die Kabinen.
Max Hüttner (vo.) rückte von der U17 in den Kader der Baumer-Elf auf und zeigte eine bärenstarke Leistung, hier lässt er sich von Fabius Winter (hi.) nicht das Spielgerät abluchsen.
Hendrik Kowalsky
Der Schlussabschnitt begann gleich mit einem Aufreger, nach einem Zweikampf im Sechzehner ging Don Boscos Ralph Thomann zu Boden, die Pfeife von Schiedsrichter Jürgen Waßmann blieb jedoch stumm. Eine knifflige Entscheidung, Kontakt war vorhanden, für einen Strafstoß reichte es scheinbar nicht. Die Gäste kamen mit Druck aus der Kabine, die zentrale Dreierkette agierte spürbar offensiver und presste höher, was dem FCE jedoch bald Räume zum Kontern eröffnete. So auch in Minute 54, als Vlad Saprykin einen Tempogegenstoß aus 13 Metern abschließen konnte, aus halbrechter Position aber nur das rechte Lattenkreuz traf. Zwei Minuten später bot sich den Hausherren eine gute Freistoßposition, Kapitän Simon Kollmer legte sich den Ball links am Strafraum zurecht und brachte ihn dann flach an den Fünfmeterraum, wo DJK-Keeper Peter Stöcklein am Leder vorbeigriff und Tim Hofmann schließlich zum 3:0 einschieben konnte! Damit war die Vorentscheidung gefallen, die Wildensorger kassierten den nächsten Genickschlag, die Hypothek wurde immer größer und schien in der heutigen Form nicht mehr überwindbar zu sein. Tatsächlich plätscherte das Geschehen im Anschluss eher vor sich hin, die Luft war zumindest teilweise entwichen, zu souverän standen die Gastgeber, als dass ein Comeback des Tabellenvorletzten denkbar schien. Lange Zeit passierte abgesehen von der einen oder anderen schlampig ausgespielten Konteraktion es FCE nicht allzu viel, doch die letzten zehn Minuten brachten weitere Treffer. Zunächst schnürte Robin Renner in Minute 80 seinen Doppelpack, als Zentrumsspieler eine schlechte Seitenverlagerung von Philipp Bogensperger an der Mittellinie abfing und frei vor Peter Stöcklein zum 4:0 einschießen konnte. In den letzten Minuten betrieb Don Bosco noch Ergebniskosmetik, einen von Simon Kollmer unstrittig an Daniel Schmitt verursachten Foulelfmeter verwandelte Moritz Straub wuchtig zum 4:1 in die Mitte. Der Schlusspunkt war dann Gästeverteidiger Ralph Thomann vorbehalten, der in der 90. Minute einen weiten Ball aus der eigenen Hälfte an der Strafraumgrenze unter Kontrolle brachte und auf 2:4 aus Sicht der DJK verkürzte. Bringen sollte dies den Gästen aber nichts mehr, kurz darauf ertönte der Schlusspfiff und ließ enttäuschte Wildensorger auf dem Kunstrasen zurück.
Christopher Romaus (vo.) kommt mit Dampf aus der eigenen Hälfte und startet zum Sprint, sein Kontrahent Moritz Kaube (hi.) hat Mühe das Tempo mitzugehen.
Hendrik Kowalsky
Auch in der Höhe verdient gewinnt der FC Eintracht Bamberg also das Rückspiel gegen die DJK Don Bosco und revanchiert sich damit nicht nur für die 0:2-Niederlage im Hinspiel. Auch für die großteils schwachen Auftritte der Rückrunde rehabilitierte sich das Team von Andreas Baumer, rief ihr Potenzial über weite Strecken der Partie ab und agierte defensiv sehr gefestigt. Ein Leistungsabfall der Spieler des 2001er-Jahrgangs war keineswegs festzustellen, ganz im Gegenteil. Diverse Akteure der Landesliga-Truppe von Sebastian Schnugg stellten ihr Potenzial unter Beweis und dürfen ab dem Sommer zeigen, ob die dargebotenen Ansätze künftig auch wöchentlich auf den Platz gebracht werden. Ob der FCE dann erneut zwei Partien gegen den Lokalrivalen austragen kann, ist nach dem heutigen Ergebnis mehr denn je zu bezweifeln. Die Wildensorger haben mit 19 Zählern weiterhin zwei Punkte Rückstand auf Konkurrent Buch, der aufgrund des gewonnenen direkten Vergleichs schon mit einem Unentschieden aus den letzten zwei Partien die Teilnahme an der Relegation eintüten kann. Für den Aufsteiger scheint es also direkt wieder in die Bezirksoberliga hinunter zu gehen, die nur teilweise vorhandene Landesliga-Qualität förderte nicht zuletzt die Niederlage an diesem Freitagabend zutage.
Spielbericht eingestellt am 05.05.2018 00:07 Uhr