Beide Teams waren natürlich bis in die perfekt frisierten Haarspitzen motiviert, ein solches Stadtderby ist eben in jeder Altersklasse etwas ganz Besonderes. Norbert Feidel, der Trainer der Hausherren rechnete sich dementsprechend auch einiges aus für die Partie, obwohl seine Mannschaft nach eigenen Angaben "tabellarisch natürlich mit dem Rücken zur Wand steht und etwas zeigen muss." Auch er selbst nahm sich aus der Verantwortung für den schlechten Saisonstart nicht heraus, betonte aber, dass man gemeinsam einen Weg aus dieser Misere finden müsse: "Wir haben drei Langzeitverletzte, aber die restlichen Jungs haben ihre Sache vom Einsatz her bislang ganz ordentlich gemacht, jetzt fehlen nur die Ergebnisse."
Der bärenstarke Silas Krebelder (re.) bei einem der zahlreichen guten Offensivspielzüge der Kickers.
Georg Meyer
Vom Start weg schien die Mannschaft mit den blauen Trikots die Worte ihres Trainers verinnerlicht zu haben. Es entwickelte sich in den ersten fünf bis zehn Minuten ein rassiges Spiel ohne große Vorlaufzeit. Die Hausherren zeigten sich dabei etwas aggressiver und engagierter in den Zweikämpfen und kamen durch Eckbälle und schnelle Spielzüge vor allem über die rechte Seite zu ersten ansehnlichen Aktionen. Hierbei stach in der Anfangsphase besonders Nicolas Engelking heraus, der immer wieder zu Tempodribblings über die rechte Aussenbahn ansetzte und ständig Gefahr ausstrahlte. Entsprechend überraschend kam es dann in der siebten Minute zur schmeichelhaften Gästeführung. Bei einer Hereingabe von der linken Seite machte WFV-Innenverteidiger Martin Eck keine besonders gute Figur und liess den Ball passieren. Tim Schedel fackelte nicht lange und verwertete dieses unverhoffte Präsent mit einem trockenen Flachschuss ins rechte untere Eck - keine Chance für Torwart Pascal Krämer. Die Hausherren waren nun sichtlich geschockt, nur zwei Minuten später hätte es beinahe erneut geklingelt. Wieder war es Eck, der die Großchance für Florian Holstein ermöglichte, indem er auf dem ungewohnten Kunstrasen wegrutschte. Der Schuss von Holstein prallte, noch abgefälscht, an den Pfosten. Die Kickers wachten nun immer mehr auf, kamen auch viel besser in die Zweikämpfe. Die Offensivabteilung um die starken Krebelder, Schedel und Holstein stellte die WFV-Defensive mit schnellen und direkten Spielzügen vor gehörige Probleme. Die Manschaft von Norbert Feidel steckte aber keineswegs auf und versuchte, weiter Druck auszuüben, vor allem über die agile rechte Seite. Mitte der ersten Hälfte war das Spiel völlig ausgeglichen, beide Teams zeigten hohen Einsatz und große Laufbereitschaft. Zu glasklaren Möglichkeiten kamen aber beide nicht mehr. Nach 38 Minuten konnte sich die trickreiche Kickers-Offensive einmal mehr durchsetzen, Holstein zielte aber vorbei. Die Rothosen erspielten sich nun immer mehr Feldvorteile, waren einfach deutlich präsenter und erreichten immer größere spielerische Überlegenheit. Entsprechend sparsam dann auch die Laune bei Norbert Feidel beim Gang in die Kabinen, doch noch war einiges drin. Vor allem bei Standards offenbarte die ansonsten kompakte Kickers-Deckung kleinere Schwächen und Unsicherheiten, allein, der WFV konnte kein Kapital daraus schlagen.
Doch es half alles nichts, die Gäste um den quirligen Tim Schedel (Nr.10) sind einfach zu stark.
Georg Meyer
Doch so gut und vielversprechend das Tabellenschlusslicht auch begann, in der zweiten Hälfte sollten die Unterschiede noch deutlicher zu Tage gefördert werden. WFV-Kapitän Jannik Fischer sprach nach Abpfiff von mangelndem Willen und hängenden Köpfen, doch der Reihe nach. In den ersten fünf Minuten der zweiten Halbzeit kamen die Hausherren direkt einmal gefährlich vor das gegnerische Tor. Nach einem Freistoß von der rechten Seite scheiterte Eck etwa drei Meter vor dem Tor nur knapp (49.). Doch im weiteren Verlauf der Partie kamen die Gäste immer besser in Fahrt, für die agile Offensivabteilung der Rothosen fand der WFV keine Antworten mehr. Der Ball lief einfach insgesamt viel flüssiger in den Reihen der Kickers und folgerichtig erspielten sich die Jungs von Claudiu Bozesan auch die klareren Möglichkeiten. Ein weiteres Tor lag förmlich in der Luft, nachdem Holstein und Hänling jeweils zu guten Schussgelegenheiten kamen. Der Einzige Akteur in Blau, der sich gegen die sich einschleichende Lethargie stemmte, war der Torhüter Pascal Krämer. Lautstark und gestenreich faltete er seine Vorderleute immer wieder regelrecht zusammen, wollte mehr Aggressivität und Einsatz sehen. Ein markerschütternder Ausruf des Keepers sagte alles über den bisweilen laschen Umgang mit den spärlichen Chancen seiner Mannschaft: "Gurkentruppe! Macht die Dinger doch endlich rein!" Im Grunde genommen hatte er Recht. Immer seltener kamen die Hausherren noch zu Möglichkeiten und wenn, dann waren es Zufallsprodukte. Wie etwa in der 60. Minute, als Nicolas Engelking noch einmal einen Sprint auf der Aussenbahn anzog. Seine Flanke geriet zum gefährlichen Schussversuch und zischte nur knapp am rechten Pfosten des verdutzten Gästekeepers Weigl vorbei. Norbert Feidel hatte genug gesehen und wechselte in der Folge munter durch, brachte Michel und Fuss, um die drohende Niederlage noch abzuwenden. Doch nur vier Minuten später sollte sich auch diese Hoffnung in Rauch auflösen. Aus dem schönsten Spielzug des Spiels resultierte der Treffer zum 2:0 für die Gäste, als der überragende Tim Schedel den Kollegen Holstein mit einem perfekt getimten Pass auf die Reise schickte. Dieser vollendete mit gleicher Perfektion aus spitzem Winkel mit einem überlegten Schuss ins lange Eck (64.). Nur noch die größten Optimisten glaubten jetzt noch an die Wende und die Pessimisten sollten Recht behalten. Die Hausherren nutzten einfach ihre Chancen nicht, fünf Minuten nach dem 0:2 brach plötzlich Kapitän Jannik Fischer frei durch, verzog aber deutlich aus 15 Metern. Es sollte einfach nicht sein, die Kickers hatten das Spiel jetzt völlig unter Kontrolle und taten nicht mehr als nötig. Den Schlusspunkt unter diese unterhaltsame Partie setzte der zuvor eingewechselte Arlind Mustafi, der am rechten Strafraumeck sträflich allein gelassen wurde und Krämer mit einem Flachschuss aus zehn Metern überwand (88.).
Die drei Punkte gingen verdientermaßen an die Kickers. Die Truppe von Claudiu Bozesan präsentierte sich als die durchsetzungsstärkere und abgezocktere Mannschaft. Für die Hausherren war diese Niederlage natürlich ein Genickschlag, mit nur einem Punkt aus nunmehr fünf Spielen ziert man weiterhin das Tabellenende. Norbert Feidel zeigte sich enttäuscht und stinksauer. Der Karren muss nun am nächsten Sonntag in Memmelsdorf aus dem Dreck gezogen werden.
Spielbericht eingestellt am 06.10.2013 18:35 Uhr