Vor der Partie dürften die Vorzeichen klar gewesen sein. Rottendorf steht nach 16 Partien im gesicherten Mittelfeld, mit einem halben Auge auf die oberen Plätze und der TSV aus Kleinrinderfeld spiegelt den Punktelieferanten der gesamten Liga wider. Doch nicht heute. Heute sollte ein kleiner Funken Hoffnung in Kleinrinderfeld zurückkehren.
Kleinrinderfelds Lukas Kirchner im Zweikampf mit Robin Busch (li.).
Felix Maier
Das Spiel nahm von Beginn an Fahrt auf. Ohne, dass eine der beiden Mannschaften den nassen und schweren Boden scheuten, gingen beide Team mit offenem Visier aufeinander los. Der erste Angriff galt jedoch den Gästen, die sich über die rechte Seite einen Einwurf nahe der gegnerischen Eckfahne herausspielten. Kurz ausgeführt wollte Rechtsverteidiger Julian Weber zur Flanke ausholen und spielte den Ball mit dem Standbein ins Aus. Eine Szene, die für den gebrauchten Rottendorfer Samstag noch symptomatisch werden sollte.
Auf der anderen Seite führte die erste Offensiv-Szene direkt zum viel umjubelten 1:0. Die Hausherren in blauen Trikots machten über die linke Seite und den stark aufspielenden Lukas Kirchner Druck und beförderten den Ball flach ins Zentrum an die Strafraumgrenze. Dort lauerte Robin Günter, der bisher in der Saison noch kein Tor erzielen konnte. Mit dem Ball am Fuß drehte sich Günter um den Gegenspieler und zirkelte den Ball mit dem rechten Spann am Torhüter vorbei. Wie bei Rottendorf, sollte diese Szene nicht nur Jubel und Erleichterung bewirken, auch sie sollte für den Rest des Tages symptomatisch sein.
In der Folge setzte sich immer wieder eine Mannschaft am gegnerischen Strafraum fest, bevor dann aber der finale Pass in die Spitze zu ungenau war. Rottendorf hatte ohne Frage mehr vom Spiel, nutzte die optische Überlegenheit jedoch nicht und lud Kleinrinderfeld immer wieder zu Kontern ein. Die bisher noch sieglose Heimmannschaft gab sich mit der frühen Führung keinesfalls zufrieden und schob die Abwehrreihe immer wieder fast auf Höhe der Mittellinie an. Dadurch wurde das Mittelfeld extrem eng und Rottendorf brachte die eigenen PS nicht auf den Rasen. Die langen Bälle der Gäste waren an diesem Tag als offensives Mittel zu ungenau.
In der 29. Minute markierte Julian Weber die einzig nennenswerte Chance der Gäste in der ersten Halbzeit. Der Rechtsverteidiger gewann selbst auf der Außenbahn einen Zweikampf und damit den Ball, schickte den Konter über rechts los und setzte sich dann ins Zentrum ab. Der Ball kam dann auch tatsächlich flach zurück zu ihm, seinen Schlenzer etwa von der Strafraumkante, setzte er mit dem linken Fuß jedoch am Kasten der Heim-Elf vorbei. Doch Rottendorf biss sich jetzt auf der rechten Seite fest und machte einiges an Druck. Wäre in dieser Phase der Ball auch nur einmal genauer von den Außen in die Mitte gekommen, wäre einem Tor nichts im Wege gestanden. Doch es sollte komplett anders kommen.
In der Phase, als Rottendorf zielstrebiger und besser erschien, stand es plötzlich 2:0. Einen langen Befreiungsschlag aus der eigenen Hälften nutzten die Kleinrinderfelder, um kurzerhand das komplette Mittelfeld zu überbrücken. Wieder kam der Ball über links ins Zentrum und die Rottendorf-Abwehr war wohl noch auf dem Weg gegen den langen Schlag herauszurücken. Im perfekten Moment wurde der Ball auf Kevin Weidner durchgesteckt, der frei vor Peter Trappschuh sich sein zweites Saisontor nicht nehmen ließ.
Jan Rabe (li., blau) wird von Robin Busch abgegrätscht.
Felix Maier
Die zweite Hälfte bot den 85 Zuschauern in Kleinrinderfeld alles andere als ein Fußballfest, jedoch keinesfalls einen Grottenkick. Rottendorf nahm sich für den zweiten Abschnitt sichtlich etwas vor und bereits in der 46. Minute verpasste Robin Busch nach einem Freistoß denkbar knapp den Anschluss. Im Gegenzug scheiterte Lukas Kirchner daran, die Führung zu erhöhen. Nach diesen beiden Chancen konzentrierte sich die Münz-Elf mehr auf die Verteidigung und ließ den Gegner in Ballbesitz den schweren Rasen bespielen.
Rottendorf biss sich regelrecht die Zähne aus und schaffte es kaum, den Ball in die Spitze zu spielen. Kleinrinderfeld hingegen war äußerst laufstark, spielte diszipliniert und markierte mit vereinzelten Chancen, wie Linus Schrank bei einem Kopfball nach einer Ecke (57.), immer wieder auch offensive Bemühungen. Mit vielen langen Bällen, wenig langem Ballbesitz und immer kürzer werdender Zeit rutschten beide Mannschaften in Richtung Schlussphase.
Rechtsverteidiger Julian Weber (mitte) zwischen Lukas Kirchner (27) und Maximilian Reinders (li.).
Felix Maier
Dass an diesem Tag für Kleinrinderfeld wirklich alles stimmte, zeigte die Einwechslung von Elias Harant. In der 65. Minute kam der Außenbahnspieler und war vorerst unauffällig, entschied dann jedoch die Partie. Aus einem Freistoß der Gäste heraus konterten die Kleinrinderfelder Rottendorf nach allen Regeln der Kunst aus und eben jener Elias Harant hatte am Ende die frischeren Beine, ließ die Abwehrspieler stehen und schloss in der 81. Minute zum 3:0 ab. Entscheidung. Deckel drauf. Heimsieg Kleinrinderfeld.
Der TSV Rottendorf hat sicherlich nicht mit einem derart befreit aufspielendem Gegner aus Kleinrinderfeld gerechnet. Mit dem ersten Sieg in der laufenden Spielzeit keimt bei den Hausherren also wieder so etwas wie Hoffnung auf den Nichtabstieg auf. Jedoch könnte der Knoten im genau richtigen Moment geplatzt sein. Kommendes Wochenende muss Trainer Alexander Münz mit seinem TSV Kleinrinderfeld zum Tabellenführer nach Röllbach. Rottendorf verliert damit nicht nur das vierte Spiel in Folge, sondern droht auch den Einzug in die Aufstiegsrunde auf der Zielgerade zu verpassen. Im letzten Heimspiel der Hinrunde geht nun gegen den direkten Kontrahenten aus Kahl, der nur drei Punkte weniger auf dem Konto hat und die Lang-Elf noch verdrängen könnte.
Spielbericht eingestellt am 13.11.2021 18:38 Uhr