Der Ausgang der Partie war vor dem Spiel von enormer Bedeutung. Denn in Hinblick auf die Aufstiegsrunde, die beide Vereine nach wie vor erreichen wollen, „hilft nur ein Dreier, sonst könnte Lichtenfels schnell der lachende Dritte werden“, betonte Coburgs Sportlicher Leiter Christian Tremel die tabellarische Ausgangslage. Seiner Mannschaft müsse es endlich gelingen, die alte Stabilität im Defensivbereich wieder an den Tag zu legen. Ebenso käme es laut Tremel darauf an, alles dafür zu tun, dass die Torflaute, welche bereits zwei Spieltage lang andauert, gegen Memmelsdorf behoben wird.
Auch bei den Gästen aus dem Bamberger Landkreis sah die derzeitige Formkurve alles andere als zuversichtlich aus, da man aus den letzten vier Partien nur ein Pünktchen holen konnte. Für das Spiel gegen den FCC galt es, schnelle Tempogegenstöße zu verhindern, weil man nach Aussage von Trainer Michael Wernsdorfer bei Kontern immer wieder Schmerzen hätte. Auch die personellen Ausfälle aufgrund von Krankheiten und Verletzungen machten diese schwierige Aufgabe in der Fremde nicht unbedingt leichter. „Wir haben gerade den ersten kleinen Durchhänger in der Saison. Aus dem Loch müssen wir uns jetzt rausziehen“, gab sich SVM-Coach Wernsdorfer kämpferisch und hatte allen Grund dazu. Schließlich hatte der SV Memmelsdorf das Erreichen der Aufstiegsrunde nach wie vor in den eigenen Händen. Selbiges galt für den FC Coburg, sodass die Partie im Vorfeld kaum mehr Spannung und Gewichtung enthalten könnte.
In höchster Not sucht Daniel Krüger eine Anspielstation, denn Tevin McCullough sitzt ihm bereits im Nacken.
Lukas Köhn
Zu Beginn der Partie merkte man beiden Mannschaften den Stellenwert der Partie an, da keiner unnötigerweise ins Risiko gehen wollte. Es galt zunächst keinen frühen Gegentreffer zuzulassen und so konzentrierten sich die Kontrahenten überwiegend auf eine stabile Defensive. Dementsprechend passierte in den ersten 25 Minuten recht wenig. Einzig ein paar Torschüsse durch Freistöße oder aus der Distanz auf beiden Seiten deuteten halbwegs Torgefahr an. Der SV Memmelsdorf war darauf bedacht, situativ hoch zu pressen und anzulaufen und somit die Hintermannschaft des FCC in Bedrängnis zu bringen, was anfänglich jedoch nicht optimal funktionierte, da sich Coburg immer wieder mit gutem Kurzpassspiel oder einen langen Ball in die Spitze befreite. Diese Pressingresistenz nahm mit zunehmender Spieldauer aber immer weiter ab und so häuften sich die einfachen Abspielfehler im Spielaufbau und ungenauen Befreiungsschläge, sodass die Gäste die Oberhand gewannen und sich ihre ersten Chancen erarbeiten konnten, die es in sich hatten. Nach einem Steckpass von Fabian Trunk, der für Stürmer Luis Grasser eigentlich zu lang war, unterlief Heim-Keeper Luis Krempel ein Stockfehler und Grasser fand sich urplötzlich mutterseelenallein vor dem verwaisten Coburger Tor wieder. Sein Abschlussversuch landete jedoch nur am Außenpfosten. Nur sieben Minuten später tat sich die nächste Riesenchance für Luis Grasser auf. Er antizipierte einen Pass von Daniel Alles im Aufbauspiel, der ihn somit einlud, alleine auf Schlussmann Krempel zuzulaufen. Er nutzte dieses Geschenk abermals nicht zur Führung, weil er den Torwart anschoss. Eine Gästeführung wäre zur Halbzeit die absolut logische Konsequenz des Spielverlaufs gewesen, weil die Schützlinge um Spielertrainer Michael Wernsdorfer bis zu diesem Zeitpunkt eine starke Partie ablieferten. Das Chancenplus und die Qualität der Möglichkeiten sprachen für sich. Michael Wernsdorfer fungierte als das zentrale Element im Mittelfeld und verband die Defensive mit der Offensive, indem er viele Angriffe einleitete. Auch die weiten Chipbälle auf Luis Grasser trugen Früchte, sobald dieser seine nachrückenden Mittelfeldspieler anspielte. Dem FC Coburg mangelte es an Durchsetzungsvermögen und Kreativität in der gegnerischen Hälfte, was auch auf die starke Leistung der Innenverteidiger um Daniel Krüger und Daniel Schäfer zurückzuführen war.
Adrian Guhling findet die Lücke und kann sich aus Situation befreien, ehe Lukas Schuberth (Mitte) und Fabian Trunk (links) ihn doppeln können.
Lukas Köhn
Der FCC kam insgesamt deutlich besser und wacher aus der Kabine. Sie näherten sich dem Memmelsdorfer Gehäuse immer weiter an und ließen den Ball gut laufen. Zu beobachten war, dass die beiden Sechser regelmäßig gegengleich abkippten, um Räume und Anspielstationen in der Zentrale zu kreieren. Dadurch konnten sie dem Spiel ihren Stempel auf- und den SVM tiefer in die eigene Hälfte drücken. Hin und wieder wurde ein Diagonalball zur schnellen Verlagerung eingestreut, um den Gegner in Bewegung zu bekommen und Lücken zwischen den Abwehrketten zu reißen. Durch diese mutigere Herangehensweise erarbeitete sich die Heimelf die Führung. Aykut Civelek zog halbrechts vorm Strafraum zwei Gegenspieler auf sich und gab ab auf Gökhan Sener. Dieser fackelte keine Sekunde und ließ SVM-Keeper Thomas Schuberth mit seinem satten Schuss ins linke Eck keine Abwehrchance. In der Folge versuchten die Gäste durch schnelles Umschalten nach Ballgewinn und Kontern zum Ausgleich zu gelangen. Dadurch ergaben sich für die Coburger vermehrt Räume in der gegnerischen Hälfte, wodurch sie ihre spielerische Klasse an den Tag legen konnten. Es ergaben sich mehrere Überzahlsituationen für den FCC, die sie jedoch nicht konsequent zu Ende spielten und dadurch verpassten das Ergebnis in die Höhe zu schrauben. In der 74. Minute bediente Tevin McCullough Aykut Civelek, der einen verteidiger stehen ließ, aber bei seinem Abschluss nur den Pfosten traf. Keine zwei Minuten später war es Ricardo König, der mit einem ansatzlosen Flachschuss die Reflexe von Thomas Schuberth auf die Probe stellte. Der SV Memmelsdorf kam zu keiner nennenswerten Torchance mehr, sodass die Heimelf das Ergebnis souverän über die Zielgerade brachte.
Tevin McCullough rieb sich in der ersten Hälfte auf und setzt in dieser Szene zur Grätsche an. Gegen seine Bewacher aus der Viererkette hatte er aber kein leichtes Spiel.
Lukas Köhn
Der ausschlaggebende Punkt in dieser Begegnung war, dass die Gäste aus Memmelsdorf ihre wirklich herausragenden Möglichkeiten im ersten Durchgang nicht nutzten und somit die Gastgeber am Leben ließen. Der FC Coburg zeigte in der zweiten Hälfte die passende Reaktion auf die maue erste Halbzeit und konnte durch eine deutliche Steigerung der Leistung das Blatt wenden und den Spielverlauf auf den Kopf stellen. Dementsprechend sah man zwei unterschiedliche Hälften und ein Spiel, das die Gastgeber aufgrund eines präzisen Schusses für sich entscheiden konnten. Die drei Punkte bleiben durch den klasse Auftritt nach der Pause verdientermaßen in Coburg. Damit machten die Vestekicker einen Riesenschritt in Richtung Top Vier und haben es in der darauffolgenden Woche beim SV Friesen in der eigenen Hand, alles klar zu machen. Der SV Memmelsdorf hingegen kassierte die dritte Niederlage in Serie und rutscht somit noch tiefer in die Krise. Mittlerweile muss man an der Schmittenau mehr als zittern, was das Vermeiden der Abstiegsrunde betrifft. Vor allem, wenn man in Betracht zieht, dass am kommenden Wochenende mit den Freien Turnern aus Schweinfurt eine echte Mammutaufgabe wartet, gibt es wenig Gründe, optimistisch zu sein.
Spielbericht eingestellt am 13.11.2021 20:31 Uhr