Personell durchaus geplagt reiste die Sylvia zum Derby an den Obermain, da neben Tom Thiel (Schulterverletzung) und Jakob Engelmann (Innenbandabriss) kurzfristig auch noch Lukas Werner erkrankt passen musste. Gäste-Coach Dieter Kurth ging nach der spielfreien Pause in der Vorwoche aufgrund der jüngsten Leistungssteigerungen dennoch zuversichtlich in die Partie. Dass für seine Elf nach 90 Minuten nichts Zählbares heraussprang, lag zwar zum einen ohne Zweifel am nicht vollständig abgerufenen Potential des eigenen Vermögens, zum anderen aber auch an einem leidenschaftlichen FCL, der seinem Kontrahenten stetig zusetzte, diesen kaum zur Entfaltung kommen ließ und selbst spielerische Akzente nach vorne setzte.
Lukasz Janowiak (li.) legt sich den Ball an Sascha Trivuncevic (re.) vorbei.
Gerd Gätzschmann
"Wir wollen spielerische Lösungen finden. Wenn wir den Ball selbst haben, hat ihn Lichtenfels nicht", zitierte Dieter Kurth vor dem Spiel das kleine Einmaleins der Fußballkunst, hatte seine Rechnung jedoch in diesem Fall ohne einen Kontrahenten gemacht, der insbesondere in der Anfangsphase beinahe wie entfesselt aufspielte. "Hohes Angriffspressing", versprach FCL-Trainer Oliver Müller und seine Elf sollte genau das auch mit hoher Laufintensität umsetzen. Lichtenfels störte seinen Widersacher früh im Spielaufbau und wenn sich die Sylvia doch einmal aus der eigenen Hälfte lösen konnte, waren die Hausherren auch in der zweiten Reihe aggressiver und einfach wacher in den Zweikämpfen, so dass verlorene Bälle rasch zurückerobert wurden. Dabei präsentierten sich die Hausherren als eine homogene Einheit, in der jeder seinem Nebenmann zur Unterstützung eilte, so dass die Gäste-Angreifer sich nicht selten einer personellen Überzahl in Ballnähe gegenübersahen. Beinahe folgerichtig sprangen sofort nennenswerte Möglichkeiten für den FCL heraus. Bereits in der fünften Minute tauchte Leon Holzheid nach einer flüssigen Umschaltaktion völlig frei vor Keeper Knauer auf, fand in diesem jedoch seinen Meister. Nachdem auch Schaller und Jankowiak zu aussichtsreichen Gelegenheiten kamen, lag ein Tor förmlich in der Luft. Genau dieses sollte auch fallen - allerdings auf der anderen Seite. So machte sich in der 20. Minute die spielerische Extraklasse des Liganeulings bezahlt. Ebersdorf verlagerte aus dem Zentrum heraus gedankenschnell das Geschehen und überspielte so mit einem Pass die gesamte hintere Kette der Hausherren. Fabian Carl als Vorlagengeber und Patrick Heidenreich als Vollstrecker hatten in der Überzahlsituation dann keine Mühe zum 0:1 zu vollenden. In der Tat benötigten die Korbstädter einige Minuten, um sich von diesem Schock zu erholen, ehe ihnen Hüter Uwe Knauer ein spendables Geschenk bereitete. Nach einem langen Rückpass setzte er zu einem weiten Schlag von der Strafraumgrenze aus an. Die einzige Bedrängnis stellte das ausgestreckte Bein des unermüdlich nachsetzenden Fabian Funk dar - und genau dieses traf Knauer. Zum Entsetzen derer, die es mit der Sylvia gut meinte, trudelte das Spielgerät gemächlich zum Ausgleich über die Linie. Als Lukasz Jankowiak nur zwei Zeigerumdrehungen den aufgerückten Leon Holzheid mit einem Diagonalball am zweiten Pfosten fand und dieser aus vollem Lauf humorlos mit dem linken Schlappen seinen ersten Landesligatreffer markierte, war Lichtenfels nicht nur zurück im Spiel, sondern belohnte sich für einen bis dato äußerst couragierten Auftritt.
Lukasz Jankowiak (li.) schirmt den Ball klasse gegen Sascha Trivuncevic (re.) ab.
Gerd Gätzschmann
Die Kurth-Elf ließ schon im ersten Durchgang das ein oder andere Mal die eigene spielerische Klasse aufblitzen und überwand in wenigen Situationen mit teils ansehnlichen Anspielen die kompakte Hintermannschaft des FCL. Mit der Motivation genau diese Möglichkeiten weiter zu forcieren, kamen die Gäste aus Kabine, um nur zwei Minuten später einen neuerlichen Dämpfer zu erhalten, von dem sich die Sylvia nicht mehr erholen sollte. Auf Höhe der Mittellinie kam Fabian Funk an das Spielgerät und schickte seinen Flügelspieler Christopher Schaller blitzgescheit auf die Reise. Die Fahne des Schiedsrichter-Assistenten blieb unten und so hatte der 27-Jährige freie Fahrt. Im Eins-gegen-Eins gegen Keeper Knauer zeigte er Nervenstärke und netzte ins lange Eck zum 3:1 ein. Es war ein Tor, das seine Wirkung nicht verfehlte. Obwohl noch über vierzig Minuten auf der Stadionuhr standen, ließ nicht nur die Körpersprache der Gäste erahnen, dass ihnen jener Treffer den Wind aus den Segeln nahm. Nach Fabian Bergmanns starkem Solo, bot sich dem kurz zuvor eingewechselten Omar Rahmani die Chance zum Anschlusstreffer, doch er fand nur das das Bein von Abwehrchef Martin Hellmuth (61.). So strichen die Minuten dahin, ohne dass Ebersdorf entscheidend Druck ausüben konnte. Lichtenfels blieb "eklig" in den Zweikämpfen, verteidigte kurzzeitig wieder sehr hoch und ließ auf diese Weise der Sylvia keine Möglichkeit, die eigenen Stärken gewinnbringend einzusetzen. Während die Hausherren das Geschehen kontrollierten und den Vorsprung souverän zu Ende verteidigten, fehlte bei den Gästen irgendwann der Glaube an die Wende und somit auch das letzte Aufbäumen. Andreas Böhnlein tauchte in der 80. Minute noch einmal frei vor Weise auf, der dessen Geschoss jedoch abwehrte, womit die letzte Chance des Gastes vereitelt war. Lichtenfels behielt nicht zuletzt dank einer über die volle Distanz gezeigten konzentrierten und leidenschaftlichen Vorstellung verdient die drei Punkte im eigenen "Wohnzimmer". Ebersdorf brachte seine vorhandene Qualität zu selten auf den grünen Rasen, um etwas Zählbares mit auf die kurze Heimreise nehmen zu können.
Jan Haselmann (li.) ist einen Schritt schneller und kann den Ball gegen Fabian Bergmann (re.) klären.
Gerd Gätzschmann
Spielbericht eingestellt am 10.09.2021 21:52 Uhr