Die Korbstädter standen nach der Auftaktniederlage im Nachbarschaftsderby schon ein wenig unter Zugzwang, um nach zwei Spieltagen keinen kompletten Fehlstart hinzulegen. Die Gastgeber hingegen starteten nach einem spielfreien Woche in die noch junge Saison und bekamen als Gradmesser prompt eine knifflige Aufgabe vorgesetzt. Schließlich weiß der FCL vor allem seine kämpferische Leidenschaft in die Waagschale zu werfen und die war es letztlich auch, die den spielerisch etwas stärkeren Hausherren den Zahn zog. Die fanden nämlich gegen kompakte Lokalrivalen kaum den Weg in die gefährliche Zone und müssen daher unter dem Strich eine nicht unverdiente Heimniederlage quittieren.
Jonathan Baur (li.) hat Sturmtank Lukasz Jankowiak das Leder abgeknöpft.
Bernd Riemke
Dabei nahm die Begegnung von Beginn an einen durchaus erwartbaren Verlauf. Die Heimelf verzeichnete vor gut 550 Zuschauern mehr Ballbesitz und traf dabei auf einen Gegner, der insbesondere im Zentrum sehr kompakt verteidigte. Entsprechend flexibel trachteten die Vestekicker danach, den Abwehrblock auszuhebeln. Sowohl das flüssige Kurzpassspiel wie auch die öffnenden Diagonalbälle waren nett anzusehen, ernsthafte Gefahr beschworen sie jedoch zu selten herauf. Den schönsten Angriff zelebrierte Coburg bereits nach zwölf Minuten, als es im One-Touch-Modus auf dem linken Flügel bis zur Grundlinie ging und Tevin Mc Cullough per sehenswerter Direktabnahme nur den rechten Innenpfosten traf. Aus dem Spiel heraus musste der fangsichere und viel Ruhe ausstrahlende Niklas Weise zwischen den Pfosten der Roten im weiteren Verlauf des ersten Durchgangs nicht mehr entscheidend eingreifen. Die klareren Einschussgelegenheiten hatten sogar die Gäste - beziehungsweise Leon Holzheid, der im Privatduell mit Luis Krempel zweimal den Kürzeren zog. Schoss der Lichtenfelser Sechser in der 35. Minute den sich breit machenden Torsteher aus leicht spitzem Winkel im Abschluss an, zeigte Krempel eine Viertelstunde zuvor einen glänzenden Reflex, als er gegen den selben Spieler bei dessen linken Hammer aus kürzester Entfernung beide Fäuste an das Leder brachte. "Man muss merken, dass das ein Derby ist", schärfte FCL-Trainer Christian Goller seinen Mannen vor der Begegnung ein und entsprechend kämpferisch ging seine Elf zu Werke. Spielerisch fiel Lichtenfels vor dem Seitenwechsel indes wenig Kreatives ein. Zu durchschaubar waren die langen Bälle aus der eigenen Hälfte auf die einzige Spitze. In dieser Rolle wechselten sich die Jankowiak-Brüder ab, denen es jedoch selten gelang das Leder für die nachrückenden Mitspieler festzumachen.
Bei seinem Angriff auf Eric Heinze lässt Tobias Zollnhofer (re.) das Spielgerät nicht aus den Augen.
Bernd Riemke
Am Spielverlauf änderte sich im zweiten Durchgang zunächst wenig. Es lief bereits die 64. Minute, als der emotionale Faktor noch einmal angestachelt wurde. Als Pascal Scholz gut 20 Meter vor dem Tor regelwidrig zu Fall gebracht wurde, legte sich Christopher Schaller den Ball zum Freistoß zurecht. Der Linksfuß war erst drei Zeigerumdrehungen zuvor eingewechselt worden und verzeichnete mit diesem Standard seinen ersten Ballkontakt. Den Freistoß zirkelte er auch sehenswert über die gut postierte Mauer, allerdings direkt in die auffangbereiten Hände des Luis Krempel. Der 21-Jährige leistete sich in seinem achten Landesliga-Einsatz jedoch einen dicken Patzer und ließ den hohen Ball durch seine Finger hinter die Linie gleiten. Nach diesem 0:1 nahm die Partie noch einmal Fahrt auf. Daniel Alles und Ricardo König hätten zeitnah ausgleichen können, doch ihre Visiere waren nicht exakt genug justiert. So lief Coburg zunehmend die Zeit davon zumal die Gastgeber nicht zwingend genug agierten. Insbesondere als der baumlange Daniel Sam gut zehn Minuten vor dem Ende in die Partie kam, hätte der FCC seine Kopfballstärke zu nutzen suchen müssen. Die Bälle landeten jedoch meist im Zentrum, von wo aus das Spiel auf die Flügel verlagert wurde, wo sich die Coburger entweder nicht durchsetzen konnten oder die Anspiele ohnehin schon zu ungenau waren, um sie entschlossen weiterverarbeiten zu können. "Wir werden am Schluss mehr Power haben", orakelte Coburgs Trainer Lars Müller vor dem Spiel, doch diese Power brachten seinen Mannen nicht auf den grünen Rasen. So fiel es Lichtenfels gar nicht so schwer, den Vorsprung zu verteidigen. Dass es bis in die vierminütige Nachspielzeit hinein spannend blieb, war den zum Teil schlampig ausgespielten Kontern der Gäste zu verdanken. Einige Male schaltete der FCL nach Ballgewinn schnell um, nutzte seine nominelle Überzahl bei den Gegenstößen jedoch nicht aus. Die beste Gelegenheit ließ Lukasz Jankowiak ungenutzt, als er in der 76. Minute mit Anlauf mutterseelenallein auf Krempel zulief, den Ball aus vollem Lauf jedoch neben den Pfosten setzte. Da sich Coburg in Ermangelung spielerischer Zielstrebigkeit weiterhin auf Schüsse aus der Mitteldistanz von außerhalb des Strafraums beschränkte und diese ausnahmslos ihr Ziel verfehlten, bügelte der FCL schließlich seinen Nuller aus der Vorwoche aus. Den FCC ereilte letztlich das gleiche Schicksal, wie dem Konrahenten: Erstes Spiel zu Hause und gleich verloren.
Der eingewechselte Felix Lausch (re.) macht Jagd auf Tevin McCullough.
Bernd Riemke
Spielbericht eingestellt am 30.07.2021 23:50 Uhr