Vor dem Gipfeltreffen waren eher die Gastgeber unter Druck. Denn nach der 2:4-Niederlage bei der JFG Leitenbachtal vor zwei Wochen war man nur noch an der Spitze, weil man eine Partie mehr als der Konkurrent ausgetragen hatte. "Die Einstellung hat nicht gepasst, dazu der kleine Platz und ein Referee mit zahlreichen fragwürdigen Entscheidungen", nannte der West-Coach als Ursachen für die Pleite. Deshalb wollte man beim Gipfeltreffen auch zunächst viel Druck ausüben, um sich dann, mit einem möglichen Tor im Rücken, zurückzuziehen. Etwas entspannter konnten die Gäste die Sache angehen. Nach dem etwas dürftigen Remis gegen Creußen fanden die Lang-Schützlinge in der Rückrunde schnell in die Spur. Allerdings meinte der JFG-Coach, der bis auf die Langzeitverletzten alle Mann an Bord hatte: "Die Partie heute ist wegweisend, aber nicht vorentscheidend. Vielmehr kommt es darauf an, gegen die vermeintlich Kleinen zu punkten."
In der ersten Hälfte unterliefen den Westlern so manche Ausrutscher – Tizian Wagner (re.) profitiert hier davon.
Hans Wunder
Wie angekündigt legten die Platzherren gleich flott los. Doch die Gästeabwehr stand gut und musste nur zittern, als Tom Stegmaier einen Freistoß von der Sechzehnerlinie hart, aber mittig, auf den Kasten jagte. Aber Keeper Georg Bayer war auf dem Posten und verlebte anschließend ruhige Minuten. Auch wenn seine Elf nun immer stärker aufkam, war der Führungstreffer für Deichselbach ein Geschenk. West-Verteidiger Fabian Schuster rutschte als letzter Mann aus, verletzte sich dabei und Fabian Hanisch hatte im zweiten Versuch keine Mühe, das Leder im Netz unterzubringen. "Fabian Schuster musste in der Halbzeit wieder eingerenkt werden", ließ Coach Rauh zum Pechvogel wissen. Und auch das Spiel der Heimelf war jetzt irgendwie ausgerenkt. Die Mannschaft schien geschockt zu sein, verlor viel zu schnell den Ball und gewann nun kaum mehr Zweikämpfe. Deichselbach hatte mehrmals den zweiten Treffer auf dem Fuß, scheiterte aber immer wieder nur knapp - Pascal Lang etwa traf mit seinem Flachschuss nur den Innenpfosten und köpfte anschließend über den Balken. Und auch Patrick Niersberger scheiterte nach Ecke nur knapp. Freilich wurden zwei aussichtsreiche Angriffe wegen Abseitsstellung abgepfiffen - zu diesem Zeitpunkt sah man das bei den Gästen aber noch recht entspannt.
Auch Marcel Herlitz (li.) setzte auch erst nach Pause Akzente.
Hans Wunder
"Ich habe meiner Mannschaft in der Pause gesagt, sie soll alles rausblasen", verriet Frank Rauh. Denn nach dem verzagten und unkonzentierten Auftritt in der ersten Hälfte durfte man froh sein, dass man nur knapp in Rückstand war. Mit der Umstellung auf Dreierkette entfachten die Gastgeber jedoch jetzt mehr Angriffsdruck und wurde schnell belohnt. Ein Zuckerpass durch die Schnittstelle der Viererkette von Marc Herlitz landete bei Lars Schmidt, der, ebenfalls im zweiten Versuch, den Ausgleich markierte. "Der Schütze stand beim Pass klar im Abseits", schimpfte Gästecoach Markus Lang. Das half aber nichts. Anschließend drängten die Westler sogar auf die Führung, kamen aber gegen die vielbeinige JFG-Abwehr kaum zu echten Torchancen. Als Deichselbach die Partie wieder ausgeglichen gestalten konnte, schlug die Heimelf erneut zu. Der Schuss von Lars Schmidt, der vorher schon einen gefährlichen Kopfball angesetzt hatte, wurde zwar abgeblockt. Doch Bastian Bäßler lauerte in Mittelposition, zog kurzentschlossen ab und drosch die Kugel unter die Latte. Jetzt waren die Gäste gefordert. Allerdings fiel der Lang-Elf gegen die massive West-Abwehr wenig ein. Nur als Jonas Hubrich für seinen bereits geschlagenen Keeper kurz vor der Linie retten musste, lag der Ausgleich in der Luft. Ansonsten gab es viel Nervosität und Hektik, aber keine klaren Gelegenheiten mehr.
Hier hat aber Patrick Niersberger (am Ball) alles in Griff.
Hans Wunder
Letztlich war der Sieg für die JFG Bayreuth West/Neubürg eine Willensleistung. Die Gäste dürften den guten Gelegenheiten in der ersten Hälfte nachtrauern und waren auf dem Referee nicht gut zu sprechen. Freilich ist das Titelrennen noch nicht entschieden. "Mit Kemmern haben wir gleich den nächsten dicken Brocken vor der Brust", warnte deshalb Coach Frank Rauh. Bei Deichselbach betrieb Markus Lang gleich nach dem Spiel Seelenmassage und lobte den beherzten Auftritt seiner Truppe- allerdings hat man jetzt die die Meisterschaft nicht mehr in der eigenen Hand.
Spielbericht eingestellt am 21.04.2018 19:31 Uhr