"Wir haben gegen Neukenroth ganz schwach gespielt, heute müssen drei Punkte her!" Klare Worte fand TSV-Coach Roland Dietz nach der Nullnummer gegen den Aufsteiger, doch die Chance zur Wiedergutmachung sollte mit dem Heimspiel gegen die SG SV Memmelsdorf gekommen sein. Mit nur fünf Punkten zieren die Rot-Weißen das Tabellenende, ein Dreiergespann bestehend aus Pascal Schneider, Nicolas Müller und Markus Saal hat die einstmals in der BOL spielende U19 vor wenigen Wochen übernommen und soll das Team zum Klassenerhalt führen, musste man etwas Zählbares aus der Badstadt entführen. Recht offensiv gingen die Gäste diese Partie daher an, im 4-4-2-System schickte Nicolas Müller seine Elf ins Rennen und daher dürften die Staffelsteiner gewarnt sein, diesen Gegner galt es nicht zu unterschätzen.
Mehr unfreiwillig als geplant legt sich Johannes Zeis (re.) das Leder durch die eigenen Beine, Moritz Deinlein (li.) kann er damit jedoch verladen.
Hendrik Kowalsky
Kalt, windig und immer mal wieder ein paar Tropfen - einladend war das Wetter am Sonntagvormittag gewiss nicht. 25 Unentwegte lockte das Duell im Städtischen Stadion zu Bad Staffelstein dennoch hinter dem Ofen hervor, sonderlich Erwärmendes boten Akteure auf dem Rasen aber nicht. Die Anfangsphase verpuffte ohne Torgefahr, ein leichtes optisches Übergewicht erspielten sich die Hausherren, im kompakten Zentrum war gegen die vielbeinige Memmelsdorfer Defensive aber kein Durchkommen. Die Gäste versuchten ihrerseits mit schnörkellosem Umschaltspiel für Torgefahr zu sorgen, im letzten Drittel fehlte aber die Genauigkeit im Passspiel und daher dauerte es eine ganze Weile, ehe das Duell an Fahrt aufnahm. Nach einer halben Stunde gab es die erste gute Gelegenheit des Spiels zu notieren und diese eröffnete sich den Memmelsdorfern, nach Zuspiel von Luca Winkler in die Gasse scheiterte Nico Bayer aus neun Metern jedoch an TSV-Schlussmann Leonard Geuß, der das Spielgerät ins Toraus lenkte. Mittlerweile wirkten die Gäste bissiger, agierten ein paar Meter höher und ergriffen zunehmend die Initiative. Durch konsequente Zweikampfführung eroberte der Tabellenletzte nun häufiger im Zentrum die Bälle und versuchte sofort die Doppelspitze in Szene zu setzen. Von den Staffelsteinern kam in dieser Phase einfach zu wenig, unnötige Fehler und fehlende Laufbereitschaft machten es der SVM-Hintermannschaft zu einfach. Die Quittung für die mäßige Leistung der Dietz-Elf ließ bis dato noch auf sich warten, doch in der 42. Minute schlug Memmelsdorf nach einem ruhenden Ball zu. Denn als ein Freistoß aus über 40 Metern in den Sechzehner des TSV geschlagen wurde, schien keiner den eingewechselten Antonino Matassa wahrzunehmen, und so fälschte der Joker das Leder aus sechs Metern zum 1:0 aus Sicht der Spielgemeinschaft in die Maschen ab! Kräftiger Nackenschlag für die Gastgeber, kurz vor der Pause ging man in Rückstand und so gab es in der Kabine reichlich Gesprächsstoff.
Der Memmelsdorfer Nico Knobel (vo.) versucht mit Ball am Fuß Tempo aufzunehmen, Sebastian Hellmuth (hi.) liefert Begleitschutz.
Hendrik Kowalsky
Roland Dietz reagierte auf die maue Vorstellung seiner Schützlinge und brachte mit Luca Hofmann und Simon Schnapp frisches Personal, die erste Chance im zweiten Durchgang besaß jedoch erneut Antonino Massata. Von Paul Fleischmann in Szene gesetzt, tauchte der Angreifer plötzlich frei vor Leonard Geuß auf, ließ im Abschluss aber die Präzision vermissen. Praktisch im Gegenzug spielten die Hausherren erstmals einen Spielzug konsequent zu Ende und wurden prompt mit dem Ausgleich belohnt, denn als Kapitän Julian Zapf auf der rechten Außenbahn viel Platz vorfand und den Ball sauber vor das Tor der Gäste spielte, lief Jonas Dietz im richtigen Augenblick ein und traf per Flachschuss zum 1:1 für Staffelstein! Das ging fix, mit der ersten echten Möglichkeit stellte der TSV die Uhren auf Null und die schnelle Antwort der Gastgeber schien bei den Memmelsdorfern Spuren zu hinterlassen. In der Folge übernahmen die Hausherren zusehends das Kommando, der Torerfolg schien die Blauen zu beflügeln, während der SVM immer tiefer in die eigene Hälfte gedrängt wurde und nur noch selten für Entlastung sorgen konnte. Diverse kleinere Gelegenheiten brachten keinen weiteren Treffer für die Badstädter, doch als die Schlussviertelstunde gerade anlief, brachte eine Standardsituation die Gastgeber in Front. Nachdem die Gäste einen Tempogegenstoß nur per Foulspiel unterbinden konnten, schnappte sich Philip Eiermann das Leder in 30 Metern Torentfernung. Aus dem rechten Halbfeld geschlagen, brachte er das Leder auf den langen Pfosten und plötzlich lag der Ball im Tor! An Freund und Feind vorbei segelte das Spielgerät in die linke Ecke, unglückliche Situation für SVM-Keeper Fabian Vantaggiato, der spekulieren musste und letztlich nicht mehr eingreifen konnte. Das Spiel war also gedreht und so ging es nun in die heiße Schlussphase. Die Gäste gaben sich noch nicht geschlagen, sie stellten auf volle Offensive und versuchten den Ausgleichstreffer mit der Brechstange zu erzwingen. In der Nachspielzeit hätte das auch beinahe geklappt, doch als Dominik Kraus nach einem hohen Ball in den Sechzehner aus fünf Metern zum Abschluss kam, rettete Simon Bornschlegel auf der Linie für seinen geschlagenen Keeper und sicherte damit auch den knappen Heimsieg.
Moritz Deinlein (li.) spielt einen Pass an der Seitenlinie entlang, Staffelsteins Alexander Nuß (re.) kommt mit seinem Abblockversuch zu spät.
Hendrik Kowalsky
Aufgrund der Leistungssteigerung im Schlussabschnitt geht der Sieg für die Gastgeber in Ordnung, dennoch hätte dieses Spiel auch ganz anders laufen können. Die Marschroute von Gästecoach Nicolas Müller ging in den ersten 45 Minuten sehr gut auf, defensiv stand die SG sattelfest und kam vorne zu mehreren guten Möglichkeiten, von denen Matassa eine Chance zur Führung ummünzte. Doch eben jener Massata hätte kurz nach der Pause auf 2:0 stellen können, vielleicht sogar müssen. Vermutlich wäre der TSV dann nicht mehr zurückgekommen, so aber fiel fast postwendend das 1:1 und damit auch die Ordnung in der Memmelsdorfer Hintermannschaft. Steckt man erstmal im Tabellenkeller fest, bringen auch Situationen wie die Chance von Kraus in der Nachspielzeit keinen Erfolg mit sich, am Ende muss sich der SVM knapp geschlagen geben und geht mit nur einem Sieg aus zehn Partien in die Winterpause. Der Kontakt zur Konkurrenz ist zwar noch vorhanden, ist man doch nicht das einzige Team mit einstelliger Punktzahl. Dennoch hat man nun für vier lange Monate die rote Laterne inne und benötigt einen frühen Lauf in der Rückrunde, um sich Hoffnungen auf den Nichtabstieg machen zu können. Ganz anders dagegen die Lage in Bad Staffelstein, solide 17 Zähler heimsten Roland Dietz und sein Team nun ein, damit befindet man sich sogar in der extrem breiten Spitzengruppe der BOL. Wobei der Begriff Spitzengruppe in diesem Fall irreführend ist, rangieren doch sechs der zwölf Teams dieser Staffel mit nur drei Punkten Abstand voneinander in der oberen Hälfte. Die Hinrunde ist aus Sicht des TSV jedenfalls geglückt und so kann man frohen Mutes in die Winterpause gehen.
Spielbericht eingestellt am 20.11.2017 00:53 Uhr