"Wir haben hier nichts zu verlieren, dessen sind wir uns bewusst. Wir treffen auf eine große JFG, die für mich der klare Meisterschaftsfavorit ist", so klar formulierte Regnitzlosaus Trainer Fabian Rocktäschel die Ausgangslage vor dem Auswärtsspiel der SG beim Tabellenführer JFG Steigerwald. In der Tat schickt sich der Klassenprimus bislang an, den Erwartungen an den im Vorjahr starken U17-Jahrgang von Trainer Carsten Nüßlein gerecht zu werden. Gerade vor heimischer Kulisse hatten die Gegner bislang wenig zu lachen, Aufsteiger Waldershof und Eintracht Münchberg, aktuell punktgleich mit Regnitzlosau im Tabellenkeller, wurden gar zweistellig abgefertigt, auch die drittplatzierte JFG Fichtelgebirge war beim 0:4 vor zwei Wochen letztlich chancenlos. Und so waren die Rollen an diesem sonnigen Sonntagvormittag klar verteilt, ein Duell der Marke David gegen Goliath stand bevor, es sollte sich zeigen, ob sich die unterschiedlichen Ansprüche dann auch auf dem Platz widerspiegeln würden.
Von Lazare Lehmann (hi.) unter Druck gesetzt, schirmt der laufstarke Lukas Kaiser (vo.) den Ball geschickt mit seinem Körper ab.
Hendrik Kowalsky
Auf dem gut bespielbaren Hauptplatz in Reichmannsdorf ergriffen die Hausherren wie erwartet von Beginn an die Initiative und bespielten die tief stehenden Gäste geduldig. Im offensiv ausgerichteten 4-3-3-System schoben die Außenverteidiger häufig mit auf und versuchten die kompakt auftretende Rocktäschel-Elf unter Druck zu setzen, taten sich dabei jedoch meist schwer. In der 17. Minute näherten sich die Steigerwalder erstmals gefährlich dem Tor von SG-Keeper Luca Geisser an, nach einem Eckball von der rechten Seite köpfte Kapitän Robin Offner aber gut einen Meter über den Querbalken. In der Folge änderte sich am Grundtenor der Partie wenig, der Spitzenreiter vereinte klar mehr Spielanteile auf sich, fand gegen die geschlossen verschiebende und eng am Mann verteidigende Gastmannschaft aber kaum eine Lücke. Ohne fünf Verletzte, darunter auch angeschlagen auf der Bank sitzende erste Kapitän Sebastian Günther, fehlte es dem Tabellenführer an Esprit und Genauigkeit im Aufbauspiel. So stellte die JFG das Team aus dem deutsch-tschechischen Grenzgebiet nur selten vor schwierige Aufgaben, im Umschaltspiel fehlte Regnitzlosau derweil die nötige Entschlossenheit. Allenfalls der eine oder andere Fernschuss ließ Jan Amtmann im Gehäuse der Steigerwalder am Spiel teilnehmen, wirklich gefährlich wurde es jedoch nicht. Entsprechend verärgert begleitete Trainer Carsten Nüßlein den behäbigen Auftritt seiner Mannschaft, die gegen eine gut organisierte Rocktäschel-Elf kaum einmal mit mehreren Akteuren in den gegnerischen Strafraum vorrücken konnte. Unmittelbar vor der Halbzeitpause bot sich erneut dem aufgerückten Robin Offner eine Gelegenheit zur JFG-Führung, nach schöner Flanke aus dem rechten Halbfeld setzte der Spielführer seinen Kopfball allerdings erneut zu hoch an. Kurz darauf beendete der souverän auftretende Schiedsrichter Christian Sinne den ersten Durchgang pünktlich, beim leistungsgerechten Stand von 0:0 ging es in die Kabinen. Rund 50 Zuschauer hatten jedoch Grund zur Hoffnung, dass die Begegnung im Schlussabschnitt Fahrt aufnehmen würde.
Auf der Suche nach einer Anspielstation schaut Vierfachtorschütze Robin Offner (li.) auf, Tizian Rocktäschel (re.) liefert nur Begleitschutz.
Hendrik Kowalsky
Mehr Dynamik und Durchschlagskraft forderte offensichtlich auch Carsten Nüßlein von seinen Schützlingen, gleich drei neue Spieler brachte der Übungsleiter zum zweiten Durchgang, den die Hausherren wie verwandelt begannen. Keine Minute war gespielt, da klärten die Gäste eine starke Steigerwalder Kombination zum Eckball. Lukas Kaiser brachte anschließend den Ball herein und fand den heranrauschenden Robin Offner, der zum 1:0 einköpfte! Der Bann war gebrochen - und wie: Nur zwei Zeigerumdrehungen später wiederholten Kaiser und Offner ihr Zusammenspiel, diesmal flankte der Außenverteidiger einen Freistoß aus dem rechten Halbfeld in den Strafraum, wieder stieg Offner am höchsten und nickte aus zehn Metern per Bogenlampe ein! Die im ersten Durchgang noch so sattelfest wirkende Regnitzlosauer Hintermannschaft wurde nun überrannt, sechs Minuten nach seiner Hereinnahme tauchte Luis Kraus nach bärenstarkem Zuspiel von Stefan Altmayer frei vor dem SG-Gehäuse auf. Mit viel Ruhe ging der Joker am herausstürzenden Luca Geisser vorbei und schob zum 3:0 ins leere Tor ein! Die Entscheidung war gefallen, mit Wut im Bauch kamen die Hausherren aus der Kabine und erspielten sich in der Folge weitere gute Torgelegenheiten. Der nächste Treffer aber fiel auf der Gegenseite, nach einem Ballverlust der Gastgeber schaltete Regnitzlosau schnell um und bekam einen Freistoß in aussichtsreicher Position zugesprochen. Lazare Lehmann nahm sich der Sache an und zeigte, warum das der Fall war. Mit viel Gefühl hob Lehmann das Spielgerät über die Mauer und traf zum 1:3-Anschlusstreffer ins kurze Eck! Auch Fabian Rocktäschel wechselte im Anschluss dreifach, Spannung kam indes nicht mehr auf. In der 73. Minute setzte Robin Bätz auf dem rechten Flügel zum Solo an, zog im Springt in den Sechzehner und hatte dann das Auge für Robin Offner, der seinen Gegenspieler clever aussteigen ließ und mit viel Ruhe zum 4:1 ins linke Eck vollendete! Einen hatte der Spieler des Spiels aber noch zu bieten, sieben Minuten waren in Reichmannsdorf noch zu gehen, da setzte Robin Offner ein weiteres Mal zum Angriffslauf an. Kaum attackiert, dribbelte der Kapitän auf den Gästestrafraum zu, zog aus 18 Metern ab schoss ebenso trocken wie unhaltbar zum 5:1-Endstand für die Steigerwalder ein!
Nach Kontakt mit Jonas Stadelmann (li.) hebt Timm Strasser (re.) ab, bekommt aber keinen Freistoß zugesprochen.
Hendrik Kowalsky
Ohne Frage verdient gewinnt die JFG Steigerwald also auch ihr viertes Heimspiel der Saison, braucht dabei aber wie schon im letzten Heimspiel gegen die Fichtelgebirgs-Elf, die am 01.11. ab 14 Uhr im U19-Pokalfinale erneut bei den Steigerwaldern antritt, eine lange Anlaufphase. Es fehlte an Tempo und Ideen im Spielaufbau, die geschickt verteidigenden Regnizlosauer verdienten sich das Remis zur Pause. Umso entschlossener kamen die Gastgeber jedoch aus der Kabine und brauchten gerade einmal sechs Minuten, um drei Treffer zu erzielen und die Begegnung zu entscheiden. Unter dem Strich festigt das Team von Carsten Nüßlein mit dem sechsten Sieg am Stück also die Tabellenführung und geht auch beim TSV Bad Staffelstein am kommenden Samstag als klarer Favorit in die Partie. Ein eminent wichtiges Spiel steht dagegen für die SG Regnitzlosau bevor, im Heimspiel gegen das Schlusslicht Waldershof braucht es einen Dreier, um die Abstiegszone womöglich verlassen zu können. Beim Spitzenreiter verkaufte sich die Rocktäschel-Elf jedenfalls ansprechend und stellte ihre mannschaftliche Geschlossenheit sowie die nötige taktische Disziplin unter Beweis.
Spielbericht eingestellt am 22.10.2018 13:57 Uhr