Memmelsdorf – Bayreuth: Auf der Flucht nach vorne - anpfiff.info
Artikel veröffentlicht am 15.04.2010 um 00:00 Uhr
Memmelsdorf – Bayreuth: Auf der Flucht nach vorne
Nicht Fisch nicht Fleisch – so lassen sich die letzten Spiele des SV Memmelsdorf in der Bayernliga gut zusammenfassen. Sieht man es positiv, dann sind die Mannen von Norbert Schlegel seit vier Partien ohne Niederlagen. Da es aber in dieser Zeit auch keinen Sieg gab, ist die Zahl der Spiele ohne Dreier schon auf stolze Elf angewachsen. Den letzten Dreier gab es Mitte November. Der letzte Heimerfolg datiert gar von Ende August. Wenn im Heimspiel gegen den oberfränkischen Rivalen SpVgg Bayreuth nicht endlich die Wende gelingt, dürfte es eng werden mit dem Klassenerhalt. anpfiff ist am Samstag beim Derby gegen „Altstadt“ live dabei und berichtet ausführlich aus der Schmittenau.
Von Marco Heumann
Jetzt auch noch Rainer Lindner. Nur eine knappe halbe Stunde konnte der Kapitän des SV Memmelsdorf am Mittwoch beim 1:1 in Thannhausen mitmachen. „Er hatte bis 15.30 Uhr Schule. Da schafft man es halt nicht rechtzeitig.“, kommentiert Norbert Schlegel den „Fast-Ausfall“ seines vorletzten Innenverteidigers fast mit ein wenig Galgenhumor. Der Trainer des SV Memmelsdorf war um jede Minute froh, die er den Routinier nach gut drei Stunden auf der Autobahn einsetzen konnte. Er hat nämlich längst keine Alternativen mehr.

Flucht nach vorne. Norbert Schlegel fordert von seinem Team mehr Offensive. So soll am Samstag im Derby gegen die SpVgg Bayreuth der erste Sieg nach elf Spielen gelingen.
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Notstand in der Innenverteidigung

Auf wohl keiner anderen Position zeigt sich die personelle Misere des SV Memmelsdorf besser. Mit Roland Kropf fehlt eine Stammkraft schon seit Wochen, weil eine Zerrung sich als wesentlich hartnäckiger als befürchtet entpuppt. Claus Christmayr plagt sich schon seit Saisonbeginn mit muskulären Problemen herum. An einen Einsatz ist in dieser Spielzeit wohl nicht mehr zu denken. Dominik Kauder, der unter Umständen auch zentral in der Abwehr spielen könnte, muss ebenfalls passen. Immerhin hat sich Jens Horbelt in den letzten Wochen stabilisiert und liefert solide bis gute Leistungen ab.
In Thannhausen wurde er aber plötzlich mehr als eine Stunde lang zum Einzelkämpfer. Eine Not, aus der Norbert Schlegel versuchte eine Tugend zu machen. „Verlieren nützt uns nichts, Unentschieden bringen uns nicht weiter, wir brauchen Siege“, hatte der am Saisonende scheidende Coach schon vor dem Spiel in Thannhausen die Marschroute für die kommenden Wochen ausgegeben. Der SV Memmelsdorf tritt die Flucht nach vorne an. Aus dem System mit einem Stoßstürmer, zuletzt meist Mario Hermannsdörfer, wurde schon beim Unentschieden in Unterhaching die Variante mit zwei Angreifern. Neben Mario Herrmannsdörfer rückte auch Mario Meth in die vorderste Front. Im Mittelfeld agierte eine Raute mit nur einem Sechser. Am Mittwoch wurde es nun angesichts des Engpasses in der Hintermannschaft sogar noch eine Spur offensiver. Mit dem wieder genesenen Tobias Seifert rückte ein dritter Stürmer ins Team. In der Abwehr dagegen gab es „nur“ noch eine Dreierkette.

Der Abstand wächst

Zum Dreier reichte aber auch diese freche Variante nicht. Schon elf Spiele sind die Memmelsdorfer ohne Sieg. Dennoch erkennt der Trainer einen Aufwärtstrend. Immerhin blieb man zuletzt viermal in Folge ohne Niederlage. „Die Jungs machen und versuchen alles“, lobt Norbert Schlegel. Vor allem in Unterhaching hätte man eigentlich als Sieger vom Platz gehen müssen. Aber wieder einmal raubte ein dummer Fehler den Dreier. Ein kollektiver Tiefschlaf nach einer Ecke und schon markierte der Tabellenzweite den Ausgleich. Bitter! Genau wie der „nur“ eine Punkt am Mittwoch. Schließlich wächst der Abstand zum rettenden Ufer kontinuierlich. Zum Relegationsplatz fehlen vier, zum rettenden Ufer gar sieben Punkte und der SV hat ein Spiel mehr ausgetragen, als die direkte Konkurrenz. „Wir geben uns nicht auf“, hat der Trainer den Glauben an sein Team noch lange nicht verloren. Allerdings weiß er auch, dass „wir aus der Truppe keine Spitzenmannschaft der Bayernliga mehr machen werden“. Dafür ist der Kader einfach zu dünn besetzt. „Unsere Personaldecke ist nicht nur dünn, sie ist schon durchsichtig“, bringt es Norbert Schlegel auf den Punkt.
Zuletzt tauchten sogar zwei Spieler in der Anfangsformation auf, die man dort kaum erwartet hätte. Auf der linken Außenbahn im Mittelfeld feierte Michael Leicht in Unterhaching sein Startelf-Debüt und durfte in Thannhausen erstmals über 90 Minuten ran. „Der Junge hat seine Sache ganz gut gemacht“, war Norbert Schlegel mit dem Mann, den er schon in seiner ersten Memmelsdorfer Zeit ins Team geholt hatte, zufrieden. Der leichtfüßige Mittelfeldspieler („Er ist ein wenig wie ein Floh.“) sorgte immer wieder für Wirbel und hat Daniel Probst („Mit ihm war ich nicht einverstanden.“) wohl zunächst verdrängt.


Warum so niedergeschlagen? Michael Leicht könnte sich ruhig ein wneig mehr freuen. er hat den Sprung in die Stammformation des SV Memmelsdorf geschafft.
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Nur ein Intermezzo


Überraschungsgast:Marco Müller.
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Während Michael Leicht also durchaus zur Dauerlösung werden könnte, gibt Marco Müller nur ein kurzes Gastspiel in der Schmittenau. Der defensive Mittelfeldspieler studiert derzeit in der Schweiz. Die Ferien nutzte er zu einem Besuch in der alten Heimat und rutschte prompt ins Team. „Ich habe ihn gern genommen“, freut sich Norbert Schlegel über den Überraschungsgast. Auch wenn er in der Schweiz vor allem seiner zweiten Leidenschaft, dem Handball, frönte, sei ein Einsatz des Rechtsfußes keinerlei Risiko. Fit bleibt man auch beim Handball und das Spielen mit dem Fuß hat Marco Müller nicht binnen weniger Monate verlernt. „Er liefert ein gewisses Maß an Zuverlässigkeit ab“, weiß der Trainer um die Stärken des 25-Jährigen, die er aber wohl nur noch am Samstag genießen kann. Nach dem Derby gegen die SpVgg Bayreuth verabschiedet sich Marco Müller wieder in Richtung Schweiz. Am liebsten würde er sicherlich einen Dreier mitnehmen. „Die müssen uns erst einmal schlagen“, gibt sich auch Norbert Schlegel vor dem Duell mit seinem Ex-Club vorsichtig optimistisch. Auch die „Altstädter“ stehen schließlich unter Druck. Verlieren sie in Memmelsdorf steckt die Elf von Klaus Scheer endgültig mitten im Abstiegskampf.

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