Rino Letizia im Interview: Die Leidenschaft überwiegt nach wie vor! - anpfiff.info
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Artikel veröffentlicht am 26.01.2022 um 07:00 Uhr
Rino Letizia im Interview:
Die Leidenschaft überwiegt nach wie vor!
INTERVIEW
Vor der Saison wagte Rino Letizia den Sprung als Trainer in die Bezirksliga. Nach einem ernüchternden Start mit dem STV Deutenbach hat sich das Team im Laufe der Hinrunde stabilisiert, kämpft aber nach wie vor um den Klassenerhalt in der Bezirksliga Süd. Im fussballn.de-Interview der Woche spricht der 46-Jährige nicht nur über seine Arbeit am Weihersberg, sondern auch über allgemein schwere Zeiten im Amateurfußball.
Von
Marco Galuska
Rino Letizia brennt trotz der Umstände um Corona weiter für seine Aufgabe als Trainer.
fussballn.de / Strauch
Hallo Rino, was macht der Fußball am Weihersberg zum Jahresbeginn 2022?
Rino Letizia (46):
Aktuell ist da noch nichts auf dem Platz los. Wir hatten vor Weihnachten noch eine Sitzung, da habe ich den Mannschaftsrat gebeten, eine Laufgruppe ab Mitte Januar zu starten, damit wir nicht bei null anfangen und auch alle ein gewisses Fitnesslevel haben. Die Jungs haben sogar bereits Anfang Januar begonnen. Ich habe fast schon mit allen Spielern zwischenzeitlich telefoniert, um den Kontakt in der Pause zu halten.
Nun ist es die erste Winter-Vorbereitung im Laufe des Pandemiegeschehens. Wie geht man diese trotz aktuell hoher Infektionszahlen an?
Letizia:
Wir haben den 15. Februar als offiziellen Starttermin der Vorbereitung auf dem Platz ausgerufen. Alle in der Mannschaft sind nach meinem Wissensstand geimpft. Ich weiß, dass das nicht selbstverständlich ist, aber bei uns war keine Überzeugungsarbeit dazu notwendig. Und, wie gesagt, die Jungs laufen schon, sind heiß drauf, dass es bald losgeht. Wir werden daher sicher auch versuchen, dass wir schon ein, zwei Wochen vorher auf den Platz gehen, um uns wieder an den Ball zu gewöhnen.
Zum ersten Punktspiel am 27. März in Aufkirchen sind es noch gut zwei Monate. Wie sieht der konkrete Fahrplan aus?
Letizia:
Wir werden nach dem Start Mitte Februar zwei Wochen nur trainieren. Ende Februar testen wir dann ein erstes Mal bei der SpVgg Nürnberg. Mit der DJK Eibach und dem Tabellenführer SV Wettelsheim haben wir weitere Kreisligisten als Gegner in der Vorbereitung. Im März stehen zudem noch Spiele bei den Nord-Bezirksligisten in Hüttenbach und Veitsbronn auf dem Programm. Das sind interessante Tests. Am 20. März gibt's dann noch das Pokalspiel bei Ansbach-Eyb und dann starten wir in der Liga. Insgesamt sind das dann sechs Wochen, das sollte reichen.
Sechs Wochen Vorbereitung sind beim STV Deutenbach ab Mitte Februar angesetzt, um einen möglichst guten Re-Start in der Liga hinzulegen.
fussballn.de / Schlirf
Im Sommer gab es einen echten Fehlstart mit vier Niederlagen aus den ersten vier Partien. Wie lässt sich dieser in der Rückschau bewerten?
Letizia:
Der Fehlstart hatte in meinen Augen vielerlei Gründe. Uns hat zu der Zeit ein Leader gefehlt. Ich habe die Mannschaft und Liga noch nicht so genau gekannt, grundsätzlich war es für die Truppe auch eine Umstellung nach all den Jahren unter Arno Zeilmann. Ich wollte einen anderen Fußball spielen lassen, das ist dann schon ein Prozess, bis man die Formation dazu findet. Es ging dann aber bergauf. Wir hätten ja das vierte Spiel in Herrieden eigentlich schon gewinnen müssen.
Wie würdest du im Rückblick den weiteren Saisonverlauf bewerten?
Letizia:
Wir haben uns nach dem schwachen Start gut gefunden, aber ein großes Problem war die Trainingssteuerung. Hier das richtige Maß zu finden, um Spieler fit zu bekommen und andererseits keine Verletzungen zu riskieren, das war wirklich schwer zu gestalten. Aber da ging es mir freilich nicht allein so, das haben mir Kollegen auch so bestätigt. Mit den Verletzungen hatten wir in den letzten Spielen schon zu kämpfen, da hat sich die Mannschaft fast von selbst aufgestellt - und das hat man dann auch an den Ergebnissen gemerkt. Dennoch bin ich für die Rückrunde optimistisch, dass wir das nun mit einer guten Vorbereitung wieder anders angehen können.
Wie sieht die personelle Situation im Kader aus? Gab es Veränderungen im Winter?
Letizia:
Wir haben mit Philipp Auer vom TSV 61 Zirndorf und Christian Scala vom TSV Ochenbruck zwei Neuzugänge, aber keine Abgänge. Außerdem hoffe ich, dass unsere Langezeitverletzten, die jetzt schon laufen, dann auch wieder zur Verfügung stehen werden. Matthias Lödel, der eine Schulterverletzung hatte, konnte bei mir noch gar nicht spielen. Emmanuele Romeo mit seinen Wadenproblemen und Lucas Leigeber mit Zerrung haben uns zuletzt in der Offensive schon deutlich gefehlt. Da hatten wir nicht die nötige Durchschlagskraft. Das sollte nun wieder anders aussehen.
Eine Veränderung gab es im Trainer-Team. Marco Rietz ist wieder zum SV Großhabersdorf zurückgekehrt. Wie wird der Posten des Co-Trainers nun besetzt?
Letizia:
Zunächst einmal muss ich sagen, dass ich sehr gerne mit Marco gearbeitet habe und seine Entscheidung dennoch absolut verstehen kann. Es ist schwierig, so etwas umzusetzen, wenn man zuvor selbst der Trainer war, der das alleinige Sagen hatte. Ich wünsche ihm wirklich viel Erfolg in Großhabersdorf, dass sie dort noch den Klassenerhalt packen. Neuer Co-Trainer wird bei uns Gerhard Faul, den ich noch aus unserer gemeinsamen Zeit als Spieler beim FC Stein kenne. Sein Vater hat damals die 2. Mannschaft in Stein trainiert. Wir hatten uns lange nicht gesehen, nun spielt er aber bei uns in der AH in Deutenbach und möchte ins Trainergeschäft hineinschnuppern. Wir haben uns getroffen und sind der Meinung, dass das gut passen wird.
Marco Rietz (stehend links) ist in der Winterpause zum SV Großhabersdorf zurückgekehrt.
fussballn.de / Schlirf
Nun war es aber auch für dich Neuland, nach sechs Jahren beim TSV Langenzenn in der Bezirksliga zu trainieren. Was sind die gravierenden Unterschiede zwischen Kreisklasse und Bezirksliga?
Letizia:
Das ist eindeutig die Tatsache, dass Fehler viel schneller bestraft werden. Das wurde in der Kreisklasse noch anders kompensiert, weil der Gegner das nicht entsprechen ausnutzen konnte. Das ist in der Bezirksliga schon deutlich anders. Die Konzentration muss auch in der 95. Minute noch vorhanden sein, weil jede Mannschaft Spieler hat, die Fehler bestrafen. Außerdem ist der Fußball auch schneller. Allerdings war ich überrascht, dass doch so viel mit langen Bällen operiert wird in der Liga. Das ist eigentlich nicht der Fußball, den ich mir vorstelle. Ich versuche immer, das Spielerische reinzubringen.
Mit Blick auf die Tabelle zeigt sich eine enge Konstellation im Abstiegskampf. Mit welchem Ansatz geht ihr in Deutenbach an den Re-Start?
Letizia:
Meine Hoffnung und mein Optimismus liegt darin, dass alle wieder mit an Bord sind und wir die Verletzungen hinter uns lassen. Ich habe aus den Gesprächen viel Positives gehört, die Jungs sind heiß! Ich habe die Liga und meine Mannschaft kennengelernt, daraus lässt sich auch die Taktik ableiten. Das fällt dann schon leichter als noch vor der Saison.
Der Modus verlangt in diesem Spieljahr, dass man fünf Mannschaften hinter sich lässt, um sicher die Bezirksliga zu halten...
Letizia:
Ja, der Modus ist schon ziemlich hart, das stimmt! Es ist aber noch alles eng beisammen. Und wir wollen alles daran setzen, dass wir es auf direktem Weg schaffen.
Wie sieht der Ausblick auf die kommende Saison für dich aus? Bleibst du Trainer in Deutenbach?
Letizia:
Das ist derzeit noch offen. Der Verein hat mir entsprechende Signale gegeben. Ich möchte für mich die Vorbereitung abwarten, um dann die Gespräche in Deutenbach zu führen und die Zukunft zu klären.
Mal abgesehen von der eigenen Situation und der des Vereins. Wie schätzt du die Lage allgemein im Amateurfußball derzeit ein?
Letitzia:
Ich hoffe in erster Linie, dass wir einen normalen Saisonabschluss schaffen und der Fußball in geregelte Bahnen spielen kann. Bis Mitte Februar sollen die Infektionszahlen ja noch weiter steigen, da hoffe ich auf die Vernunft, dass sich die Leute impfen lassen und wir zu einer gewissen Normalität zurückkommen. Diesen ganz normale Fußball spielen, den wir früher hatten, das ist meine große Hoffnung!
Es gibt den ein oder anderen Kollegen, der die Lust daran schon verloren hat...
Letizia:
Die Leidenschaft für den Fußball überwiegt bei mir nach wie vor! Innerlich brenne ich jetzt schon auf die Vorbereitung. Mich nervt auch weiterhin jedes Spiel, das ich verliere. Ich habe immer noch echt Bock auf den Saisonstart, auf die Aufgabe hier und das Ziel, dass wir die Klasse halten.
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