A bis Z mit Harald Riegler - Teil 2: Fußball-Fachmann und Menschenfreund - anpfiff.info
Artikel veröffentlicht am 12.12.2021 um 09:00 Uhr
A bis Z mit Harald Riegler - Teil 2: Fußball-Fachmann und Menschenfreund
Harald “Festus” Riegler ist wahrlich eine Institution der SpVgg Ansbach 09. Der 67-Jährige ist seit 1984 als Funktionär in der mittelfränkischen Bezirkshauptstadt tätig. Obendrein schreibt er seit Jahrzehnten als freier Mitarbeiter der Fränkischen Landeszeitung über den Sport aus der Region. Im zweiten Teil komplettieren wir mit dem wandelnden Fußball-Lexikon das Alphabet.
Von Dirk Meier und Marco Galuska

Harald Riegler hat sich in all den Jahren nie in den Mittelpunkt gestellt, blieb immer im Hintergrund, ein Portrait über ihn wurde nie geschrieben. Es ist daher längst an der Zeit, "den Festus", der sich um den Amateurfußball, speziell bei der SpVgg Ansbach, große Verdienste erworben hat, in entsprechender Form zu würdigen.

Durch das Alphabet mit Harald "Festus" Riegler:
Zum ersten Teil des Portraits (A-M)...

N wie Nachwuchs-Abteilung

Ich habe 1984 in der Nachwuchsarbeit bei der SpVgg Ansbach angefangen, nachdem ich in den 70ern meine ersten Schritte darin beim SV Obereichenbach machte und auch die damalige Trainer-B-Lizenz erwarb. Bei der SpVgg Ansbach gab es einen tollen Aufschwung und 1989 schafften wir den Aufstieg in die B-Jugend-Bayernliga. Seitdem sind wir auf Verbandsebene vertreten. In der laufenden Saison 2021/22 haben wir mit der ersten Mannschaft das Kunststück fertiggebracht, dreimal mit einer Startelf aufzulaufen, in der alle Spieler schon in der Jugend bei der SpVgg Ansbach gespielt haben. Dieses dürfte im Oberligabereich des DFB einmalig sein. Bis auf die drei Spieler Tom Abadjiew, Lukas Karakas und Daniel Schelhorn haben alle anderen aktuellen Ansbacher Bayernliga-Spieler auch schon im Nachwuchs für die SpVgg gespielt. Darauf bin ich schon stolz.

O wie Oberliga Bayern

Besonders war Anfang der 2000er-Jahre, dass die SpVgg Ansbach unter dem damaligen Trainer Wolfgang Bartusch als zweite Oberliga-Mannschaft nach dem FC Ismaning – unter Trainer Willi Bierofka und mit Torwart Manuel Baum – die Viererabwehrkette eingeführt hat. Die heutige Regionalliga Bayern ist die Bayernliga von früher. Fest steht aber auch, dass das Niveau in der heutigen Bayernliga eher mit der früheren Landesliga Mitte zu vergleichen ist und dass die heutigen Landesligen ungefähr das Niveau der früheren Bezirksoberligen, die es leider nicht mehr gibt, haben.

Harald "Festus" Riegler bei der Bayernliga-Eröffnung Saison 2008/09 in Bad Kötzting als Vertreter der SpVgg Ansbach.
Dirk Meier

P wie Pressearbeit

Das hat im Februar 1972 begonnen, als Trainer Wolfgang Bartusch mir als neuem Spieler die Spielberichte von der A-Jugend aufgetragen hat. Über die Sportredakteure Inge und Otto Koller bin ich dann 1978/79 als fester freier Mitarbeiter bei der FLZ-Sportredaktion gelandet, wo ich seit sehr langer Zeit auch Berichte im Sport redigiere. In Vestenbergsgreuth war ich zu Bayernliga-Zeiten oft, da gab’s dann auch mal einen Rüffel vom Präsidenten Helmut Hack, wenn ich zu kritisch war. Das größte Spiel des TSV Vestenbergsgreuth (1:0 gegen Bayern München) habe ich als Hörfunkreporter bei Radio 8 Ansbach direkt neben der Bayern-Bank mit Giovanni Trappatoni im Nürnberger Stadion erlebt. Uli Hoeneß wollte mich da wegschicken, da habe ich mich aber auf die Pressefreiheit und meine Arbeitserlaubnis berufen. Ich muss sagen, es macht nach wie vor Spaß, weil es eine tolle Zusammenarbeit in der Sportredaktion der FLZ ist und man sich eben über viele, viele Jahre auch als Mensch kennt.

Q wie Qualifikation von Schiris

Ich kenne noch z.B. die Schiedsrichter Deniz Aytekin, Felix Brych oder vor allem Florian Badstübner aus ihrer Anfangszeit. Ich bin selbst seit Februar 1981 Schiedsrichter, aber das Pfeifen hat sich nicht immer mit den anderen Aufgaben als Vereinsfunktionär verbinden lassen. Schiedsrichter-Beobachter war ich nur kurzzeitig, das hat mir keinen Spaß gemacht. Pate von Unparteiischen bin ich viel lieber.

R wie Regionalliga

Das war die schönste und lehrreichste Zeit für mich als Funktionär. Wir sind ja wie die Jungfrau zum Kinde in die Regionalliga gekommen und gehörten zu den 72 besten Mannschaften in Deutschland. Der Aufstieg war teilweise auch glücklich, vor allem aber nicht geplant. Wir hatten eine gewachsene Mannschaft, zum Teil überaltert, dazu ein paar junge Talente. Es war ein einmaliger Erfolg des Vereins, in so einer Liga mit großen Namen wie Stuttgarter Kickers, Rot-Weiß Erfurt, TSG Hoffenheim, Darmstadt 98, FC Bayern München, 1. FC Kaiserslautern oder Offenbacher Kickers zu spielen. Auch wenn die aktuelle Mannschaft auf einem guten Weg ist, eventuell wieder in eine Regionalliga aufzusteigen, lässt sich das grundsätzlich nicht vergleichen. Die heutige Regionalliga Bayern ist im Vergleich zu der damaligen Regionalliga Süd eine Augenwischerei.

S wie Sozialarbeiter

Ich arbeite gerne mit Menschen und hatte mich daher für ein Studium an der Fachhochschule in Nürnberg als Diplom-Sozialpädagoge entschieden. Fußball war für mich ein Ausgleich. Aber aufgrund meiner beruflichen Tätigkeit war ich für viele Spieler oft der Psychologe. Wenn sie Probleme hatten, konnten sie immer zu mir kommen, da war ich oft der erste Ansprechpartner.

T wie Talente

Da habe ich sehr viele gesehen! Einige hätten das Zeug gehabt, um Profi zu werden. Aber im Fußball geht es zu 70 Prozent auch um den Kopf – und eben nicht nur um die Füße. Ein Paradebeispiel für unbändigen Willen war Andreas Wolf, der schon als C-Jugendlicher bei uns in der A-Jugend-Bayernliga gespielt und später seinen Weg gemacht hat. Bei den Herren war für mich Frank Schleicher (u.a. bei Bayern München) der alles überragende Fußballer, gefolgt von Alberto Mendez (später u.a. Arsenal London), Jörg Müller (FC Augsburg und FC Schweinfurt 05) und Stefan Hampl (SC Freiburg).

U wie Unvergessen

Nie vergessen werde ich Heinz Keck, den früheren Trainer des TSV Vestenbergsgreuth und danach bei der SpVgg Ansbach. Meist saß er während des Trainings auf einem Stuhl an der Mittellinie, gab seine Anweisungen zur Übungseinheit und genoss dabei seine geliebten Menthol-Zigaretten. Unvergessen ist auch unser erster Bayernliga-Aufstieg Anfang Juni 1999 als Vizemeister über die Relegation in Donauwörth gegen den TSV Bobingen – und das pünktlich zum 90-jährigen Vereinsjubiläum. Da haben wir die Nacht zum Tag gemacht und ich konnte am nächsten Tag nicht mehr zur Arbeit gehen. Mein Arbeitgeber hatte vollstes Verständnis und war auch schon vorgewarnt, als er von dem Aufstieg erfahren hatte.

Der Bayernliga-Aufstieg 1999 zum 90-jährigen Vereinsjubiläum bleibt in besonderer Erinnerung.
Dirk Meier

V wie Vereinstreue

Irgendwann wächst einem so ein Verein eben ans Herz. Solange es einem gefällt, man akzeptiert wird und man auch etwas bewirken kann, gibt es keinen Grund zu wechseln. Das war bei mir als Sportler so und ist es auch als Funktionär geblieben. Im Rückblick ist man schon froh und stolz, wie sich die SpVgg Ansbach zur Nummer 1 in Westmittelfranken entwickelt hat.

W wie Wolfgang Bartusch

Wolfgang Bartusch hat mich schon in der Jugend in Ansbach trainiert. Er ist eine echte Persönlichkeit und ich vergleiche ihn gerne mit unserem aktuellen Trainer Christoph Hasselmeier, die sind sich beide sehr ähnlich. Wolfgang hat einen sehr guten Charakter und es gab Zeiten, da hat zwischen ihm als Trainer und mir als Abteilungsleiter kein Blatt Papier gepasst. Zwischen uns herrschte blindes Vertrauen, wir lagen auf der gleichen Wellenlänge und wir hatten die gleiche Auffassung vom Fußball. Wolfgang war bei uns ein großer Motivator, ist ein toller Mensch und hat sehr viel Ahnung vom Fußball.

X wie Xaver-Bertsch-Sportpark (Stadion der SpVgg Ansbach)

Im alten Ansbacher Stadion gab es auch tolle Spiele, wie beispielsweise das Jubiläumsspiel 1984 gegen Borussia Mönchengladbach vor 7.000 Zuschauern oder das DFB-Pokal-Spiel gegen Waldhof Mannheim. Im Sportpark gab es für mich vier besondere Highlights: Ein Spiel der U19-EM zwischen Frankreich und Finnland (4500 Zuschauer), das Bayerische Pokalfinale 2008 gegen Unterhaching (2500 Zuschauer), das dann folgende DFB-Pokalspiel gegen den KSC (5000 Zuschauer) und auch den Bayernliga-Aufstieg 2014 gegen FT Schweinfurt vor fast 2000 Zuschauern würde ich dazurechnen.

Harald "Festus" Riegler ist eine Kultfigur im Amateurfußball und zugleich ein stiller Held der Szene.
Dirk Meier

Y wie das Bundeswehrkennzeichen

Ich war nie bei der Bundeswehr, denn ich gehörte zu den Kriegsdienstverweigerern, deren Gewissen noch von einem Ausschuss geprüft wurde. Ich habe 16 Monate Zivildienst geleistet und diese Zeit hat mein späteres Leben sehr beeinflusst und mich bewogen, den sozialen Zweig einzuschlagen. Ich habe in meinem Leben nie eine Waffe in der Hand gehabt und darauf bin ich stolz. Beruflich habe ich Kriegsdienstverweigerern nicht nur Beistand geleistet und sie dann auch als Zivildienstleistende betreut. Bis 2011 war ich bei der Diakonie in Neuendettelsau für den Bereich Zivildienst zuständig. Danach habe ich bis zu meinem Rentenbeginn mitgeholfen, den Bundesfreiwilligendienst aufzubauen.

Z wie Ziele

Ich bin Rentner und eigentlich sehr reisefreudig. Ich hatte eine längere Zeit in Australien und Neuseeland geplant, aber da hat mir Corona zuletzt einen Strich durch die Rechnung gemacht. Seit meinem Herzinfarkt 2008 bin ich nicht mehr geflogen, davor war ich bis auf Südamerika auf allen Kontinenten. Nachdem Trump nun weg ist, würde ich gerne wieder in die USA reisen, früher war ich oft dort. Ich möchte also schon noch was von der Welt sehen!

Kommentar abgeben

Kommentare werden unter Deinem Nicknamen und erst nach Prüfung durch die Redaktion veröffentlicht.

Leser-Kommentare

Steckbrief Harald Riegler

Harald Riegler
Spitzname
Festus
Alter
70
Geburtsort
Nürnberg
Wohnort
Ansbach
Nation
Deutschland
Beruf
Diplom-Sozial-Pädagoge (FH), mittlerweile in Rente
Vereine - Handball:
TSV Fichte Ansbach und TSV 1860 Ansbach

Fußball - Jugend:
ab 1969 Jugend beim SC Zeilitzheim und SV Stammheim bis 1971, dann Jugend bei der SpVgg Ansbach

Fußball- Herren:
SV Obereichenbach
- ab 1973 als Spieler
- ab 1974 Spielleiter 1. Mannschaft
- ab 1975 Jugendtrainer

ESV Ansbach-Eyb
von 1981 bis 1984

SpVgg Ansbach
seit dem 13. April 1984
Von 1984 bis 1996 Jugendleiter SpVgg Ansbach
Seit 1996 Abteilungsleiter Fußball SpVgg Ansbach

Schiedsrichter:
- seit 1981, seit 2008 nur noch Pate (wegen Herzinfarkt)


Zum Thema


mein-fussballn-PLUS

Im kostenfreien mein-anpfiff-PLUS-Bereich erhalten Sie persönliche Informationen und können weitere Funktionen nutzen:
-
alle Neuigkeiten, die Ihre Person betreffen (neueste Benotungen, Glückwünsche zu Torerfolgen etc.)
-
persönliches Profil hinterlegen
-
einsehen, welcher User Sie in seine Interessensliste aufgenommen hat
-
Spiel- und Trainingspläne erstellen und ausdrucken
-
Teilnahme an Gewinnspielen und Umfragen

Meist gelesene Artikel



Diesen Artikel...