Spiel des Lebens: Benjamin Schmitt: "Atemnot" ganz unten in der Torjubel-Traube - anpfiff.info
Artikel veröffentlicht am 11.11.2021 um 18:00 Uhr
Spiel des Lebens: Benjamin Schmitt: "Atemnot" ganz unten in der Torjubel-Traube
Das eine Match, das man nie vergisst. Die Partie, in der etwas ganz Besonderes gelang. Ein jeder Fußballer kennt solche Begegnungen und hat seine ganz persönliche. Für anpfiff.info erinnern sich Akteure aus der Region an ihr ganz persönliches „Spiel des Lebens“. Diesmal Benjamin Schmitt vom Kreisligisten FSV Unterleiterbach.
Von Marco Heumann

Benjamin Schmitt (FSV Unterleiterbach)

Bei welchem Verein spielten Sie und in welcher Liga? Wer war der Gegner?
Benjamin Schmitt: Ich spielte damals - in der Saison 2014/2015 beim FSV Unterleiterbach im Oberhaus Bamberg - der Kreisliga. Unser Gegner im Relegationsspiel war der SV Dörfleins aus der Bezirksliga Oberfranken West.

Beschreiben Sie kurz die Ausgangslage vor dem Spiel!
Benjamin Schmitt: Wir waren kurz vor Saisonende in ein großes Loch gefallen, konnten fünf Spiele am Stück nicht mehr gewinnen und gaben die Meisterschaft auf der Zielgeraden an Schammelsdorf her. Es drohte der undankbare dritte Platz. Erst am letzten Spieltag der Saison retteten wir uns durch einen Sieg in Buttenheim in ein Entscheidungsspiel um Platz zwei in der Kreisliga. Dies bestritten wir gegen den TSV Burgebrach, da beide Mannschaften punktgleich waren. Es ging darum, sich für die Relegation zur Bezirksliga zu qualifizieren. Wir gewannen klar mit 4:1. In Runde eins bekamen wir es mit dem ersten Bezirksligisten, dem TSV Hirschaid, zu tun, den wir ebenfalls mit 2:1 eliminierten. In Runde zwei gab es ein Freilos, das uns zu diesem Zeitpunkt Recht kam, um uns zu regenerieren. Letztendlich kam es dann in Runde drei zum Showdown gegen den Bezirksligisten SV Dörfleins. Ich erinnere mich noch gerne an die Zeit zurück. Weil es einfach „geile“ Spiele waren, alle Blut geleckt hatten und jeder alles dafür gab, den Aufstieg in die Bezirksliga tatsächlich zu verwirklichen. Wir spielten uns von Spiel zu Spiel förmlich in einen Rausch, woran unser damaliger Trainer und mein Vater Jürgen „James“ Schmitt einen gehörigen Anteil hatte. Er stellte uns durch eine Art Mini-Vorbereitung - was und wie wir trainierten bleibt aber Betriebsgeheimnis - (lacht) perfekt auf diese kräftezehrende Relegation ein und redete uns immer wieder zu: „Wir schaffen das! Wir steigen am Schluss auf!“ 

Warum war es Ihr Spiel des Lebens?
Benjamin Schmitt: Ich denke, nicht viele Fußballer erleben in ihrer Karriere so ein Spiel. Vor einer Kulisse von knapp 1200 Zuschauern, bei sehr guten Rahmenbedingungen beim FC Oberhaid. Auch das Wetter war top. Fahnen, Trommeln und Banner schmückten unser Fanlager! Alle waren wie elektrisiert, das ganze Dorf war da! Alles war angerichtet für ein geiles Match. (grinst) Dass ich dann mein Team durch zwei eigene Treffer im Aufstiegsspiel in die Bezirksliga schießen konnte, war etwas ganz besonderes.

Da war es vollbracht! Jubelfoto nach dem "Spiel des Lebens"!
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Wie waren der Spielverlauf und das Endergebnis?

Benjamin Schmitt: Es war ein temporeiches Spiel! Es ging ständig rauf und runter mit guten Kombinationen beidseitig, die erst durch gut stehende Defensivketten der beiden Kontrahenten unterbunden werden konnten. Das 1:0 fiel dann kurz vor der ersten Halbzeit. Tobias Werner brachte eine mustergültige Flanke herein, die ich wuchtvoll zwischen den beiden Innenverteidiger-Towers Horbelt und Ott unter die Latte einköpfen konnte. In der zweiten Halbzeit kamen langsam die Strapazen der letzten Spiele bei uns zum Vorschein. Dörfleins baute zum Spielende hin unheimlichen Druck auf und konnte in der 84. Minute durch Bernd Heichel den Ausgleich schaffen. Somit ging es letztlich in die Verlängerung. Beide Mannschaften waren aufgrund des hohen Tempos nun völlig ausgepowert. Ich erinnere mich, dass nun viele Fouls und Krämpfe beidseitig das Spiel prägten. So kannte ich meine Mannschaft bis dato nur, wenn wir früh aus der Disco heim gingen. (lacht) In der Verlängerung kam dann bei beiden Mannschaften je eine rote Karte hinzu. Alle stellten sich nun auf das Elfmeterschießen ein, da es nichts Konstruktives mehr gab und bei allen Akteuren der Akku leer war. Mit dem gefühlt letzten Angriff von uns konnte unser eingewechselter „Oldie“ Markus Kobold den Ball auf der linken Seite erlaufen. Er zog vom Flügel rein und schoss auf den rechten Pfosten und der Abpraller landete fünf, sechs Meter vor dem Tor direkt vor meinen Füßen. Ich drückte den Ball in der 116 Minute irgendwie mit Schienbein und Wade über die Linie. Danach ging es ab zum Torjubel und alle inklusive Auswechselspieler rannten in unsere Ecke. Da bekommt man ganz unten in der Torjubel- Traube keine Luft mehr. (lacht) Wir brachten das Ergebnis ins Ziel. Der Rest der Geschichte ist bekannt - mit einem 2:1 setzten wir uns tatsächlich durch und der Aufstieg in die Bezirksliga war perfekt! Ein Spiel, das alles geboten hat, mit dem Lucky Punch für uns.

In Aktion: Benjamin Schmitt (li.) vor großer Kulisse in seinem Spiel des Lebens.
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Wie ging es dann in den nächsten Wochen weiter?

Benjamin Schmitt: Wir feierten in der kurzen Pause bis zur Vorbereitung auf die neue Saison natürlich ausgiebig unseren Aufstieg. Schon der Autokorso nach dem Spiel zurück nach Unterleiterbach und die anschließende Nacht im „Mahkorn“ bleiben unvergessen! Wir kamen in den nächsten Tagen aus dem Feiern nicht mehr raus, mit Bulldog-Tour oder beim Feiern im privaten Grundstück unseres Mittelfeldregisseurs Franz „Kaiser“ Schmuck, dessen frisch sanierter Gartenteich-Brücke zum Bier und Feier-Treffpunkt wurde. Wir tranken uns förmlich von einem Rausch in den anderen. (shcmunzelt) Ich denke, alle Beteiligten gingen in den nächsten Wochen mit einem Lächeln auf den Lippen zu diversen Festen... Es war einfach ein geiles Jahr und der Aufstieg war nur mit unserer geschlossen Mannschaftsleistung auf und neben dem Platz zu erreichen. Danke an das gesamte Team, es war geil Südhang!

Vielen Dank für das Gespräch!

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Steckbrief B. Schmitt

Benjamin Schmitt
Spitzname
Benni
Alter
35
Geburtsort
Bamberg
Wohnort
Reckendorf
Familie
in Beziehung
Nation
Deutschland
Größe
179 cm
Gewicht
78 kg
Beruf
Industriemechaniker
Hobbies
Freundin, Fußball, Sport, Angeln
Starker Fuß
Rechtsfuß
Lieb.-Position
Sturm
Erfolge
- 05/06 B-Jug. Meister der Bayernliga mit Gr. Fürth
- 09/10 Meister der KK3 SW mit SG Eltmann
- 08/09 Vize-Meister Landesliga Nord mit FC Sand
Stationen Schüler/Jugend:
1993 - 2000 ASV Reckendorf
2000 - 2002 SV Hallstadt (Kreisliga)
2002 - 2004 1. FC Bamberg (Bezirksoberliga)
2004 - 2006 SpVgg Gr. Fürth (Bayernliga Nord)
2006 - 2007 SV Baiersdorf (Bayernliga Nord)
2007 - 2008 FC Eintracht Bamberg (Bayernliga Nord)

Stationen Herren:
2008 - 2009 1. FC Sand (Landesliga Nord)
2009 - 2012 SG Eltmann (Kreisklasse, Kreisliga)
2012 - 2014 ASV Reckendorf (Kreisklasse)
2014 - 2016 FSV Unterleiterbach (Kreisliga, Bezirksliga)
2016 - 2017 TSV Staffelbach (Kreisklasse)
2017 - 2019 FV Zeckendorf (Kreisklasse)
seit 2019 FSV Unterleiterbach (Kreisliga)


Saisonbilanz B. Schmitt

 
24/25
7
0
0
0
R
0
0
22/23
5
4
2
3
R
0
0
21/22
1
0
0
0
R
0
0
21/22
7
2
2
3
R
0
0
19/21
14
0
1
8
R
0
0
19/21
2
0
0
0
R
0
0
18/19
29
14
11
3
R
1
0
17/18
21
9
7
1
R
0
0
16/17
23
19
7
0
R
2
2
15/16
28
16
5
0
0
1
0
14/15
30
19
6
0
R
1
0
13/14
26
18
1
2
R
0
0
12/13
26
26
4
0
R
1
1
Gesamt
219
127
46
20
0
6
3

Das Spiel des Lebens

SV Dörfleins: Deusel G. 3,1 (80. Bergmann 2,9), Eberlein 3,1, Horbelt Jo. 3,0, Ott S. 2,7, Reul 2,6, Will D. 2,3, Franzke S. 2,8 (73. Ott C. 3,0), Markewitz 2,5, Martin B. 2,6, Heichel 2,0, Ramer P. 3,3 (62. Koffler 3,0) / Linster D., Jäger, Wolf, Porlein A.
FSV Unterleiterbach: Beierlein M. 2,0, Walter F. 2,9 (53. Rupp 3,1), Scholz 2,6, Epp 2,3, Barth 2,5, Schmuck F. 2,4, Ambros 2,4, Werner T. 3,1 (78. Kobold 2,8), Bayer T. 2,7, Ebitsch 2,8 (67. Meli 2,4), Schmitt 1,5 / Ross, Schneider B., Schneiderbanger
Tore: 0:1 Schmitt (45., Werner T.), 1:1 Heichel (84., Bergmann), 1:2 Schmitt (116., Kobold)
Gelbe Karten: Martin B. - Foulspiel (51.), Franzke S. - Foulspiel (65.), Ott S. - Foulspiel (83.) / Schmitt - Foulspiel (55.), Meli - Foulspiel (90.+1), Schmuck F. - Meckern (90.+3), Epp - Unsportlichkeit (118.) | Rote Karten: Horbelt Jo. - Foulspiel (109.) / Rupp - Notbremse (105.+2)
Zuschauer: 1200 | Schiedsrichter: Roman Potemkin (SV Friesen 1920 e.V.) 1,0

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