Mein größter Fehler war, nach nur einem Jahr die TSG Hoffenheim zu
verlassen. Ich bin damals dem Ruf von Darmstadt 98 gefolgt, um sie
vor dem Abstieg zu bewahren und habe Dietmar Hopp um Auflösung
meines Vertrages gebeten. Ich habe zwar das enorme Potenzial erkannt,
dass da bei der TSG geschlummert hat, aber Dietmar Hopp, der ein
toller Mensch ist und bei dem ich nie auch nur den Anflug von
Arroganz gespürt habe, wollte mit der TSG eigentlich gar nicht in
die Bundesliga. Ich schon und so bin ich damals aus Hoffenheim
gegangen.
Der Verein, den ich
gerne noch trainiert hätte, war RW Essen. Ich bin 1952 auf den
Schultern meines Vaters sitzend gegen Honved Budapest, das damals
nahezu gleichbedeutend mit der ungarischen Nationalmannschaft war, im
Stadion gewesen und habe später eine starke persönliche Bindung zum
Verein aufgebaut. Als im Dezember 1988 die PanAm-Maschine nach New
York über dem schottischen Lockerbie von Terroristen zur Explosion
gebracht wurde, saß ich nur deshalb nicht im vorher von mir
gebuchten Flieger, weil mit der damalige RWE-Vorsitzende Anton Döbbe
zu einem Gespräch bat. Zu einem Engagement an der Hafenstraße kam
es leider dennoch nicht.
Ausgeschlagen habe
ich ein Angebot des FC Bayern München. Mitte der 1970er Jahre bat
mich der damalige Präsident Neudecker zu einem Gespräch. Ich kam zu
dieser Zeit allerdings nicht aus meinem Vertrag in Kanada heraus. So
übernahm Gyula Lorant den FCB – und musste nach einem Jahr wieder
gehen. Ausgeschlagen habe ich auch das Angebot von Cosmos New York mit
Franz Beckenbauer und Johan Neeskens zu trainieren. Zu diesem
Zeitpunkt im Frühjahr 1979 war ich gerade mit 1860 München in die
Bundesliga aufgestiegen und mein Bruder überzeugte mich, in dieser
„Operettenliga“ in den USA auch später noch trainieren zu
können. Vier Monate später wurde ich bei den Löwen entlassen.
Als bekennender
Schottland-Fan habe ich dort nie trainiert, weil die
Trainer-Gewerkschaft auf der Insel viele Jahre lang keine
ausländischen Trainer erlaubt hat.
Alex Ferguson oder Dettmar Cramer
Da kann ich mich für keinen entscheiden. Dettmar Cramer war mein Vorbild. Er genoss aufgrund seines Auftretens und seines Wissens hohes Ansehen in der Welt. Von ihm habe ich ? neben meinem Ausbilder Hennes Weisweiler ? wahrscheinlich am meisten gelernt. Mit Alex Ferguson habe ich mich auf Anhieb so gut verstanden, dass daraus eine überaus enge und innige Freundschaft entstanden ist, die inzwischen über 40 Jahre hält.
Haggis oder Affenhirn
Da entscheide ich mich für die Innereien aus der schottischen Küche, weil das Affenhirn in China wirklich nicht so toll geschmeckt hat. Wenn du allerdings mit den Chinesen befreundet sein willst, musst du mit ihnen essen gehen. Da werden die Entscheidungen getroffen, wobei schon die Sitzordnung entscheidend sein kann. Mit ordentlich Reiswein wird dann allerdings auch der Geschmack des Affenhirns überlagert.
Haile Selassi oder Helmut Kohl
Vom Kaiser von Äthiopien, der von den Rastafari als Messias verehrt wurde, nahm ich mit der kenianischen Nationalmannschaft eine Einladung zu Kaffee und Kuchen an, um diplomatischen Ärger zu verhindern, nachdem wir nach einem Länderspiel mit Steinen beworfen wurden. Dieser kleine Mann hatte zwar einen wahnsinnig großen Erfahrungsschatz, aber er war als Imperator bekannt. Deswegen entscheide ich mich für Helmut Kohl, den ich als starke Persönlichkeit mit enorm viel Charisma kennenlernen durfte.
Perfektion oder Müßiggang
Den Drang zur Perfektion habe ich von Dettmar Cramer gelernt, der sehr viel Wert auf Ordnung und Pünktlichkeit gelegt hat. Heute im Zeitalter der Migration ist die kulturelle Akzeptanz und die Anpassungsfähigkeit viel wichtiger als eine Perfektion, da man mit Spielern unterschiedlicher ethnischer Gruppen, Religionen oder Herkunftsländer auch ganz unterschiedlich umgehen muss.
Psychologe oder Fußballtaktiker
Das ist eine ganz wichtige Frage. Jürgen Klopp ist ein herovrragender Psychologe, ein Menschenfänger. Ich glaube, dass ich diese Fähigkeit auch ein stückweit habe. Dass ich die Spieler des 1. FC Kaiserslautern 1996 eine Woche nach dem Abstieg aus der Bundesliga wieder derart aufgerichtet habe, dass sie den DFB-Pokal gewinnen konnten, war eine Meisterleistung. Politisch betrachtet, ist es mir gelungen bei einer Rede im kenianischen Parlament die verschiedenen Stämme des Landes zu vereinen und zusammenzuführen. Fußballtaktisch ist es natürlich unerlässlich, ein Spiel lesen zu können und daraus die richtigen Konsequenzen zu ziehen.