Björn Rotter im Interview: "Wollen etwas Nachhaltiges bei der SGEF aufbauen" - anpfiff.info
Artikel veröffentlicht am 29.09.2021 um 07:00 Uhr
Björn Rotter im Interview: "Wollen etwas Nachhaltiges bei der SGEF aufbauen"
INTERVIEW Die SG Eintracht Falkenheim hat vor der Saison 2021/2022 einen Neustart gewagt und setzte dafür vor allem auf eine Verjüngung. Neben einem aufrückenden Dutzend an U19-Akteuren wurde mit Björn Rotter ein bisher eher unbeschriebenes Blatt als Trainer der 1. Mannschaft installiert, der sich nach dem ersten Saisonsieg ausführlich im fussballn.de Interview der Woche stellt. 
Von Fabian Strauch
Björn Rotter ist seit dieser Saison verantwortlicher Trainer der SG Eintracht Falkenheim in der Kreisklasse 5.
fussballn.de / Strauch
Du trainierst seit dieser Saison das erste Mal im Herrenbereich. Mit welchen Erwartungen bist Du an die Aufgabe bei der 1. Mannschaft der SG Eintracht Falkenheim gegangen?

Björn Rotter: Als ich Anfang des Jahres mit den Spielern der Herrenmannschaften gesprochen habe, habe ich sofort die Vorfreude bei jedem einzelnen Spielern gespürt. Auch ich bin mit voller Vorfreude an die Aufgabe herangegangen. Wir wollten einen Umbruch, eine Verjüngung einleiten und eine Mannschaft bestehend aus unseren bisherigen Herrenspielern, unseren Jugendspielern und einigen wenigen externen Neuzugängen formen, welche sich möglichst schnell in der Liga zurechtfindet und für jeden Gegner unbequem zu bespielen ist. Da mir von Anfang an bewusst gewesen ist, dass ein Umbruch, ein Neuaufbau einer Mannschaft, Zeit benötigt und man nicht so genau einschätzen kann, wie lange der Eingewöhnungsprozess der ehemaligen Jugendspieler dauert, waren meine Erwartungen daher weniger ergebnisbezogen, wenngleich wir natürlich unbedingt auch in der kommenden Saison in der Kreisklasse, trotz Verjüngung, vertreten sein wollen. Dafür ist eine gute Mischung aus Erfahrung und Unbekümmertheit, eine gute Teamstruktur sowie ein guter Teamspirit, Teamzusammenhalt notwendig. Nur gemeinsam können wir etwas erreichen.

Welche Faktoren haben dich besonders an der neuen Aufgabe gereizt?

Rotter: Seit 2018 laufen wir als SG Eintracht Falkenheim auf. Wir haben in den vergangenen Jahren versucht, eine Abteilung nach unseren Vorstellungen und Wünschen aufzubauen und zu gestalten. Wichtig war uns hierbei immer, „mehr als ein Verein“ für unsere Mitglieder sein zu wollen. Von daher hat es mich besonders gereizt, die Aufgabe als Cheftrainer in einem Verein, bei dem ich in den vergangenen 15 Jahren in verschiedensten Funktionen tätig war und der für mich persönlich auch mehr als nur irgendein Verein ist, anvertraut zu bekommen. Die Zusammenarbeit mit einer Vielzahl an Spielern, die eine lange Vereinszugehörigkeit und starke Identifikation vorzuweisen haben, mit unseren super Neuzugängen, die richtig Lust auf Eintracht Falkenheim haben sowie unsere Jugendspieler beim Übergang in den Herrenbereich weiter begleiten zu dürfen, waren die größten Anreize sowie daraus eine schlagkräftige, hungrige Mannschaft zu formen. Diese Chance erhalten zu haben, macht mich sehr dankbar und dafür möchte ich Felix Steinbach und Udo Wengenroth danken. Das ist nicht selbstverständlich.

In den vergangenen Jahren warst Du nahezu ausschließlich im Juniorenbereich als Trainer und Jugendleiter aktiv. Worin siehst du die entscheidenden Unterschiede bzw. Herausforderungen zwischen Junioren- und Herrenspielbetrieb?

Rotter: In erster Linie steht man im Herrenbereich natürlich ganz anders im Fokus. Das Interesse ist viel größer als im Jugendbereich und dadurch werden natürlich Entscheidungen verständlicherweise kritisch hinterfragt, vor allem dann, wenn die Ergebnisse ausbleiben. Normalerweise hat man auch nicht so viel Entwicklungszeit wie im Jugendbereich. Doch die Abteilungsleiter stehen hinter diesem Umbruch und geben uns Zeit, unsere Entwicklung voranzubringen. Dafür bin ich beiden sehr dankbar. Ein positiver Effekt ist die breitere Unterstützung durch das Funktions-/ Organisationteam im Herrenbereich. Die Herausforderungen im Herrenspielbetrieb liegen vor allem darin, unsere Spieler mit Jahrgang 2002 an die Körperlichkeit und Cleverness des Herrenbetriebs zu gewöhnen und ein Team, bestehend aus unterschiedlichen Jahrgängen und teilweise großen Generationsunterschieden, in der Jugend waren es maximal zwei Jahrgänge, zu formen. Eine weitere Herausforderung ist es, eine einheitliche Spielidee einzustudieren und bisherige unterschiedliche Gewohnheiten und Spielideen abzulegen.

Beschreibe dich bitte mit einigen Worten als Trainerpersönlichkeit.

Rotter: Ich würde mich als kumpelhaften, partnerschaftlichen, verständnisvollen und kommunikativen Trainer sehen, der sich nie über sein Team stellt und auch bereit ist, Fehler einzugestehen. Ich gebe immer 110 Prozent für meine Spieler und meine Mannschaft. Die Teamführung der langen Leine trifft auf mich als Trainer schon zu. Wenn ich aber merke, dass etwas in die falsche Richtung läuft, kann ich auch die Zügel anziehen. Der Lautsprecher an der Seitenlinie werde ich aber wohl nicht mehr werden.

Björn Rotter war im Herrenbereich bisher ein unbeschriebenes Blatt, wusste aber im Jugendbereich durchaus schon zu überzeugen.
SGEF

Worauf müssen sich die Spieler unter deiner Leitung einstellen und worauf legst Du besonders Wert?

Rotter: Für mich stand das Team schon immer über allem. In all meinen Mannschaften haben ich immer großes Augenmerk auf den Teamgeist gelegt und diesen auch versucht zu fördern. In der Trainingsarbeit lege ich großen Wert darauf, dass der Ball immer im Mittelpunkt steht und viele Übungen mit einer Abschlussaktion enden. Als Trainer fordere ich immer Werte wie Leidenschaft, den absoluten Willen und Glauben ein. Denn unabhängig von der Tagesform kann eines immer gegeben werden: nämlich Vollgas. Die Bereitschaft fürs Team einzustehen, für einander zu kämpfen und Fehler eines Mitspielers wettmachen zu wollen, kann und muss immer gelebt werden. Dabei wünsche ich mir eine positive Kommunikation sowie eine positive Fehlerkultur. Schließlich geschehen Fehler nicht absichtlich. Des Weiteren möchte ich Spieler mit absolutem Siegeswillen auf dem Platz sehen. Mir ist aber auch bewusst, dass das leicht daher gesagt ist und nicht einfach mit Reden oder Finger schnipsen geht, sondern auch ein Prozess ist, der vor allem auch vorgelebt werden muss.

Zur aktuellen Saison rückten rund ein Dutzend Spieler aus deiner U19-Truppe der Vorsaison in den Herrenbereich auf. Wie lief die Integration der „jungen Wilden“ in das bestehende Mannschaftsgefüge ab?

Rotter: Alleine im Kader der 1. Mannschaft stehen sieben Jugendspieler aus der ehemaligen U19-Truppe der Vorsaison, inklusive zwei weiterer Neuzugänge mit Baujahr 2002. Die Integration lief sehr schnell, sehr gut und das dank unserer erfahrenen Spieler, die sich richtig auf die Jungs gefreut haben, sie sofort willkommen geheißen haben und ihnen geholfen haben, auf und neben dem Platz. Das war wirklich ein überragender Prozess, den wir als Trainerteam nicht anschieben mussten. Auch ein Trainingswochenende und ein wirklich überragendes Trainingslager in Oberhof verstärkten den Prozess der Integration und des Teamgeistes. Auch unsere 1. und 2. Mannschaft, bei der auch einige 2002er dabei sind, wächst immer mehr zusammen und man unterstützt sich mannschaftsübergreifend.

Der Saisonauftakt ging direkt mit dem 0:4 im Derby beim ESV Rangierbahnhof in die Hose. Ein denkbar ungünstiger Gegner zum Start...

Rotter: Wir haben den Spielplan genommen, wie er ist, wussten um die Stärken des Gegners und waren einfach voller Vorfreude auf den 1. Spieltag. Zudem war es noch ein Derby vor guter Kulisse gegen einen richtig guten und erfahrenen Gegner. Sportlich haben wir dann vor allem den Erfahrungsunterschied zu spüren bekommen. Zu viele falsche Entscheidungen und Fehler, die die Rangers eiskalt genutzt haben, gepaart mit fehlendem Spielglück waren die Gründe dieser am Ende deutlichen Niederlage. Trotz großer Unzufriedenheit konnten wir aber das Ergebnis recht schnell realistisch einordnen und gleich zum Saisonstart viele Erfahrungswerte sammeln. Vor allem den jüngeren Spielern wurde gleich aufgezeigt, wie es im Herrenbereich zugeht. So blöd es klingt, auch diese Niederlage hat uns in unserem Entwicklungsprozess geholfen.

Nach der Auftaktpleite schien die Truppe mit zunächst drei Unentschieden auf dem Weg der Stabilisierung, ehe zwei Niederlagen die Bilanz wieder trübten. Welche Gedanken gehen einem im Herrenbereich noch weitgehend unerfahrenen Trainer dabei durch den Kopf?

Rotter: Man muss die Leistungen auch realistisch einordnen. Dennoch muss ich zugeben, dass ich mir aufgrund der Sieglos-Serie schon auf der einen Seite richtig viel Druck gemacht habe, mich aber auch viel hinterfragt habe. Auch ich als recht unerfahrener Trainer im Herrenbereich habe dabei einige Fehler gemacht oder Entscheidungen getroffen, die nicht den erhofften Effekt hatten. Wichtig war für mich, meine Fehler einzugestehen, mich damit auseinanderzusetzen und mich als Trainer weiterzuentwickeln. Auf der anderen Seite habe ich als Trainer richtig darauf gebrannt, aus dieser vor allem ergebnistechnisch schwierigen Zeit mit der Mannschaft herauszukommen, ohne unseren Weg gänzlich zu verlassen. Optimistisch stimmte mich zu jeder Zeit der Zusammenhalt im Trainerteam beider Mannschaften, unser wirklich hervorragendes und engagiertes Kapitänsteam und das Vertrauen in meine Spieler und das vorhandene Potential.

Im Auswärtsspiel beim TSV Zirndorf klappte es im siebten Anlauf nun endlich mit dem ersten Saisonsieg. Beschreibe bitte deine eigene Gefühlslage und die der Mannschaft nach dem 2:1-Erfolg vom vergangenen Sonntag!

Rotter: Sowohl bei mir als auch bei den Spielern war einfach nur pure Erleichterung zu spüren. Wir alle lagen uns vor Erleichterung in den Armen. Viel Druck, den ich mir selbst gemacht habe, ist bei mir abgefallen und wir haben dafür richtig hart arbeiten müssen, um uns endlich zu belohnen. Es war ein Spiel auf Augenhöhe und am Ende haben wir uns den Sieg neben des aufopferungsvollen Einsatzes eines jeden Einzelnen und dank unseres überragenden Keepers einfach erarbeitet und auch verdient. Dieses Gefühl im Mannschaftskreis zu stehen und den Sieg zu feiern, habe nicht nur ich sehr genossen. Für mich als Trainer war es schön zu sehen, dass unser Siegtorschütze, der in den letzten Wochen nicht viel Einsatzzeiten hatte, die Anweisungen gut umgesetzt hat und an sich beim Abschluss geglaubt hat.

Mit großartigem Zusammenhalt meisterte die SG Eintracht Falkenheim ein ergebnistechnisch schwieriges erstes Saisonviertel und möchte nun (nicht zuletzt) auf dem ersten Saisonsieg in Zirndorf aufbauen.
fussballn.de / Strauch

Wie bewertest du insgesamt die Leistungen deiner Mannschaft nach dem ersten Saisonviertel?

Rotter: Bis auf die ersten 30 Minuten gegen Worzeldorf und in Abstrichen den Saisonauftakt, waren wir mit den Leistungen recht zufrieden und hätten durchaus vier bis sechs Punkte mehr holen können. Wir müssen vor allem im Spiel mit dem Ball weitere Fortschritte machen und auch noch mehr Glauben in unsere Fähigkeiten entwickeln. Aber all das bedarf noch Zeit in unserem Entwicklungsprozess. Daher kann man nach dem ersten Saisonviertel feststellen, dass wir oft gut mithalten konnten. Natürlich haben wir noch deutlich Luft nach oben und hätten uns hier und da für den Aufwand belohnen müssen.

Kommt das spielfreie Wochenende für euch nun zur Unzeit oder geben zwei volle Wochen Vorbereitungszeit auf das Duell mit Spitzenreiter ATV 1873 Frankonia mehr Möglichkeiten, um Trainingsschwerpunkte zu setzen?

Rotter: Wir nehmen auch hier den Spielplan, wie er kommt. Klar willst du nach dem ersten Saisonsieg sofort nächste Woche wieder ran. Aber ein freies Wochenende zum Durchschnaufen und auch mal zum Abschalten kommt mir nicht ungelegen. In den zwei Wochen wollen wir weiter an gewissen Schwerpunkten arbeiten, um unser Spiel defensiv wie offensiv zu verbessern und gegen den richtig starken Spitzenreiter ein würdiger Gegner sein zu können.

Wie lauten die kurzfristigen Zwischenziele bis zum Saisonende?

Rotter: Kurzfristig möchten wir trotz der Verjüngung natürlich dennoch eine möglichst erfolgreiche Übergangssaison spielen und uns schnell weiter stabilisieren, um die Liga zu halten. Ziel für mich ist es natürlich immer, in jedem Spiel drei Punkte mitnehmen zu wollen.
 
SGEF-Coach Björn Rotter möchte mit seiner SG Eintracht Falkenheim ein langfristig ausgelegtes Konzept prägen und kann sich dafür der vollen Unterstützung der Abteilungsleitung sicher sein. 
fussballn.de / Strauch

Und wodurch wird die langfristige Vision geprägt?

Rotter: Wir möchten zukünftig weiter auf Spieler setzen, die sich mit der SGEF identifizieren und mit uns den eingeschlagenen Weg gehen möchten. Wir möchten unseren Jugendspielern eine Chance geben, sich im Herrenbereich durchzusetzen. Wünschenswert wäre es, dass viele eigene Jugendspieler das Ziel haben, mal bei unseren Herren zu spielen. Langfristig gilt es eine schlagkräftige Truppe, gespickt mit jungen eigenen Talenten, aufzubauen. In den kommenden Jahren wollen wir versuchen, Schritt für Schritt voranzukommen und etwas Nachhaltiges bei der SGEF aufzubauen und dabei sportlich eine attraktive, offensive Fußballidee entwickeln.

Welche Ziele hat Björn Rotter für seine eigene Trainerlaufbahn?

Rotter: Ehrlich gesagt hatte ich noch nie Ziele oder gar eine langfristige Planung im Hinblick auf meine Trainerlaufbahn. Ich hatte auch nie an einen Vereinswechsel gedacht. Ich wollte einfach immer ein guter Trainer für meine Teams und Spieler sein und meinen Spielern eine schöne und möglichst erfolgreiche Zeit in ihrer Freizeit ermöglichen. Ich hoffe, ehrlich gesagt, noch lange bei der SG Eintracht Falkenheim tätig sein zu dürfen, solange die Spieler noch mit mir als Trainer gerne zusammenarbeiten. Persönlich möchte ich mich als Trainer immer weiterentwickeln, weiter reifen und hier gemeinsam mit vielen tollen, engagierten Persönlichkeiten eine gute Zukunft gestalten. Für mich steht im Mittelpunkt nie der Trainer Björn Rotter, sondern das Team. Sollte dennoch irgendwann einmal Schluss sein, kann ich mir durchaus vorstellen, wieder im Jugendbereich tätig zu werden. Konkrete Planungen gibt es da natürlich nicht. Man wird sehen, wie es dann weiter gehen würde. Ohne Freude, der vollen Identifikation mit der Aufgabe und Entwicklungspotential würde ich nie eine Aufgabe, möge sie noch so attraktiv scheinen, annehmen.

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Hintergründe & Fakten

Personendaten


Spiele-Bilanz Eintr. Falkenh.

Spiele
7
Siege gesamt
1
Heim-Siege
0
Auswärts-Siege
1
Unentschieden
3
Niederlagen gesamt
3
Heim-Niederlagen
1
Auswärts-Niederlagen
2
:0
Zu-Null-Spiele
0
0:
Spiele ohne eigenen Treffer
1

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bis 05/2023
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bis 10/2014
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2008/09
bis 08/2008
2008/09
2007/08
2006/07

Tabelle Kreisklasse 5

Pl.
Team
Sp
Tore
Pkt
1
26
90:32
57
4
26
76:36
53
5
26
77:40
52
7
26
53:44
39
8
26
59:51
37
10
26
56:61
30
12
26
43:90
17
14
26
28:106
8
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