Jasmin Halilic im Interview: "Ein guter Trainer allein ist nichts wert" - anpfiff.info
Artikel veröffentlicht am 22.09.2021 um 07:00 Uhr
Jasmin Halilic im Interview: "Ein guter Trainer allein ist nichts wert"
INTERVIEW Lange Zeit war er als Spielmacher Dreh- und Angelpunkt beim FC Bosna Nürnberg, gefolgt von elf Jahren als Trainer beim FC Bayern Kickers, aktuell coacht Jasmin Halilic bei Türkspor Nürnberg erstmals in der Landesliga. Heute feiert der Bosnier seinen 50. Geburtstag. Im fussballn.de-Interview der Woche blickt er zurück über die Jahrzehnte am Sportplatz und blickt voraus auf das, was noch kommen mag.
Von Marco Galuska
Jasmin Halilic wird heute 50. Im Interview blickt er zurück auf viele Jahre am Sportplatz.
B. Fromm
Herzlichen Glückwunsch zum Geburtstag! Wie fühlen sich die 50 an?

Jasmin Halilic:
Danke! Eigentlich fühle ich mich, abgesehen von kleinen Wehwehchen, überhaupt nicht so, wie es die Zahl 50 vielleicht glauben lässt. Das hat wohl damit zu tun, dass ich viel mit jungen Leuten zu tun habe.

Wie viele Jahre von dem halben Jahrhundert hast Du mit Fußball verbracht?

Halilic:
 Fußball gibt es für mich eigentlich schon immer, seitdem ich laufen kann. Wobei ich für heutige Verhältnisse erst relativ spät im Verein begonnen habe, mit sieben Jahren dürfte das gewesen sein. Das ging dann von der Jugend an kontinuierlich weiter bei den Herren, dann nahtlos als Spielertrainer und Trainer. Also eine Zeit ohne Fußball gab es für mich so wirklich nicht.

Die frühere Spielergeneration kennt dich noch als Spielmacher und "Mister Bosna", dann warst du über ein Jahrzehnt der BaKi-Trainer. Erzähl uns von deinen fußballerischen Wurzeln!

Halilic:
 Die liegen beim SC Viktoria Nürnberg, da habe ich schon einige Jahre gespielt. Es gab dann eine ziemlich erfolgreiche A-Jugend von Jugoslavija Nürnberg, wo ich eigentlich noch als B-Jugendlicher gekickt habe. Von dort ging es weiter zum FC Herzogenaurach in die Bayernliga-A-Jugend. Bernd Fuchsbauer war da unser Mittelstürmer, auch Manfred Dedaj, der zwei Jahre jünger ist, hat schon ab und zu mitgespielt. Das war eine tolle Truppe, die Vanco Timov damals trainiert hat, die Herren in Herzogenaurach hat Franciszek Smuda zu der Zeit gecoacht, später wurde er ja polnischer Nationaltrainer. Bei den Herren ging es für mich zum TSV Röttenbach, TSV Emskirchen, ein Jahr zur SpVgg Fürth in die Bezirksliga-Mannschaft und dann hat es sich ergeben, dass der FC Bosna Nürnberg gegründet wurde, da stand zwar zunächst nicht das Sportliche im Vordergrund, aber auch das war eine tolle Zeit. Wir sind von ganz unten fast bis in die Bezirksliga aufgestiegen.

Welche Highlights sind aus der Zeit als Spieler in Erinnerung geblieben?

Halilic: 
Da waren freilich die Bayernliga-Derbys in der Jugend gegen den großen Club. Ich erinnere mich auch noch an den Stuhlfauth-Pokal, den wir mit Viktoria gegen Süd in der C-Jugend gewonnen haben. Da hat man dann gemerkt, dass die ganz Guten gar nicht so viel besser sind. Und natürlich waren die Aufstiege mit Bosna schon besonders.

Blick auf die Abläufe in einem Verein: Beim FC Bayern Kickers hatte Jasmin Halilic über ein Jahrzehnt lang das sportliche Sagen.
fussballn.de

Hattest Du als Spieler schon an eine spätere Laufbahn als Trainer gedacht?

Halilic:
 In jungen Jahren weniger, später dann schon etwas mehr, wenn man so möchte. Bei Bosna habe ich organisatorisch mitgedacht, versucht zu verstehen, wie das alles so in einem Verein abläuft - und auch im Sinne des Vereins gedacht.

Mittlerweile bist Du seit über 15 Jahren im Prinzip ohne Pause Trainer. Was sagt da die Familie dazu?

Halilic:
 Eigentlich wollte ich ja mal eine Pause machen nach der Zeit bei BaKi, aber dann kam die BOL-A-Jugend in Lauf. Es war dann zumindest eine Pause vom Herrenfußball! (lacht) Die Familie kennt es nicht anders. Meine Frau unterstützt es, sonst ginge das auch gar nicht. Sie hat mich aber auch nicht anders kennengelernt. Und unsere beiden Jungs haben selbst schon früh mit dem Fußball angefangen.

Schauen wir zurück auf die bisherige Trainerlaufbahn, wo gab es die Höhepunkte und Enttäuschungen?

Halilic:
Jede Phase hatte ihre Höhepunkte. BaKi war meine erste richtige Trainerstation. Wir haben den Aufstieg in die Bezirksliga geschafft, hatten eine menschlich hervorragende Mannschaft, in der Zug drin war, da war alles intakt. Die Enttäuschung war vielleicht 2016, dass wir mit einer tollen Mannschaft nur ganz knapp die Landesliga verpasst haben. Das wäre noch einmal der nächste Schritt gewesen. Der Aufstieg mit Türkspor jetzt war aber auch ein Highlight, weil man aus 40 Spielern eine neue Mannschaft bilden musste.

Wie würdest Du deine eigene Entwicklung als Trainer über die Jahre beschreiben?

Halilic:
Mourinho lässt sich ja zitieren, dass er ein besserer Trainer als vor 15 Jahren ist. Natürlich ist das so, dass man Erfahrungen sammelt, dadurch vielleicht auch etwas vorsichtiger wird. Ich denke, man entwickelt sich über die Jahre in der Menschenführung und im Umgang mit einem Team. Letztlich ist es aber so, dass ein guter Trainer allein nichts wert ist - es braucht Spieler und Leute im Verein, die es mittragen. Und letztlich soll es dann auch noch allen Spaß machen.

Wie betrachtest Du allgemein die Entwicklung im Amateurfußball von Deinen Anfängen bis heute?

Halilic:
Da muss ich jetzt aufpassen, dass ich mir kein Eigentor schieße! (lacht) Ich denke, ganz entscheidend ist die Freizeitgestaltung. Da gibt es mittlerweile eben viel mehr Möglichkeiten. Diese totale Liebe zum Fußball fehlt etwas. Aber die Vereine müssen sich anpassen, damit umgehen. Für mich persönlich ist die Liebe zum Fußball nicht kleiner geworden.

Coach in der Landesliga bei Türkspor Nürnberg.
fussballn.de / Strauch

Bleiben wir in der Gegenwart. In diesem Jahr gelang Dir erstmals der Aufstieg als Trainer in die Landesliga. War das ein besonderes Ziel?

Halilic:
Ein solches Ziel hatte ich mir nicht gesetzt, das hat sich ergeben. Ich war nun ehrlich gesagt schon gespannt darauf zu sehen, wie es funktioniert mit dem Team und mir in der Landesliga. Wie gesagt, es muss ja als Paket funktionieren.

Wohin geht die Reise mit Türkspor in dieser Saison?

Halilic:
Das primäre Ziel ist und bleibt der Klassenerhalt. Die Anfangszeit war nicht leicht mit den Urlaubern, die es bei uns etwas mehr als bei anderen Vereinen gab. Aktuell läuft es gut, aber wir dürfen uns da auch nicht blenden lassen. Das kann ganz schnell auch wieder in die andere Richtung gehen. Unser Ziel muss es sein, so stabil zu werden, dass die Mannschaft auch die Ruhe bewahrt, wenn es mal nicht so läuft.

Am Sonntag kommt es zum Rückspiel gegen den TSV Buch - mit welchen Erwartungen?

Halilic:
Das sind nun ganz sicher andere Vorzeichen als noch im Hinspiel. Es ist ein Nürnberger Stadtduell. Mit Kornburg zusammen sind es die drei Mannschaften, die den Amateurfußball in der Stadt am höchsten repräsentieren. Da gehört eine gewisse Rivalität dazu, aber natürlich muss alles im Rahmen bleiben.

Welche Wünsche gibt es im privaten und sportlichen Bereich zum Geburtstag?

Halilic:
Uns geht es grundsätzlich gut, die Familie ist gesund, das ist am wichtigsten! Im Bezug zum Sportlichen ist es mir definitiv nicht egal, wie es meinen bisherigen Vereinen ergeht: Das gilt für den Post SV und dem SK Lauf, wo ich in der Jugend trainiert habe, natürlich habe ich immer ein Auge darauf, wie es bei Bosna und BaKi läuft - und auch wenn ich einmal nicht mehr bei Türkspor sein sollte, wäre es mir nicht egal, was danach dort passiert. Ich bin nirgends im Groll gegangen, kann mich überall blicken lassen und spüre immer noch eine gewisse Verbundenheit zu den Vereinen.

Du hattest in einem früheren Gespräch erwähnt, dass es noch den Traum gäbe, die beiden Söhne wieder zu trainieren...

Halilic:
Ja, das stimmt! Das wäre schon etwas Besonderes, das bei den Herren noch einmal zu erleben. Aber so etwas kommt auf die Entwicklung von mir als Trainer und den Jungs als Spieler an.

Und die Jungs würden den Vater auch gerne wieder als Trainer sehen?

Halilic:
Da müsste man wohl besser mit ihnen reden. (lacht)

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Leser-Kommentare

Steckbrief J. Halilic

Jasmin Halilic
Alter
53
Wohnort
Nürnberg
Familie
verheiratet, 2 Kinder
Nation
Bosnien und Herzegowina
Starker Fuß
Linksfuß
Lieb.-Position
zentrales Mittelfeld ("10er")


Trainerstationen Jasmin Halilic


Tabelle Landesliga Nordost A

Pl.
Team
Sp
Tore
Pkt
1
8
25:7
22
4
8
10:14
13
6
8
12:14
10
9
8
6:18
3
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