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Artikel veröffentlicht am 06.07.2021 um 09:00 Uhr

Keeper's Choice: Lorenz Neundorfer: Der mit der Jogginghose fliegt

Torhüter und Linksaußen - wohl ein jeder, der sich für Fußball interessiert, kennt die Fortsetzung dieser Weisheit. Doch stimmt sie wirklich? Nun, Linksaußen gibt es kaum mehr, aber Torhüter. anpfiff.info möchte Ihnen die Spezies mit der Nummer eins auf dem Rücken - meistens zumindest - ein wenig näher bringen. "Keeper's Choice" heißt die neue Rubrik, in der die der Weisheit nach Verrückten zu Wort kommen...

Von Marco Heumann

Lorenz Neundorfer (Keeper der SpVgg Rattelsdorf)

Haben Sie besondere Rituale vor dem Spiel?
Lorenz Neundorfer: Bis vor wenigen Jahren hatte ich einmal das Ritual, vor dem Anpfiff an die Latte zu springen und ich habe die Flasche auf die rechte Seite gelegt. Mittlerweile mache ich, glaube ich, nur noch das "An die Latte hüpfen". Ob die Flasche rechts oder links liegt, ist mir egal, beziehungsweise vergesse ich die Flasche auch gerne einmal. (grinst)

Wer war früher Ihr großes Vorbild?
Lorenz Neundorfer: Ganz klar Gabor Kiraly! Als Hertha-Fan hat mich der Typ mit der
grauen Jogginghose schon immer fasziniert. Habe auch einmal vor ein paar Jahren von Sebastian Derra, der jetzt Gott sei Dank wieder bei uns spielt, zum Geburtstag eine Jogginghose mit dem Wappen der SpVgg Rattelsdorf bekommen. Leider ist die Hose durch stetigen Gebrauch irgendwann gerissen. Im Winter trage ich dennoch gerne eine graue Jogginghose und viele können dann auch direkt auf mein Vorbild Gabor Kiraly schließen. (lacht)

Warum sind Sie Torwart geworden und nicht Feldspieler?
Lorenz Neundorfer: Tja. Da darf ich wohl tatsächlich meinem großen Bruder danken. Als ich in der G-Jugend eigentlich ein Topstürmer war, musste ich im Garten meiner Eltern trotzdem immer ins Tor, damit mich mein großer Bruder und sein Kumpel "abschießen" konnten. Die Tore in den Schülermannschaften wurden bei mir immer weniger und als in der E-Jugend dann ein Torwart gesucht wurde, wurde ich dann schnell in den Kasten beordert. Und so nahm das alles seinen Lauf (grinst)

Wer ist aktuell der beste Torwart der Welt–und was zeichnet ihn besonders aus?
Lorenz Neundorfer: Ich finde, das ist eine sehr schwierige Frage. Ich glaube, es gibt sehr viele gute Torhüter im nationalen sowie internationalen Bereich. Ich kann das auch gar nicht wirklich beurteilen, wer da gerade der beste der Welt ist. Jeder hat seine Vorzüge und seine besonderen Stärken.

An welche Ihrer Paraden erinnern Sie sich noch genau?
Lorenz Neundorfer: Auch eine schwierige Frage, aber als erstes in den Sinn kamen mir
dann doch meine zwei gehaltenen Elfmeter in der Saison 2012/2013, gleich im ersten Saisonspiel gegen den RSC Oberhaid 2. Es war erst mein drittes Spiel im Herrenbereich und ja, es war "nur" B-Klasse. Aber ich glaube, umso mehr blieb es in Erinnerung, weil es sozusagen meine ersten Schritte im Herrenbereich waren. Zudem war an diesem Tag noch letzter Biergartentag in der "Oberen Mühle" in Rattelsdorf. Dementsprechend war es noch feucht-fröhlicher als sonst. (lacht)

Pariert den Ball: Lorenz Neundorfer, Keeper der SpVgg Rattelsdorf.

anpfiff.info

Eine Selbsteinschätzung: Sind Sie beim Elfmeter eher der Killer oder ein leichtes Opfer?
Lorenz Neundorfer: Wer mich kennt, weiß, dass ich mich selbst nicht gut einschätzen
kann. Nach der Beantwortung der letzten Frage möchte man meinen, dass ich ein Elfmeterkiller bin. Aber ich denke, das hat sich vor allem im Laufe der Zeit mehr als relativiert. Ich kann nicht einmal sagen, wann ich den letzten Elfmeter gehalten habe. Allerdings glaube ich auch, dass wir als Mannschaft gar nicht so viele Elfmeter gegen uns kassieren, was ja auch für eine konzentrierte Abwehrarbeit spricht. Als Torwart kannst du beim Elfmeter eigentlich nur gewinnen und dich unheimlich ärgern, wenn du die Ecke hattest, den Strafstoß aber dennoch nicht parieren konntest.

Wie stehen Sie dazu: Foulen als letzter Mann oder lieber fair sein und ein Gegentor zulassen?
Lorenz Neundorfer: Ganz ehrlich, die Frage finde ich nicht gut gewählt. Also ich zumindest würde niemals absichtlich jemanden von den Beinen holen, so wie Otavio von Wolfsburg zuletzt, um ein prominentes Beispiel zu nennen. Ich sage es einmal so: Wenn ich die Chance habe als letzter Mann irgendwie den Ball zu erreichen, werde ich es versuchen. Ansonsten lasse ich dann "lieber" das Gegentor zu.

Vielen Dank für das Gespräch!