Stefan Stadelmann hat Sorgen: "Die Theorie ersetzt die Praxis nicht" - anpfiff.info
Artikel veröffentlicht am 18.04.2021 um 14:00 Uhr
Stefan Stadelmann hat Sorgen: "Die Theorie ersetzt die Praxis nicht"
Kreisschiedsrichterobmann Stefan Stadelmann macht sich Sorgen um seine Gilde. Die jungen Schiedsrichter bräuchten Erfahrung, die alten Schiedsrichter bräuchten Bewegung. All das ist pandemiebedingt auf den Sportplätzen seit vielen Wochen nicht erlaubt.
Von Uwe Kellner
Auch Kreisschiedsrichterobmann Stefan Stadelmann ist der Meinung, dass alles auf einen Abbruch der Saison 2019/21 hinauslaufen wird. "Ich kann mir vorstellen, dass die meisten Vereine endlich einen Schlussstrich unter diese Saison ziehen wollen." Der langjährige Schiedsrichter-Funktionär hat gleichzeitig Bedenken, wann es wieder losgehen werde. "Im schlimmsten Fall spielen wir im Jahr 2021 überhaupt keinen Fußball. Ich kann fast nicht glauben, dass es im Herbst einfach wieder weitergeht", gibt er sich pessimistisch. Das wäre für viele Menschen sicherlich schwer, beziehungsweise kaum vorstellbar in den Sommermonaten überall nur verwaiste Sportplätze sehen zu können. "Zurzeit befinden wir uns in einer schwierigen Phase für die Vereine, Fußballer und Schiedsrichter, weil du ja kaum etwas machen darfst." Sport, so die Überzeugung des Referees, sei auch in der momentanen Situation sehr wichtig.

Keine Perspektive

Stefan Stadelmann ist Obmann der Schiedsrichtergruppe Pegnitzgrund. Sein Lehrwart versuche zwar, die Referees mit Online-Schulungen fit zu halten, das sei aber kein Vergleich zu Präsenz-Veranstaltungen. "Die Situation ist total unbefriedigend. Bei der letzten Online-Sitzung hatten wir 34 Teilnehmer, davon waren fünf oder sechs vom Ausschuss. Wenn wir uns normalerweise treffen, sind wir 60 bis 80 Teilnehmer", rechnet Stefan Stadelmann vor und gibt an, kein Online-Freund zu sein, sondern echte soziale Kontakte zu bevorzugen. Vor allem den jungen Schiedsrichtern fehle die Erfahrung aus den vielen spielfreien Monaten. "Online-Schulungen ersetzen das Pfeifen nicht. Die Theorie ersetzt die Praxis nicht", ist Stefan Stadelmann überzeugt.

In diesem Punkt mache er sich um seine alten Haudegen keine Sorgen. "Das wichtigste ist die Regelfestigkeit. Wenn du viele Jahre gepfiffen hast, dann kommst du da schnell wieder rein, auch nach der langen Pause", findet der Kreisschiedsrichterobmann. Deswegen glaubt Stefan Stadelmann nicht, dass sich die Zuschauer, sobald es wieder losgehen kann, auf vermehrte Fehlentscheidungen einstellen müssen.

Ein anderer Punkt sind die Auf- und Abstiege der Schiedsrichter. Auf Kreisebene gebe es da jedoch wenige Probleme. "Klar musst du bei Leuten die aufsteigen wollen, erst nochmal schauen, wie sie nach einem Jahr Pause pfeifen", findet Stefan Stadelmann. Das Problem sei eher der Aufstieg in den höheren Ligen. "Nicht nur den Fußballern fehlen ein oder zwei Jahre, sondern auch den Schiedsrichtern. Ich denke da an die ambitionieren Nachwuchs-Referees. Du hast als Schiedsrichter nämlich eine ganz andere Perspektive, ob du 20 oder schon 22 Jahre alt bist." Manch Schiedsrichter steigt gerade in jungem Alter mehrere Ligen auf, um später überhaupt für höhere Aufgaben in Betracht zu kommen.

Stefan Stadelmann (re.) hat als Kreisschiedsrichterobmann Sorgen um seine Gilde und befürchtet, dass uns noch eine lange Zeit ohne Amateurfußball bevorsteht.
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Wie viele Schiris bleiben übrig?


Stefan Stadelmann ist optimistisch, dass viele Schiedsrichter nach der pandemiebedingten Fußballpause wieder zurückkehren werden. Sorgen muss er sich jedoch machen, wenn vor allem seine zuverlässigen Referees, die drei oder vier Partien die Woche pfiffen, nun zu anderen Hobby umgeschwenkt sind. Das würde eine Lücke reißen. "Auch als Schiedsrichter kannst du nicht von null auf hundert wieder einsteigen. Vor allem, wenn du schon ein bisschen älter und durch die lange Pause aus dem Rhythmus gekommen bist. Kein Sport, keine Bewegung - das ist nicht gut für die Muskulatur. Die jungen Schiris werden da weniger Probleme haben, aber ich denke auch an die alten, die vielleicht schon über 60 sind und die wir immer noch brauchen." Im Herbst 2020, als der Amateurfußball für mehrere Wochen zurückkehren durfte, merkte Stefan Stadelmann bereits, dass nicht alle Schiedsrichter wiedergekommen sind. "Es wird an uns liegen, die Leute wieder alle zusammenzubringen. Wie viele Schiedsrichter übrig geblieben sind, werden wir erst sehen, sobald es wieder losgeht."

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