Portrait Marion Partenfelder: Pionierin des Frauenfußballs sagt Servus - anpfiff.info
Artikel veröffentlicht am 26.03.2021 um 06:00 Uhr
Portrait Marion Partenfelder: Pionierin des Frauenfußballs sagt Servus
MAGAZIN Egal, ob in dieser Saison noch einmal gespielt wird oder nicht. Im Sommer ist für die Untersteinacher Spielertrainerin Marion Partenfelder definitiv Schluss. Seit 40 Jahren kickt die ehemalige Bayernligaspielerin, stand in der oberfränkischen Auswahl und wäre um ein Haar beim 1. FC Nürnberg gelandet. Eine kleine Option in Bezug auf die Ballsportart lässt sie sich aber noch offen. 
Von Hans-Jürgen Wunder
So ganz konnte es Marion Partenfelder auch in dieser Saison nicht lassen, mit ihrem liebsten Hobby. "Bevor die Mannschaft mit zehn Spielerinnen auflaufen muss, stelle ich mich natürlich mit rein", sagt die Fortuna-Trainerin. Denn verlernt hat sie ohnehin nichts. "Ich denke, drei Tore in fünf Spielen können sich für eine 44-Jährige sehen lassen", grinst "Muddi", wie sie in Mannschaftskreisen genannt wird. Damit ist sie nicht nur Edeljoker, sondern beste Schütze ihres Teams, das sich in Abstiegsgefahr befindet. Doch egal, ob die Untersteinacherinnen die Klasse halten oder nicht - die gelernte Torfrau und Allrounderin wird im Sommer ihre Fußballschuhe an den Nagel hängen und auch das Traineramt abgeben. "Das habe ich schon länger angekündigt. Da muss wieder frischer Wind rein. Außerdem arbeite ich im sozialen Bereich, habe eine hohe Belastung und die ist mit Corona nicht gerade geringer geworden", sagt die Frau, die in den letzten 14 Jahren den Bezirksligsten unter ihren Fittichen hatte.      

Begleitete ihre Trainerin seit über zehn Jahren als Spielführerin: Martina Kaufmann (li.). 
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Kurzer Weg zum Platz

"Meine Eltern hatten ja das Sportheim von Untersteinach gepachtet. Da bin ich jeden Tag bereits als Vierjährige mit dem Ball rumgebollert", erinnert sich die Fußballerin. Fast zwangsläufig wurde sie dann in der Jugendabteilung des TSV 08 Kulmbach angemeldet, zumal ihre Eltern hinter der Jungkickerin standen. Auch wenn zu dieser Zeit noch so manche Ressentiments bezüglich Frauenfußball im Raum standen, die aber Zug um Zug abgebaut wurden. "Mich hat es eigentlich nie interessiert, was von draußen reingerufen wurde", meint die gebürtige Stadtsteinacherin, die sich auch auf dem Spielfeld recht robust und durchsetzungsstark zeigte. Das wurde auch an höherer Stelle schnell registriert. Schließlich kickte sie unter Trainer Hermann Adelhardt beim SC Jura Steinfeld in der Bayernliga und später dann für die einst recht renommierten Damen des FSV Unterkotzau. "Da sind wir sogar oberfränkischer Pokalsieger geworden und mussten dann gegen den 1. FC Nürnberg spielen. Die Partie ging glatt mit 1:9 verloren, aber wir haben ein Tor geschossen und es wurde nicht zweistellig", grinst sie. Anschließend hätte es sie fast in die Noris verschlagen. "Wir waren uns schon einig, ich hätte eine Wohnung und einen Ausbildungsplatz bekommen. Aber dann habe ich mir zum ersten Mal die Kreuzbänder gerissen."  

Keine Seltenheit: Marion Partenfelder (Mitte) ist die Torwartkluft vertraut, wenn auch normalerweise in trockenerem Zustand.
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Große Vielseitigkeit

"In Steinfeld war ich noch im Tor. Aber ich kann eigentlich alles spielen, auch im Sturm", verrät die Allrounderin. Denn vor dem zweiten Kreuzbandriss war sie noch "richtig schnell". Das mussten auch die Reitscherinnen zur Kenntnis nehmen, denn als die Heilerziehungspflegerin als Joker eingewechselt wurde, verurteilte sie die Mannschaft aus dem Kronacher Raum mit ihrem 3:2-Siegestreffer zum Abstieg. Gerade in emotional aufgeladenen Begegnungen ist sie regelmäßig zur Höchstform aufgelaufen. Nur einmal hatte sie den Bogen etwas überspannt. "Das war meines Wissens beim Pokalspiel in Wunsiedel. Da war ich schon ausgewechselt und habe dann vom Spielfeldrand noch etwas reingerufen - und prompt die Rote Karte erhalten." Freilich sorgten ihr Ehrgeiz und ihre Leidenschaft dafür, dass sie viele schöne Erfolge feiern konnte. Etwa den Aufstieg in die Bezirksoberliga mit Untersteinach. "Da gab es anschließend sogar einen Autokorso", lacht die Trainerin heute, die keine Probleme mit dem Rollenwechsel hatte. "Nachdem ich ja bereits höherklassig gespielt hatte, haben die Mädels auch gleich auf mich gehört." Zumal sie sich selbst nicht schonte. Drei Kreuzbandrisse hat die positiv Fußballverrückte bereits hinter sich. "Beim letzten haben die Ärzte abgewunken und gesagt, da operieren sie nicht mehr, weil nichts mehr da ist."
 
Teamgeist wird bei den Untersteinacherinnen groß geschrieben.
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Mögliche Nachfolger vorgeschlagen

Beim Bezirksligisten dürfte jetzt mit dem Ausscheiden der langjährigen Spielertrainerin ein großer Umbruch auf dem Programm stehen. In der Vergangenheit standen Leidenschaft und Teamgeist im Vordergrund. Das soll auch so bleiben und deshalb hat Marion Partenfelder auch Vorschläge für die möglichen Nachfolger unterbreitet - ohne aber hier konkret mitreden zu wollen. "Wie da der Stand der Dinge ist, weiß ich nicht einmal." Für sie ist klar, dass das letztlich ein schwieriger Abwägungsprozess ist. "Es ist sicher so, dass nicht jeder Frauen trainieren kann", sagt die Kickerin, die auch ein Jahr in Himmelkron verbrachte, als bei der Fortuna nichts mehr lief. Und nennt dann auch gleich ein Beispiel. "Es ist mir passiert, dass ich Spielerinnen nicht auf ihre Lieblingsposition aufgestellt habe. Die sind dann entweder erst einmal drei Wochen nicht gekommen oder haben im gesamten Spiel nur geguckt", so die frühere Steinfelderin, die jetzt in den Gemeinderat gewählt wurde, sich aber künftig trotzdem durchaus vorstellen kann, die Fortuna-Spielleiterin zu unterstützen. "Aber ich werde sicher nicht mehr jede Woche am Sportplatz sein." 

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Leser-Kommentare

Saisonbilanz M. Partenfelder

 
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Gesamt
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Steckbrief M. Partenfelder

Marion Partenfelder
Spitzname
Muddi
Alter
48
Geburtsort
Stadtsteinach
Wohnort
Untersteinach
Familie
ledig
Nation
Deutschland
Größe
166 cm
Gewicht
61 kg
Beruf
Heilerziehungspflegerin
Hobbies
Wandern und Bergsteigen
Starker Fuß
Rechtsfuß
Lieb.-Position
zentrales Mittelfeld ("10er")
Erfolge
Aufstiege mit Untersteinach von ganz unten.

Bilanz SV F. Untersteinach

Saison
Pl. 
Liga
2024/25
9. 
Kreisklasse 4 Bayreuth-Kulmbach
 
2023/24
13. 
Kreisklasse 4 Bayreuth-Kulmbach
2022/23
3. 
A-Klasse 7 Bayreuth-Kulmbach
2021/22
5. 
A-Klasse 6 Bayreuth-Kulmbach
 
2019/21
7. 
A-Klasse 6 Bayreuth-Kulmbach
 
2018/19
9. 
A-Klasse 6 Bayreuth-Kulmbach
 
2017/18
6. 
A-Klasse 6 Bayreuth-Kulmbach
 
2016/17
5. 
A-Klasse 6 Bayreuth-Kulmbach
 
2015/16
9. 
A-Klasse 6 Bayreuth-Kulmbach
 
2014/15
7. 
A-Klasse 6 Bayreuth-Kulmbach
 
2013/14
9. 
A-Klasse 6 Bayreuth-Kulmbach
 
2012/13
6. 
A-Klasse 6 Bayreuth-Kulmbach
 
2011/12
6. 
A-Klasse 7 Bayreuth-Kulmbach
 
2010/11
8. 
A-Klasse 7 Bayreuth-Kulmbach
 
2009/10
17. 
Kreisklasse 5 Bayreuth-Kulmbach
2008/09
12. 
Kreisklasse 2 Bayreuth
 
2007/08
2. 
A-Klasse 4 Bayreuth
2006/07
6. 
A-Klasse 4 Bayreuth
 
2005/06
8. 
A-Klasse 3 Bayreuth
 
2004/05
7. 
A-Klasse 3 Bayreuth
 
1964/65
7. 
A-Klasse (KL) Bayreuth/Kulmbach
 

Sportstätte SV Fort. Untersteina

Stadion an der Jahnstraße
Jahnstraße 6
95369 Untersteinach


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