Kommentar: Die Altstar-Liga - anpfiff.info
Artikel veröffentlicht am 06.02.2010 um 00:01 Uhr
Kommentar: Die Altstar-Liga
Mit zwei spektakulären Verpflichtungen warteten die Vertreter der Kreisklasse 2 in der Winterpause auf: Aufstiegskandidat Teuchatz verstärkt sich mit Jürgen Dennerlein vom Regionalligisten FC Eintracht Bamberg, Kellerkind SC 08 Bamberg sicherte sich für die Rückrunde die Dienste des ebenfalls Regionalliga Erfahrenen Uwe Ernst. Für anpfiff Grund genug, das Für und Wider dieser Transfers unter die Lupe zu nehmen.
Von Benni Hofmann
Es ist doch alle halbe Jahre das gleiche: Die Vereine werden gewechselt wie die Unterhosen. Unzählige Transfers schlagen bei anpfiff auch während der jüngsten Wechselperiode hohe Wellen. Die Diskussionen drehen sich um Vereinstreue und Geldfußballer, um Heimatverbundenheit und Söldnertum. Wir befinden uns wohlgemerkt auf Kreisebene. Dort, wo man im Idealfall noch ein Leben lang für den Heimatverein spielt, zumeist für „a Bier und a Brotzeit“ – wenn’s hoch kommt! Auf Bezirksebene sieht es da ja schon ein wenig anders aus, wie die Debatte um den Wechsel von Christoph Kaiser von der Regional- in die Bezirksoberliga vermuten lässt. Doch richten wir unseren Blick weiterhin auf die "Kleineren", die Vereine der Kreisligen und -Klassen. Denn genau da haben auch zwei Mannschaften auf dem Transfermarkt zugeschlagen. Die Kreisklasse 2 ist um zwei "Altstars" reicher, haben sich doch die „Nullachter“ mit Uwe Ernst und Teuchatz mit Jürgen Dennerlein jeweils einen "Großen" geschnappt.

Jürgen Dennerlein (li.) - regionalligaerfahrener Vollblutstürmer und bis zum Winter in Diensten des FC Eintracht Bamberg - und Uwe Ernst - einst ebenso in der Regionalliga auf Torejagd - treten nun für die DJK Teuchatz bzw. den SC 08 Bamberg in der KK2 gegen das Leder.
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Von verbrannter Erde und leeren Kassen

Kritiker mögen sofort fragen: Wer schnappt hier wen? Denn leider ist es im Fußball doch oft so, dass der eine oder andere Altstar im Spätherbst der Karriere – quasi vor der fußballerischen weißen Weihnacht in Traditionsmannschaften – noch Unterschlupf bei einem betuchten Klub findet, der sich die Dienste des einstmals so klangvollen Namens die eine oder andere müde Mark bzw. den einen oder anderen müden Dirham - das ist die Währung des fleischgewordenen Rentenparadieses für Ex-Profis, Dubai - kosten lässt. Zugegeben, der Verein holt sich damit die mediale Aufmerksamkeit ins Stadion. Das aktuelle Beispiel des in der Versenkung verschwundenen KFC Uerdingen, 1985 immerhin noch DFB-Pokalsieger als Bayer 05, beweist es: dank der Verpflichtung von Kugelblitz, Ex-Torschützenkönig, Wandervogel u.v.m. Ailton waren dem Sechstligisten (!) die Schlagzeilen der Sportportale sicher. Doch wird er für das teure Geld, das er unbestritten kosten dürfte, aus dem Sechstligisten wieder einen Erst..., nun ja, wir wollen nicht übertreiben, zumindest einen Fünftligisten machen? Zu gönnen wäre es dem sympathischen Brasilianer sicherlich, doch sollte das „Experiment Uerdingen“ unter der Regie von Mäzen und KFC-Vorsitzendem Agissilaos Kourkoudialos - alle Boulevardreporter dieser Welt danken seinen Eltern für den flott von der Zunge gehenden Namen - scheitern, ist die Wahrscheinlichkeit groß, dass kein ehrwürdiger Altstar mehr das Krefelder Grün beackert, sondern man dort vielmehr etwas anderes findet: verbrannte Erde und leere Kassen.

"Eine enorme Verstärkung..."


Freut sich auf die Verstärkung: DJK-Coach Wagner.
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Und auch im Bamberger Land munkelt man immer wieder darüber, dass sich kleine Vereine bis über beide Ohren für ein paar Jahre des Erfolgs verschulden. Komischerweise bleibt die Gerüchteküche bei den KK2-Transfers der jüngsten Vergangenheit stumm. Warum? Weil Teuchatz und „Nullacht“ alles richtig gemacht haben. Denn die Wahrscheinlichkeit ist groß, dass die „Oldies“ ihren neuen Mannschaften sofort weiterhelfen. „Ein Jürgen Dennerlein ist eine enorme Verstärkung,“ attestiert gar der derzeit beste Torjäger der KK2, Michael Nüßlein (Lesen Sie hier), der DJK einen blitzsauberen Transfer. Man darf gespannt sein, wie der alte Hase seine Erfahrung in die laufstarke Truppe um den athletischen Spielertrainer Johannes Wagner einbringt. Ein Torgarant ist er allemal.

Oberschenkel wie Roberto Carlos

Und der SC 08 Bamberg? Der steckt mitten im Abstiegskampf und kann jede Hilfe brauchen. Dass ein Uwe Ernst, der mit seinem an Roberto Carlos erinnernden Oberschenkelumfang trotz seiner 41 Lenze noch ein – wie sagt doch gleich ein guter Freund von mir immer – Pferd von der Weide schießen könnte, daran mag keiner zweifeln. Dem Ex-Bayernligisten steht er nicht zuletzt aufgrund dessen Personalsituation so oder so gut zu Gesicht. Bliebe noch der Vorwurf der Abzocke und des Hantierens mit Unsummen. Und auch da sind sowohl Ernst und Dennerlein als auch Teuchatz und der SC 08 in diesem Falle über jeden Verdacht erhaben. Dennerlein kann von seinem Haus in Oberleinleiter aus beinahe auf den Platz spucken, auf dem er demnächst seine Tore bejubeln wird. Und den einstigen "Pokalhelden" Ernst -anno 1994 trug er bei der denkwürdigen Bayern-Niederlage das Trikot des TSV Vestenbergsgreuth - und „Nullacht“-Trainer Ingmar Blum verbindet eine jahrelange Freundschaft. Zudem will sich Ernst in der Kreisklasse bis zum nächsten Angebot als Spielertrainer fit halten.

Altstar Nummer drei im Anflug
 
Während es also am Rhein in Krefeld wohl doch eher der schnelle Euro ist, der die plötzliche Liebe eines alternden Ausnahmekönners zum Mini-Klub auslöst, so sind es in den heimischen Gefilden doch noch alte Werte, die bewegen: Heimat, Freundschaft und nicht zuletzt die Liebe zum Leder. Beim Tippen dieser Zeilen erreichte mich übrigens eine E-Mail von Alexander Spath, einst glänzender Regisseur in der Stegauracher-Bayernligaelf, nun Trainer in der Kreisklasse. Raten Sie mal, in welcher! Richtig, in der KK2 beim SV Merkendorf. Er teilt mir seine Neuzugänge mit. Unter ihnen ist Matthias Kubiak, der gemeinsam mit Spath das Trikot der SpVgg Stegaurach und des SV Memmelsdorf trug, die beiden verbindet eine jahrelange Freundschaft. Der nächste Altstar ist also im Anflug auf die KK2. Und wissen Sie was? Ich freu mich drauf...


Der Nächste, bitte! Auch Matthias Kubiak wird nun den Zuschauern der KK2 mit seiner Erfahrung und seinem Können Freude bereiten und sicherlich noch die ein oder andere Bude machen. Hier sehen wir ihn gemeinsam mit Ex-Trainer Norbert Schlegel kurz vor seinem letzten Spiel für den SV Memmelsdorf, der in dieser Partie den Aufstieg in die Bayernliga perfekt machte. Mit seinem neuen Trainer Alexander Spath (SV Merkendorf) verbinden ihn die gemeinsamen Stationen Stegaurach und Memmelsdorf sowie eine jahrelange Freundschaft.
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