Portrait Hans Marterer: Mr. Frauenfußball in Kulmbach - anpfiff.info
Artikel veröffentlicht am 28.02.2021 um 06:00 Uhr
Portrait Hans Marterer: Mr. Frauenfußball in Kulmbach
MAGAZIN Bereits seit 18 Jahre kümmert sich Hans Marterer in der Bierstadt um den Damenfußball, wie er in seinen Anfangsjahren noch hieß. Diese Zeit war geprägt von Aufbruchstimmung und schönen Erfolgen, aber auch von einer Zurückstufung und herben Nackenschlägen. Und der 56-Jährige ist immer noch mit Freude dabei, auch wenn er inzwischen aus dem Hintergrund heraus agiert.  
Von Hans-Jürgen Wunder
Seine eigene Karriere hatte der gebürtige Coburger weitgehend bei der DJK Kulmbach verbracht. Ursprünglich hatte er das Kicken bei der TSV Scheuerfeld begonnen, war aber 1975 bereits als Zehnjähriger mit seinen Eltern in die Bierstadt gezogen - und setzte seine noch junge Karriere bei dem Verein, der später in die Insolvenz rutschte, fort.  "Bei der DJK habe ich dann alle Jugendabteilungen durchlaufen und anschließend bei den Herren meist im defensiven Mittelfeld oder als Libero gespielt." Oft hatte er körperlich deutlich überlegene "Schränke" gegen sich, die nicht selten mit einem Gardemaß über 190 cm ausgestattet waren. "Damals herrschte die Meinung vor, dass man als kleinerer Spieler durch Wendigkeit entscheidende Vorteile erzielen kann", sagt der ehemals versierte Techniker. Bei der DJK erlebte er nicht nur mehrere Aufstiege bis in die heutige Kreisliga, sondern wurde gerade zum Ende seiner Laufbahn immer mehr zur rechten Hand des damaligen Trainers Thomas Weiner. 

Die Kickerinnen der DJK Kulmbach (in schwarz) waren über viele Jahre in der Bezirksliga vertreten.
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Letzte Option

Mit dem Boom  in der 90er Jahren hatte sich auch bei der DJK in Kulmbach eine Damenmannschaft gebildet. Viele Kickerinnen kamen aus Kirchleus und wurden dann von Walther Dippold gecoacht. "Zu dieser Zeit waren die weiblichen Teams noch nicht so im Verein integriert wie heute, liefen eher nebenbei etwas mit", erinnert sich Marterer. Das machte die Sache auch schwieriger, als die Dippold-Nachfolge anstand. "Ich habe mich dann mit den Mädels getroffen, um auszuloten, wie es weitergeht. Und versprochen, dass zum Trainingsbeginn auf jeden Fall ein Übungsleiter auf dem Platz steht." Marterer hatte zwei Kandidaten im Kopf, die durchaus interessiert waren. Doch letztlich kam man nicht zusammen, so dass der damalige DJK-Schriftführer selbst ran musste. "Nachdem sich dann die Herrenabteilung aufgelöst wurde, hatte ich auch mehr Zeit", schmunzelt er. Diese Zeit nutzte er, um sich dann auch um die Mädchenmannschaft zu kümmern. Dort schlummerten mehrere Talente, die dann 2004 die Meisterschaft im Kleinfeld schafften. "Wir haben in dieser Saison schon die älteren Mädels mit hochgezogen, so dass die am Wochenende meist doppelt im Einsatz waren. Das war da noch möglich und die Spielerinnen haben voll mitgezogen. Im gleichen Jahr sind wir dann auch mit den Frauen in die Bezirksliga aufgestiegen." In der Boomphase entwickelte sich auch das spielerische Niveau. Das war nicht immer so, wenn der Trainer mit Blick an die Anfangsjahre grinsend anfügt. "Zunächst hieß es ja: Juhu, ich habe den  Ball getroffen."

Auch Sarah Schneider (re.) trug viele Jahre das TSV-Trikot. 
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Neue Heimat gefunden

Nach der Insolvenz der DJK Kulmbach wurden die Kickerinnen beim TSV 08 schnell heimisch. "Ich kannte ja Kai von Avondt und hatte mit ihm den Vereinswechsel schon vorbereitet." Freilich erwartete die Mannschaft, die zwangsläufig die Farben wechseln musste, aber zusammenblieb, eine böse Überraschung. Beim Neustart unter neuer Flagge musste der Vierte der Bezirksliga wieder ganz unten anfangen. "Wir hatten zwar eine Eingebung gemacht, um die Spielklasse halten zu können. Die wurde aber mit der Begründung abgelehnt, dass wir die Frist um drei Wochen verpasst hätten. Aber zu diesem Zeitpunkt war die Insolvenz der DJK überhaupt noch nicht spruchreif", schüttelt Marterer heute noch über ein Stück gelebte Verbandsbürokratie den Kopf. Also begab er sich mit seinen Mädels in die unterste Klasse - was weder seinen Schützlingen noch dem jeweiligen Gegner Spaß machen sollte. "Mit haben die anderen Mannschaften leidgetan", gesteht er. Denn die Kulmbacherinnen marschierten ohne Punktverlust durch die damalige Kreisklasse und das Torverhältnis von 201:2 und einer durchschnittlichen Torquote von 11,16 pro Partie deuten darauf hin, dass Unterforderung auf Überforderung traf. Im Pokal erinnerte die Mannschaft dann aber an ihre Qualitäten und stand beim Bezirkspokal im Finale und wurde zudem Kreismeister.

Löste Hans Marterer zunächst als Spielertrainerin ab: Christina "Chrissi" Passing.
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Wieder rangekämpft

Im Sommer 2015 war es wieder soweit. Da hatte Hans Marterer mit seiner Truppe die Rückkehr in die Bezirksliga geschafft. Genau der richtige Zeitpunkt, um abzutreten. "Bei mir war der Akku etwas leer." Trotzdem unterstützte er Nachfolgerin Christina Passing nach Leibeskräften, konnte aber nicht verhindern, dass im zweiten Jahr der Abstieg in die Kreisliga unvermeidbar war. "Wir hatten mit Verletzungen zu kämpfen und auch die eine oder andere Spielerin ist nicht mehr gekommen", ärgert sich der langjährige Coach dann doch etwas. Auch, dass zeitweise eine zweite Mannschaft gemeldet wurde, um allen Kickerinnen Spielpraxis zu geben - und mehrere Akteurinnen dann nach zwei Wochen nicht mehr aufgetaucht sind. Inzwischen hat der gebürtige Ahorner aber das Zepter wieder an Christina Schmidt abgegeben. Die langjährige Bayernligaspielerin aus Eicha wohnt "gleich neben dem Sportplatz", wurde in einem "Acht-Minuten-Gespräch" überzeugt und führt mit Madlaine von Avondt seit Saisonbeginn Regie. "Die machen es ganz hervorragend. Sie sind mit den Spielerinnen auf einem Level, lassen sich zum Training immer wieder etwas Neues einfallen und das wird von der Mannschaft mit Freude aufgenommen." Der Ex-Coach kümmert sich derweil um organisatorische Dinge, aber auch um die Platzpflege im Verein. "Aber Mädchen für alles wäre sicher der falsche Ausdruck", lacht er und hofft, dass die kommenden Schnupperangebote für Frauen und Mädchen seinem Projekt in Kulmbach neuen Schwung verleihen. 

Seit Saisonbeginn die neue Kulmbacher Spielertrainerin: Christina Schmidt (re.). 
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Bilanz DJK Kulmbach

Saison
Pl. 
Liga
2012/13
4. 
Bezirksliga Oberfranken/O.
 
2011/12
8. 
Bezirksliga Oberfranken/O.
 
2010/11
5. 
Bezirksliga Oberfranken/O.
 


Trainerstationen H. Marterer

18/19
KL
 
17/18
BL
14/15
KL
 
13/14
KK
12/13
BL
 
11/12
BL
 
10/11
BL
 

Steckbrief H. Marterer

Hans Marterer
Alter
60
Geburtsort
Ahorn bei Coburg
Wohnort
Kulmbach
Familie
in Beziehung
Größe
174 cm
Gewicht
80 kg
Beruf
Verwaltungsfachangestellter
Hobbies
Motorrad, in Garage basteln, Wandern und Reisen
Starker Fuß
Beidfüßig
Lieb.-Position
defensives Mittelfeld ("6er")
Erfolge
Aufstiege Herren (Kreisliga) als Spieler und Frauen (Bezirksliga) als Trainer.

Sportstätte DJK Kulmbach

DJK-Sportheim
Alte Forstlahmer Str. 18
95326 Kulmbach

Sportstätte TSV 08 Kulmbach

Hans Rausch-Sportanlage
Thurnauer Straße 51
95326 Kulmbach

Saisonbilanz C. Schmidt

 
24/25
3
4
0
0
R
0
0
23/24
13
8
0
2
R
0
0
23/24
1
0
0
1
R
0
0
22/23
11
13
0
2
R
0
0
21/22
11
8
0
3
R
0
0
19/21
9
9
3
0
R
0
0
18/19
7
6
0
0
R
0
0
17/18
7
6
3
0
1
0
0
16/17
10
1
0
2
1
0
0
15/16
1
0
0
0
0
0
0
15/16
21
3
0
6
8
0
0
14/15
2
2
0
1
0
0
0
14/15
20
5
3
4
5
0
0
13/14
5
10
0
0
0
0
0
13/14
6
1
0
6
0
0
0
12/13
1
1
0
0
1
0
0
12/13
16
11
3
3
8
0
0
11/12
21
9
1
0
3
0
0
10/11
18
3
0
0
3
0
0
09/10
1
0
0
0
0
0
0
09/10
14
4
0
0
3
0
0
08/09
14
3
0
0
2
0
0
Gesamt
212
107
13
30
35
0
0

Bilanz TSV 08 Kulmbach

Saison
Pl. 
Liga
2024/25
4. 
Kreisliga Ost
 
2023/24
10. 
Bezirksliga Oberfranken/O.
2022/23
1. 
Kreisliga Ost
2021/22
5. 
Kreisliga Ost
 
2019/21
5. 
Kreisliga Ost
 
2018/19
4. 
Kreisliga Nord
 
2017/18
10. 
Bezirksliga Oberfranken/O.
2016/17
7. 
Bezirksliga Oberfranken/O.
 
2015/16
1. 
Kreisliga Süd/West
2014/15
2. 
Kreisliga Nord
 
2013/14
1. 
Kreisklasse Nord


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