Abenteuer auf der Hansa-Kogge: Michael Meiers 630-Kilometer-Wechsel - anpfiff.info
Artikel veröffentlicht am 07.03.2021 um 10:30 Uhr
Abenteuer auf der Hansa-Kogge: Michael Meiers 630-Kilometer-Wechsel
Selbst bereits in jungen Jahren von gesundheitlichen Problemen ausgebremst, wandte sich Michael Meier frühzeitig dem Trainerwesen zu und landete recht schnell auf dem Campus der SpVgg Greuther Fürth, wo er mehr und mehr in den administrativen Teil wechseln sollte. Jener Wechsel führte ihn letztlich bis an die Ostsee, wo er nun im Nachwuchsleistungszentrum des Drittligisten FC Hansa Rostock eine wichtige Rolle spielt.
Von Michael Watzinger
Michael Meiers Weg führte ihn von den Sportplätzen der Region Nürnberg/Fürth inzwischen bis an die Ostsee zum Drittligisten FC Hansa Rostock.
FC Hansa Rostock
Vom Spielfeld früh an die Seitenlinie

Trotz großer Fußballverrücktheit war für Michael Meier bereits früh klar, dass es für die große Profikarriere nicht reichen wird: "Ich habe wie so viele meiner Freunde wahnsinnig gerne gekickt, besonders großes Talent hatte ich dabei aber nicht, so ehrlich muss man schon sein. Außerdem hatte ich vor allem mit meiner Hüfte immer wieder große Probleme und nach der dritten Operation war es an der Zeit aufzuhören", blickt der heute 33-Jährige schmunzelnd auf seine kurze Laufbahn als aktiver Spieler beim SB Phönix Nürnberg zurück, wo er in der F-Jugend unter anderem mit Chhunly Pagenburg und Michael Görlitz zusammenspielte und welcher zu dieser Zeit mit dem ASN Pfeil Nürnberg fusionieren sollte.

Dass sein Kindheitsverein trotz des überschaubaren Zeithorizonts als Spieler letztlich den Startschuss in den professionellen Fußball setzen würde, hatte Meier zu dieser Zeit ganz sicher nicht im Sinn: "Während meiner Jugendzeit wurde bei Phönix in den Sommerferien immer ein Fußball-Camp für Kinder und Jugendliche veranstaltet. Ich habe dort schon ziemlich früh als Trainer mitgeholfen und schnell gemerkt, dass mir das Ganze unheimlich große Freude bereitet. So musste ich dann auch nicht lange überlegen, als Bernd Winter, ein guter Freund der Familie und damals gerade dabei den Kleinfeld-Bereich des SC Feucht neu zu strukturieren, auf mich zukam und mich als Co-Trainer seiner F-Jugend holte."

Der 1. SC Feucht war Michael Meiers erste Trainerstation auf Vereinsebene (hintere Reihe, 2.v.l.).
1. SC Feucht

Erste Sporen verdient

Jenen Bernd Winter zog es in der Folge als Jugend-Koordinator zurück zu seinem Herzensverein, der SG Quelle Fürth. Meier hingegen blieb noch in Feucht, machte seinen Trainerschein und arbeitete auch kurzzeitig als stellvertretender Jugendleiter beim ehemaligen Regionalligisten. "Mir hat es beim SC sehr gut gefallen und nach und nach bin ich dann in andere Aufgaben reingewachsen. Es war eine sehr ereignisreiche Zeit, aus der ich sehr viel mitnehmen konnte", erinnert sich Meier an seine Anfangszeit in Feucht.

Dann aber galt es für den Sohn des ehemaligen Kreisspielleiters Konrad Meier sich seine Sporen woanders zu verdienen, er folgte Winter schließlich nach Fürth-Dambach und fungierte für drei Jahre bei der Quelle als Thomas Färbers Co-Trainer des Jahrgangs 1992 von der U-15 bis zur U-17, ehe er anschließend für eine Spielzeit hauptverantwortlich die U-12-Junioren übernehmen sollte. "Bei der Quelle zu arbeiten, war wirklich klasse! Es war so viel Expertise vor Ort und es herrschte eine gute Struktur. Dann aber erhielt ich einen Anruf, der mich gehörig ins Grübeln brachte..."

Auch bei der SG Quelle Fürth sammelte Michael Meier (mittlere Reihe, rechts) wichtige Erfahrungen, die ihn letztlich auch für die SpVgg Greuther Fürth interessant machen sollten.
SG Quelle Fürth

Wie ein Spaß eine weitere Tür öffnete 

"Zu dieser Zeit suchte die SpVgg Greuther Fürth einen Co-Trainer für ihre U-15-Juniorenmannschaft. Ich war damals mit meinen 23 Jahren noch recht jung, hatte aber doch schon einige Erfahrungen sammeln können. So rief mich damals Konrad Fünfstück an und mein Abenteuer bei der SpVgg begann", führt Meier weiter aus. 

Dass sich jenes Abenteuer letztlich nicht nur auf das Training und die Arbeit an der Seitenlinie beschränken, sondern ihn fortan auch in den administrativen Bereich spülen sollte, hatte der heute 33-Jährige im Endeffekt dem Zufall und auch einem flapsig gemeinten Spaß zu verdanken, wie er lachend berichtet: "Im Büro von Ingo John habe ich damals eine Stellenanzeige als Azubi bei Greuther Fürth gesehen und halb im Spaß gemeint, dass ich das ja auch machen würde. Ich befand mich zwar zu dieser Zeit im ersten Semester meines BWL-Studiums in Bamberg, allerdings war die Aufgabe aus meiner Sicht einfach so reizvoll, dass ich nicht lange überlegen musste, als mir der damalige Leiter des Nachwuchsleistungszentrums, Günter Gerling, tatsächlich die Stelle anbot."

So kam es, dass Meier neben seiner Co-Trainer-Tätigkeit zunächst bei den U-15- und später auch U-17-Junioren auch in der Verwaltung arbeitete, unter anderem als Koordinator Sport & Administration am Aufbau und der Umstrukturierung des Kleeblatt-Campus beteiligt war, und obendrein eine Ausbildung zum Sport- und Fitnesskaufmann sowie einen Abschluss in Business-Administration machte: "Auch rückblickend ist es für mich noch immer Wahnsinn, wie so eine kleine, flapsige Bemerkung von mir letztlich mein ganzes Leben verändert hat!"

Bei der SpVgg Greuther Fürth war Michael Meier nicht nur als Juniorentrainer tätig, sondern auch am Aufbau und der Strukturierung des Kleeblatt-Campus beteiligt.
privat

Ab auf die Hansa-Kogge

Dann aber machte sich bei Michael Meier abermals die Gesundheit bemerkbar: "Als ich nach einem grippalen Infekt etwas langsam in die Gänge kam, wurde bei mir deutlich erhöhter Blutdruck festgestellt. Das hat mir ganz schön den Wind aus den Segeln genommen. Mit Unterstützung der SpVgg habe ich damals eine längere Auszeit genommen und mich etwas mehr um mich und meine Gesundheut gekümmert. Am Ende dieser Auszeit stand für mich fest, dass ich eine neue Herausforderung suchen möchte. Den Verantwortlichen des Kleeblatts bin ich bis heute dankbar, dass sie mich stets voll unterstützt und mir letztlich diesen Schritt ermöglicht haben."

Nebenbei hatte Meier zwischen 2006 und 2020 auch beim Bayerischen-Fußball-Verband unterschiedliche Ämter bekleidet, war unter anderem U-30-Mitglied im Verbandsvorstand und U-23-Beisitzer im Verbandsjugend-Ausschuss. So begleitete er 2010 erstmals als Betreuer eine von insgesamt vier Reisen seiner Jugendmannschaft nach Mosambik. "Das war eine unfassbare Erfahrung für alle Beteiligten und unvergesslich! Allerdings war der ehrenamtliche Aufwand auf Dauer gepaart mit meiner Arbeit in Fürth nur schwer vereinbar, sodass ich hier bereits vorher einen Schlussstrich gezogen hatte."  

An die Reisen nach Mosambik denkt der damalige Organisator Michael Meier (mittig) auch heute noch gerne zurück.
privat

Mit neuer Energie suchte Meier im Anschluss an seine notwendige Auszeit nach einem neuen Betätigungsfeld - und wurde in 630 Kilometern Entfernung fündig! "Ich hatte mich zuvor bereits vielerorts beworben. Dann aber bekam ich einen Anruf von Björn Schlicke, den ich aus unseren gemeinsamen Fürth-Zeit sehr gut kannte. Er fragte mich, ob ich Bayern für eine neue Stelle verlassen würde. Als auf meine Gegenfrage, wieweit die neue Stelle denn weg wäre, Rostock als Antwort kam, habe ich erstmal die Entfernung in Google-Maps eingegeben - und war schon ein wenig geschockt", lacht Meier. 

Dennoch war die Aussicht bei einem derart traditionsreichen Drittligisten Aufbauarbeit im Juniorenbereich zu leisten für Meier äußerst reizvoll: "Ich bin dann nach Rostock gefahren und war letztlich sofort überzeugt. Hand in Hand mit Fußballgrößen wie Martin Pieckenhagen oder dem Leiter des Nachwuchsleistungszentrums, Stefan 'Paule' Beinlich, zu arbeiten, das ist einfach klasse! Ich kümmere mich letztlich im administrativen Bereich um alles, außerhalb des grünen Rasens und gemeinsam wollen wir die Hansa-Kogge wieder auf Kurs bringen. Bei meiner Ankunft vor einem Jahr befand sich vieles mitten im Umbruch und im Prozess der Umstrukturierung, was mich stark an meine Anfangszeit in Fürth erinnerte. Insgesamt macht mir die Arbeit riesigen Spaß und ich fühle mich im hohen Norden richtig wohl - selbst wenn ich die Heimat und auch meine Familie und Freunde natürlich trotzdem vermisse."

Vor einem Jahr hat Michael Meier beim Drittligisten FC Hansa Rostock eine neue sportliche Heimat gefunden.
FC Hansa Rostock

Gespannt auf die Zukunft

Wie lange Meier noch fern der Heimat arbeiten wird, steht derweil noch nicht fest. Einem Jahr im hohen Norden wird definitiv noch ein zweites folgen - was dann aber folgt, steht in den Sternen: "Mein Vertrag bei Hansa läuft jetzt noch bis zum Saisonende 2022. Dann werden wir sehen, wie es weitergeht. Ich fühle mich hier sehr wohl, will den Verein weiter voranbringen. Im Anschluss setzt man sich zusammen und trifft eine Entscheidung. Ich zerbreche mir darüber aber jetzt noch nicht meinen Kopf, sondern lasse das auf mich zukommen. Im Fußball kann ja ohnehin alles immer ganz schnell gehen!"

Wie viel Wahrheit alleine in diesem letzten Satz steckt, hat Michael Meier ja bereits am eigenen Leib erfahren - nicht umsonst brachte ihn eine spaßige und flapsige Bemerkung in der Rückschau gar bis an die Ostsee nach Rostock.

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Steckbrief M. Meier

Michael Meier
Alter
37
Geburtsort
Nürnberg
Nation
Deutschland
Größe
197 cm


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