Profis zog es nach Bad Windsheim: Als der FSV zu "Cosmos" wurde - anpfiff.info
Artikel veröffentlicht am 27.02.2021 um 10:45 Uhr
Profis zog es nach Bad Windsheim: Als der FSV zu "Cosmos" wurde
40 Jahre ist es nun her, als der FSV Bad Windsheim mit der Verpflichtung von Profi Rudi Sturz für Aufsehen sorgte. Weitere große Namen sollten folgen, um ein äußerst ehrgeiziges Vorhaben umzusetzen. Der Spitzname "Cosmos" Bad Windsheim war geboren. Am Sprung in die dritthöchste Liga scheiterte der Verein knapp. Die Jahre, in denen der Verein auf (zu) großem Fuß lebte, endeten noch in den 1980er-Jahren. Ein Rückblick.
Von Thomas Wedel / MG
Repro: fussballn.de
Vor 40 Jahren begann das Projekt "Cosmos" Bad Windsheim. Im Jahr 1981 verpflichtete der Sponsor des FSV Bad Windsheim Heinrich Beigel den ersten Starspieler aus der 1. Bundesliga. Rudi Sturz kam vom TSV 1860 München. Im ersten Jahr reichte allein das noch nicht, um den angestrebten Aufstieg von der Bezirksliga - in der man seit 1974 spielte - in die Landesliga zu realisieren.

Profis sammeln sich in Bad Windsheim

Für die nächste Saison brachte dann auch noch Sturz seine Kontakte mit ein und es konnten die Bundesligaspieler Wolfgang Frank und Uli Pechtold verpflichtet werden. Frank, der fünf Jahre zuvor mit 24 Treffern immerhin noch viertbester Torschütze in der Bundesliga war und für den DFB sechs B-Länderspiele absolvierte, sollte in seiner späteren Laufbahn als Trainer mit der Umstellung auf ballorientierter Raumdeckung, Viererkette und Pressing eine Revolution anstoßen, die beim FSV Mainz 05 den späteren FIFA-Trainer Jürgen Klopp entscheidend prägte. Klopp würdigte diese Verdienste erst kürzlich in Gedenken an den 2013 verstorbenen Wolfgang Frank.

Als der "erklärte Favorit" ging Bezirksligist FSV "Cosmos" Bad Windsheim mit Trainer Fred Hoffmann und seinen Neuzugängen an das Projekt Landesliga-Aufstieg.
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Doch zurück ins Jahr 1982, als der FSV Bad Windsheim sich mit Fred Hoffmann auch einen Bundesliga-erfahrenen Trainer leistete, der in der Vorsaison noch beim 1. FC Nürnberg auf der Trainerbank saß. Dazu wurden etliche starke Amateurspieler aus der Region geholt wie beispielsweise Jürgen Pommer, Peter Keitel, Roland Klammt oder Peter Niemann. Im Laufe der Jahre kam auch noch Ex-Profi Markus Elmer (über 200 Bundesliga-Spiele für VfB Stuttgart und Bayer Leverkusen) dazu, was den Beinamen "Cosmos" prägte - in Anlehnung an Cosmos New York, wohin alternde Weltstars aus Europa und Südamerika Ende der 1970er-Jahre in die US-amerikanischen Liga gewechselt waren.

Missgunst in der Liga

Aber auch junge Talente wie Eigengewächs Bernd Lunz oder Werner Pfeuffer, der später über viele Jahre beim TSV Vestenbergsgreuth für Furore sorgen sollte, spielten beim FSV. Dieser Umstand wurde in der Öffentlichkeit und vor allem bei der Konkurrenz weniger gesehen. In der Stadionzeitung der SpVgg Weiden von 1984 wurde der einzig Einheimische, Bernd Lunz, als "Maskottchen" tituliert, was dieser freilich als Stammkraft auch später bei der SpVgg Fürth widerlegen konnte. Die Missgunst und Abneigung gegen das finanzkräftige Projekt in Bad Windsheim um "Baulöwe Beigel" war in der Liga groß, wie ein Textauszug aus Weiden dokumentiert: "Der Beigels Heiner lässt's ordentlich krachen. Zwar gibt es Stimmen, die davor warnen, den Club mit Haut und Haar dem Wohlwollen einer einzelnen Person auszuliefern, aber wer denkt schon an das Morgen, wenn Erfolg an Erfolg sich reiht und die Begeisterungswellen hochgehen?"

Vor dem Spiel gegen die Club-Amateure gab es Ende März 1984 Ehrungen beim FSV Bad Windsheim: Walter Hahn, Josch Gnan, Uli Pechtold und Rudi Sturz erhielten Urkunden und Bierkrug, eingerahmt von Vorstand Günter Rogowski, seinem Stellvertreter Heiner Beigel und den Spielleitern Hans-Peter Flauger und Peter Lutz.
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Für Aufsehen sorgte der Verein beispielsweise im Januar 1983, als man vor über 5.000 Zuschauern ein Freundschaftsspiel gegen den 1. FC Nürnberg austragen konnte, das mit 1:5 verloren ging. Zum Ende der Saison 1982/83 gelang dann der ersehnte und zugleich auch erwartete Aufstieg in die Landesliga. Mit einem sündhaft teuren Kader mischte Bad Windsheim im Folgejahr auch in der Landesliga Mitte gleich oben mit und wurde mit nur einem Punkt hinter den bärenstarken Amateuren des 1. FC Nürnberg (mit Trainer Hubert Müller und Torjäger Dieter Eckstein) Vizemeister. Mit einem 1:1 in Bad Windsheim hatte der Club vor 4.000 Zuschauern seinen Vorsprung gewahrt und wurde eine Woche später Meister und Aufsteiger in die Bayernliga.

Relegation gegen Werner Lorant vor 6.000 Zuschauern

FSV "Cosmos" Bad Windsheim in der Relegation am 6. Juni 1984 gegen SV Heidingsfeld vor 5.300 zahlenden Zuschauern in Uffenheim.
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Als Landesliga-Zweiter qualifizierte sich der FSV für die Relegations-Spiele zur Bayernliga. Im Juni 1984 gelang mit einem 5:4-Sieg nach Elfmeterschießen gegen den von Werner Lorant trainierten SV Heidingsfeld vor 5.300 zahlenden und insgesamt sogar 6.000 Zuschauer in Uffenheim der erste Schritt in Richtung Bayernliga. Allerdings folgte im zweiten Relegationsspiel in Neuburg an der Donau gegen den TSV Ampfing eine unglückliche 0:1-Niederlage, die den Aufstiegstraum platzen ließ. Auf die Schützenhilfe des TSV 1860 München konnten die Mittelfranken nicht bauen, denn die Löwen verpassten selbst den Aufstieg in die 2. Bundesliga, so dass der erhoffte Platz in der drittklassigen Bayernliga nicht frei wurde.

Die Hürde zur Bayernliga konnte der FSV Bad Windsheim um Jürgen Pommer (dunkles Trikot) letztlich nicht überwinden.
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Nach einem sechsten Rang samt Afrika-Reise nach Togo und Benin in der Saison 1984/85 sollte der FSV Bad Windsheim in den beiden folgenden Spieljahren erneut Vizemeister der Landesliga Mitte hinter dem FC Amberg bzw. TSV Vestenbergsgreuth werden. Nachdem im Jahr 1987 das Relegationsspiel gegen den VfB Helmbrechts mit 1:4 verloren wurde, zog sich Sponsor Beigel zurück, was gleichbedeutend mit dem Ende der "Cosmos-Jahre" in Bad Windsheim war. Es folgten drei Abstiege hintereinander. Im ersten BOL-Spieljahr kassierte der FSV rekordverdächtige Prügel, holte keinen einzigen Punkt und schoss in 30 Partien nur elf Tore, bei 167 Gegentreffern. 1994 stieg der Verein, der mit einer Schuldenlast in sechsstelliger Höhe zu kämpfen hatte, in die B-Klasse (heutige Kreisklasse) ab.

Nach "Cosmos": Aufbauarbeit unter Heidenreich

Herbert Heidenreich
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Mit der Verpflichtung eines weiteren Ex-Profis ging es von 1995 an kontinuierlich bergauf: Herbert Heidenreich prägte unter der Regie von Vorstand Horst Allraun, der den Verein über die Jahre entschulden konnte, mit ausschließlich heimischen Spielern eine sehr erfolgreiche Zeit, in der es wieder bis in die Bezirksoberliga hinauf ging. 2010 hörte Heidenreich nach über 14 Jahren als FSV-Trainer auf. Hermann Christ und dann Bernd Lunz folgten. 2017 gab es den Abstieg aus der Bezirksliga, ein Jahr später auch aus der Kreisliga und aktuell ist der FSV in der Kreisklasse 2 erneut tief in die bedrohte Zone geraten.

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Bilanz FSV Bad Windsheim

Saison
Pl. 
Liga
2024/25
12. 
Kreisklasse 2 Nürnberg/Frankenhöhe
 
2023/24
2. 
A-Klasse 4 Nürnberg/Frankenhöhe
2022/23
5. 
A-Klasse 4 Nürnberg/Frankenhöhe
 
2021/22
2. 
A-Klasse 4 Nürnberg/Frankenhöhe
 
2019/21
13. 
Kreisklasse 2 Nürnberg/Frankenhöhe
2018/19
10. 
Kreisklasse 2 Nürnberg/Frankenhöhe
 
2017/18
15. 
Kreisliga Frankenhöhe
2016/17
16. 
Bezirksliga Mittelfranken 2
2015/16
12. 
Bezirksliga Mittelfranken 2
 
2014/15
1. 
Kreisliga Frankenhöhe
2013/14
18. 
Bezirksliga Mittelfranken 2
2012/13
10. 
Bezirksliga Mittelfranken 2
 
2011/12
6. 
Bezirksliga Mittelfranken Süd
 
2010/11
7. 
Bezirksliga Mittelfranken Süd
 
2009/10
9. 
Bezirksliga Mittelfranken Süd
 
2008/09
6. 
Bezirksliga Mittelfranken Süd
 
2007/08
15. 
Bezirksoberliga Mittelfranken
2006/07
10. 
Bezirksoberliga Mittelfranken
 
2005/06
10. 
Bezirksoberliga Mittelfranken
 
2004/05
10. 
Bezirksoberliga Mittelfranken
 
2003/04
11. 
Bezirksoberliga Mittelfranken
 
1988/89
16. 
Bezirksoberliga Mittelfranken
1987/88
19. 
Landesliga Mitte (bis 2012)
1985/86
2. 
Landesliga Mitte (bis 2012)
 
1975/76
9. 
Bezirksliga Mittelfranken Süd
 


Tabelle Kreisklasse 2

Pl.
Team
Sp
Tore
Pkt
1
17
53:11
42
2
17
46:21
34
4
16
48:27
31
7
17
46:39
27
8
17
35:23
26
9
17
34:33
26
10
17
20:52
17
11
17
31:48
14
12
17
27:58
13
Direkter Vergleich bei Punktgleichheit

Tabelle Landesliga Mitte 1987/88

Pl.
Team
Sp
Tore
Pkt
1
38
110:29
67:9
2
38
106:32
66:10
3
38
92:37
54:22
4
38
90:54
49:27
5
0
88:55
49:27
6
38
84:54
48:28
7
38
79:54
45:31
8
38
65:55
44:32
9
38
56:60
39:37
10
38
56:70
37:39
11
38
58:65
33:43
12
38
66:79
31:45
13
38
66:79
31:45
14
38
59:74
31:45
15
38
69:88
30:46
16
38
42:82
27:49
17
38
38:67
25:51
18
38
40:78
23:53
19
38
45:120
16:60
20
38
49:131
13:63
Bei Punktgleichheit: Entscheidungsspiel

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