Denis Opcin mit kuriosem Comeback: Vom Kreisklassen-Tor ins Landesliga-Mittelfeld - anpfiff.info
Artikel veröffentlicht am 09.01.2021 um 10:45 Uhr
Denis Opcin mit kuriosem Comeback: Vom Kreisklassen-Tor ins Landesliga-Mittelfeld
Vor Jahresfrist hatte Denis Opcin seine Mission beim TV Leinburg als erfüllt betrachtet. Aus dem Kreisklassen-Spielertrainer wurde zum Ende des verrückten Jahres 2020 eine Stütze im Mittelfeld des Landesligisten SC Großschwarzenlohe, wo der 40-Jährige zuletzt Seite an Seite mit Sohn Justin spielt. Beinahe wäre sogar noch ein dritter Opcin zum SCG gekommen, dieser wird aber nun bei einem Ligakonkurrenten auflaufen.
Von Marco Galuska
Der sportliche Verlauf des Jahres 2020 war besonders für Denis Opcin (links) ungewöhnlich.
fussballn.de / Pesteritz
Die verlängerte Saison und all die Umstände um Corona schreiben manch kuriose Geschichte im Amateurfußball. Die Story um Denis Opcin ist aber in mehrerlei Hinsicht ganz außergewöhnlich.

Rückblick: Im Winter 2019/20 war Denis Opcin klar, dass er nach zwei Jahren Aufbauarbeit beim TV Leinburg zum Saisonende seine Zelte abbrechen würde. Für die Rückrunde wollte der Spielertrainer nach überstandenem Muskelfaserriss wieder selbst auf dem Platz stehen und einen guten Abschluss schaffen, ehe möglicherweise eine neue Aufgabe folgen sollte. "Es gab Gespräche mit anderen Vereinen, aber vor allem kam dann im Frühjahr Corona, da wusste natürlich keiner so recht, wie es weitergehen wird", erinnert sich Opcin, der dann zum 30.6. offiziell in Leinburg aufhörte, wo ihn Jackson Ruziski beerben sollte. 

Beim TV Leinburg war Denis Opcin zum Saisonbeginn noch als Spielertrainer aktiv, ehe ihn ein Muskelfaserriss bremste.
Uwe Kellner

Trainingsgast an alter Wirkungsstätte

Opcin selbst nutzte seine neuen fußballerischen Freiheiten und schaute bei seinem früheren Verein SC Großschwarzenlohe vorbei. Dort spielte nicht nur wieder Sohn Justin, sondern hatten im Sommer mit Benny Taft und Patrick Heyn zwei seiner ehemaligen Schützlinge das Ruder bei der 2. Mannschaft übernommen. "Ich habe einfach mal mittrainiert, was nach der langen Pause überraschend gut geklappt hat und Spaß gemacht hat. Dann habe ich den Jungs angeboten, dass ich aushelfen würde, falls es mit Spielern mal eng werden sollte", erklärt Denis Opcin die unverbindliche Rückkehr an die Wirkungsstätte, wo er einst den Aufstieg in die Bezirksliga als Trainer gepackt hatte.

Die Rolle als Aushilfskeeper

Zunächst war von einem personellen Engpass noch keine Rede. Dies sollte sich dann aber relativ schnell entscheidend ändern. So holte Opcin also doch seinen Spielerpass aus Leinburg und spielte in der Vorbereitung zunächst bei Groß'lohes Zweiter. Als dann auch das Verletzungspech im ohnehin nicht üppig besetzten Landesliga-Kader zuschlug, setzte sich der Routinier dort auf die Bank. Und wie die Dinge im Fußball ebenso laufen, trug es sich zu, dass sich der eingesetzte AH-Keeper beim Testspiel in Roth nach drei Minuten schwer verletzte. Bei der Suche nach einer Lösung fiel der Blick in Richtung Bank zu Opcin senior. Dieser hatte gut ein Jahr zuvor schon einmal im Tor gestanden; bei seinem letzten Einsatz in Leinburg war die etatmäßige Nummer 1 verletzt und der Ersatzkeeper hatte das Training geschwänzt. Das wollte sich der Trainer Opcin nicht bieten lassen und ging selbst in den Kasten. Als nun beim Spiel in Roth kein Schlussmann mehr greifbar war, ließ er sich auch nicht lange bitten und stand beim Landesligisten für 87 Minuten zwischen den Pfosten.

Die personelle Lage blieb beim SCG im Sommer weiter prekär. So auch beim Testspiel in Feucht, wo Denis Opcin einst in der Bayernliga spielte und sogar im ruhmreichen Regionalliga-Kader stand. Als sich Opcin gerade als Zuschauer auf dem Weg in Richtung Waldstadion befand, kam der Anruf, dass wieder Spieler ausgefallen waren. Vollblutfußballer Opcin kehrte also um, holte seine Fußballschuhe, saß auf der Bank und kam schließlich noch eine halbe Stunde lang zum Einsatz. Dass der mittlerweile 40-Jährige das Fußballspielen eben nicht verlernt hat, blieb auch den Trainern Florian Bauer und Rainer Großberger nicht verborgen und so wurde aus der Aushilfe eine weitere echte Option im Kader. 

Denis Opcin (Bildmitte) mit den Söhnen Justin (links) und Damyan (rechts).
privat

Von B-Klasse bis Bayernliga in allen Ligen gespielt

Als es dann wieder um Punkte in der Landesliga ging, feierte Denis Opcin in Röslau sein Debüt in dieser Spielklasse. Und damit war der Mittelfeldantreiber nun in sämtlichen Spielklassen von B-Klasse bis Bayernliga am Ball, wie Opcin im Gespräch rückblickend bestätigt. In fünf Landesliga-Partien war Opcin beim Re-Start im Einsatz, in den letzten beiden stand er in der Startelf. "Es ist schon eine besondere Sache, wenn man jetzt plötzlich wieder dort mitwirkt, wo man selbst vor Jahren etwas angestoßen hat", war Denis Opcin selbst überrascht über die rasche Entwicklung und Comeback im Herbst 2020. Dass das alles neben Sohn Justin passierte, ist ein besonderer Umstand: "Mit dem Junior in einer Mannschaft zu spielen, ist schon ne coole Sache! Ich glaube kaum, dass es das in der Landesliga allzu oft gibt."

Sohn Damyan wechselt nach Erlangen-Bruck

Wenn der SC Großschwarzenlohe jetzt noch über eine eigene A-Jugend verfügt hätte, wäre aus dem Opcin-Duo sogar ein Trio geworden. Denn auch der jüngere Sohn Damyan, der beim FC Ingolstadt in der B-Jugend gekickt hatte, trainierte bereits mit und hatte Gefallen gefunden. Den bald 18-Jährigen zieht es stattdessen nun zum FSV Erlangen-Bruck, wo er bei den Herren spielen darf, weil die Brucker eben eine A-Jugend haben. Zu einem Duell von Denis und Justin Opcin mit Damyan wird es in dieser Saison indes nicht mehr kommen, da Großschwarzenlohe bereits zweimal mit den Bruckern die Klingen gekreuzt hat.

Mit 40 Jahren weiter ehrgeizig

Bei Denis Opcin, der im Dezember 40 Jahre alt wurde, brennt weiter der Ehrgeiz. So war er auch "richtig sauer" über seine Auswechslung im letzten Spiel gegen Stadeln, als er sich "gut und fit gefühlt" hatte, ihm neutrale Zuschauer bescheinigten, an diesem Tag der beste Mann im SCG-Trikot gewesen zu sein, der auch mustergültig den Anschlusstreffer vorbereitet hatte. Dass die Entscheidung der Trainer an diesem Tag nicht unbedingt glücklich war, sollte sich zeigen, als nach Opcins Auswechslung Groß'lohe noch fünf Treffer kassierte und mit 1:7 unter die Räder kam.

Während Stadelns Tobias Wölfel (rechts) nun die Fußballschuhe in der Landesliga an den Nagel hängt, will Denis Opcin (links) noch einmal Gas geben und mit Groß'lohe den Klassenerhalt packen.
fussballn.de / Pesteritz

Doch das sei längst besprochen und abgehakt. Der Blick richtet sich nach vorne in eine aktuell recht ungewisse Zukunft, in der Denis Opcin zum Saisonende die Relegation für Großschwarzenlohe als realistische Variante sieht. Geklärt ist dabei, dass der Routinier für den Rest des Spieljahres auch an Bord bleiben wird: "Eigentlich dachte ich, dass nun mit den Verletzten, die zurückkehren, ich bei der Ersten aufhöre, aber die Trainer planen mit mir. Ich habe zugesagt, dass ich dann auch entsprechend voll durchziehen werde. Dabei habe ich aber eine absolute Gleichberechtigung eingefordert. Ich will nicht einem Spieler im Wege stehen, aber auch nicht einem Jüngeren vorgezogen werden - der Bessere soll spielen, das hilft auch der Mannschaft am meisten." Wie es dann in der kommenden Saison weitergeht, dazu hat Denis Opcin noch keine Pläne geschmiedet. Wie das vergangene Jahr gezeigt hat, kommt es ja gerade in diesen Zeiten ja doch ganz anders als man denkt.

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Hintergründe & Fakten

Personendaten
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Steckbrief Denis Opcin

Denis Opcin
Spitzname
Coach
Alter
43
Familie
verheiratet, 2 Kinder
Nation
Deutschland
Größe
175 cm
Gewicht
80 kg
Lieb.-Position
defensives Mittelfeld ("6er")
Erfolge
Aufstieg mit dem SC Feucht in die Bayernliga; Aufstieg mit dem SV Schwaig in die Bezirksliga; Aufstieg mit dem FC Altdorf in die Kreisliga; Aufstieg mit dem VfR Moorenbrunn in die Kreisklasse; Aufstieg mit dem SC Großschwarzenlohe in die Bezirksliga;

Bilanz 2019/21 Denis Opcin

ST
Gegner
Erg.
Min
11
K
Nt.
21
45
0
0
0
 
-
22
13
0
0
0
 
-
27
51
0
1
0
 
-
Gesamt
212
 
0
1
0
 
-
ST
Gegner
Erg.
Min
11
K
Nt.
5
R
 
0
0
0
 
-
8
R
 
0
0
0
 
-
Gesamt
-
 
0
0
0
 
-

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