Özkans Fallrückzieher-Tor sorgte für Begeisterung
Genau zehn Jahre ist es nun her, als die erste Halbzeit in der letzten Begegnung der Vorrundengruppe 3 der Hallenkreismeisterschaft in Nürnberg in der Halle am Berliner Platz lief. Hoch flog der Ball in die Luft, um nur eine Sekunde später im Torwinkel einzuschlagen. Verantwortlich für die spektakuläre Szene war Tuspo Nürnbergs Torjäger vom Dienst, Faruk Özkan. Der damals 21-jährige Angreifer traf mit einem fulminanten Fallrückzieher aus halbrechter Distanz genau in das linke obere Toreck. Verwundert rieben sich die Zuschauer auf der Tribüne die Augen und auch die Beobachter am Spielfeldrand waren erstaunt ob der Perfektion des Treffers. Wir hatten schon damals bei vier langjährigen Beobachtern der Szene nachgefragt, die als Augenzeugen in der Halle waren.
Tuspo Nürnberg Abteilungsleiter Armin Völker, der seit fünf Jahrzehnten beim Nordstadtverein aktiv ist, wurmte zwar die unnötige 2:3-Niederlage gegen den SV 1873 Süd in den Schlusssekunden, freute sich mit seinem Torschützen aber freilich über das Weiterkommen und den außergewöhnlichen Treffer: "Ich verfolge den Amateurfußball seit einer Ewigkeit, aber an so ein Tor kann ich mich nicht erinnern. Faruk ist unser Torjäger, der immer wieder für spektakuläre Tore gut ist, aber dieser Treffer stellt natürlich alle anderen Treffer in den Schatten", sagte Völker.
Neben Völker saß der damalige Tuspo-A-Jugend-Trainer Manfred Wild, der durch seine lange Erfahrung als Jugendtrainer und Beobachter zahlreicher Hallenturniere "schon einige schöne Treffer gesehen hat. Aber der Treffer war schon ein bisschen krass - im positiven Sinne!"
Der Schiedsrichter der Partie, Hermann Hempel vom TSV Johannis 83, konnte definitiv sagen, dass er in seiner bis dato 41-jährigen Karriere an der Pfeife noch nie zuvor so einen Treffer in der Halle gesehen habe. "Am Feld gibt es immer wieder mal schöne und spektakuläre Tore, auch Amateurfußballer können so etwas, aber so ein Tor in der Halle ist schon etwas Besonderes", freute sich der Unparteiische aus Sicht eines Beobachters natürlich mit dem Torschützen, der in jener Saison schon 14 Treffer für Tuspo Nürnberg markiert hatte. Übrigens erst einen Tag zuvor hatte André Wiener per Fallrückzieher für den TSV Johannis 83 getroffen, doch Özkans Treffer war freilich noch spektakulärer, da der Torschütze hoch in die Luft sprang und akrobatisch exakt in den Torwinkel aus gut zehn Metern Entfernung traf.
Heinz Ferber
fussballn.de
Hallensprecher Heinz Ferber, der den Hallenfußball seit seiner Einführung im Jahr 1982 intensiv beobachtet, sprach am Mikrofon vom "absoluten Wahnsinn" und meinte nach Turnierschluss, dass er so ein Tor sicher noch nicht gesehen habe und dies ein absolutes Highlight in der Geschichte des Hallenfußball sei. Jenes Highlight wurde anschließend von "Kameramann" Oktay Aydin, ein damaliger Jugendspieler von Tuspo und Freund des Torschützen, auch auf dessen Facebook-Account veröffentlicht und für den "Bayern-Treffer des Monats" dem BFV zugesendet. Allerdings schaffte es der Treffer lediglich auf die Verbands-Homepage, nicht jedoch in die Liste der besten Treffer - wohl auch aufgrund der Qualität des Handy-Videos.
10 Jahre später - der Torschütze erinnert sich
Auch wenn der Kunstschuss im Nachgang nicht noch mehr Aufmerksamkeit nach sich ziehen sollte, ist er vor allem dem Torschützen selbst genau in Erinnerung geblieben: "Ich muss gestehen, man denkt schon immer mal wieder daran - vor allem, weil ich damals bei Tuspo mit vielen Jugendfreunden zusammenspielte, mit denen ich auch heute noch befreundet bin. Genauso kommt dieses Tor auch immer mal wieder in Gesprächen mit Bekannten auf. Es gab darüber auch einen Zeitungsartikel, der mir kürzlich erst wieder in die Hände gefallen ist. Das sind natürlich wahnsinnig schöne Erinnerungen und toll, dass ich da auch etwas Handfestes habe, wodurch das belegt wurde. Im Anschluss an das Turnier bin ich übrigens mit ein paar Süd-Spielern eine Shisha rauchen gegangen, da war das Tor natürlich auch das große Gesprächsthema", lacht Özkan.
Beim SV Eyüp Sultan gelangen Faruk Özkan über die Jahre einige Treffer, aber an das spektakuläre Tor von 2010 kam keiner mehr heran.
fussballn.de / Gitzing
Für den seit heute 31-jährigen Angreifer, mittlerweile seit acht Jahren beim SV Eyüp Sultan beheimatet, stellt jener Fallrückzieher fraglos das persönliche Highlight seiner zahlreichen Tore da: "Das war mit Sicherheit der schönste Treffer meiner Laufbahn - so etwas wird mir wohl auch nicht mehr gelingen", schmunzelt er. Nach ein wenig Bedenkzeit fällt dem Torjäger aber doch ein weiterer Treffer ein, der zumindest nahe an den Kunstschuss heranreicht: "Für Eyüp habe ich einen ähnlichen Treffer erzielt: von der rechten Strafraumkante habe ich per Seitfallzieher in den Winkel getroffen - das war zumindest ähnlich. Dennoch war jener Fallrückzieher vor zehn Jahren für mich persönlich noch schöner."
Jeder der anwesenden Beobachter vor zehn Jahren am Berliner Platz wird dem Kunstschützen bei dieser Einschätzung wohl blind zustimmen - Faruk Özkan gelang schließlich an jenem Montagabend ein Treffer wie aus dem Bilderbuch.
Der Fallrückzieher-Treffer in Bildern:
Im Hintergrund in Reihe drei der Tribüne ist der Tuspo-Jugendspieler (in rot-schwarzen Trainingsanzug) zu sehen, der mit seinem Handy das Fallrückzieher-Tor filmte. Die Entstehung des Treffers: Was in dieser Situation noch recht ungefährlich wirkt...
Gillert
...entpuppt sich kurz darauf als ein Treffer der Marke "Tor des Jahres".
Gillert
So etwas erlebt man nicht alle Tage. Da war der Jubel groß bei Tuspo Nürnberg, während die Konkurrenz und auch Referee Hempel nur staunen konnten.
Sportfoto Zink