50 Jahre Schiedsrichter: Benno Dorn: "Die schöne Zeit überwiegt!" - anpfiff.info
Artikel veröffentlicht am 02.12.2020 um 06:00 Uhr
50 Jahre Schiedsrichter: Benno Dorn: "Die schöne Zeit überwiegt!"
MAGAZIN Benno Dorn stand in der 2. Bundesliga an der Linie und in der damals drittklassigen Bayernliga als Chefanweiser auf dem Platz. Der Referee wurde beim SV Buckenhofen groß und pfeift für seinen Heimatverein bereits im 50. Jahr - ans Aufhören denkt der 70-Jährige noch nicht.
Von Uwe Kellner

Es war das Jahr 1970, als der SV Buckenhofen sein Schiedsrichterkontingent erhöhen musste und der damalige Spielleiter in der Mannschaft herumfragte, welcher Fußballer sich hierfür zur Verfügung stellen würde. "Ich weiß heute nicht mehr warum, aber ich habe 'ja' gesagt und meine Schiedsrichterprüfung abgelegt", blickt Benno Dorn zurück. Bis zu diesem Zeitpunkt hatte der leidenschaftliche Fußballer eigentlich keinen Gedanken daran verschwendet, die Seite zu wechseln und setzte den Fokus auf die eigene Spielerlaufbahn.

Als junger Bub' kam er zum Fußball, weil es in Buckenhofen keine weiteren Freizeitbeschäftigungen gab und weil es normal war, dass ein Junge in seinem Alter mit dem Fußballspielen beginnt. "Ab der ersten Klasse haben alle Fußball gespielt und weil ich in Buckenhofen aufwuchs und meine Freunde auch da gespielt haben, haben wir beim SVB angefangen", erzählt Benno Dorn. Von der Schülermannschaft ging es in die Jugendmannschaft und als nächsten Schritt zu den Herren. "Damals war man noch heimatverbunden und ist bei seinem Verein geblieben. Ich weiß noch, dass wir anfangs gar keine richtigen Trainer hatten, sondern das hat dann entweder der Jugendleiter oder ein Spielleiter übernommen. Dass man bezahlte Trainer geholt hat, kam erst später." Mit seiner Mannschaft stieg Benno Dorn 1970 in die B-Klasse, heutige Kreisklasse, und 1973 in die A-Klasse, heutige Kreisliga, auf. "In meiner Mannschaft haben lauter Buckenhöfner gespielt, die alle aus der Jugend rauskamen und zusammengeblieben sind. So hat sich ein starkes Team entwickelt und nur so haben sich auch die Aufstiege ergeben."

Der junge Fußballer war immer offensiv ausgerichtet. "Vorderes Mittelfeld", nennt es Benno Dorn. Tore schießen und vorlegen waren seine Aufgaben auf dem Feld. Im Jahr 1973 zog er sich jedoch eine schwere Knieverletzung zu und musste seine Fußballerlaufbahn unterbrechen. "Danach bin ich leider nie wieder so richtig zurückgekommen", so Benno Dorn. Stattdessen verlagerte sich seine Priorität vom Selbstspielen hin zum Pfeifen.

Benno Dorn (re.) spielte und pfiff sein Leben lang für den SV Buckenhofen.
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Rasanter Aufstieg als Referee

Spätestens 1978, acht Jahre nach dem Ablegen der Prüfung, richtete Benno Dorn sein Hauptaugenmerkt auf die Schiedsrichterei. Es folgte ein rasanter Aufstieg über die Bezirksliga in die Landesliga und schließlich 1985 in die Bayernliga, die damals noch die Dritte Liga war. "Es kam nicht selten vor, dass in der Bayernliga Fußballer auftauchten, die davor in der Bundesliga oder der 2. Liga gespielt haben. Klar, heute ist das Spiel athletischer und taktischer als damals, aber trotzdem war die Bayernliga schon etwas Besonderes", erinnert sich Benno Dorn. Die kommenden Jahre waren das absolute Highlight in seiner Karriere als Schiedsrichter. "In dem Bereich haben wir Schiedsrichter unsere Aufgabe schon fast professionell ausgeübt." Leben konnte man von den Spesen allerdings nicht. Benno Dorn kam zugute, dass er sich selbstständig gemacht hatte und deswegen beruflich felxibler war als ein Angestellter. Andere Schiedsrichter konnten den Aufwand aufgrund ihrer beruflichen Verpflichtungen nicht auf sich nehmen.

Während seiner Bayernliga-Zeit durfte Benno Dorn auch als Linienrichter in der 2. Bundesliga ran und wurde sogar als Assistent in der DFB-Pokal-Hauptrunde eingesetzt. Dort standen dann Spiele wie SpVgg Fürth gegen Borussia Dortmund oder FC Schweinfurt gegen Borussia Mönchengladbach auf dem Plan. "Damals war es noch nicht so, dass du ein festes Gespann warst, sondern ich wurde dann bei verschiedenen Schiedsrichtern eingeteilt", erklärt Benno Dorn. Einen wahren Gänsehautmoment erlebte der Forchheimer bei einem Freitagabendspiel in der 2. Bundesliga beim FC St. Pauli. "Im Stadion waren 18.000 Zuschauer und bengalische Feuer waren noch erlaubt. Als wir mit den Mannschaften auf den Platz gelaufen sind, brannte es überall und die Fans haben dazu gesungen. Da läuft dir ein Schauer über den Rücken." Ein unvergesslicher Moment. Auch prominente Persönlichkeiten wie zum Beispiel Sportreporter Rolf Töpperwien, oder Skispringer Jens Weißflog, oder auch Oskar Lafontaine sowie DFB-Präsident Egidius Braun sind immer mal bei den Spielen gewesen, so dass das eine oder andere Gespräch möglich war.

Als Schiedsrichter wollte und will Benno Dorn immer seine Leistung bringen und im Guten den Platz verlassen. "Ich habe immer mit einem guten und dann auch mal mit einem deftigen Wort versucht, die Situationen zu regeln. Das ist mir oft gelungen - manchmal auch nicht", schmunzelt der Schiedsrichter und ergänzt: "Natürlich hat es auch negative Erlebnisse gegeben, aber davon habe ich mich nie runterziehen lassen. Die schöne Zeit überwiegt!" Nach zehn Jahren in der Bayernliga, einen kurzzeitigen Abstieg gab es zwischendurch, verabschiedete sich der Forchheimer im Jahr 1998 aus dieser Spielklasse. "Der Körper zollte Tribut und im Alter von 48 Jahren nach insgesamt 20 Jahren in der Leistungsklasse war es an der Zeit, kürzer zu treten."

Benno Dorn (2. v. re.) im Schiedsrichtergespann des DFB-Pokalspiels zwischen der SpVgg Fürth und Borussia Dortmund. Jahrelang war er im höherklassigen Fußball als Schiedsrichter unterwegs.
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Ehrenobmann der Forchheimer Schiedsrichter


Neben und nach seiner Laufbahn im höherklassigen Fußballgeschehen engagierte sich Benno Dorn des Weiteren im Ehrenamt bei den Schiedsrichtern und war zwölf Jahre lang stellvertretender Obmann sowie zwölf Jahre Obmann der Forchheimer Schiedsrichter und sogar vier Jahre Kreisschiedsrichter-Obmann. "Ich habe immer versucht, Wissen an die jungen Schiedsrichter weiterzugeben und habe mich jedes Mal gefreut, wenn wir innerhalb der Gruppe Erfolge verzeichnet haben", unterstreicht der Routinier. Auch in seinem Ehrenamt will er sich nur an die positiven Dinge erinnern und verdrängt das eine oder andere Nebengeräusch. "Für mich stehen die Gemeinschaft und der Sport immer in der ersten Reihe. Ich kann jungen Menschen nur empfehlen, sich für die Schiedsrichterei zu entscheiden. Es rentiert sich", so Benno Dorn, der 2010 zum Ehrenobmann seiner Gruppe ernannt wurde.

Ans Aufhören denkt Benno Dorn noch nicht. Im Jahr 2020 ist er mittlerweile seit 50 Jahren Schiedsrichter und hat nach der pandemiebedingten Saisonunterbrechung sogar das eine oder andere Spiel gepfiffen. Eine richtige Jubiläumsfeier konnte es aufgrund der Corona-Pandemie allerdings nicht geben, genauso wie die Weihnachtsfeier der Schiedsrichter ausfallen wird. "Da sind wir flexibel. Dann feiern wir das eben nächstes Jahr", lacht der 70-Jährige. Er wünscht sich, dass er seiner Leidenschaft noch einige Jahre nachgehen kann. "Ich habe mir nie ein Limit gesetzt. Wenn mir die Gesundheit und der Körper keinen Strich durch die Rechnung machen, dann werde ich sicherlich als Schiedsrichter weitermachen." Auch wenn er nun nicht mehr die großen Spiele wie früher pfeift, so hat er dennoch weiterhin Spaß an seiner liebsten Freizeitbeschäftigung.

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Steckbrief Benno Dorn

Benno Dorn
Wohnort
Buckenhofen
Familie
3 Kinder
Nation
Deutschland
Beruf
Gas und Wasser- Installateurmeister
Hobbies
Schiedsrichter, Fußball
Erfolge
Aufstieg 1970 von der damaligen C-Klasse in die B-Klasse, Aufstieg 1973 von der damaligen B-Klasse in die A-Klasse, Fußballer von der Schüler, zur Jugend, zur 1. Mannschaft und AH nur beim SV Buckenhofen
Schiedsrichter
Bis heute über 50 Jahre aktiver Schiedsrichter für den Verein SV Buckenhofen.
Schiedsrichterprüfung 1970 abgelegt.
Bis 1998 Schiedsrichter der damaligen Bayernliga.
Schiedsrichter-Assistent in der 2. Bundesliga.
12 Jahre SR-Obmann der SR-Gruppe Forchheim.
12 Jahre stellvertretender SR-Obmann der SR-Gruppe Forchheim.
4 Jahre  Kreis-Schiedsrichterobmann des Kreises Erlangen/Pegnitzgrund.


Hintergründe & Fakten

Personendaten

Gesamtbilanz Benno Dorn

Sp.
Ø
(Sp)
Note
116
296
27
30
9
362
3,1
(28)
2,8

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