Ein Aderlass, der auch stolz macht: Hagenbüchachs höherklassige Abgänge - anpfiff.info
Artikel veröffentlicht am 08.11.2020 um 06:00 Uhr
Ein Aderlass, der auch stolz macht: Hagenbüchachs höherklassige Abgänge
Gleich vier Leistungsträger sind beim SV Hagenbüchach mittlerweile nicht mehr dabei, was die Lage im Abstiegskampf zusätzlich verschärft. Und obwohl es mit einem 0:9 gegen Buckenhofen einmal richtig Prügel gab, zeigte der Aufsteiger gleich am folgenden Wochenende mit einem 3:2-Sieg in Hersbruck Mentalität. 
Von Marco Galuska
fussballn.de / Pesteritz
Die positiven Nachrichten haben - in diesen Tage zumindest - ein negatives Ergebnis. So war es auch für Taner Koc, der nach einem Zwischenfall bei der Arbeit sich einen Corona-Test unterziehen musste. "Mir geht es gut! Alle in der Familie sind gesund. Ich bin meinem Arbeitgeber wirklich dankbar, dass ich viel online arbeiten kann. Ich komme gut über die Runden. Mir hat mal ein Trainer gesagt: In mancher Lebenslage lernst du das fliegen - entweder mit Rücken- oder Gegenwind! Ich hoffe, dass die Situation einigen die Augen öffnet, was wirklich wichtig im Leben ist. Beschämend ist es, wie sich manche Leute verhalten."

Demut und Dankbarkeit

Abstand halten, Hände waschen, mit Widrigkeiten umgehen - Koc erinnert sich in der allgemein schwierigen Situation gerne an seine eigenen Anfänge: "Ich bin in Gostenhof aufgewachsen, da hat man nicht mit goldenen Löffeln gegessen. Dafür lernt man über die Jahre umso mehr Demut und Dankbarkeit, für das was man hat." Entsprechend aufgeräumt gelingt der Blick auf seinen Trainerposten beim SV Hagenbüchach.


Reflektierte Sichtweise: Hagenbüchachs Trainer Taner Koc.
B. Fromm

Der vorletzte Tabellenplatz mit akuter Abstiegsgefahr - es ist die eine Seite der Medaille in Hagenbüchach. Der Wechsel von Spielern in Landes- und sogar Regionalliga indes sind Verluste für das Team, macht aber wiederum auch Trainer und Verein stolz. Torwart Lars Wester und Torjäger Batuhan Tuluk spielen mittlerweile beim ASV Vach in der Landesliga. Gleich drei Klassen höher in die Regionalliga zu den Amateuren der SpVgg Greuther Fürth ging es für Mustafa Fatiras, den Koc schon mehrere Jahre unter seinen Fittichen hatte.

Mustafa Faitras vom Bezirksliga-Abstiegskampf in die Regionalliga

Mustafa Fatiras hat den Sprung von der Bezirksliga in die Regionalliga geschafft.
fussballn.de

"Jeden Spieler kann man nicht besser machen, der Spieler muss schon auch etwas mitbringen und vor allem auch das Maximum rausholen wollen. So ein Sprung von der Bezirksliga in den Profi-Nachwuchs ist schon gewaltig. Das ist eine Lebensänderung mit anderen Trainingszeiten und -umfängen", sagt Koc und fügt an: "Mich freut es besonders für Mustafa, dass er nach seinem Kreuzbandriss damals in Roth drangeblieben ist und sich mit Fleiß das nun erarbeitet hat und nun Regionalliga spielt."

Umfeld und Mentalität intakt

Neben dem Wechsel des Trios in höhere Spielklassen greift man in Hagenbüchach auch auf Torjäger Bilel Marrouki nicht weiter zurück. Nach einem Gespräch mit der sportlichen Leitung haben sich die Wege getrennt. Dass dieser Aderlass sich qualitativ nicht auffangen lässt, versteht sich. "Ergebnisse entscheiden zwar im Fußball, sind aber für mich auch nicht alles", so der SVH-Trainer, der gerne auf die Weiterentwicklung im Verein verweist: "Die Kabinen wurden gemacht, wir haben LED-Flutlicht. Das klingt zwar banal, aber es passiert wirklich viel, das uns weiterhilft."

Bilel Marrouki stürmt nicht mehr für Hagenbüchach.
B. Fromm

Und vor allem aber lobt der 40-Jährige die Mentalität im Umfeld und in seinem Team: "Wenn man mit 0:9 auf die Mütze bekommt und gewinnt dann 3:2 in Hersbruck, obwohl auf der Bank nur noch der Ersatztorwart war, dann sieht man, was mit der richtigen Einstellung - und ein wenig Spielglück - möglich ist!"

Aus Fehlern lernen

Auch wenn Koc mit der Konstellation der Saisonfortsetzung über zwei Jahre nicht glücklich ist, will er nicht jammern: "Es ist sicher eine Wettbewerbsverzerrung, weil mittlerweile komplett andere Mannschaften in der Liga spielen. Aber wir werden sportlich weiterhin alles versuchen und wollen aus unseren Fehlern lernen. Denn wir alle haben Fehler gemacht, da fang ich bei mir am besten an. Ich war in manchen Dingen auch zu direkt, versuche nun einiges sachlicher zu sehen."

Gerade weil es ohne finanzielles Potential weitergehen soll, streicht Koc die Wichtigkeit des Zwischenmenschlichen besonders heraus: "Mir ist wichtig, wie es den Spielern geht. Man muss auch die privaten Hintergründe verstehen, als Trainer eine andere Beziehung aufbauen. Gerade in diesen Zeiten von Corona ist so vieles unklar, da ist es für jeden einzelnen auch nicht leicht, immer wieder die Spannung hoch zu halten. Der Fußball bekommt eben viele Schläge ab."

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Pl.
Team
Sp
Tore
Pkt
3
24
51:38
41
4
22
44:32
40
6
22
43:32
37
9
24
43:44
30
10
23
42:41
30
11
23
41:53
28
12
23
44:53
27
13
24
46:58
26
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22
31:59
15
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