GFT-Fortbildung September: Kurzweiliger Auftritt von Chris Hofberger - anpfiff.info
Artikel veröffentlicht am 24.09.2020 um 06:00 Uhr
GFT-Fortbildung September: Kurzweiliger Auftritt von Chris Hofberger
Unter coronabedingt erschwerten Vorzeichen lief die GFT-Fortbildung im September in Weismain ab. Sowohl die Verantwortlichen der Oberfränkischen Trainergemeinschaft um Vorsitzenden Hubert Richter, als auch die Vorführtruppe des Frauen-Bayernligisten FFC und der Referent Christian Hofberger lösten das Ganze hervorragend und mit einem Mehrwert für die zahlreich teilnehmenden lizenzierten Trainer aus dem Bezirk.
Von Markus Schütz
So wurden zum ersten Mal der Praxis- und der Theorieteil gemeinsam im Wechsel im Freien durchgeführt, um eine Ansammlung im Sportheim und damit in einem geschlossenen Raum zu umgehen. Dabei zeigte sich sowohl der Referent, der seit 2002 UEFA-A-Lizenzinhaber ist, als auch "seine" Spielerinnen sehr flexibel. Der Bayernligist wird mittlerweile vom neuen GFT-Vorsitzenden Hubert Richter trainiert. Nicht nur seine Spielerinnen, sondern auch er bestand seine Feuertaufe bei dieser Fortbildung. Er stellte den Referenten vor, begrüßte die anwesenden Trainer - unter ihnen auch seinen langjährigen Vorgänger Heinz Eger - und bat darum, der im vergangenen Jahr verstorbenen Mitglieder zu gedenken: Peter Göller und Helmut Spangel!

Die Teilnehmer wurden nicht nur namentlich erfasst, sondern wurden auch auf die Verhaltensregeln in Corona-Zeiten hingewiesen. 
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Neue Abstoß-Regel - mehr Möglichkeiten

Christian Hofberger ist Mitglied des Trainerlehrstabs des Württembergischen Fußballverbandes und dort wie seine Kollegen - und anders als in der Regel in Bayern - ehrenamtlich tätig. "Ich wundere mich", so der Referent gleich zu Beginn mit einem Augenzwinkern, "dass ihr also schon zum zweiten Mal quasi einen Amateur hierher einladet." Auch, wenn er nicht beim Verband angestellt ist, weiß Christian Hofberger, von was er spricht. Im Hauptberuf ist er Sport- und Englischlehrer an einem Esslinger Gymnasium, seit 2016 für die Trainerfortbildung (B-Lizenz) beim DFB tätig, spielte einst selbst in der Oberliga in Ditzingen und Renningen und trainierte ab 1999 Mannschaften von der Kreisliga bis in die 4. Liga. Er ist also von seinem Erfahrungsschatz im Umgang und in der Zusammenarbeit mit Amateur-Fußballern jeglicher Leistungsstärke breit aufgestellt. 

Der neue GFT-Vorsitzende Hubert Richter (re.) begrüßt den Referenten der September-Fortbildung, Christian Hofberger. 
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Als Thema, das er in Theorie und Praxis behandelte, brachte er die "Variable Spieleröffnung" mit - und ging dabei nicht in erster Linie vor allem auf die Möglichkeiten ein, die die neue Regel beim Abstoß bietet (Ball muss den eigenen Sechzehner nicht verlassen). Seine Einheiten baute Christian Hofberger anschaulich auf und bezog immer wieder die anwesenden Trainerkollegen mit ein. Denen spielte er auch ausgewählte, das Thema widerspiegelnde Szenen aus dem Profibereich vor, unter anderem einen Angriff von Arsenal London gegen Liverpool - ausgehend vom Torwart, nach einigen Stationen abgeschlossen von Aubameyang. "Freilich werdet ihr jetzt sagen", wandte er sich an die Trainer, "ich habe leider keinen Aubameyang in meiner Mannschaft. Das stimmt wohl - aber der Gegner eben auch keinen Mo Salah, der eure Defensivspieler in einem Wahnsinns-Tempo anläuft oder in der eigenen Verteidigung einen Virgil van Dijk...". Wichtig sei, dass sich ein Trainer und seine Mannschaft der Vorteile bewusst sind, die der Spielaufbau in Überzahl aus dem eigenen Sechzehner heraus biete. "Dazu gehört Mut und Selbstvertrauen und ein Torhüter, der ebenfalls hinter dem Ganzen steht." Denn der ist der Schlüsselspieler, wenn es darum geht, von hinten heraus bei eigenem Abstoß einen Spielaufbau zu organisieren. 

Die Spielerinnen des Bayernligisten 1.FFC Hof waren nicht nur während, sondern auch vor dem Training engagiert.
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Raumgewinn aus der Überzahl heraus

"Ich kann viele Spieler in den Sechzehner bringen und von dort - quasi wie beim Eck - ein Überzahlspiel aufziehen. Durch die neue Regel gelingt es dem Gegner nicht mehr so leicht, Druck aufzubauen. Natürlich muss das trainiert werden - und es braucht den Mut, im eigenen Drittel ruhig zu bleiben und auch mal zu dribbeln.", erklärte der Referent aus Württemberg. Denn Ziel sei natürlich der Raumgewinn, idealer Weise bis ins vordere Drittel. Das "Langholz" wolle er zwar nicht verteufeln, manchmal geht es eben nicht anders, dann muss der Ball fliegen. "Wir sollten als Trainer und Spieler natürlich variabel bleiben. Lange Bälle gehören dazu - aber die sollten dann idealer Weise vorbereitet sein! Wir müssen jedoch auch den Ansprüchen der jungen Fußballer Rechnung tragen. Sie sollen und sie wollen spielen!" Der prozentuale Anteil des Spielaufbaus bei eigenem Abstoß steige jedenfalls immer mehr an, insbesondere durch die neue Regel. Grundvoraussetzung ist natürlich, dass die Basis-Techniken sitzen und sauber angewendet werden. "Es bringt nichts, wenn jeder zweite meiner Pässe ungenau kommt, wenn die Passqualität und die Verarbeitung nicht passt - sonst bringe ich mich selbst in Schwierigkeiten und spiele dem Gegner in die Karten!"

Ein Teil der Hoferinnen bei der Durchführung einer Übung.
GFT/Pager


Praxis-Demonstration

Anschließend demonstrierte Chris Hofberger mit der eifrigen und willigen Vorführmannschaft des FFC Hof einen Trainingsaufbau, mit dem der Spielaufbau von hinten heraus organisiert wird. Wichtig: Anspieler des ersten Zuspiels beim Abstoß ist nicht der Keeper - sondern er wird mit dem ersten Kontakt selbst angespielt, schließlich ist er ein wichtiger Baustein, um Überzahl bereits im eigenen Sechzehner herzustellen. Das Ziel bei all dem ist und da zitierte Hofberger den Nationaltorwart Marc-André ter Stegen: "Der Gegner will Druck aufbauen - und unsere Aufgabe ist es, immer wieder neue Wege zu finden, um aus diesem Gegnerdruck wieder rauszukommen!" 
Damit dies funktioniert, kommt es - wie bei allen Spielhandlungen - auch hier darauf an: „Wahrnehmen - Verstehen - Entscheiden - Ausführen!“ Und das in so kurzer Zeit und so präzise wie möglich, um das erste aggressive Anlaufen des Gegners zu überwinden.  

Die aktiven Trainer konnten an dem Abend sicher einiges für ihr Training mitnehmen. Ebenso eine gute Nachricht: Aufgrund der Corona-Ausfallzeiten werden die Übungsleiter-Ausweise bis März 2021 bzw. Dezember 21 automatisch verlängert. Dies hat der BLSV beschlossen und bekanntgegeben. 
Im Oktober steht die nächste Fortbildung an - sie soll ebenfalls wieder in Praxis und Theorie im Freien stattfinden. Und sicher auch diesmal wieder unter Berücksichtigung der Corona-Regeln, auf die die Teilnehmer nach ihrer namentlichen Erfassung explizit hingewiesen und um einen verantwortungsbewussten Umgang damit gebeten wurden.

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