Schiedsrichter während Corona: "Jetzt merken wir erst, wie viele Schiris fehlen" - anpfiff.info
Artikel veröffentlicht am 23.09.2020 um 12:00 Uhr
Schiedsrichter während Corona: "Jetzt merken wir erst, wie viele Schiris fehlen"
Auch für die Schiedsrichter war die Saisonunterbrechung eine lange und schwierige Zeit. Kreisschiedsrichter-Obmann Stefan Stadelmann freut sich, dass nun alle wieder rauskommen. Die Konzentration auf Sonntagsspiele wird jedoch eine echte Bewährungsprobe für die Kapazität an Unparteiischen.
Von Uwe Kellner
Die lange Fußballpause hatte es auch für die Schiedsrichter in sich. "Es geht nicht nur um das Pfeifen auf dem Spielfeld, sondern vor allem auch um die sozialen Kontakte. Wir sind ja bei den Schiedsrichtern wie eine große Familie", merkt Stefan Stadelmann an. Er ist Obmann der Schiedsrichtergruppe Pegnitzgrund und Kreisschiedsrichter-Obmann (KSO) im Spielkreis Er-Peg. Über Online-Seminare haben die Unparteiischen Kontakt gehalten, mach älteren Referee, der noch nicht so digital ist, hat Stefan Stadelmann kurzerhand persönlich angerufen. "So ein Telefonat dauert dann schonmal zwei Stunden, wenn man sich lange nicht mehr gesehen hat", lacht der Schiedsrichter-Funktionär.

Um die "Familie" wieder zusammen zu führen, haben die Schiedsrichter des Pegnitzgrunds, sobald es möglich war, wieder zweimal die Woche mit dem Training angefangen. "Natürlich unter Einhaltung aller Hygiene-Vorschriften, da wir uns nichts vorwerfen lassen wollen", merkt Stefan Stadelmann an. "Das war wichtig, damit die Leute wieder rauskommen. Wir haben außerdem, als es erlaubt war, mit Sitzungen angefangen. Da haben sich dann sogar die nicht mehr aktiven Referees mit ihren 75 bis 80 Jahren angemeldet und sind gekommen, weil ihnen der Kontakt fehlte." Die Schiedsrichter ließen die soziale Komponente ihres Ehrenamts wieder aufleben. "Das Schlimmste ist doch, daheim zu sitzen und gar nichts zu machen."

Es wird eng mit der Anzahl an Schiedsrichtern

Kreisspielleiter Max Habermann setzte vergangenes und auch kommendes Wochenende alle Partien vorsorglich auf Sonntag um 16 Uhr an. Für den anstehenden, wie schon für den letzten, Spieltag gab er den Vereinen ebenso die Möglichkeit, ihre Begegnung bis Mittwoch 23. September kostenfrei per Mail oder Verlegungsantrag zu verschieben. Davon machte allerdings kaum ein Verein Gebrauch.

"Wenn sich der Spieltag nicht auf Freitag und Samstag verteilt, sondern nur am Sonntag stattfindet, merken wir erst, wie viele Schiedsrichter uns fehlen!"
, merkt Stefan Stadelmann an. Schiedsrichter, die normalerweise mehrmals am Wochenende pfeifen, können nur einmal eingesetzt werden, weil alle Spiele gleichzeitig stattfinen. Die B-Klassen werden bekanntlich so oder so nicht besetzt, der Mangel an Schiedsrichtern könnte und wird sich jetzt wahrscheinlich auch auf die A-Klassen auswirken.

"Wir kriegen auch in den Kreisligen Probleme mit den Assistenten, weil die höheren Jugend- und Frauenligen parallel laufen und dort ja eigentlich auch Linienrichter eingesetzt werden. Ich bin da der Meinung, dass man erst die Kreisligen besetzen sollte, auch wenn Jugend- und Frauen von der Spielklasse vielleicht höher sind"
, gibt Stefan Stadelmann zu bedenken. Der KSO steht im Austausch mit den eigenen Schiedsrichtergruppen und denen aus anderen Spielkreisen, von denen man hie und da mal einen Referee haben oder einen abgeben kann. "In anderen Gruppen und Kreisen sind die Probleme dieselben." Aktuell besteht das Problem der Fokussierung auf Sonntag. Wie viele Schiedsrichter über die Corona-Pause verloren gegangen sind, das kann Stefab Stadelmann noch nicht genau sagen. "Das wissen wir erst, wenn wieder alles normal läuft."

Stefan Stadelmann (re.) sieht die Wiederaufnahme des Spielbetriebs positiv. Allerdings kommen die Schiedsrichter mit der Fokussierung des Spieltags auf Sonntag personell an ihre Grenzen.
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Schiedsrichter in Eigenverantwortung

Stefan Stadelmann würde behaupten, dass er in puncto Covid-19 eher angstfrei sei. "Ich halte mich an die Vorgaben, denke aber, dass es gut ist, Sport zu treiben, um das eigene Immunsystem und den Körper zu stärken", so der KSO. "Ich merke auch bei den Kollegen, dass sie wieder raus wollen." Allerdings wird und will er niemanden zwingen, sich während der Pandemie auf den Sportplatz zu begeben. "Jeder Schiedsrichter soll selbst entscheiden, ob er gesundheitliche oder berufliche Bedenken hat. Jeder kann auf mich zukommen und das werde ich dann natürlich vertraulich behandeln." Die Referees sollen in Eigenverantwortung entscheiden, ob sie sich auf den Sportplatz begeben oder nicht. Und wenn sie pfeifen, dann sollen sie sich verantwortungsbewusst verhalten. "Auch darüber haben wir die Kollegen aufgeklärt, dass man eben zurzeit keine Spieler in den Arm nehmen soll. Nur um ein Beispiel zu nennen", erklärt Stefan Stadelmann und fügt scherzhaft hinzu: "Bei dem Bewegungsradius manch eines Schiedsrichters ist die Ansteckungsgefahr eh nicht so groß."

Wichtig findet Stefan Stadelmann, dass alle Vorsicht walten lassen und der Wiederaufnahme des Spielbetriebs positiv gegenüber stehen. "Der Mannschaftssport ist etwas, das einem keine Einzelsportart bieten kann." Auch die Schiedsrichter gehören zu diesem Mannschaftssport dazu.


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