Das Karl-Fleschutz-Stadion: Unendliche Geschichte(n) - anpfiff.info
Artikel veröffentlicht am 24.08.2020 um 06:00 Uhr
Das Karl-Fleschutz-Stadion: Unendliche Geschichte(n)
MAGAZIN Am Main 9 in Lichtenfels steht der wohl englischste aller oberfränkischen Fußballtempel. Das ehrwürdige Karl-Fleschutz-Stadion blickt auf eine bewegte Historie, war Gastgeber für epische Pokalschlachten, beherbergte Nationalspieler und Weltmeister und erstrahlt heute noch in hellem Glanz als Stätte ruhmreicher Erfolge.
Von Bernd Riemke

Nachdem am 18. August der 1. Fußball – Club Lichtenfels von 1906 e.V. offiziell in der Wirtschaft „Zum Schwan“ federführend durch Anton Post, Heinrich Schamberger, Georg Hönninger und Konrad Vogler im Beisein von 16 Gründungsmitgliedern aus der Taufe gehoben wurde, dauerte es für die zunächst in den Vereinsfarben weiß und blau auflaufenden Aktiven nur wenige Wochen bis am 7. Oktober 1906 das erste offizielle Heimspiel auf dem Unteren Anger ausgetragen werden konnte. Die Partie ging gegen Germania Bamberg mit 1:7 verloren, doch das ursprünglich als Holzlagerplatz seiner Bestimmung übergebene Gelände, diente und dient dem 1. FCL fortan bis zum heutigen Tage als Heimstatt.

Von der Wiese zur Spielstätte

Am 4. April 1908 wurde mit Kieslieferant Joseph Wendler über die von ihm gestiftete Städtische Wiese ein erster Vertrag über eine Jahrespacht von 45 Mark aufgesetzt. Am 2. September 1909 fasste der Stadtmagistrat schließlich den Beschluss, den genutzten Platz für eine Jahrespacht von 50 Mark auf sechs Jahre an den Club abzugeben. Die zu Gründerzeiten wenig befriedigenden Sportplatzverhältnisse nahmen erste Konturen an, als die Wiese am Unteren Anger mit zwanzig Pflöcken und Stacheldraht eingezäunt wurde.

Das erste Sportheim

Die neue Platzanlage, die auch wegen ihrer herrlichen Lage besondere Beachtung verdient (…) muss als mustergültig bezeichnet werden“, schrieb die örtliche Presse anlässlich des Gastspiels der SpVgg Fürth im August 1922. Das Spiel gegen den früheren Deutschen Meister ging zwar 2:15 verloren, doch in den Zwischenkriegsjahren spielte Lichtenfels einen gepflegten Ball, so dass die Zahl der Zaungäste sich bei den Ligaspielen stets steigerte, was zwangsläufig eine Erhöhung der Platzumfriedung zur Folge hatte. Der 1. Fußball – Club am Ort hatte endgültig seine Heimat gefunden und manifestierte diesen Umstand mit der Errichtung erster Umkleideräume, die zunächst durch einen frostsicheren Waschraum erweitert wurden und am 28. Juli 1930 schließlich im feierlichen Richtfest des ersten vereinseigenen Clubhauses – dem heutigen Jugendheim an der Ostseite des Hauptplatzes – gipfelten.

Unmittelbar nach dem 2. Weltkrieg lockte der Fußballsport schon wieder die Massen an den Maindamm zum 1. FC Lichtenfels, dessen Sportgelände eine hohe Umfriedung hatte, auf denen sich die Zuschauer verschanzten, die auf den dich gedrängten Rängen keine freie Sicht mehr hatten.
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Ein Stelldichein der Internationalen

In den unmittelbaren Nachkriegsjahren bot die weitläufige Anlage bereits mehreren tausend Schaulustigen Platz. In einer Zeit, in der der unvergessene Heinrich Mohnkorn gemeinsam mit Torjäger Adam Werthmann - er erzielte in 515 Spielen für den FCL stolze 565 Treffer – mit dem ehemaligen Nationaltorwart Hans Jakob als Trainer von Erfolg zu Erfolg eilte und unter anderem 1950 durch einen 1:0-Finalsieg über den MTV Ingolstadt den Titel des Bayerischen Pokalsiegers an den Main holte, säumten bei den Rivalenkämpfen gegen FC Bamberg, VfB Coburg oder FC Michelau nicht selten bis zu 7000 Zuschauer das Areal am Unteren Anger. Der SV Werder Bremen mit Nationalspieler und Olympiateilnehmer Willy Schröder wurde 1957 mit 4:0 in die Schranken verwiesen und als der 1. FC Nürnberg mit 54er-Weltmeister Max Morlock 1960 zum DFB-Pokalspiel gegen die inzwischen vom jugoslawischen WM-Teilnehmer Celjko Caijkovski trainierten Korbstädter anreiste, musste das mit 8500 Zuschauern prall gefüllte Gelände polizeilich gesperrt werden, um nicht aus allen Nähten zu platzen.

Das Stadion entsteht

In den 1960er Jahren nahm das Stadion in wesentlichen Zügen jene Gestalt an, in der es heute noch erstrahlt. In einem ersten Schritt wurde 1960 eine überdachte Sitztribüne errichtet. Da das bisherige Sportheim den gestiegenen Ansprüchen nicht mehr genügte, wurde 1964 eine 1500 Quadratmeter große Fläche vor der Lippmannschen Fabrik erworben, um darauf das neue, heute noch bestehende Clubheim, mit angeschlossener Kegelbahn zu erbauen. Der mit Kosten in Höhe von 281 700 D-Mark veranschlagte Bau wurde am 16. Mai 1965 im Rahmen einer feierlichen Einweihung seiner Bestimmung übergeben. Nur ein Jahr später entstand die zwölfstufige überdachte Stehtribüne, die künftig 4000 Zuschauern zu sportlichen Großkampftagen Platz bieten sollte. Gelegenheit diese zu füllen, gab es reichlich. Neben dem FC Schmiere, einer Prominentenmannschaft der Münchener Lach- und Schießgesellschaft, die mit dem legendären Weltmeister-Kapitän Fritz Walter auflief, gaben sich auch die Bundesligisten Eintracht Frankfurt und Hertha BSC Berlin die Klinke in die Hand und am 25. Juli 1970 reiste gar der 1. FC Nürnberg zum Pokalspiel an. Der von Rekordtorschütze Heinz Strehl und WM-Teilnehmer Ferdinand Wenauer angeführte Altmeister entging beim knappen 1:0-Sieg nur knapp einer Blamage im seit 1967 nach dem Fabrikanten und langjährigen Präsidenten benannten Karl-Fleschutz-Stadion, das mit 7000 Zuschauern erneut eine prächtige Kulisse bot.

Ab 1964 läuft der Bau des neuen Sportheimes im Anschluss an die im Hintergrund sichtbare überdachte Sitztribüne, die schon vier Jahre zuvor errichtet wurde.
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Erhalt und Sanierung

Bis in die 1970er Jahre hinein bot der 1. FC Lichtenfels seinen begeisterten Anhängern im eigenen Schmuckkästchen mit dem rechteckigen Grundriss allerfeinste Fußballkost und mischte in der Bayernliga nicht selten im Vorderfeld mit. Die Anlage wurde in den folgenden zwei Jahrzehnten weitestgehend in Stand gehalten, ehe es nötig wurde, die in die Jahre gekommene Stehtribüne auf der Südwestseite abzutragen und durch eine neue vierstufige zu ersetzen. Um einem Verfall entgegenzuwirken machten sich die Verantwortlichen 1995 an die Sanierung der verrosteten Eisenträger sowie bröckelnder Steinquader der überdachten Stehtribüne und legten noch im ausgehenden Jahrtausend die Proseda-Tribüne auf der Nordseite im direkten Anschluss an die Sitztribüne an. Die Massen lockten die Korbstadt-Kicker dabei immer seltener an. In den 1980er Jahren kamen zu den Derbys gegen den aufstrebenden SC Weismain fast so viele Schaulustige wie zum letzten großen Pflichtspiel, das die Tribünen füllte. Es war das „Endspiel“ um die Meisterschaft der Bezirksoberliga in der Saison 1990/91 gegen den ATS Kulmbach (2:3), bei dem 2500 Anhänger die Steintribünen säumten.

Fit für die Zukunft

Dass das gute sechzig Jahre alte Stadion in schier unvergänglichem Glanz erstrahlt, ist den ebenso umtriebigen wie weitsichtigen handelnden Personen der aktuellen Führungsriege zu verdanken, die in den vergangenen beiden Dekaden die Anlage in Stand setzten und gleichermaßen auf die Zukunft ausrichteten. Neben der Erneuerung der Holzbretter auf der Sitztribüne, gehörte dazu die Installation einer Photovoltaik-Anlage auf der gesamten Länge der Stehtribüne sowie der Einbau einer automatischen Beregnungsanlage auf dem Hauptplatz. Nicht zuletzt erfuhr das alte Clubheim eine Generalsanierung und dient – neu verputzt, gedeckt und gefließt – nun nicht mehr den Gründerrecken als Umkleidekabine, sondern dem Nachwuchs als Jugendheim. Wie innig zahlreiche Mitglieder mit dem Verein verbunden sind, bringt schließlich die 2013 angebrachte „Wall of fans“ zum Ausdruck, die auf der Sitztribüne in den Vereinsfarben rot und weiß erstrahlt.

Seit der Vereinsgründung ist das Spielfeld am "Unteren Anger" Heimstatt für den 1. FC Lichtenfels, der mit Stolz auf sein schmuckes Stadion blicken kann.
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114 Jahre nach seiner Gründung blickt der 1. FC Lichtenfels voller Stolz auf zwei Vereinsheime, eine vereinseigene Gaststätte sowie auf einen Sportplatz auf städtischem Grund, der seit 1906 durch bestehende Pachtverträge, den Rotweißen zur Verfügung gestellt wird. Aus Holz- wurden Steintribünen, die glorreiche Aufstiege genauso miterlebten wie bittere Abstiege, heldenhafte Pokalerfolge und unvergessliche Freundschaftsspiele zahlreicher Fußball-Legenden. Es ist ein Stadion, das auch im Jahr 2020 einen besonderen Flair versprüht und mit seinem unvergleichlichen Charme nicht nur an längst vergangene Erfolge erinnert, sondern zugleich Ansporn ist, auch künftig Erfolgsgeschichten ganz neuer Art erzählen zu dürfen.

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Vereinsheim FC Lichtenfels

Sportheim - 1. FC Lichtenfels
Am Main 9
96215 Lichtenfels
Telefon: 09571-3207
Sky-Übertragung: nein
Biersorte(n): Weismainer Püls-Bräu
Warme Speisen nach Spiel: nicht bekannt


Daten FC Lichtenfels

1. FC von 1906 Lichtenfels e.V.
Gründung: 1906
Mitglieder: 420
Farben: rot-weiß
Abteilungen: Fußball, Kegeln

Erfolge FC Lichtenfels

2019
1. M.: Frauen werden Meister der Kreisliga Nord
2019
1. M.: Frauen feiern Kreispokalsieg
2018
2. M.: Reserve steigt in die Kreisliga auf
2016
1. M.: Meister der Bezirksliga Oberfranken/West
2010
2. M.: Meister der Kreisklasse 2
2006
1. M.: Damen steigen in Bezirksoberliga auf
2006
1. M.: Aufstieg in die Bezirksliga Oberfranken/West
2003
1. M.: Damen werden Kreisliga-Meister
1996
1. M.: Damen steigen in die Bezirksliga auf
1994
1. M.: Meister der Bezirksoberliga Oberfranken
1993
2. M.: Meister der B-Klasse
1991
1. M.: Aufstieg in die Landesliga Nord
1988
1. M.: Oberfränkischer Pokalsieger
1988
2. M.: Meister der B-Klasse
1983
2. M.: Meister der C-Klasse
1982
1. M.: Meister der Bezirksliga Oberfranken/West
1974
1. U19: A-Jugend wird Oberfränkischer Meister
1970
1. M.: Vizemeister der Bayernliga und Teilnahme an den Spielen um die Deutsche Amateurmeisterschaft
1966
1. M.: Oberfränkischer Pokalsieger
1965
1. M.: Oberfränkischer Pokalsieger
1964
1. M.: Oberfränkischer Pokalsieger
1960
1. M.: Nordbayerischer Amateurmeister
1960
1. M.: Teilnahme am DFB Pokal
1960
1. M.: Aufstiegsrunde zur Vertragsspieler-Liga
1958
1. U19: Finalespiele um die Bayerische A-Jugendmeisterschaft
1954
1. M.: Teilnahme an der Deutschen Amateurmeisterschaft
1950
1. M.: Bayerischer Pokalmeister
1946
1. M.: Aufstieg in die Landesliga Bayern-Nord

Chronik FCL


Sportstätte FC Lichtenfels

FCL-Sportgelände Am Main
Am Main 9
96215 Lichtenfels
Von Bamberg kommend auf der Bundesstraße B 173 bis Lichtenfels fahren. Dort die Bundesstraße an der ersten Anschlussstelle verlassen, links abbiegen in Richtung Lichtenfels. Am Ortseingang rechts abbiegen auf die Bamberger Straße. Dem Verlauf der Hauptstr

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