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Artikel veröffentlicht am 24.08.2020 um 12:00 Uhr

TSV Abtswind: Nico Engelking: Derbystimmung vor 10 000 Zuschauer

Klar, der College-Fußball in den Vereinigten Staaten wird auch für deutsche Spieler immer moderner. Trotzdem schreibt jeder Spieler immer wieder seine eigene Geschichte, wie Nicolas Engelking bestens beweist. Der 23-Jährige, der eigentlich noch eine Saison in Omaha hätte spielen sollen, ist nun wieder zurück. Dabei gilt er als neuer Hoffungsträger der Abtswinder. anpfiff.info fing die spannende Geschichte ein.

Von Thilo Wilke

Eigentlich ist die Stimmung beim TSV Abtswind etwas getrübt, denn Corona machte dem Bayernligisten zu schaffen. Die Verantwortlichen wünschten sich einen Saisonabbruch und mussten zudem gleich zehn Abgänge verzeichnen. Doch vielleicht hat die veränderte Situation aufgrund COVID-19 doch etwas Gutes, denn mit Nicolas Engelking hat ein hoffnungsvoller Akteur beim Turn- und Sportverein unterschrieben, der womöglich ohne Corona noch gar nicht in Deutschland gewesen wäre.

Um die ganze Geschichte zu verstehen, muss in das Jahr 2018 zurückgeblickt werden. Der talentierte Flügelspieler Engelking wechselte damals vom Würzburger FV über den großen Teich zur University of Charleston. Aufgrund einer erfolgreichen ersten Saison schafft es Engelking sogar zu einer Top-Universität, sodass er im vergangenen Jahr für die Creighton University auflaufen durfte. Dorthin wollte er in diesem Jahr eigentlich noch einmal zurückkehren, um seine letzte Saison zu spielen. Jedoch machte ihm Corona einen Strich durch die Rechnung: "Nachdem der Verband dort nahezu alles abgesagt hat, wurde uns offen gelassen, für dieses Semester in die USA zu kommen. Da dies jedoch mein letztes Semester ist und ich mein Studium dann im November beenden werde, habe ich mich dafür entschieden hier zu bleiben, da es ohne Spiele einfach schwer geworden wäre."

Spiele vor 10 000 Zuschauern

Nicolas Engelking

anpfiff.info

"Die Creighton University hat mich dabei super unterstützt und es war eine sehr schwere Entscheidung." Dabei scheint das Sprichwort "Des einen Freud ist des anderen Leid" perfekt zu passen, denn während Creighton seinen Senior-Spieler Engelking nicht mehr persönlich verabschieden konnte, durfte die Freude im Kräuterort umso größer gewesen sein.

Der Neuzugang bringt eine Menge Erfahrung mit, wie er selbst auf Frage nach den bisherigen Highlights seiner Karriere erklärte: "Der Wechsel zu Creighton war schon eine Besonderheit. Die Bedingungen sind dort teilweise mit Deutschland nicht vergleichbar. So eine Professionalität, wie ich sie in Creighton vorgefunden habe, werde ich in Deutschland nicht mehr finden. Von der Infrastruktur bis hin zum Trainingslager oder den Flügen zu den Auswärtsspielen. Das sind Erfahrungen, die mir keiner mehr nimmt." Besonders dürften dem Außenbahnspieler dabei die Heimspiele in Erinnerung geblieben sein, denn im Schnitt verfolgten über 2000 Zuschauer die Creighton Bluejays im Stadion. Zu den Derbys gegen Stadtrivale UNO und Akron kamen teilweise sogar über 1 0000 Zuschauer. "Das Niveau in den USA ist auch Jahr für Jahr angestiegen. Ich bin mir deshalb auch sicher, dass ich fußballerisch auch Schritte nach vorne gemacht habe."

Gerade die tägliche Arbeit mit dem Ball habe ihn enorm weitergebracht. "Ich habe ein ganz anderes Verhältnis zum Ball entwickelt. Zudem habe ich auch in Deutschland versucht die Trainingsintensität beizubehalten. Doch nicht nur fußballerisch habe ich mich entwickeln dürfen, auch der menschliche Aspekt spielt in der USA eine große Rolle. Da die Rolle als Student-Athlete quasi ein Full-Time-Job ist, hat die Disziplin eine größere Bedeutung", so Nico Engelking weiter, der sich nun aber auf seine Aufgabe beim Bayernligisten freut.

Der Student hatte allerdings auch das Interesse verschiedener Regionalligisten in Bayern geweckt, ehe die Abtswinder mit ihrem Gesamtpaket den jungen Offensivspieler überzeugen konnten. "Es war ja lange unklar, ob ich noch einmal in die USA zurückgehen würde. Daher ist das alles sehr kurzfristig entstanden. Ich hatte noch bei zwei Regionalligisten mittrainiert, ehe mich dann Claudiu Bozesan angerufen hatte. Da er ja bereits mein Jugendtrainer war, wusste ich, was mich erwartet. Gerade das gute Training war für mich ein Argument. Dazu kommt, dass die Mannschaft spielerisch deutlich besser ist, als es der aktuelle Tabellenplatz widerspiegelt. Ein positiver Faktor war auch das Team, denn ich kenne ja nahezu die halbe Mannschaft bereits. Der TSV Abtswind steht noch dazu auf stabilen Beinen, was in der aktuellen Phase ja sehr wichtig ist. Somit hat mich das Gesamtpaket überzeugt", nennt Engelking die Argumente für seinen Wechsel in die Bayernliga Nord.

Mit seiner Dynamik wird Nicolas Engelking (li.), hier noch im Trikot des Würzburger FV, das Offensivspiel der Abtswind beleben.

anpfiff.info

Abtswinder Potenzial

Mit Adrian Dußler, Andreas Bauer oder auch Roman Hartleb stehen beispielsweise Spieler im Abtswinder Kader, die der 23-jährige Engelking aus seiner Vergangenheit bei den Würzburger Vereinen bereits bestens kennt. So ist es nicht verwunderlich, dass sich der Neuzugang angetan von den ersten Einheiten bei den Grün-Weißen zeigt.

Allerdings muss die Eingewöhnung auch möglichst schnell funktionieren, denn als aktueller Relegationsplatzinhaber ist der TSV Abtswind weiterhin abstiegsgefährdet. "Ich bin motiviert und mir sicher, dass noch mehr möglich ist. Jedoch zählt erst einmal nur der Klassenerhalt. Aber ich mache mir da keine Sorgen, denn spielerisch sehe ich uns im oberen Drittel. Ich denke die Unruhen auf der Trainerposition haben da für Verunsicherung gesorgt", sagt Engelking, um abschließend einen Ausblick in die Zukunft zu wagen: "Wenn in Abtswind der Grundkern zusammenbleibt, dann ist in den nächsten Jahren sicherlich eine gute Rolle in der Bayernliga möglich. Ich selbst würde gerne einmal Regionalliga spielen. Am liebsten mit Abtswind. Jedoch zählt erst einmal nur der Klassenerhalt."