Klassenerhalt fest im Blick: Kickers-Damen voller Euphorie in die zweite Liga - anpfiff.info
Artikel veröffentlicht am 25.07.2020 um 18:00 Uhr
Klassenerhalt fest im Blick: Kickers-Damen voller Euphorie in die zweite Liga
Das letzte Spiel der Heuchelhofer Fußballerinnen liegt nun bereits fast fünf Monate zurück. Mit 3:4 verpatzte das Team den Jahresstart auf eigenem Platz gegen den TSV Jahn Calden. Ein dröger Start ins neue Jahr. Im Januar noch verkündeten die Verantwortlichen, ab der neuen Saison zu Rothosen zu werden. Ein aufregendes Jahr 2020 sollte es werden. Das trat so nicht ganz ein. Es ist ein völlig Verrücktes geworden.
Von Steffen Krapf
Zukünftige Kickers. Pandemie. Aufstieg. Goldenes Buch. 2. Liga. Das ist die Kurzfassung nach gerade mal etwas mehr als der Hälfte des Jahres. Auch wenn die Elf von Trainer Gernot Haubenthaler, dem „Jupp Heynckes vom Heuchelhof“, wie er im Verein genannt wird, nur 90 Minuten in diesem Jahr auf dem Platz stand, setzte sie zu einem unerwarteten Höhenflug an. Durch den Saisonabbruch und der angewandten Quotientenregelung wurde die Saison 2019/20 auf Platz drei beendet. Durch den Aufstiegsverzicht von Meister Freiburg und der Fusion des Zweiten Eintracht Frankfurt mit dem FFC Frankfurt, waren auch diese nicht berechtigt hoch in die 2. Liga zu gehen und die Heuchelhoferinnen waren am Ende der lachende Dritte. „Natürlich war auch etwas Glück dabei“, gibt Vorstand und Macher Heinz Reinders zu, fügt aber auch entschlossen an: „Wir haben auch zehn Jahre hart gearbeitet und werden nun für unseren Einsatz belohnt.“

Hotspot der Region für den Frauenfußball

Heinz Reinders
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Rechtfertigen braucht sich im Sport wahrlich niemand für einen Aufstieg. Auch wenn die Umstände einen mitunter mal in die Karten spielen. Zehn Jahre nachdem Heinz Reinders und Ehefrau Gudrun beim SC Heuchelhof eine Mädchenfußballmannschaft angeleiert haben, ist das Projekt stetig gewachsen. „Wir machen immer alles etwas anders“, erklärt Reinders. Das führte auch zu der ein oder anderen Keilerei in den zurückliegenden zehn Jahren. Das Ehepaar war beispielsweise mal vom Bayerischen Fußballverband für zwei Monate gesperrt. Eine lange Geschichte. Es war eine der Momente, in denen die Reinders keinen Schritt zurückgehen. Denn: „Wir glauben an die Sache“, meint Reinders in solchen Fällen. Vor zwei Jahren wechselte dann die komplette Frauen-Fußballabteilung des ETSV Würzburg, nach finanziellen Schwierigkeiten, an den Heuchelhof. Dorthin wo der neue „Hotspot in der Region“ für Frauenfußball entstehen soll, wenn er es denn nicht schon längst ist.

Mit der modernen Infrastruktur im Sportpark Heuchelhof, der auch in der 2. Bundesliga Heimspielstätte bleibt, mit einem neuen Kunstrasen und LED-Fluchtlicht, kann schon heute mächtig aufgetrumpft werden. Aber die Arbeiten gehen weiter. Derzeit wird die Anlage, u. a. mit einer neuen Zuschauertribüne, fit für den Zweitligastart gemacht. Trotz der Pandemie scheinen die Neo-Kickers erstmal frei von Geldsorgen zu sein. Die breite Unterstützerbasis, die über die letzten Jahre hinweg aufgebaut wurde und das Engagement von Flyeralarm, das durch den Zusammenschluss mit den Kickers noch einmal intensiviert wurde, sorgen dafür, dass die FWK-Frauen die kommenden gut fünf Jahre laut Reinders mit einer schwarzen Null kalkulieren können.

Jule Dickmeis geht zukünftig am Heuchelhof auf Gegnerjagd.
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Als Ausbildungsverein einen Namen machen

In einen teuren Kader wird der Klub aber auch im neuen Gewand und mit den neuen Möglichkeiten nicht investieren. Zehn Neuzugänge durfte Haubenthal beim Auftakttraining zur Saisonvorbereitung begrüßen. Großteils junge Talente, darunter die Rottendorferin Jule Diekmeis, die bis kürzlich das Trikot der Schnüdel trug und sich schon Nationalmannschaftsmeriten erworben hat. Gehälter werden am Heuchelhof für Spielerinnen immer noch keine gezahlt. Der Weg der „junge Wilden“ soll fortgeführt werden – mit dem Stamm der Aufstiegsmannschaft. „Wenn alles gut läuft, werden wir mit dem Abstieg nichts zu tun haben“, glaubt Reinders selbstbewusst. Drei, vier echte „Perlen“ seien im Kader, meint er. Als Ausbildungsverein will man sich künftig einen Namen im deutschen Frauenfußball machen.

Haubenthal soll Spielerinnen und Team weiter formen, damit das Abenteuer 2. Liga möglichst nicht nach einem Jahr schon wieder zu Ende ist. Leicht wird es für die Kickers nicht werden. Corona-bedingt wird die zweite Liga für die kommenden zwei Jahre übergangsweise wieder in zwei Staffeln geteilt. Die Südstaffel mit den Kickers und acht weiteren Teams, muss in der kommenden Spielzeit drei Absteiger ausspielen. Am 3. Oktober soll es losgehen. Eine Woche vorher steht die 1. Runde im DFB-Pokal auf dem Programm.



Augenhöhe und Gleichbehandlung


Aber was soll schon schiefgehen, könnte man fragen. Die Fußballerinnen der Kickers dürften gerade Selbstvertrauen bis Oberkante Unterlippe haben. Vor drei Wochen noch standen Desic, Damm & Co. zusammen mit den Kickers-Profis Schuppan, Kaufmann & Co. vor dem Würzburger Rathaus. Die Stadtoberen empfingen gleich zwei Zweitligaaufsteiger. Beide Mannschaften durften sich in das Goldene Buch der Stadt verewigen. Anschließend ging es weiter zur „White Party“, der internen Aufstiegsfeier der Rothosen. Die Bilder von Magath, Sauer, Fischer und Schiele in stylisch weißen Outfits auf dem Rasen der Flyeralarm Arena gingen im Internet gefühlt einmal um die ganze Welt. Mittendrin in den Feierlichkeiten waren auch die Kickers-Frauen.

„Augenhöhe und Gleichbehandlung“ erkennt Reinders schon nach der kurzen Zeit im neuen Verein. Etwas das viele prominente Bundesligaklubs mit ihren Frauenteams oft nach Jahren nicht konsequent umsetzen. „Wir haben schon jetzt ein richtiges Gefühl von Kickers“, freut sich Reinders. Wer sich so erfolgreich im neuen Verein einfügt, braucht sich aber auch wirklich nicht zu verstecken. Die „Kickers-Familie“ darf sich nun auf das doppelte Abenteuer zweite Liga freuen. Und die nächste gemeinsame Party kommt bestimmt.

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Wechselspiele

Neuzugänge: Laura Eisler (FC Wertheim-Eichel), Celia Kirbach, Luisa Scheidel, Sophia Klärle (alle TSV Crailsheim), Jule Dickmeis (1.FC Schweinfurt 05), Jeanette Harttung (SC Eltersdorf), Hanna Johann (1.FC Nürnberg), Marsia Gath (SV Frensdorf), Christina Neufeld, Victoria Maidhof (beide Eintracht Frankfurt)

Abgänge:
Lorina Romeis (USA), Maria Füller (pausiert), Milena Eckert (Ziel unbekannt)


Spiele-Bilanz Heuchelhof

Spiele
16
Siege gesamt
11
Heim-Siege
6
Auswärts-Siege
5
Unentschieden
0
Niederlagen gesamt
5
Heim-Niederlagen
3
Auswärts-Niederlagen
2
:0
Zu-Null-Spiele
1
0:
Spiele ohne eigenen Treffer
3

Tabelle Regionalliga Süd

Pl.
Team
Sp
Tore
Pkt
1
17
51:14
40
3
17
50:22
34
4
17
34:26
34
5
16
41:37
33
6
16
47:27
32
7
17
52:48
30
8
17
25:18
28
9
16
38:35
21
10
16
31:31
19
11
17
25:35
14
12
17
16:55
7
13
17
20:78
6
14
17
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5
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