Im vierten Artikel der kleinen Serie "Eine Frage, fünf Meinungen" geht es um die Saisonfortsetzung. Deswegen die Frage an unsere Experten:
Glauben Sie, dass ein Spielbetrieb ab September möglich ist, bzw. möglich gemacht werden sollte?
Christian Martin (langjähriger Trainer, zuletzt DJK Eggolsheim):
Es ist schwer eine Prognose abzugeben. Ich denke, mit
der Aufnahme des Trainingsbetriebes und der jetzt doch gestatteten
Vorbereitungsspiele hat man den ersten Schritt gemacht. Sollten die
Infektionszahlen wieder richtig ansteigen, dann, glaube ich, wird dieses
Jahr nicht mehr gespielt. Dass wir alle den Fußball vermissen steht
außer Frage, jedoch steht die Gesundheit über allem! Viele Arbeitgeber
haben sicherlich bis zu einem gewissen Grad Verständnis, aber wenn ein
Spieler öfters durch Verletzungen oder dann vielleicht durch eine
Ansteckung ausfällt, dann wird jeder Arbeitgeber sein Veto einlegen.
Gerade in der Zeit, in der viele Firmen um ihre Existenz bangen.
Philipp Lämmermann (Spielertrainer FC Reichenschwand):
Ich denke, dass der Spielbetrieb wieder normal anlaufen wird. Probleme wird es immer geben, wenn ein Fall bestätigt wird. Da kann man nur an die Vernunft der Einzelnen appellieren. Wenn ein Verein nicht antreten möchte, muss man das akzeptieren, aber man kann keine Rücksicht darauf nehmen, da der Wettbewerb weitergeführt werden muss und nicht alle darunter leiden sollten, was einer entscheidet. Risikogruppen müssen natürlich vorsichtig sein.
Thomas Rauh (Abteilungsleiter SV Neuhaus-Rothenbruck):
Wenn die Infektionsrate nicht
dramatisch steigt, denke ich, wird im September wieder gespielt. Auf
Biegen und Brechen sollte das Ganze aber nicht durchgesetzt werden, da
die Gesundheit jedes Einzelnen höhere Priorität haben sollte als der
Amateurfußball. Ob durch eine Freigabe des
Spielbetriebes die Infektionsraten wieder steigen oder nicht, keine
Ahnung...
Es
dürfte auch interessant sein, ob wir Vereine ein zusätzliches
Hygienekonzept umsetzen müssen, um einen Spielbetrieb zu ermöglichen
(Kabinen, Duschen, Zuschauer, …).
Der Amateurfußball hat für die
bayerische Staatsregierung, aufgrund der wirtschaftlichen Probleme,
Schulbetrieb, usw. sicherlich nur eine untergeordnete Rolle. Das macht
die Situation für uns Vereine nicht einfacher, denn es wird immer
schwieriger, die Jungs bei Laune zu halten. Aber: ich lasse mich einfach
überraschen, ändern kann ich die Situation sowieso nicht. Wenn wir
dieses Jahr nicht mehr starten können, dann müssen wir es wohl im März
2021 nochmal probieren.
Markus Bauer (Jugendtrainer TV 48 Erlangen, jetzt Herrentrainer):
Aus
sportlicher Sicht gesehen, wird’s Zeit, dass der Ball wieder rollt. Die
Pause war extrem lang. Gerade jetzt, da man sieht, dass in andern
Bundesländern schon wieder gespielt wird. Der Wettkampf und die
Emotionen am Wochenende fehlen schon sehr, muss ich sagen.
Ich hoffe, dass es regulär nach Plan im September wieder
starten kann. Wissen kann man es aber nicht. Es bleiben viele
Fragezeichen. Ich glaube, das kann keiner zurzeit beantworten. Nichtmal
der Herr Lauterbach. Keiner weiß, wie die Situation nach der Urlaubszeit
ist. Wir können nur hoffen und uns an die Vorgaben halten. Wenn es nochmal Unterbrechungen gibt, hat der BFV wahrscheinlich vieles richtig
gemacht. Es wird sicherlich Mannschaften geben, die mal zwei Wochen nach
einem positiven Fall nicht spielen können. Darüber müssen wir uns, denke
ich, im Klaren sein. Die Saison bzw. die Rückrunde wird definitiv anders
laufen als sonst. Auch jeder Verein und Trainer wird hier seinen eigenen
Weg finden müssen, die Spannung hochzuhalten und auch die Fitness im
Blick zu haben. Vergleichspunkte gibt's ja noch nicht. Wie überall im
Leben, man muss immer das beste aus der gegebenen Situation machen.
Klaus Obst (anpfiff.info-Experte):
Es
ist wichtig, dass es ab September wieder losgeht, denn unser schönstes
Hobby ist wichtig für das soziales Umfeld in der Bevölkerung, z.B. dass der
Studierte mit dem Fliesenleger und dem Versicherungskaufmann wieder am
Platz steht und danach in der Kabine Small-Talk hält. Vereins- und Teamplayer sind ein wichtiger Bestandteil unserer Gesellschaft.
Risiko
zur Ansteckung wird es immer geben, ja auch in der Kabine und am
Sportplatz. Hier ist jeder Einzelne gefordert, dass er auf sich
aufpasst und bei Zeichen einer Krankheit mit den Symptomen eben wegbleibt von der Truppe. So kann man es zumindest etwas einschränken.
Wenn eine Mannschaft zum Spiel nicht antreten will, damit muss sich der Verband zeitnah beschäftigen. Hier sollten Regeln aufgestellt werden, die im Vornherein klar sind, damit die Vereine Bescheid wissen.
Alles in Allem wünschen wir uns: lasset
die Spiele beginnen - dazu brauchen wir auch unsere Schiedsrichter, die müssen auch wieder den
Schalter umlegen.