Im zweiten Artikel der kleinen Serie "Eine Frage, fünf Meinungen" geht es um die Saisonfortsetzung. Deswegen die Frage an unsere Experten:
Was halten Sie davon, dass Bayern die Saison als einziges Bundesland fortsetzt?
Christian Martin (langjähriger Trainer, zuletzt DJK Eggolsheim):
Ich war ein Befürworter, die Saison abzubrechen und eine
neue Saison zu starten. Hier hätte es bestimmt genügend Möglichkeiten
gegeben, eine neue Saison mit Aufsteiger und ohne Absteiger ordentlich
zu planen. Jedoch kennen wir alle das Abstimmungsergebnis der Vereine. Dass Bayern das einzige Bundesland ist, welches die Saison
durchziehen will, ist für mich absolut nicht nachvollziehbar. Ich
denke, den meisten war aber klar, dass der BFV seine Entscheidung nicht
zurücknehmen wird. Für mich persönlich bedeutet
es erst einmal gar nichts, da ich eh eine freiwillige Pause als Trainer
einlege und frühestens nächstes Jahr wieder einsteigen möchte.
Philipp Lämmermann (Spielertrainer FC Reichenschwand):
Ich persönlich war für einen Abbruch der Saison. Aber wir akzeptieren die Entscheidung und werden jetzt den Klassenerhalt rein sportlich anpacken und auch schaffen. Ich bin von der Qualität meiner Mannschaft überzeugt!
Thomas Rauh (Abteilungsleiter SV Neuhaus-Rothenbruck):
Ich
finde es gut, dass die unterbrochene Saison fortgesetzt wird. Ein
Saisonabbruch wäre für mich auch in Ordnung gewesen, aber was wäre, wenn
wir die Saison abgebrochen hätten und wir im September nicht mit der
neuen Saison starten können, dann hätten wir ggf. zwei Saisons in den
Sand gesetzt. Mit der Fortführung hat der BFV Zeit gewonnen. Man muss
aber ehrlich sagen, dass ein Abbruch für den BFV aus Angst vor Klagen
keine Option war und natürlich sollte eine Abstimmung immer aus zwei
Möglichkeiten bestehen. In diesem Fall bestand nur die Möglichkeit für
das Konzept des BFV oder dagegen zu stimmen. Die gestartete Petition
einiger Vereine für einen Saisonabbruch ohne Absteiger, nur mit
Aufsteiger habe ich aber auch nicht verstanden. Meiner Meinung nach
hätte es bei Saisonabbruch nur zwei Möglichkeiten geben können:
1. Möglichkeit: Saisonabbruch und komplette Saison annullieren.
2. Möglichkeit: Saisonabbruch und Wertung nach einem Quotienten (Punkte/Anzahl Spiele) mit Aufsteiger und Absteiger.
Wie
manche darauf kommen, man könnte eine Saison abbrechen nur mit
Aufsteiger und ohne Absteiger kann ich nicht im geringsten
nachvollziehen.
Ob die Fortsetzung im Vergleich zu den anderen
Bundesländern richtig oder falsch ist, werden die nächsten Monate
zeigen. Sollte am Ende alles wie jetzt geplant fortgesetzt werden, ohne
eines weiteren Lockdowns' dann werden auch die Kritiker wieder kommen - aber am Ende eines Spiels weiß ich auch was ich hätte besser machen
können.
Markus Bauer (Jugendtrainer TV 48 Erlangen, jetzt Herrentrainer):
Es
gibt für beide Seiten gute Argumente wie ich finde. Ende Mai 2021
werden wir sehen, ob die Entscheidung richtig oder falsch war. Ich
konnte persönlich mit Herrn Koch über das Vorgehen sprechen. Er hat den
Standpunkt des BFV plausibel dargestellt. Ich für mich hätte mir lieber einen Abbruch gewünscht. Unser Tabellenstand spielt da
natürlich auch in mein Meinungsbild mit hinein. Es wäre gelogen zu sagen,
dass es nicht so wäre. Ich denke aber, auch für Mannschaften, die im
Mittelfeld der Tabelle stehen, wäre der Abbruch die bessere Alternative
gewesen. Zudem gab es jetzt bei vielen Mannschaften wie auch bei uns
sehr viele Spielerwechsel. Es werden definitiv andere Teams in der
Rückrunde auf dem Feld stehen. Das verzerrt dann ein wenig die
Leistungen der Vorrunde. Aber die Entscheidung steht und wir akzeptieren
das natürlich. Genauso wie wir den Abbruch in der Jugend
akzeptieren. Dort mussten wir z.B. bei der U19 akzeptieren, nicht in die
Bayernliga aufsteigen zu können. Das ganze Thema ist bei uns seit Beginn
der Vorbereitung letzte Woche durch.
Klaus Obst (anpfiff.info-Experte):
Ich finde es sehr gut, dass die Saison fortgesetzt wird, um so ehrlich und sportlich den Abschluss zu erzielen. Von
Kritikern wird dies sehr schlecht geredet, wobei es da meist bei höherklassigen Vereinen um Wechsel der Spieler zu anderen Vereinen und Vertragsklauseln oder Sponsoren geht. Wenn erstmal drei bis vier Spieltage gespielt sind, redet keiner mehr davon und es
geht seinen Gang. Neben spannenden Spielen freue ich mich, dass die Saison fair zu Ende gespielt wird.
Wer meint, es sei langweilig, die Runde zu Ende
zu spielen, weil es nach 13 Spielen schon nur noch um die goldene Ananas geht, hier meine Tipps für die Verantwortlichen: neue Spielsysteme ausprobieren,
Spieler auf andere Positionen einsetzten etc. Im Kreis
wird es weiter Derbys geben und diese sollen die Zuschauer und Spieler einfach genießen.
Jetzt stichel ich mal: man kann auch einfach den Ehrgeiz haben, den Tabellenplatz
verbessern zu wollen gegenüber der Vorrunde. Wenn der Trainer und ein oder mehrere Fußballer neu dazu kommen, nicht nur von anderen Vereinen, sondern auch aus Verletzungen, dann kann sich die Mannschaft einspielen und sich auf die Spielrunde
2021/22 freuen. Lasst es beginnen und freut euch auf regen Austausch nach den Spielen!
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