Familienbande Gentes: "Fußball und Familie immer verbunden!" - anpfiff.info
Artikel veröffentlicht am 04.08.2020 um 06:00 Uhr
Familienbande Gentes: "Fußball und Familie immer verbunden!"
MAGAZIN Fünf Geschwister, drei Fußballer, davon ein Zwillingspaar. Innerhalb der Familie Gentes war und ist der Zusammenhalt stets groß geschrieben worden. Mit Dominik Gentes hätte es einer der Brüder beinahe in den Profibereich geschafft - aber es kam anders. André und René Gentes haben ebenfalls ihre Erfolge feiern können.
Von Uwe Kellner

Die Familie Gentes stammt aus der Gemeinde Leinburg, genauer aus dem Ortsteil Gersdorf. Mit fünf Kindern war im Elternhaus stets großes Tohuwabohu. "Wir sind ja nicht nur drei Fußballer gewesen, sondern haben alle drei noch eine große Schwester und einen großen Bruder, waren also insgesamt fünf Kinder. Da kann sich ja jeder vorstellen, dass immer etwas geboten war", lacht Dominik Gentes. Er ist der Zwillingsbruder von René Gentes. Die beiden sind die jüngsten Kinder der Familie. Fast drei Jahre vor ihnen kam André Gentes zur Welt, mit dem der Fußball endgültig ins Familiengeschehen Einzug hielt. Eigentlich hatte schon der erste männliche Spross Heiko Gentes mit dem Kicken begonnen, "er hat es versucht, aber der Heiko hat meist nur den Ball zertreten", scherzt Bruder Dominik. Heiko spielte für den TSV Winkelhaid, SpVgg Diepersdorf und den FSV Weißenbrunn, heute ist er immer noch sportlich als begeisterter Triathlet unterwegs. Selbst Schwester Yvonne Gentes, mittlerweile Yvonne Oehme, fing kurz mit dem Kicken in der F-Jugend an, suchte sich aber schon bald neue Hobbys. 

"Das Aufwachsen war harmonisch und chaotisch zugleich"
, erwähnt André, der heute mit seiner Schwester zusammenarbeitet. "Der familiäre Zusammenhalt war immer sehr gut und sehr eng." Bei den drei jüngsten Familienmitgliedern drehte sich schon bald alles um den Fußball, aber "es gab immer ein gemeinsames Essen zumindest am Abend, darauf haben unsere Eltern wert gelegt", erklärt Dominik.

Beim FSV Weißenbrunn fing alles an. Die Zwillinge René und Dominik Gentes spielten bis sie zwölf waren im selben Team. Erst in Weißenbrunn, dann beim SC Feucht, ehe Dominik zum 1. FC Nürnberg wechselte.
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Vater Benno brachte seine Jungs zum Fußball


In Weißenbrunn, ebenfalls einem Ortsteil der Gemeinde Leinburg, begannen die Gentes-Brüder mit dem Fußballspielen. "Herausheben müssen wir unseren Vater Benno, der leider vor mehreren Monaten verstorben ist. Er war immer sehr fußballverrückt und hat uns als Trainer persönlich die ersten Schritte im Fußball gelehrt. Ihm gilt ein großer Dank", betont Dominik. Ein persönliches Lob sei schwer zu bekommen gewesen, da der Vater seine Jungs immer verbessern wollte. Die Mutter war es letztlich, die den Jungs verriet, wenn der Vater stolz auf seine Juniors war. "Von Beginn an stand unser Vater stetig an unserer Seite. Er war mein erster Trainer im Jugendbereich und immer ein diskreter Kritiker. Er hat es uns zwar nie gesagt, wenn wir ein schlechtes Spiel gemacht haben, weil er uns nie verletzen wollte, aber wir wussten trotzdem immer, wie zufrieden er war", erklärt André und fügt an: "Unser Vater hat die Familie und den Fußball stets miteinander verbunden. Die Familie war, wenn möglich, immer von Sportplatz zu Sportplatz zusammen unterwegs."

Wege trennen sich, Mehraufwand für Eltern

Im Hause Gentes drehte sich tagein tagaus alles um den Fußball. "André, der ältere von uns Dreien, war immer das Maß, an dem wir jüngeren uns gemessen haben. Es gab viele Sticheleien, wer besser ist und wer in welchem Punkt stärker ist", erinnert sich Dominik Gentes. "Natürlich war André es, da die zwei Jahre Unterschied im jungen Alter sehr groß sind." Trotzdem eiferten die Zwillingsbrüder ihrem Vorbild nach und wollten immer besser werden. "Für meinen Zwilling René war ich immer der große Beschützer, egal was gekommen ist. Mit ihm habe ich, bis ich zwölf Jahre alt war, alles gemeinsam gemacht", so Dominik. Danach trennten sich die Wege. Dominik Gentes wechselte zum 1. FC Nürnberg und René blieb beim 1. SC Feucht.

Als die Gentes-Brüder in der Heimat beim FSV Weißenbrunn kickten, war der Aufwand für die Eltern noch halbwegs überschaubar. Spätestens mit dem Wechsel der Zwillinge zum SC Feucht änderte sich das und als Dominik dann auch noch zum FCN wechselte, war viel logistisches Geschick nötig, um die Fahrdienste und Trainingseinheiten unter einen Hut zu bekommen. Die Organisiation übernahm die Mutter und hetzte fortan von Training zu Training. "Unsere Eltern waren in der Jugend immer nur mit uns unterwegs! Erst haben sie meinen Bruder zum FCN gefahren, mich danach sofort zum SC Feucht - von Gersdorf nach Nürnberg nach Feucht. Am Wochenende haben sie wöchentlich abgewechselt und mal hier und mal da zugeschaut. Unser Vater war einfach fußballverrückt und hat uns immer unterstützt", erklärt René Gentes und ergänzt: "Es gab nie einen Konkurrenz-Gedanken oder Ähnliches. Wir haben immer zusammengehalten, uns unterstützt und uns füreinander gefreut!"

Dominik Gentes spielte für den FC Augsburg, als dieser 2011 in die Bundesliga aufstieg. Verletzungen warfen den ambitionierten Kicker jedoch zurück.
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Dominik Gentes' Weg zum FC Augsburg

Die erfolgreichste Laufbahn der Gentes-Brüder legte Dominik hin. Über die Jugendstationen des FSV Weißenbrunn und SC Feucht landete er frühzeitig beim 1. FC Nürnberg und durchlief dort alle Großfeld-Mannschaften. In der U17 kickte er beispielsweile unter Trainer Wolfgang Schellenberg, "der beste Trainer, den ich im technischen und taktischen Bereich je erleben durfte".  In der Saison 2008/09 erreichten die Clubberer mit der A-Jugend die Meisterschaft in der Bayernliga und stiegen in die Bundesliga auf, in der Dominik Gentes dann eine Runde später auch spielte. Seine Trainer waren Dieter Lieberwirth und Helmut Rahner als Co, der sich später an seinen ehemaligen Schützling zurückerinnern sollte. "Ich konnte aufgrund von Verletzungen nicht viele Spiele machen: Kreuzbandriss, Meniskusschaden, Trümmerbruch in der Nase, Sprunggelenkt gebrochen. Das alles in den zwei A-Jugend-Jahren", bedauert der damals aufstrebende Fußballer.

"Als ich in der B-Jugend war, waren die Club-Profis gerade abgestiegen. Tags drauf war das ZDF für eine Reportage auf dem Gelände und hat unser Spiel gegen Mainz 05 gefilmt. In dem Filmbeitrag wurde die Frage gestellt, ob der '3er', also ich, mal der neue Pinola werden würde", erinnert sich Dominik Gentes zurück. In diesem Spiel erwischte er einen Sahnetag und nach dem Beitrag im ZDF wäre ihm heutzutage der Weg in den Profibereich wohl geebnet gewesen. Doch die Anfragen, die ein Spieler heute noch einem solchen Fernsehbeitrag bekommen würde, blieben aus. In der Hinsicht hat sich der Fußball massiv verändert. Dominik Gentes blieb stattdessen beim Club und erlitt die bereits erwähnten Verletzungen.

Im Sommer 2010 wechselte Dominik Gentes zu seiner ersten Station im Herrenbereich zum TSV 1860 Rosenheim. Nur ein halbes Jahr später wechselte er zum FC Augsburg - und wieder nur eine halbe Saison später stieg der FC Augsburg unter Trainer Jos Luhukay mit seinem Profi-Team in die Bundesliga auf. "Ich war zwar im Kader der ersten 25 Spieler und trainierte bei den Profis mit, aber spielte nicht außer bei einen Pokalspiel für 20 Minuten", bedauert Dominik Gentes. In Augsburg verabschiedete sich der junge Fußballer von seinen Ambitionen. "Es hätte sicherlich für mehr gereicht, aber der Körper spielte nicht mit. Mittlerweile wurde ich fünfmal am Knie und zweimal am Sprunggelenk operiert." Stattdessen ging es für Dominik Gentes weiter zum FSV Erlangen-Bruck und in die alte Heimat zum SC Feucht. Danach folgte er dem Ruf seines ehemaligen Jugendtrainers Helmut Rahner zum TSV Buch und zum SV Schwaig.

"Domi war immer der deutsche Youssoufa Moukoko", findet sein Bruder André. "Er war ein bis zwei Köpfe größer als die anderen und hat früher jede Saison 60 bis 80 Tore gemacht." Die Lieblingsposition des Fast-Profis ist linker Verteidiger, da er dort seine Schnelligkeit über den Flügel ausspielen konnte. "Blitzschnell, einen richtig starken linken Fuß, extrem diszipliniert und wenn er keine Verletzungen gehabt hätte, wäre er meiner Meinung nach in der ersten oder zweiten Bundesliga gelandet", findet Bruder René. In der Jugend trafen die beiden mit Feucht und dem Club aufeinander, einmal schenkte Dominik den Feuchtern drei Tore in 30 Minuten ein, "einfach unglaublich stark".

André Gentes (Bild) stieg mit dem Post SV Nürnberg und der SpVgg Diepersdorf in die Bezirksliga auf. Mit ihm Team war jeweils sein Bruder René.
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André und René gemeinsam in die BZL


Im Vergleich zu Dominik verlief die fußballerische Laufbahn seiner Brüder ziemlich unspektakulär ab. In der Saison 2014/15 und in der Saison 2017/18 stiegen André und René jeweils gemeinsam in die Bezirksliga auf. Zuerst mit dem Post SV Nürnberg unter Trainer Markus Krensel über die Relegation gegen den TSV Röttenbach in Forth und später mit der SpVgg Diepersdorf als Meister der Kreisliga 2. "Aus der Zeit als Jugendfußballer erinnere ich mich gerne an Roland Enzenberger zurück, der als Trainer und Mensch ein super Kerl war. Genauso an Norbert Winkler, den ich zwar nur ein Jahr hatte, der vom Training her aber überragend war", erzählt René Gentes. Über zehn Jahre kickte er für den SC Feucht als Jugendspieler, "eine überragende Zeit". Zusammen mit Bruder André jeweils aufzusteigen war ebenfalls ein Erlebnis, das er nicht mehr vergessen wird.

André Gentes war anfangs Stürmer, rückte aber im Laufe der Jahre immer weiter nach hinten bis zum rechten Verteidiger. "André ist wie ein Phantom: auf einmal ist er da und der Ball ist drin", lacht Dominik. "André ist ein Läufer, der 90 Minuten lang durchlaufen kann, und er hat den gewissen Torriecher!", fügt René an. Bei René war in der Jugend schon klar, dass er kein Torjäger oder Läufer werden sollte. Stattdessen wurde und blieb er Verteidiger, einer von dem Schlag, gegen den kein Stürmer gerne spielen möchte. "René Gentes und Patrick "Bulle" Schmidt sind die zwei ekligsten Verteidiger im Kreis. Blaue Flecke und Schmerzen, selbst nach jedem Training, waren die kleinsten Sorgen", merkt André an. Dominik würde ihn mit einem Schmunzeln als "Holzfäller, der immer kurzen Prozess macht", beschreiben. So hat jeder der Drei seine Besonderheiten auf dem Sportplatz.

René Gentes (li.) im Trikot des Post SV Nürnberg, als der Aufstieg in die Bezirksliga gelang. Der Zwilling von Dominik ist als eisenharter Verteidiger bekannt.
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Was noch so kommt

In der Zukunft könnte sich Dominik Gentes vorstellen, im schnelllebigen Fußballgeschäft als Coach einzusteigen und eine Mannschaft als Haupttrainer zu übernehmen. Als Co-Trainer hat er schon erste Erfahrungen gesammelt. André Gentes hat sich bereits nach der Saison 2018/19 vom Fußball abgewendet und sich eher ins Private und Berufliche zurückgezogen. "Ich freue mich aber trotzdem, wenn ich sonntags bei meinen alten Mannschaften vorbeischauen kann", so der Fußball-Rentner. René Gentes wechselte während der aktuellen Saisonunterbrechung aufgrund der Corona-Pandemie zurück in die Heimat, dem FSV Weißenbrunn. Auch ihn würde es reizen, erstmal als Co-Trainer und später ab einem gewissen Alter ebenso als Haupttrainer zu arbeiten. Es sieht demnach so aus, als würde man auch in Zukunft von den Gentes-Brüdern etwas zu hören bekommen.

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Hintergründe & Fakten

Teamdaten
Personendaten
Personendaten
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Steckbrief Dominik Gentes

Dominik Gentes
Spitzname
Pommes
Alter
33
Geburtsort
Nürnberg
Wohnort
Schwaig
Familie
ledig
Nation
Deutschland
Größe
188 cm
Gewicht
81 kg
Beruf
Bauleiter
Hobbies
Reisen, Fußball, Schwimmen, Joggen, Rennradfahren
Starker Fuß
Linksfuß
Lieb.-Position
Mittelfeld - Außenbahn
Erfolge
Aufstieg mit dem FC Augsburg von der 2. Bundesliga in die 1. Bundesliga. Aufstieg mit dem 1. FC Nürnberg in die A-Jugend Bundesliga
Bisherige Vereine
FSV Weißenbrunn, SC Feucht, 1. FC Nürnberg, TSV 1860 Rosenheim, FC Augsburg, FSV Erlangen-Bruck, TSV Buch

Co-Trainer
TSV Buch, SV Schwaig

Spielerstationen Dominik Gentes

17/18
BL
 
15/16
KK
 
14/15
LL
 
13/14
LL
 
12/13
LL
 
09/10
U19, BuLi
 
08/09
 

Steckbrief René Gentes

Rene Gentes
Alter
33
Geburtsort
Nürnberg
Wohnort
Schnaittach
Familie
ledig
Nation
Deutschland
Größe
184 cm
Beruf
Galvaniseur
Hobbies
Fußball
Starker Fuß
Rechtsfuß
Lieb.-Position
Innenverteidiger
Erfolge
Aufstieg in die Bezirksliga mit dem Post SV Nürnberg und der SpVgg Diepersdorf
Spielerstationen
FSV Weißenbrunn, SC Feucht, SpVgg Diepersdorf, Post SV Nürnberg, TSV Rückersdorf, FSV Weißenbrunn

Spielerstationen René Gentes


Steckbrief André Gentes

Andre Gentes
Spitzname
Andi
Alter
36
Geburtsort
Nürnberg
Wohnort
Lauf a. d. Peg.
Familie
ledig, 0 Kinder
Nation
Deutschland
Größe
175 cm
Gewicht
70 kg
Beruf
Sales Manager Logistik Anlagentechnik, SAP, IoT Products
Hobbies
Fußball, Fitness, Freunde, Familie, die Welt sehen und so viel reisen wie möglich
Starker Fuß
Rechtsfuß
Lieb.-Position
Außenverteidiger
Erfolge
Aufstieg mit dem Post SV Nürnberg in die Bezirksliga, Aufstieg mit der SpVgg Diepersdorf in die Bezirksliga
Spielerstationen
FSV Weißenbrunn, SpVgg Diepersdorf, SC Feucht, Post SV Nürnberg

Spielerstationen André Gentes


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