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Artikel veröffentlicht am 12.06.2020 um 06:00 Uhr

Jürgen Igl - Nahaufnahme: Über die wilden und die ruhigen Jahre

MAGAZIN Jürgn Igl wurde buchstäblich in den Amateurfußball hineingeboren und lebte sein Hobby über die Jahre mit einem besonderen Ehrgeiz. Der Stürmer, der für die besonderen Tore zuständig ist, stieg mit dem TSV Geschwand nie ab, auch wenn es teils knapp war. Nervös war er erstmals wieder, als er vor dem ersten Aufstieg seiner Laufbahn stand.

Von Uwe Kellner

Der Fußball wurde Jürgen Igl in die Wiege gelegt. Vater, Patenonkel und weitere Familienmitglieder sind allesamt Fußballer, so dass der Geschwander schon beim Babypinkeln (auf gut fränksich: das Brunsenlassen) zwei neue Paar Fußballschuhe geschenkt bekam. In diese Schuhe wuchs er schon bald hinein und fing in der heimischen Ortschaft mit dem Kicken an. Im Kleinfeldbereich stand Jürgen Igl für ein paar Jahre im Tor und hat eine kleine Leidenschaft für die Position zwischen den Pfosten entwickelt. In dieser Zeit stand er sogar mit dem 86er-Jahrgang in einer Fränkische-Schweiz-Auswahl im Tor. Noch heute kann er sich bei Gaudi- oder AH-Turnieren sowie im Notfall, wenn der eigene Torhüter ausfällt, in die Kiste stellen. Doch spätestens als Vater Reinhard sein Jugendtrainer wurde, war Schluss mit dem lockeren Leben als Torhüter: Jürgen Igl trat in die Fußstapfen seines Dads und wurde Stürmer.

In der B-Jugend wagte der Fußballer zusammen mit anderen Spielern aus Geschwand den Schritt zum FSV Erlangen-Bruck in höhere Jugendspielklassen. Allerdings verletzte er sich in dieser Zeit schwer und bekam die Schmerzen im Rücken eine lange Zeit nicht unter Kontrolle. Ein Jahr lang pausierte der Offensivmann. "Ich stand kurz vor dem Aus", erinnert sich der 34-Jährige zurück an diese leidvolle Zeit. Der Rückwechsel in die Heimat war die Folge.

Jürgen Igl (unten links mit FCN-Teddy) in der Jugend des TSV Geschwand.

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Zusammen mit dem Vater auf dem Platz

Nach seiner Verletzungspause wurde Jürgen Igl beim TSV Geschwand sofort ins kalte Wasser geworfen. Sein Heimatverein war gerade aus der Kreisliga abgestiegen und Peter Maxbauer der Trainer. Ohne große Eingewöhnungsphase ernannte das Team den jungen aufrückenden Spieler zum Kapitän. "Ich war zu der Zeit aufmüpfig und wild, aber eben auch ein Geschwander. Wahrscheinlich wurde ich deswegen gleich im ersten Jahr Spielführer. Das blieb ich dann für zehn Jahre", so der Fußballer. In puncto Toreschießen war die erste Saison gleich die erfolgreichste. Noch bevor anpfiff.info mit seiner ausführlichen Statistik online ging, erzielte Jürgen Igl 26 Treffer in der Kreisklasse.

In den ersten beiden Spielzeiten im Herrenbereich stand der Geschwander sogar mit seinem Vater Reinhard gemeinsam auf dem Feld. Der Routinier war als Libero in die Defensive gerückt, während sein Junior in der Offensive sein Unwesen trieb. Reinhard Igl war davor ebenfalls Torjäger und erzielte in seiner Laufbahn 265 Tore. Sein Sohn Jürgen hat aktuell 252 Tore auf dem Konto. Viel fehlt also nicht mehr, um den Vater einzuholen. "Es würde mir natürlich weh tun, ihn zu überholen, aber ich hoffe, dass ich es noch schaffe", lacht der Sohnemann.

Er selbst würde seine Stärke in der Ballkontrolle sehen. "Ich sag es mal so: wenn ich den Ball am Fuß habe, ist es für den Gegenspieler sehr schwer, ihn mir wieder wegzunehmen." Außerdem ist Jürgen Igl keiner, der gewöhnliche Stürmertore schießt. Bei ihm sind die Einschüsse meist etwas Besonderes: ein Tor mit dem Hinterkopf, ein Seitfallzieher, oder auch ein gefühlvoller Lupfer. Man kann bei ihm nie wissen, auf welche Ideen er kommt.

Jürgen Igl (re.) im Alter von 18 Jahren zusammen mit seinem Vater Reinhard (li.) auf dem Feld für den TSV Geschwand.

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Bis zur Spielgemeinschaft

Jürgen Igl hat mit dem TSV Geschwand sein Leben lang in der Kreisklasse gespielt. Der Verein galt als Dinosaurier dieser Spielklasse. In jungen Jahren gab es immer mal wieder Vereine, die den Goalgetter aus seinem Heimatverein abwerben wollten. "Ich will immer gewinnen und wahrscheinlich hätte ich in einem anderen Verein öfter gewonnen, aber Fußball ist mein Hobby und ich wollte nie Geld dafür haben", unterstreicht der Geschwander. "Wir standen mit Geschwand immer wieder im Abstiegskampf und haben das Ruder jedes Mal rumgerissen. Das geht nur, wenn du als Mannschaft zusammenhälst und dazu gehört auch, dass man bei seinen Kumpels im Verein bleibt. Hätten wir nicht alle zusammengehalten, wären wir wahrscheinlich eine Fahrstuhlmannschaft gewesen."

Was Jürgen Igl über die Jahre auszeichnete war sein Ehrgeiz. "Ich glaube, ich habe in den 16 Jahren im Herrenbereich keine zehn Spiele verpasst", so der Stürmer. In seiner Spielweise sieht Jürgen Igl über die vielen Jahre keine große Veränderung. Allerdings merkt er, dass sich die jugendliche Wildheit gelegt hat und er ruhiger wurde. "Ich hatte den Ruf, auf dem Platz ein Depp zu sein, der mit jedem Mittel gewinnen will. Daran hat sich, glaube ich, etwas geändert", lacht der TSVler.

Im Jahr 2015 schloss sich der TSV Geschwand mit dem Nachbarverein SV Wolfsberg zusammen. Als Ur-Geschwander steht auch Jürgen Igl hinter diesem Zusammenschluss. "Es war immer in unseren Köpfen, dass es irgendwann nicht mehr eigenständig weitergeht. Das war ein Prozess, so dass wir uns darauf vorbereiten konnten." Als erste Spielgemeinschaft in der Umgebung ist die neu gegründete SG noch heute die Vorzeige-Version einer solchen Kooperation. "Es wurde der richtige Zeitpunkt getroffen", findet Jürgen Igl. "Wenn man noch etwas erreichen will, dann jetzt und nicht erst abwarten, bis einer von beiden Vereinen keine Mannschaft mehr hat. Das war sehr vorausschauend."

Jürgen Igl und Bülent Yildirici (Mi.). Zusammen hatten die beiden 1.000 Spiele und 528 Tore.

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Der erlösende Aufstieg

Im vierten Jahr als Spielgemeinschaft geland der SG Geschwand/ Wolfsberg der große Wurf. Am Ende der Spielzeit 2018/19 stand der Kreisklassist mit dem SV Hiltpoltstein punktgleich auf dem ersten Tabellenplatz und musste ins Entscheidungsspiel. "Ich war zum ersten Mal seit Jahren total aufgeregt", gesteht Jürgen Igl. Am Ende gewann sein Team mit 1:0 und der Geschwander stieg zum ersten Mal in seiner Laufbahn im Herrenbereich auf. "Das war überfällig. Es ist eine riesige Last von mir abgefallen. Was wäre das für eine Laufbahn gewesen, ohne ein einziges Mal aufzusteigen! Für mich war es eine tolle Geschichte, es endlich zu schaffen."

Nach dem Aufstieg haben sich für Jürgen Igl einige Dinge verändert. "Ich bin jetzt total entspannt. Wir haben mittlerweile eine Abmachung, dass ich ab sofort als Joker beziehungsweise als Edeljoker eingesetzt werde", lacht der 34-Jährige. Das klappt in der Kreisliga sehr gut, denn nach seiner Einwechslung kann der erfahrene Stürmer neue Impulse auf den Platz bringen. Als Aufsteiger steht die SG Geschwand/ Wolfsberg während der Corona-Unterbrechung auf dem zweiten Tabellenplatz im Kreisoberhaus. "Ich will den jungen Leuten nicht im Weg stehen. Sie sollen ja irgendwann die Lücken füllen, die wir alten hinterlassen. Meine Rolle als Joker passt mir. Irgendwann wird der Weg dann in der Zukunft in die zweite Mannschaft gehen."

Mittlerweile ist Jürgen Igl Jugendleiter des TSV Geschwand und trainierte auch schonmal Jugendteams. Er selbst ist vor mehreren Monaten Vater geworden und genießt die Pause, um seinen Sohn aufwachsen zu sehen. "Der kleine darf irgendwann selbst entscheiden, ob er Fußballer beziehungsweise Weltmeister 2036 werden will", lacht der Vater. Wenn der Junior nach ihm und der restlichen Verwandschaft kommt, wird er sicherlich ebenfalls irgendwann seine Tore für den TSV Geschwand schießen - in welcher Form auch immer der TSV Geschwand dann im Spielbetrieb des BFV unterwegs sein wird.

Jürgen Igl (re.) stieg mit der SG Geschwand/ Wolfsberg in der Saison 2018/19 in die Kreisliga auf. Für ihn ein erlösender Erfolg gegen Ende seiner Laufbahn.

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Steckbrief J. Igl

Jürgen Igl

Spitzname

VinoMakisio

Alter

Geburtsort

Pegnitz

Wohnort

Geschwand

Familie

verheiratet, 1 Kind

Nation

Deutschland

Größe

175 cm

Gewicht

85 kg

Beruf

Vertriebsleiter

Hobbies

E-Bike, Reisen, Garten, Kulinarischer Genießer in Sachen Wein & Essen

Starker Fuß

Linksfuß

Lieb.-Position

Sturm

Erfolge

Aufstieg in die Kreisliga mit der SG Geschwand/Wolfsberg in der Saison 2018/19.
Aufstieg in die Bayernliga mit FSV Erlangen Bruck in der B-Jugend.
Noch nie abgestiegen im Herrenbereich.
10-maliger Gemeindeturniersieger.

Bisheriger Vereine:
TSV Geschwand, FSV Erlangen-Bruck, SG Geschwand/ Wolfsberg