Cybertraining beim FCL: Schuften mit Pamela Schu Denn - anpfiff.info
Artikel veröffentlicht am 26.05.2020 um 12:00 Uhr
Cybertraining beim FCL: Schuften mit Pamela Schu Denn
Der fußballerische Lockdown hält an, die Trainingsplätze liegen meist brach, der Hype der Klopapier-Challenge verflacht – wie gut, wenn man dann einen nimmermüden Cross-Fitter in seinem Team hat, der kurzerhand zum wöchentlichen Cybertraining vor die Cam bittet. Die Landesliga-Kicker des FC Lichtenfels absolvieren daher ihr ganz eigenes BBP…
Von Bernd Riemke
BBP – oder wie es am Maindamm heißt: Bizeps, Bügeleisen, Pfefferminzlikör. Einmal pro Woche lädt Allzweckwaffe Dennis Schunke aus dem heimischen Wohnzimmer vor die Zoom-Kamera zum Cybertraining mit seinen Mannschaftskameraden. Die dabei gewonnenen Einblicke hinter die Kulissen einer aufstrebenden Amateur-Elf sind ebenso vielsagend wie nachhaltig. Denn während sich Jonas Lulei beim Videochat das Karl-Fleschutz-Stadion in den Hintergrund lädt, verbirgt Pascal Scholz das heimische Bügeleisen als Dekorationsobjekt nicht und Hüter Jonas Michel legt seine notwendige Gymnastikmatte dekorativ vor gefühlt annähernd einhundert Schukartons aus – einzig Maximilian Menger ist unter dem selbst gewählten Nicknamen „Charly Eller“, einer Ikone in rot und weiß der 1980er/90er-Jahre, inkognito unterwegs. Bevor es schweißtreibend losgeht, werden zunächst bei jedem der Teilnehmer die Kameraneinstellungen überprüft und die üblichen Nettigkeiten ausgetauscht. Die laszive „Kalle schaut aus wie ein Webcam-Girl“-Haltung muss der erfahrene Linksverteidiger jedoch alsbald zugunsten einer stabilen Workout-Grundposition verlassen. Verlassen muss die Gruppe auch Florian Goller, der sich pünktlich genau 14 Minuten nach geplantem Start mit einer prall gefüllten Müsli-Schale präsentiert, um sich prompt mit den herzlichsten Grüßen aus beruflichen Gründen wieder zu verabschieden. Was seine Kameraden so treiben, lässt sich auch Daniel Schardt nicht entgehen. Der (fast) frisch gebackene Papa stattet seinen Kumpels einen virtuellen Besuch mit Baby im Schoß ab und hat somit die wundervollste Entschuldigung, diesmal nicht aktiv mitwirken zu können.

Jonas Michel (li.) und Tobias Zollnhofer führen die Übungen in Perfektion aus.
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Alle stumm, nur einer spricht… und spricht… und spricht

Als es richtig losgeht, halten bei den 18 Freiwlligen jedoch höchste Konzentration und Disziplin Einzug. Dennis Schunke, gut 800 treuen Instagram-Followern besser bekannt als Schu Denn, bittet mit Handtuch und/oder Matte sowie zwei Kurzhanteln zum 2x20minütigen Workout. Dass einige FCLer in Ermangelung der nötigen Fitnessgeräte zu gefüllten Wasserflaschen greifen, tut der Effektivität der Übungen keinen Abbruch, nur bei Trainer Christian Goller erweckt es – wohl aufgrund einer verzerrten Kameraperspektive oder zu schlechter Auflösung des Standbildes – den Eindruck, er würde mit zwei Blockflöten seinen Bizeps stählen. Nach dem Stretchen und lockeren Squads bittet die männliche Pamela Reif des Maindamms zum „lockeren Anschwitzen“. Die Mikrofone der Teilnehmer sind längst stumm geschalten, einzig Schu Denn sendet unermüdlich und stakkatoartig seine detaillierten Anweisungen zur exakten Ausführung in die Zoom-Welt. Während etlicher Planks sowie weiteren Übungen zur Stärkung des Gleichgewichts und der Muskulatur spart der Vorturner nicht mit Lob. „Schön so, Fischi, gute Figur“, erfährt der Sportlicher Leiter Christopher Fischer – der zwar gelegentlich eine kaum wahrnehmbare Rechts-Links-Schwäche offenbart, darüber hinaus jede Übung jedoch in vorbildlicher Manier ausführt - gleich mehrfach höchste Anerkennung.

Schwänzeln für Helle

Die bleibt dem bei dieser Einheit ausnahmsweise abwesenden Abwehrchef Martin Hellmuth zwar verwehrt, allgegenwärtig ist der junge Familienvater aber doch. Bei der Helle-Liegestütz-Gedächtnis-Pyramide – leichtes Schwänzeln inklusive – ist das lockere Anschwitzen längst vorbei. Schu Denn motiviert seine Mitstreiter weiterhin zu insgesamt einhundert Liegestützen im Intervall, das Stöhnen ist so manchem Athleten trotz ausgeschaltetem Mikrofon von den Lippen abzulesen – nur Lukas Dietz scheint bei dieser abschließenden Übungen vor der kurzen Verschnaufpause nicht einmal ansatzweise ausgelastet zu sein und pumpt seine Liegestützen im Akkord auf den Wohnzimmerboden, gerade so als würde er üblicherweise ein Vielfaches der Einhundert zur Stärkung der Oberarmmuskulatur zelebrieren.

Volle Trainingsbeteiligung beim freiwilligen Workout mit Dennis Schunke.
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Zwanzig Minuten Plus X

Nach kurzer Unterbrechung geht es mit der Operation „Six-Pack-Deluxe“ weiter, wie die laut Trainer Christian Goller aus dem „Haufen nicht mehr wegzudenkende Stimmungskanone“ verkündet. Nicht nur beim Mountain-Climber wechseln sich ob der unermüdlich hohen Frequenz bei den Fitness-Fußballern allmählich verzweifeltes Kopfschütteln mit purer Resignation ab. Dennis Schunke, durch jahrelanges Cross-Fit mit einem Ausnahmekörper ausgestattet, gibt derweil klare Ansagen, gezielte Hinweise auf Verbesserungspotenzial und schließt die zweiten zwanzig Minuten des Workouts, die knapp dreißig Minuten dauerten, mit nicht enden wollenden Sit-Ups ab. Sit-Ups, bei denen er gegenüber seinen Mitstreitern unnachgiebige Konsequenz zeigt bis sich schließlich auch auf seiner Stirn ein kaum wahrnehmbarer glänzender Film aus Schweiß bildet. Mit „nochmal schön die Bauchmuskeln zerstören“, leitet er zum finalen Kraftakt über, um sich letztlich stilecht mit einem strahlenden „Danke fürs Mitmachen. Lasst mir einen Facebook-Like da, damit ich weiß, dass es euch gefallen hat. Tschüß, Eure Pamela“, zu verabschieden. Ob die zitierte millionenfach gelikte YouTuberin und Influencerin Pamela Reif, sich nach ihren Workout-Videos ebenfalls mit allen Teilnehmern zum „gemütlichen Ausklang“ trifft, ist freilich nicht überliefert. Bei den Kickern der 1. FC Lichtenfels von 1906 werden in der dritten Halbzeit die Hanteln jedenfalls zu Weinschorlen, einem guten Gin, Pfefferminzlikör oder dem klassischen Bier, so dass auch in Corona-Zeiten das Beisammensein nicht zu kurz kommt.

Elf Freunde sollt ihr sein

Gerade das ist es auch, was die Mannschaft des 1. FC Lichtenfels auszeichnet. Nicht nur während der ungewollten und ungeliebten erzwungenen Auszeit, pflegen die Korbstädter über den Fußball hinaus ihre Kameradschaft. Das schweißtreibende und kräftezehrende wöchentliche Cam-Workout erschöpft den geladenen anpfiff-Reporter zweifelsohne beim Zusehen mehr als die Aktiven bei der tatsächlichen Ausführung. Doch sportlich fit sind die Landesliga-Kicker ohnehin. Das Workout mit „Pamela“ Schu Denn beweist vielmehr eindrucksvoll, dass die viel gepriesene FCL-Familie eben auch genau das ist: Eine Fußball-Familie mit ausgeprägtem Zusammenhalt.

Wussten Sie eigentlich, dass Pamela Reif einen fünf Jahre älteren Bruder namens Dennis hat…?

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Daten FC Lichtenfels

1. FC von 1906 Lichtenfels e.V.
Gründung: 1906
Mitglieder: 420
Farben: rot-weiß
Abteilungen: Fußball, Kegeln

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