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Artikel veröffentlicht am 30.04.2020 um 11:45 Uhr

Raitersaichs Kießling sauer: "Vereine werden gegeneinander aufgehetzt!"

Beim SV Raitersaich waren die Planungen für die kommende Saison fortgeschritten, doch der Status des Spieljahres im Wartestand wirft beim Bezirksligisten neue Fragen auf. Am Zuckermandelweg findet man deutliche Worte und spart nicht mit Kritik hinsichtlich des Vorgehens der BFV-Verbandsspitze, welche Streitigkeiten auf Vereine abwälzen würde.

Von Marco Galuska

Bernhard Kießling bezieht deutlich Stellung für seinen SV Raitersaich.

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Es ist an sich ein ganz normaler Vorgang zu einem Saisonstart: Spieler und auch Trainer wechseln den Verein. In diesem Sommer ist aufgrund von Corona nichts wie es war, vor allem sind noch nie dagewesene Anpassungen notwendig im Zuge der vom BFV-Präsidium beschlossenen Verlängerung der Saison 2019/20. Bei der weiteren Ausgestaltung gehe "Gründlichkeit vor Geschwindigkeit" hatte BFV-Geschäftsführer Jürgen Igelspacher im Interview nach der getroffenen Grundsatzentscheidung gesagt.

Vereinen vorher erklären, was auf sie zukommt

Dieses Credo ist es, das Bernhard Kießling, 2. Vorstand beim SV Raitersaich, vor dem bei den Vereinen eingeholten Meinungsbild schon erwartet hätte: "Man muss doch den Vereinen erst einmal erklären, worauf sie sich einlassen! In den Webinaren wurde für eine Saisonfortsetzung geworben. Ok, aber wenn man schon so offensiv dafür wirbt, dann muss man doch auch erklären, wie das Ganze aussehen soll. Aber erst einmal abstimmen lassen, dann irgendwann später sagen, wie es laufen soll - das ist eine große Schweinerei!"

Kießling hatte nach dem Webinar an das BFV-Präsidium geschrieben und den konkreten Fall im eigenen Verein erklärt. Nach drei erfolgreichen Jahren würde Dietmar Kusnyarik sich als Spielertrainer in den Ruhestand verabschieden. Als Nachfolger konnten Rico und Sammy Röder als spielendes Trainer-Doppel aus Vach zum 1.7. verpflichtet werden. Ob das Brüderpaar aber ab dem Sommer nach Raitersaich auch als Spieler wechseln darf, konnte man Kießling nicht beantworten, vielmehr habe man darauf hingewiesen, dass es noch keine entsprechenden Regelungen gebe, man sich mit den anderen Vereinen in Verbindung setzen solle oder einfach abwarten, was an Lösungen vom Verband aus präsentiert wird.

Eigentlich war alles geregelt für das kommende Spieljahr: Spielleiter Daniel Kießling, der künftige Co-Trainer Sammy Röder, Trainer Rico Röder und Vorstand Franz Hammerschick (von links nach rechts).

SV Raitersaich

Die Transferperiode als potentieller Zankapfel

Der BFV-Vorstand hatte hierzu in der vergangenen Woche angekündigt, dass man insgesamt fünf sogenannte „Lösungs-Arbeitsgruppen“ einsetzen würde, eine davon beschäftigt sich mit dem Themenfeld „Vereinswechsel“. Weil bereits erste Beispiele innerhalb einer Liga komplett unterschiedliche Standpunkte aufzeigen, könnte es zwischen den Extremen eines klassischen Sommer-Transfersfensters und gar keiner Wechselperiode auch eine dritte, bislang im Winter praktizierte, Option geben, wonach Transfers nur mit Zustimmung des abgebenden Vereins ablaufen würden.

Jenen Mittelweg kritisiert Kießling in aller Deutlichkeit: "Damit würde es sich der Verband zwar leicht machen, aber zugleich die Vereine gegeneinander aufhetzen!" Der Raitersaicher wird dabei mit einem Beispiel aus den eigenen Reihen konkret: "Ich will das Spielrecht aus Vach für meine Trainer haben, könnte es aber umgekehrt auch Florian Müller, der nach Zirndorf wechseln will, verweigern. Oder ich gebe unseren Müller frei und bekomme die Röders nicht - es ist doch vorprogrammiert, dass es da Streitereien geben wird. Aber der Verband wäre fein raus!"

Deutliche Kritik gegen Verbandsspitze, Lob für Funktionäre vor Ort

Dietmar Kusnyarik hört eigentlich auf beim SV Raitersaich, zu einhundert Prozent steht das durch die Saisonverlängerung aber auch wiederum nicht fest.

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Kießling will aber seine Kritik an "dem Verband" präzisieren: "Ich mache unseren Spielleitern hier vor Ort überhaupt keinen Vorwurf! Egal ob das früher ein Waldmann war oder jetzt ein Raßbach ist - die waren immer für ihre Vereine da und tun ihr Bestes! Diesen Leuten vertraue ich auch. Ich habe absolute Hochachtung und bin dankbar, dass sie diesen Job machen, weil eigentlich sind das ja die ärmsten Schweine, denn sie sollen den Vereinen dann Dinge verklickern, die man sich an der Verbandsspitze ausgedacht hat - teilweise auch gegen ihren eigenen Willen!"

Mit seiner Meinung will er dann auch nicht hinterm Berg halten und wünscht sich mehr Kritikfähigkeit: "Wir können nicht immer einfach nur das sagen, was die Leute in München hören wollen, sondern müssen auch unsere Meinung vertreten dürfen! Mir geht das gegen den Strich! Ich bin da zu 100 Prozent bei Alexander Rambau: Man strengt sich an, dass es im Verein weitergeht, plant und macht - und dann steht man irgendwie doch ratlos da!"

Planung mit Röders - Kusnyarik in der Hinterhand

Torwart Sven Gerstner (ASV Vach) hat seine mündliche Zusage in Raitersaich gegeben.

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Und wie ist nun der Stand der Dinge in Raitersaich hinsichtlich des geplanten Trainerwechsels? "Wenn wir ehrlich sind, wissen wir jetzt auch nicht mehr. Wir müssen auf ein Zeichen des Verbandes warten." Mit dem aktuellen Trainer Dietmar Kusnyarik sei man in der glücklichen Lage, dass dieser keinen neuen Trainerjob anstrebt und theoretisch wohl weiter zur Verfügung stehen würde. "Er sieht es locker, obwohl auch Diddi mit der Entscheidung des Verbandes nicht zufrieden ist", sagt Kießling. Der Vertrag mit Rico und Sammy Röder sieht indes einen Start am 1. Juli vor. "Wir planen mit den Röders, aber ohne Wechselfrist oder Zustimmung dürften die weiterhin nur in Vach spielen." Gleiches gilt auch für Torwart Sven Gerstner, der in Raitersaich mündlich zugesagt hat. "Und mündliche Zusagen zählen bei uns auch weiterhin was!"