Hans-Georg Maciejonczyk mit 70: "Die vorhandenen Ressourcen klug einsetzen" - anpfiff.info
Artikel veröffentlicht am 22.04.2020 um 06:00 Uhr
Hans-Georg Maciejonczyk mit 70: "Die vorhandenen Ressourcen klug einsetzen"
MAGAZIN Seit etwas mehr als einer Woche, genauer seit dem 13.04.2020, ist Hans-Georg Maciejonczyk 70 Jahre alt. Wir blicken mit Burgebracher auf sieben Jahrzehnte zurück, in denen der ehemalige Lehrer so viel an Funktionärstätigkeit auf verschiedensten Gebieten - vor allem aber beim Fußball - in die Gesellschaft eingebracht hat, dass es locker für zwei Leben reichen würde.
Von Markus Schütz
Die uns alle derzeit beeinflussenden Umstände sorgten bei Hans-Georg Maciejonczyk dafür, dass der runde Geburtstag nicht im sonst üblichen Maß gefeiert, sondern allenfalls begangen werden konnte. Aber das steckte der ehemalige Kreisspielleiter mit der ihm eigenen stoischen Ruhe so gut wie möglich weg, "wenngleich ich mich aufgrund der Kontaktsperre schon etwas vereinsamt fühle.", gibt er zu. "Die längeren Spaziergänge mit meiner Frau und mit meinem Hund können die fehlenden Kontakte, die ja für mich immer sehr wichtig waren, nicht vollständig ausgleichen. Es fehlt mir vor allem der tägliche Kontakt zu den Enkeln", sieben hat Hans-Georg Maciejonczyk gemeinsam mit seiner Frau Rosalinde mittlerweile, "es fehlen aber auch die Unterhaltungen an den Stammtischen und die Gespräche auf der Straße, weil man nicht mehr so viele Leute trifft.", beschreibt er die Situation. "Jammern ist dennoch nicht angesagt, denn seit einiger Zeit fühle ich mich nach meiner schweren Operation wieder wohl und zunehmend fit!"

Hans-Georg Maciejonczyk 2013 bei einem Spiel seines TSV Burgebrach, bei dem er mittlerweile zum Ehren-Vorsitzenden ernannt wurde.
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Echter Ruhestand statt Un-Ruhestand

Viel Zeit, Aufwand und Energie hat Hans-Georg Maciejonczyk über lange Jahre in den ehrenamtlichen Dienst an der Gesellschaft investiert. Viel davon gerade im Bereich des Fußballs. Ob als Jugendtrainer, Abteilungsleiter oder Vorstand beim TSV Burgebrach, als stellvertretender Schiedsrichter-Obmann oder als Kreisspielleiter. Als direkter Vorgänger des jetzigen KSL Manfred Neumeister bekleidete Maciejonczyk das Amt acht Jahre lang. Aus gesundheitlichen Gründen gab er es zum 31.07.2012 ab und ist mittlerweile zum Ehren-Kreisspielleiter ernannt worden. 24 Jahre lang saß er zudem im Marktgemeinderat. Nicht ganz so lange, aber jeweils weit über zehn Jahre, brachte er sich als Pfarrgemeinderat, als Aufsichtsratsvorsitzender einer Bank oder als Ehrenamtlicher Richter ein! Vorsitzender des Kreissportgerichts war er von 2015 bis 2018. 

"Wichtig, dass der eine sich auf den anderen verlassen kann"

Hans-Georg Maciejonczyk (Archivbild aus 2011).
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Hans-Georg Maciejonczyk legte damit in der Vergangenheit ein ehrenamtliches Engagement an den Tag, das in der breiten Fächerung wohl seines Gleichen sucht. Die Basis seiner Motivation liegt aus Sicht von Hans-Georg Maciejonczyk bereits in seiner Kindheit begründet. "Als ich mit elf Jahren aufs Gymnasium ging", erinnert er sich zurück, "gab es nur die Möglichkeit in ein Heim in Bamberg zu gehen und von dort aus das Gymnasium zu besuchen oder als Fahr-Schüler. Das war in der damaligen Zeit allerdings nicht so einfach, denn die Busse waren zeitmäßig für die Arbeiter ausgerichtet und eben nicht für Schüler. Also empfahl unser Kaplan Hans Wich, 'den Buben ins Priestersemiar zu stecken'. Ich wurde nicht gefragt.", so der 70-Jährge in der Rückschau. "Im 4. Schuljahr in den Herbstferien hatte ich einen Unfall, der mich drei Monate ans Krankenbett fesselte. Aus diesem Schuljahr wurde dann nichts Brauchbares mehr und ich musste wiederholen, das bedeutete aber auch: Priesterseminar ade. In dieser Zeit lernte ich zum ersten Mal konkret, wie wichtig es ist, wenn der eine sich auf den anderen verlassen kann." Auch in den folgenden Jahren "war ich oft auf andere angewiesen, wenn es darum ging, bei Geselligkeiten dabei zu sein. Meine ehemaligen, gleichaltrigen Mitschüler verdienten bereits ihr Geld, ich hatte ein Taschengeld zur Verfügung, das sich noch dazu in Grenzen hielt. Wieder war ich also auf andere angewiesen." Und so enstand nach und nach das Bewusstsein bei Hans-Georg Maciejonczyk, dass das Leben manchmal aus Nehmen, aber im Gegenzug eben auch aus Geben besteht: "Noch während meines Abschlusses der Ausbildung griff ich dann überall ein, wo ich sah, dass Not am Mann war - am liebsten beim Sport." 

Gerne hätte er sich auch nach seiner Pensionierung weiter eingebracht und hat dies nach seiner schlimmen Krankheit und der schweren Operation auch "versucht, aber immer wieder meldete sich der schwer geschädigte Körper, sodass ich einsehen musste, dass es die vorhandenen Ressourcen klug einzusetzen gilt." So wählte Hans-Georg Maciejonczyk, der vom Typ her für den sogenannten "Un-Ruhestand" prädestiniert ist, die vernünftige Variante und stellte die Gesundheit an die oberste Stelle. Und so kann er sagen: "Mittlerweile ist für mich ein echter Ruhestand eingetreten!"

Hans-Georg Maciejonczyk 2011 als Kreisspielleiter bei der Einweihung des Kunstrasenspielfeldes der DJK Don Bosco Bamberg. 
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Heimlich zum Fußball - mit Brotzeit wieder heim

Der Ur-Burgebracher hat auch selbst aktiv Fußball gespielt. Begonnen hat der  Vater des amtierenden Bürgermeisters der Marktgemeinde, Johannes Maciejonczyk, der gerade in seine zweite Amtszeit ging, allerdings nicht, wie man vermuten könnte, beim TSV Windeck. "Meine fußballerische Vereinskariere begann beim SV Blau-Weiß Sassendorf, der gerade eine Mannschaft angemeldet hatte." Zum immerhin ca. 40 Kilometer entfernten Verein aus dem Markt Zapfendorf kam er über Umwege und auch hier spielte seine Zeit als Heimschüler wieder eine entscheidende Rolle: "Es war streng verboten, außerhalb der Heimanlage Sport zu treiben, außer eben in der Schule oder bei schulischen Veranstaltungen. In der 11. Klasse traf ich dort einen Mitschüler, der verzweifelt nach Mitspielern für seinen neugegründeten Verein suchte." Und der hört noch heute auf den Namen SV Blau-Weiß. "So kam es, dass mein Neffe und ich jeden Sonntag nach dem Mittagessen heimlich von einem Sassendorfer abgeholt wurden und wohlversorgt mit einer Brotzeit nach dem Spiel wieder abgeliefert wurden.", blickt er auf eine Zeit Mitte der Fünziger Jahre zurück, in der er zum ersten Mal die Fußballstiefel schnürte. Und damals waren es oftmals wirklich noch Stiefel..

"Für die Erste reichte es nur, wenn Not am Mann war..."

Mit dem Abitur endete dann diese Zeit und die Phase, in der er das Sassendorfer Trikot trug. "Harry Hallbauer, der den Älteren noch als Burgebracher Fußballmacher bekannt ist, holte meinen Spielerpass dann nach Burgebrach. Für die erste Mannschaft reichte es allerdings nur zwei Mal - und da auch nur, weil Not am Mann war.", gibt Hans-Georg Maciejonczyk zu. Mehr Erfolg hatte er als Trainer von Jugendmannschaften und damit in der Ausbildung des Nachwuchses. "Hier holten wir Titel um Titel. Unser großer Konkurrent war damals Eintracht Bamberg mit Schorsch Weber als Trainer." 

Mitgliederzahlen verdoppelt

Für Maciejonczyk war die Trainertätigkeit quasi der Einstieg in seine Laufbahn als Vereinsfunktionär: "Irgendwann bemerkte man in Burgebrach, dass ich auch gut organisieren kann und man machte mich zum Abteilungsleiter Fußball. Zwei Jahre später kam ich dann von der Generalversammlung als Erster Vorstand nach Hause.", grinst er. Jugendtrainer blieb er weiter, insgesamt 27 Jahre lang. "Vorstand blieb ich dann auch zwanzig Jahre lang und konnte den Verein - durch Abteilungs-Neugründungen vor allem im Frauenbereich - von ca. 550 Mitgliedern auf etwa 1100 Mitglieder aufbauen. Jugendmannschaften trainierte ich aber immer noch weiter insgesamt 27 Jahre. Der TSV Burgebrach würdigte den Einsatz von Hans-Georg Maciejonczyk längst, in dem er ihn zum Ehren-Vorstand ernannte. 

Hans-Georg Maciejonczyk meldete sich gemeinsam mit Sohn Johannes (Mi.) zum Schiedsrichter-Kurs an. Der heutige Bürgermeister der Marktgemeinde Burgebrach brachte es als Referee weiter als der Vater, er pfiff sogar Spiele in der Jugend-Bundesliga. 
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Mit dem Sohn zur Schiedsrichter-Prüfung

Auch bei seiner Tätigkeit als erster Mann im Verein führte eine weitere Abzweigung, die der ehemalige Lehrer nahm, zu einem weiteren Engagement. Nämlich dem als Schiedsrichter bzw. -funktionär. "Mich ärgerte es jedes Mal, wenn wir als Verein Strafen zahlen mussten, weil wir keine oder zu wenig Schiedsrichter hatten. Kurzerhand entschloss ich mich also dazu, an einem Neulings-Lehrgang teilzunehmen." Zu den Lehrstunden ging er allerdings nicht alleine, "sondern ich nahm meinen Sohn Johannes mit. Bei der Prüfung stellte sich dann heraus, dass er diese besser bestanden hat als ich." So sorgte der Vater mindestens indirekt für die Anbahnung der Karriere des Sohnes, die schließlich bis in die Jugend-Bundesliga führen sollte! Hans-Georg Maciejonczyk pfiff selbst natürlich auch und auch bei den Referees war er - für die für seine Verhältnisse eher kurze Zeit von zwei Jahren - als Stellvertretender Obmann in der Führungsriege. 

Auf dem Kreistag 2018 in Kulmbach wurde Hans-Georg Maciejonzcyk (2.v.re.) geehrt.
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Primus inter Pares

Wer als Funktionär tätig ist, der prägt natürlich sein Amt. Aber auch umgekehrt. Bei Hans-Georg Maciejonczyk war es aber vor allem sein Beruf, der ihn am meisten geprägt hat: "Bei Versammlungen bekam ich doch öfters zu hören: 'Jetzt kommt wieder der Lehrer durch.' Ich wollte aber auch so sein!", gibt er zu. Schließlich war es ihm stets ein Anliegen, "ein 'Primus inter Pares' zu sein!" Also ein Erster unter Gleichen, "der mit seinem fachlichen Mehrwissen, das er auf Tagungen erworben hat, anderen helfen oder beistehen kann. Ich fühlte mich nie als Vorgesetzter, sondern auf einer Stufe stehend!"

"Es waren unternehmerische Fähigkeiten gefragt"


"In meinen Ehrenämtern konnte ich auch sehr viel lernen. Sehr geprägt haben mich vor allem zwei Ehrenämter. Einmal sind das die 20 Jahre als Vorstand des TSV Windeck Burgebrach.", erklärt Maciejonczyk. Eine vereinseigene Turnhalle, die mit einem Bauvolumen von 1,8 Mio Mark erstellt wurde, musste abbezahlt und unterhalten werden musste. "Mit sehr viel Eigenleistung der Mitglieder blieben dennoch ca. 600000 DM als zinsgünstiges Darlehen des BLSV zur Rückzahlung. Diese Summe musste durch die damals bekannten Tanzveranstaltungen und Rockkonzerte abgestottert werden. Es waren einfach unternehmerische Fähigkeiten gefragt. Meine letzte große Aktion, die damals bei vielen Mitgliedern auf wenig Verständnis stieß, war dann der Verkauf der Steigerwaldturnhalle an die Gemeinde für 1 Euro - aber mit einigen Vergünstigungen für die Zukunft nach der gelungenen Renovierung."

Hans-Georg Maciejonczyk (li.) als Kreisspielleiter mit Vereinsvertretern beim Eröffnungsspiel der Kreisliga-Saison 2009/2010.
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"Treffen in der Gartenlaube Fleischer"

Das zweite für Hans-Georg Maciejonczyk "sehr prägende Ehrenamt war die Arbeit als Kreisspielleiter." Nach dem überraschenden Rücktritt seines Vorgängers Rudolph Frank, suchte der damalige Bezirksvorsitzende Karl Fleischer einen Nachfolger "und deutete dabei auf mich. In der Gartenlaube Fleischer trafen sich dann die Beteiligten: Fleischer, Brehm, Neundörfer (SRG Steigerwald) und Vertreter der SRVgg Bamberg. Neundörfer war dabei, weil ich ja sein Nachfolger als Obmann werden sollte." Aber es kam anders und an diesem Tag wurde Maciejonczyk zum kommissarischen Kreisspielleiter ernannt." Und damit begann für ihn "eine nie zuvor gekannte Aufgabe." Denn während zu Beginn 'nur' die Vereine des alten Spielkreises Bamberg zu betreuen waren, wurde er zwei Jahre später dann in Hollfeld zum Kreisspielleiter des großen Spielkreises 1 (Bamberg/Bayreuth/Kulmbach) gewählt. "Es galt, die beiden großen Kreise Bamberg und Bayreuth unter einen Hut zu bringen.", spricht er eine der wohl schwersten Aufgaben seiner vielen ehrenamtlichen Projekte an. "Durch viele Besuche bei Festen - geladen oder auch ungeladen - versuchte ich bei Vereinen und Schiedsrichter-Gruppen zu vermitteln, dass ich gewillt bin, alle gleich zu behandeln. Das hat sich ausgezahlt! Ich pflege heute noch gute Verbindungen zu vielen Vereinen."

Wünschen wir ihm, dass er diese - und andere - Verbindungen in naher Zukunft wieder risikolos Aug in Aug pflegen kann!

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Steckbrief Hans-G. Maciejonczyk

Hans-Georg Maciejonczyk
Spitzname
Macie
Alter
74
Geburtsort
Burgebrach
Wohnort
Burgebrach
Familie
verheiratet, 3 Kinder
Nation
Deutschland
Beruf
Lehrer
Hobbies
7 Enkelkinder und mein Hund Luna
Funktionärstätigkeiten/Ehrenämter: 
- Jugendtrainer (27 Jahre)
- Abteilungsleiter Fußball (2 Jahre)
- Vorstand (20 Jahre)
- Stell. SR-Obmann (2 Jahre)
- Kreisspielleiter (8 Jahre) 
- Marktgemeinderat (24 Jahre)
- Pfarrgemeinderat (15 Jahre) 
- Aufsichtsratsvorsitzender einer Bank (18 Jahre)
- Ehrenamtlicher Richter (17 Jahre)
- KSG-Vorsitzender (2015-2018) 


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Sportstätte TSV Burgebrach

Steigerwaldstadion
Bamberger Straße 40
96138 Burgebrach
Über die Bundesstraße B 22 Richtung Burgebrach. Der Sportplatz liegt gleich am Ortsanfang linker Hand.


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