Familienbande Maderer: Der Techniker und der Sprinter - anpfiff.info
Artikel veröffentlicht am 01.05.2020 um 12:00 Uhr
Familienbande Maderer: Der Techniker und der Sprinter
MAGAZIN Andreas und Stefan Maderer sind Brüder und gleichzeitig begeisterte Fußballer. Der jüngere von beiden schnappte sich sogar einen Profivertrag bei der SpVgg Greuther Fürth. Im Grundschulalter verbrachten die Fußballverrückten die meiste Zeit auf dem grünen Mittelstreifen des Baiersdorfer Sportgeländes.
Von Uwe Kellner

Vater Karl-Heinz der beiden Maderer-Jungs ist Diplom-Braumeister. Als solcher war er zu Beginn viel unterwegs, lernte die eine oder andere Brauerei in Deutschland kennen und wurde erst so richtig sesshaft, als er bei der Erlanger Brauerei Kitzmann begann. In diese Zeit fiel auch die Geburt seiner beiden Jungs. Als der ältere Sohn Andreas zur Welt kam, blieb die Familie in einer Wohnung in Möhrendorf wohnhaft. Als der zweite Nachwuchs, Stefan, unterwegs war, folgte der Umzug in ein geräumigeres Heim nach Baiersdorf. 25 Jahre arbeitete der Braumeister für Kitzmann, ehe er aufgrund der Folgen der Finanzkrise einen neuen Job annahm und seit nunmehr zehn Jahren der Bio-Brauerei 'Neumarkter Lammsbräu' angehört. "Erst war er ein wenig skeptisch, jetzt ist er ein Riesenfan des Bio-Biers", weiß sein Sohn Andreas. Für die beiden Fußball-Söhne hatte die berufliche Laufbahn des Vaters auch einen Einfluss. Andreas begann im Wohnort Möhrendorf das Fußballspielen, Stefan begann im späteren Wohnort Baiersdorf mit dem Kicken. Letztlich wechselte auch Andreas der Einfachheit halber zu den Krenkickern und dem Team des damaligen Jugentrainers Jan Mazur.

"Hätte er Handball gespielt, hätte ich wahrscheinlich auch mit Handball angefangen", lacht Stefan Maderer. "Ich habe meinem älteren Bruder damals alles nachgemacht." Der dreieinhalb Jahre ältere Andreas nahm seinen kleinen Bruder stets mit zum Bolzplatz. Zusammen mit den Kindern aus der Nachbarschaft oder auch alleine besetzten die Maderers den grünen Mittelstreifen zwischen den Baiersdorfer Sportplätzen, "egal ob Schnee oder Regen, der Andi hat mich immer mitgeschleppt", erinnert sich Stefan. Auch der heimische Garten wurde zum Bolzplatz umfunktioniert und bei Familienausflügen durfte ein Fußball nie fehlen. "Da ich der Ältere bin, habe ich mich am Anfang immer durchsetzen können. Das wurde aber von Zeit zu Zeit schwerer", lacht Andreas. Der Jüngere wurde durch die Bruder-Duelle immer besser und besser, so dass sich irgendwann die sportlichen Wege der beiden trennten und Stefan Maderer die Chance ergriff, zur SpVgg Greuther Fürth zu wechseln. Vor etwa fünf Jahren erschien ein Artikel bei anpfiff.info, der Stefan Maderers Weg zu den Greuthern ausführlich beschreibt.

Andreas und Stefan Maderer in jungen Jahren im Trainingsoutfit des Baiersdorfer SV.
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Zwei grundverschiendene Kicker

Andreas Maderer durchlief alle Jugendmannschaften des Baiersdorfer SV bis hinauf zur A-Jugend-Landesliga unter Trainer Thomas Luckner. In der U19 zog er sich dann jedoch einen Anriss des Kreuzbands zu. Diese Verletzung wurde nicht operiert, der Fußballer wurde aber dennoch erst einmal aus der Bahn geworfen, so dass sich der Sprung in den Herrenbereich holprig gestaltete. Er sollte erst einmal in der Zweiten ran, der zu jener Zeit in Baiersdorf wenig Aufmerksamkeit zu Teil wurde. Andreas' Priorität verschob sich deswegen schnell hin zur beruflichen Ausbildung.

"Wir sind zwei grundverschiedene Fußballer"
, merkt Stefan an. "Der Andi war immer derjenige von uns beiden, der technisch versierter war. Im Gegenzug war er ein wenig langsamer als ich. Als er in der Landesliga-Jugend gekickt hat, habe ich oft bei ihm zugeschaut. Auffällig war, dass er so gut wie nie einen Ball verloren hat." Im Vergleich zu Stefan war Andreas immer der Spieler auf der 'Sechs' oder in der Innenverteidigung, der durch sein gutes Auge für den Spielaufbau und die klugen Pässe in die Offensive zuständig war.

"Wir haben körperlich ganz andere Anlagen. Ich habe eher den robusten und breiten Körperbau meines Vaters", lacht Andreas. Der jüngere Stefan hingegen komme eher nach dem Bruder der Oma, sagte diese immer. "Stefan ist deutlich schneller als ich. Er hat durch seinen starken Antritt eine große Durchschlagskraft und einen guten Abschluss vor dem Tor. Deswegen ist er Außenbahnspieler beziehungsweise Stürmer geworden." Dass der eine die ehrgeizige Vision einer Profi-Laufbahn einschlug und der andere eine solide Lehre als Bankkaufmann absolvierte, trennte die sportlichen Wege der beiden.

Trainerlaufbahn für Andreas

Als Stefan Maderer in der Jugend der SpVgg Greuther Fürth angekommen war, übernahm Sandro Cescutti den Posten seines Spielerberaters. Gleichzeitig hatte der ehemalige Hoffenheim-Profi den Verein FC Kickers Erlangen ins Leben gerufen und überredete Bruder Andreas, sich nach dessen Fußballpause den Erlangern anzuschließen. "Ich habe dann drei Jahre dort gespielt, bis alles ein wenig auseinander gebrochen ist. Das war eine richtig geile Truppe und hat Spaß gemacht. Es war ein zusammengewürfelter, aber cooler Haufen", erinnert sich Andreas Maderer. Danach fand er beim TSV Neunkirchen und SV Langensendelbach in den eingeschworenen Mannschaftsgefügen keinen richtigen Anschluss und Durchbruch mehr, so dass er erneut pausierte. Zudem war das Knie seit der Verletzung in der A-Jugend nie mehr richtig gut geworden.

Im Oktober 2017 holte BSV-Jugendleiter Jonas Yanez Apitz den Baiersdorfer zurück in die Heimat. Andreas Maderer wurde Co-Trainer in der B-Jugend bei Coach Jan Gräßel. "Das macht richtig Spaß. Es ist interessant, den Jungs fußballerisch und für ihr Leben etwas mitzugeben und sie weiter zu bringen", so der 27-Jährige. Eigene Ambitionen habe er als Fußballer nicht mehr, sondern sieht sich in Zukunft in der Trainerschiene. Nächste Saison coacht er die U17 der Baiersdorfer, wofür er aktuell noch einen Co-Trainer sucht.

Andreas Maderer ist mittlerweile Jugendtrainer beim Baiersdorfer SV.
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Der Profi-Vertrag für Stefan

Mit den eigenen Ambitionen sieht es bei Bruder Stefan ganz anders aus. Der 23-Jährige will den Sprung zumindest in die 3. Liga nochmal schaffen. In der Saison 2015/16 unterschrieb er bei der SpVgg Greuther Fürth seinen ersten Profi-Vertrag. In der Spielzeit davor überzeugte er bei den Amateuren der Fürther und verhalf gleichzeitig der U19 zum Klassenerhalt in der Bundesliga. "Ich glaube, dass sich mein Bruder am meisten für mich gefreut hat. Er ist mein größter Fan und will immer wissen, wie es bei mir gerade so läuft", erzählt Stefan Maderer.

Unter Trainer Stefan Ruthenbeck kam der Baiersdorfer zwei Mal für die Profis, gegen Kaiserslautern und Karlsruhe, zum Einsatz und war weitere Male im Kader. Daneben meldete er sich immer freiwillig, um bei den Amateuren in der Regionalliga weiterhin Spielpraxis zu bekommen. In dieser Runde wurde er Top-Scorer der Regionalliga Bayern, zog sich jedoch zum Ende der Saison eine leidvolle Schambeinentzündung zu. "Ich war andauernd in Behandlung, Drittligist FSV Frankfurt wollte mich aber dennoch haben." Für die Frankfurter hatte er in der Saison 2016/17 nur einen Einsatz gegen die SG Sonnenhof Großaspach. "Ich wollte mich nach der Verletzung zu früh zeigen und habe zu früh wieder angefangen, obwohl ich in jedem Training Schmerzen hatte." In der Winterpause während der Reha zeigte sich dann, dass es erstmal nichts mehr wird für den jungen Kicker und der ausgeliehene Spieler kehrte nach Fürth zurück.

Bei den Greuthern schaffte es Stefan Maderer nicht mehr zurück in den Profikader. "Es war eine schwere Zeit. Nach der Verletzung schlich sich Unsicherheit ein. Dinge, die vorher selbstverständlich waren, haben nicht mehr geklappt. Das nagte am Selbstvertrauen." Die Saison 2017/18 kickte Stefan Maderer in der Regionalliga bei den Fürther Amateuren. Danach folgte der Abschied. "Ich hatte noch einen Profi-Vertrag, war deswegen wohl zu teuer für die Amateure und musste dann gehen." Die beiden Seiten einigten sich auf eine Auflösung des Vertrags. "Das war sehr schade, weil ich mich als Junge aus der Umgebung sehr mit dem Verein identifiziert habe und den Fürthern viel zu verdanken habe."

Stefan Maderer unterschrieb in der Saison 2015/16 einen Profivertrag bei der SpVgg Greuther Fürth.
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Über Schweinfurt zurück ins Profigeschäft?

Der ehemalige Sportdirektor Gerd Klaus holte Stefan Maderer zum FC Schweinfurt 05 in die Regionalliga. Der 23-jährige verdient weiterhin mit dem Fußballspielen sein Geld, will sich aber mit einem Fachwirt in Sportmanagement ein zweites Standbein aufbauen, "um etwas Festes in der Hand zu haben", wie er es nennt. Trotzdem könne er sich zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht vorstellen, die ganze Woche im Büro zu sitzen und einer 'normalen' Arbeit nachzugehen. "Fußball ist mein Leben. In der 4. Liga trainieren wir ja immer noch sieben bis neun Mal die Woche. Auch wenn ich zuletzt eine Seuchensaison mit permanenten kleineren Verletzungen und einer Knie-Op im Dezember durchgemacht habe, habe ich meinen Traum noch nicht aufgegeben." Stefan Maderer will sich auskurieren und dann, nach der Pause aufgrund des Corona-Virus, nochmal voll durchstarten und alles daran setzen, den Sprung zumindest in die 3. Liga als Fußballprofi zu packen. "Ich werde viel an mir arbeiten und bin guter Dinge, dass ich es nochmal schaffe", so Stefan Maderer kämpferisch. Sein größter Fan, Mentor und Förderer Andreas wird ihm dabei sicherlich zur Seite stehen.

Nach der Corona-Pause will Stefan Maderer (re.) nochmal angreifen und sich für den Sprung zurück in die 3. Liga empfehlen.
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Hintergründe & Fakten



Steckbrief Andreas Maderer

Andreas Maderer
Spitzname
Andi
Alter
31
Geburtsort
Erlangen
Wohnort
Erlangen
Familie
ledig
Nation
Deutschland
Größe
182 cm
Hobbies
Freunde treffen, Motorradfahren, Fahrradfahren
Starker Fuß
Rechtsfuß
Lieb.-Position
defensives Mittelfeld ("6er")
Erfolge
A-Jugend-Landesligaspieler
Bisherige Vereine:

ASV Möhrendorf, Baiersdorfer SV, FC Kickers Erlangen, TSV Neunkirchen a. Br., SV Langensendelbach

Steckbrief Stefan Maderer

Stefan Maderer
Spitzname
Made
Alter
28
Geburtsort
Erlangen
Wohnort
Schweinfurt
Familie
ledig
Nation
Deutschland
Größe
184 cm
Gewicht
85 kg
Beruf
Fußballer
Hobbies
mit Freunden treffen, Playstation spielen
Starker Fuß
Rechtsfuß
Lieb.-Position
Sturm
Erfolge
Bayerischer Pokalsieger 2015 mit der Fürther A-Jugend, Bayerischer Hallenmeister mit der U17 der SpVgg Greuther Fürth, Eon-Cup in Aalen gewonnen mit der U17. Topscorer in der Regionalliga Bayern 2015/16.
Bisherige Vereine:

Baiersdorfer SV, SpVgg Greuther Fürth, FSV Frankfurt, FC Schweinfurt 05

Spielerstationen Andreas Maderer


Saisonbilanz Andreas Maderer

 
24/25
4
0
0
2
R
0
0
23/24
16
2
3
2
R
0
0
22/23
2
0
0
2
R
0
0
17/18
2
0
0
2
R
0
0
16/17
5
0
0
2
R
0
0
15/16
19
1
0
2
R
0
0
15/16
1
1
0
0
R
0
0
14/15
1
0
0
1
R
0
0
14/15
18
2
4
1
R
0
0
13/14
2
0
0
2
R
0
0
13/14
13
0
0
3
R
0
0
12/13
3
0
0
2
R
0
0
Gesamt
86
6
7
21
0
0
0

Spielerstationen Stefan Maderer


Saisonbilanz Stefan Maderer

 
24/25
9
5
0
0
9
0
0
23/24
27
8
0
5
12
0
0
22/23
17
1
2
11
4
0
0
21/22
27
10
9
2
16
0
0
19/21
3
0
0
2
1
0
0
19/21
10
0
0
4
4
0
0
18/19
33
9
1
10
7
0
0
17/18
29
4
0
5
6
0
1
16/17
13
1
0
1
3
0
0
16/17
1
0
0
1
0
0
0
15/16
28
17
1
0
5
0
0
14/15
19
2
0
9
8
0
0
13/14
1
0
0
0
0
0
0
Gesamt
217
57
13
50
75
0
1

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