Dominik Geiswinkler ist im Pegnitzgrund aufgewachsen. Als junger Fußballer wurde er in Neunkirchem am Sand bei einem Programm seines Vereins unter die Fittiche eines Erste Mannschaftsspielers genommen, von ihm in einer Art Patenschaft trainiert und lernte auf diese Weise bereits frühzeitig den gesamten Alt-Spielkreis Pegnitzgrund kennen. "Der Sportverein war eine große Familie und dadurch dass wir schon sehr früh bei allen Spielen der Ersten dabei waren, kannte man irgendwann jeden Verein", so der 33-Jährige. Als Fußballverrückter steht der ehemalige Torhüter immer noch an jedem Wochenende und auch unter der Woche auf dem Sportplatz - und tickert nebenbei fleißig für anpfiff.info.
Zu Zeiten der Corona-Krise fällt das jedoch flach und es bleibt viel Freizeit für anderes. "Als ich zuhause beim Aufräumen meines Büros auf alte Zeitungsberichte gestoßen bin, sind mir einige Vereine aufgefallen, von denen ich schon lange nichts mehr gehört habe." Dominik Geiswinkler setzte sich mehrere Stunden hin, rief viele Leute an, schrieb an den BFV und hatte schon bald eine lange Auflistung von Vereinen beisammen, die es teils gar nicht mehr gibt, oder die zumindest ihre Eigenständigkeit aufgegeben haben.
"Die erste Abmeldung habe ich in der Saison 1998/99 gefunden. Davor ist mir persönlich nichts bekannt." Natürlich hegt Dominik Geiswinkler keinen Anspruch auf eine vollständige Erfassung aller Ereignisse in den letzten Jahren. Deswegen an dieser Stelle der Aufruf an alle fleißigen Archivare des Pegnitzgrunds, eventuelle Fehler oder Ergänzungen als Kommentar zu diesem Artikel anzuhängen.
Dominik Geiswinkler vermisst die Zeit ohne Fußball und sucht sich neben sozialen Hilfsaktionen weitere Beschäftigungen in seiner freien Zeit.
anpfiff.info
Das "Sterben" der Vereine im Pegnitzgrund - eine Chronologie:
Saison 1998/99: SV Glückauf Pegnitz meldet ab
Zur Saison 1998/99 zogen sich die Jungs des SV Glückauf Pegnitz mangels Spielern aus
der BFV-Runde zurück. Der Jugendspielbetrieb konnte in einer Kooperation mit
dem FC Pegnitz noch bis ins Jahr 2002 fortgeführt werden, als auch hier mangels
Nachwuchs der Fußballbetrieb eingestellt wurde. Dem SV Glückauf Pegnitz
blieb keine andere Wahl, als seine Fußballabteilung komplett aufzulösen. Heutzutage ist der SV Glückauf Pegnitz hauptsächlich noch
durch den Gardesport und die Tischtennisabteilung bekannt.
Saison 2000/01: TSV Lauf legt Pause ein
Kurz nach dem Millennium, musste die langjährige Nummer
zwei in der Wenzelstadt die Segel streichen, zwischenzeitlich fielen die Roten
Teufel sogar auf Platz 4 in Rangliste der Laufer Mannschaften zurück. Aufgrund von Spielermangels zog sich der TSV Lauf aus dem Spielbetrieb zurück. Nach knapp drei Jahren Abstinenz meldeten sich die Roten Teufel für die Saison 2003/04 zurück im BFV-Bertieb.
Saison 2001/02: SK Westthrazien Lauf, SV Vorra,
Sportfreunde FC Büg
Der SK Westthrazien, als ursprünglich griechischer Verein gegründet, pendelte als Fahrstuhlmannschaft
zwischen der B- und C-Klasse. Insbesondere bei Hallenturnieren konnten die Laufer immer wieder überzeugen und mauserten sich zu einem
echten Favoritenschreck. Nach langem hin und her und einer Mannschaft weit über
dem Altersdurchschnitt zogen sich die Fußballer des SK Westthrazien aus der BFV-Runde zurück. In den weiteren Jahren spielte man hin und wieder noch bei der
Laufer Stadtmeisterschaft oder Laufer Hobbyliga mit. Seit einiger Zeit
existiert der Verein nur noch als Griechischer Kulturverein.
Nach einer chaotischen Saison in der A-Klasse verabschiedete
sich SV Vorra aus dem Spielbetrieb. Doch die guten Geister im Verein hielten ihr versprechen und
holten ihren SV Vorra nach Jahren der Abstinenz, wieder zurück auf die
Bayerische Fussballbühne. Zur Saison 2014/15 startete der Verein aus dem oberen Pegnitztal sein Comeback, stieg in die A-Klasse auf, meldet seine Mannschaft nach der Saison 2017/18 jedoch erneut ab.
Auch bei den Sportfreunden aus Büg, wollte man schnell sehr
viel, ihr Weg führte sie Ende der 90ziger Jahre bis in die Kreisliga. Allerdings
musste man nach dem Abstieg in die Kreisklasse etwas kleinere Brötchen backen. Nach nur einer Saison in der Kreisklasse war Schluss und der
Verein verschwand für mehrere Jahre aus den Spielplänen des Bayerischen
Fußballverbands. Zur Saison 2011/12 meldete sich die Büg wieder zurück. Blieb bis Sommer 2018 eigenständig und ging dann eine SG mit dem TSV Brand 2 ein.
Saison 2003/2004: SV Neunkirchen am Sand, SpVgg
Speikern-Rollhofen, JFC Neunkirchen-Speikern
Was sich in den letzten Jahren schon vorsichtig angedeutet
hat, wurde zur Saison 2003/2004 in die Tat umgesetzt. Nachdem der SV
Neunkirchen am Sand und die SpVgg Speikern-Rollhofen im Jahr 2000 die Jugendmannschaften zum ersten JFC (Jugendfußballclub) in der Bayerischen
Fußball-Geschichte zusammengeschlossen hatten, verschmolzen im Jahr 2002 die
restlichen Abteilungen zur SpVgg Neunkirchen-Speikern-Rollhofen.
Der ehemalige A-Platz des SV Neunkirchen am Sand hat den Kampf gegen die Rückgewinnung durch die Natur verloren.
anpfiff.info
Saison 2005/2006: SC Eschenfelden meldet ab
Der SC Eschenfelden zog zur
Saison 2005/2006 seine Herrenmannschaft aus dem Spielbetrieb zurück. Ein Jahr später verabschiedete sich der Verein in den Spielkreis Amberg/Weiden.
Saison 2006/07: TSV Königstein und SV
Etzelwang verabschieden sich
Nach 55 Jahren im Spielkreis Pegnitzgrund bzw.
Erlangen/Pegnitzgrund verabschiedete sich der TSV Königstein in den Spielkreis
Amberg/Weiden, um dort den seit Jahren gewünschten Aufstieg in die Kreisliga umzusetzten. Auch der SC Etzelwang tat es dem TSV Königstein gleich und
wechselte in den Spielkreis Amberg/Weiden
Saison 2008/2009: FC Atromitos Lauf, SV Rot Weiß
Welluck, ASV Auerbach
Auch der letzte griechische Verein aus der Wenzelstadt
musste mitten im Aufschwung seine Segel aus finanziellen Gründen streichen. Der Versuch der Mitglieder „ihr Atromitos“ noch zu retten, scheiterte an den
zuletzt nicht eingehaltenen Fristen. So verschwand der Verein aus dem Spielbetrieb.
Pünktlich zum Start der Saison 2008/09 gab es im östlichsten
Teil des Spielkreises eine Fusion zu vermelden: der SV Rot Weiß Welluck und der
ASV Auerbach fusionieren zum SV 08 Auerbach.
Saison 2009/2010: Türk Gücü Lauf und SV Hartenstein
Nach insgesamt neun Jahren in der Kreisliga stieg Türk Gücü
Lauf aus der selbigen ab und löste sich nach einigen Querelen mit Gegnern und
dem BFV noch vor der Winterpause auf.
Auch der SV Hartenstein musste in der Saison 2009/2010 eine
kurze Pause einlegen. Nach nur einem Jahr konnten die Hartensteiner ihren „Käfig“ jedoch wieder mit Fußball beleben. Man stieg zwar gleich durch die verschärfte Abstiegsreglung von der A-Klasse in die B-Klasse ab, doch auf dem Kultsportplatz wurden in Folge noch einigen Mannschaften die Leviten gelesen.
Saison 2010/11: SV Kersbachtal verschwindet
Auch der SV
Kersbachtal musste sich wegen Spielermangels von der Bildfläche verabschieden.
In den nachfolgenden Jahren konnte zwar nochmal eine Frauenfußballmannschaft
den Spielbetrieb aufnehmen, diese ist aber mittlerweile auch wieder in der Versenkung
verschwunden. Mittlerweile betreibt der Verein nur noch einzelne
Hallensportarten und eine Tennisabteilung.
Beim SV Kersbachtal ist mittlerweile Gras über die Fußballvergangenheit gewachsen.
anpfiff.info
Saison 2013/2014: SV Alfeld und SV Förrenbach schließen SG
Der SV Alfeld und der SV
Förrenbach schließen sich zu einer Spielgemeinschaft zusammen. Seither gehen
die beiden ehemaligen Rivalen gemeinschaftlich als (SG) SV Alfeld/SV Förrenbach an den Start. Diese SG war eine der ersten im Spielkreis und hat sich seither gut entwickelt.
Saison 2014/2015: SC Engelthal, SV Simonshofen, SV
Alfalter, SpVgg Weigendorf, SV Hartmannshof
Nachdem der SC Engelthal in der Saison 2013/14 das
Entscheidungsspiel gegen den FSV Weißenbrunn um den Klassenerhalt in der Kreisklasse verlor. Musste der Verein den
bitteren Gang in die A-Klasse antreten, doch soweit kam es nicht. Kurz vor
Rundenbeginn kam die Meldung des Sportclubs, dass sie die Mannschaft aus dem
Spielbetreib abmelden müssen. Im Sommer 2017 kehrte der SC Engelthal als Teil der SG Henfenfeld 2/ Engelthal zurück.
Nach dem freien Fall von der Kreisliga in die A-Klasse,
konnte der SV Simonshofen keine eigenständige Fußballmannschaft
mehr auf den Rasen schicken. Deshalb ging man zur neuen Saison eine
Spielgemeinschaft mit dem SK Lauf ein und spielte ab sofort als (SG) SV
Simonshofen/SK Lauf 3 im Ligabetrieb. Diese Kooperation hielt zwei Saisons an. Zur Saison 2016/17 versuchte es der SVS nochmals eigenständig, verabschiedete sich danach eine Spielzeit lang aus dem Spielbetrieb, um im Sommer 2018 wieder zurückzukehren.
Der SV Alfalter konnte ab der Saison 2014/15 den
Spielbetrieb nicht mehr eigenständig aufrecht erhalten und schloss sich mit dem
SC Rupprechtstegen 2 zur (SG) SC Rupprechtstegen 2/SV Alfalter zusammen. Diese SG expandierte später weiter. Mittlerweile wurde vermeldet, dass sich der SV Alfalter nach dem Ende der Saison 2019/20 aus der SG zurückzieht, da es in der Ortschaft keine jungen Fußballer mehr gibt. Die Frauenmannschaft wird danach die Fahne weiter hochhalten.
Auch am Hellberg standen zur Saison 2014/15 Veränderungen an. Die SpVgg Weigendorf und der SV Hartmannshof bündelten die
Kräfte und gehen seither als (SG) SpVgg Weigendorf/SV Hartmannshof in die
Punkterunde.
Daniel Boesler (li.) vom SV Alfeld und Rainer Flierl (re.) vom SV Förrenbach beschlossen am Förrenbacher Sportplatz die neue Spielgemeinschaft SG Alfeld/Förrenbach ab der Saison 2013/2014.
anpfiff.info
Saison 2015/16: SV 08 Auerbach, SV Hohenstadt, SC
Pommelsbrunn, SC Glückauf Auerbach
Der SV 08 Auerbach tat es dem TSV Königstein gleich und
wechselte zur Saison 2015/16 in den Spielbezirk Amberg/Weiden. Die 08er wünschten sich dort kürzere Fahrten und attraktivere Gegner.
Aus den beiden Nachbarschaftsvereinen SV Hohenstadt und SC Pommelsbrunn wurde die SG Am Lichtenstein. Trainer blieb weiterhin Langzeitcoach Sven Löhner, der seit Jahren zum Inventar gehört.
Auch in der Oberpfalz gab es Neuigkeiten zu vermelden. Der SC Glückauf Auerbach ging mit dem FC Troschenreuth 2
eine Spielgemeinschaft ein und ging als (SG) FC Troschenreuth 2/SC Glück Auf
Auerbach 1 in die damalige A-Klassen-Saison. Nach nur einem Jahr verließ der SC Glück-Auf Auerbach die neue SG und versuchte es wieder eigenständig. Im Sommer 2018 kam es in der Oberpfalz zum wiederholten Zusammenschluss. Wie ein bekanntes deutsches Volkslied besagt: „Alte Liebe rostet nicht." Somit wurde die (SG) SC Glückauf Auerbach 1/FC Troschenreuth 2 erneuert.
Saison 2016/2017: SV Achteltal, SC Happurg, SV
Hartenstein
Der einstige Kreisligist aus dem
Schnaittacher-Hinterland, der SV Achteltal, konnte den Lauf der Zeit nicht mehr stoppen und
verabschiedet sich in der Saison 2016/17 aus dem Spielbetrieb.
Die Stausee-Kicker aus Happurg mussten sich in der Spielzeit
2016/17 einen Partner suchen und haben mit dem 1. FC Hersbruck 3 jemanden aus dem
direkten Umfeld gefunden. Folglich startet der SC Happurg ab sofort unter dem
Namen (SG) SC Happurg 1/1.FC Hersbruck 3 in die Saison 2016/2017. Nach nur einer Saison startete Happurg bereits wieder eigenständig.
Sechs Jahre nach der Reaktivierung musste sich der SV Hartenstein
einen gestandenen Partner suchen und fand diesen in der (SG) SC
Rupprechtstegen 2/SV Alfalter 1. Die SG wurde immer größer und umfasste bereits drei Vereine.
Nach dem SV Alfalter schloss sich der SV Hartenstein der SG mit dem SC Rupprechtstegen an. Später kam noch der TSV Velden hinzu. Zur neuen Saison zieht sich der SV Alfalter komplett aus dem Herrenfußball zurück und die SG Oberes Pegnitztal wird wieder kleiner.
anpfiff.info
Saison 2017/2018: SC Rupprechtstegen, TSV Velden, SV Alfalter, SV Hartenstein
In diesem Sommer wurde im sogenannten Oberen Pegnitztal, eine
riesige Fußball-Kooperation verkündet. Nach dem der SC Rupprechtstegen 2 mit dem SV Alfalter und
dem SV Hartenstein eine Spielgemeinschaft am Laufen hatte, schloss sich zur neuen
Saison auch noch der TSV Velden an. Die vier Vereine gründeten die SG Oberes Pegnitztal.
Saison 2018/2019: SV Eintracht
Hersbruck schließt sich an
In Hersbruck gab es zur Saison 2018/19 etwas Neues zu
vermelden. Der SV Eintracht Hersbruck und der 1. FC Hersbruck machen in
Zukunft gemeinsame Sachen und schicken unter dem Namen (SG) 1. FC Hersbruck 3/SV
Eintracht Hersbruck erstmals in der Geschichte ein gemeinsames Herren-Team ins Rennen.
Saison 2019/2020: SV Plech braucht eine SG
In Saison 2019/2020 gab es wieder Veränderungen auf der
Landkarte. Der SV Plech und der SV Neuhaus-Rothenbruck 2 machen in Zukunft
gemeinsame Sache und schließen sich zu einer SG zusammen. Es gibt bereits Überlegungen diese Spielgemeinschaft auszuweiten.
Verwilderte Fußballtore - das will eigentlich keiner sehen, wird sich aber auch in Zukunft nicht vermeiden lassen.
anpfiff.info
Wie geht es weiter?
Bei einem Blick auf die Zukunft sieht Dominik Geiswinkler weitere Spielgemeinschaften kommen, da es ja bereits in der Jugend sehr viele Zusammenschlüsse unter den Vereinen gibt. Gespannt ist er auf die Situation in der Stadt Röthenbach, oder wie es bei Eintracht Hersbruck oder dem SC Eschenbach weitergeht. "Ich gehe davon aus, dass es noch mehr SGs geben wird. Zuletzt war es aber nicht mehr so ganz so schlimm. Dennoch werden ein paar Vereine sicherlich noch wegfallen."
Dass sich die aktuelle Corona-Krise negativ auf die Entwicklung des Amateurfußballs auswirkt, hofft Dominik Geiswinkler nicht. "Meine Hoffnung ist, dass irgendwann, wenn es wieder erlaubt ist, noch mehr Leute auf die Sportplätze gehen und ihren Vereinswirt und ihren Verein unterstützen. Die Zeit wird kommen, in der jeder zeigen kann, wie verbunden er mit seinem Verein wirklich ist", so Dominik Geiswinkler. "Ich wäre auf jeden Fall dafür, dass wir dann alle zusammenhalten!"