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Artikel veröffentlicht am 16.01.2020 um 13:00 Uhr

Julia Hirschberg zieht Bilanz: "Die Mädels übernehmen Verantwortung!"

Nach einem etwas holprigen Saisonstart hat sich die neugegründete Damenmannschaft aus Gundelsheim mittlerweile ganz gut eingespielt. Viele sportliche Abläufe sind schon Routine geworden. Kein Wunder ist es also, dass man bereits 12 Punkte und 45 Tore auf der Habenseite stehen hat. Und auch wenn Spielertrainerin Julia Hirschberg noch ein wenig Kritik aufzeigen muss: Es überwiegt der Stolz über das bereits Erreichte.

Von Sebastian Pflaum

Seit einem halben Jahr mischt der SV Gundelsheim in der Kreisklasse Süd der Damen mit. Die sehr junge Mannschaft rund um Julia Hirschberg überzeugte in der Hinrunde mit vier Siegen aus sieben Spielen und erzielte im Schnitt mehr Tore als Spitzenreiter Dörfleins. Nun, im Januar, wird es Zeit für eine erste Bilanz. In dieser zeigt sich die 19-jährige Spielertrainerin durchaus kritisch, erwähnt aber auch klar die Fortschritte, die der Sportverein bis zu diesem Moment bereits gemacht hat. In naher Zukunft stehen große sportliche Ziele auf dem Plan, denn ein Zurücklehnen kommt für die ehrgeizigen „jungen Wilden“ nicht in Frage.

Frau Hirschberg, nachdem nun schon ein paar Wochen Pause ist, konnten Sie mit Sicherheit schon etwas durchatmen und einen analytischen Blick auf die Tabelle werfen. Wie geht es Ihnen, wenn Sie auf das Resultat nach der Hinrunde blicken?
Julia Hirschberg: Für unser erstes Jahr im Damenbereich haben wir uns gut geschlagen, aber dennoch ist noch Luft nach oben.

Wie verliefen die ersten Wochen im Frauenbereich?
Julia Hirschberg: Die ersten Wochen waren nicht gerade ein Zuckerschlecken. In den ersten Partien ging es gleich gegen starke Gegner. Dazu kam noch das Problem, dass der Kader am Anfang noch ziemlich dünn war. Gegen Thüngfeld mussten wir sogar in Unterzahl antreten. In manchen Partien hat man auch das junge Alter der Mädels gemerkt und die dadurch fehlende Erfahrung und Cleverness in einigen Situationen. Positiv konnte man aber erkennen, dass körperlich der Kampf immer angenommen wurde.

Julia Hirschberg (re.) kickte einst im Trikot der SpVgg Ebing.

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Auf einer Skala von 1 – 10, wie würden Sie die bisherige Runde bewerten? Warum hat sich Ihr Team gerade diese Bewertung verdient?
Julia Hirschberg: In meinen Augen hat das Team eine Sieben verdient. Es war eine durchwachsene Hinrunde von sehr guten, guten und eher mäßigeren Leistungen. Spielerisch waren die Mädels meistens gut dabei, jedoch wurden die guten Leistungen wieder durch zu viele individuelle Fehler geschmälert. Aber daraus haben sie auch Einiges lernen können.

Gab es ein Spiel, mit dem Sie so richtig zufrieden waren, ein Highlight der Saison?
Julia Hirschberg: Mein Highlight war das Spiel gegen Mistendorf. Nicht, weil wir 23:0 gewonnen haben, sondern weil die Mädels in diesem Spiel eine absolute Teamleistung auf dem Platz gezeigt haben. Es waren viele schöne Kombinationen dabei und auch eigenständiges Rotieren der Positionen. Besonders gefreut hat mich in diesem Spiel, dass nicht jeder bei den Torabschlüssen nur an sich gedacht hat, sondern einige Tore bewusst Spielerinnen aufgelegt wurden, die zu diesem Zeitpunkt noch keinen Treffer erzielt hatten. So reihte sich fast jede in die Torschützenliste ein und hatte dadurch im nächsten Spiel gleich mehr Selbstbewusstsein.

Und was war der Tiefpunkt der bisherigen Runde?
Julia Hirschberg: Das erste Saisonspiel. Die Mädels haben viele taktische Gesichtspunkte, die wir in der Vorbereitung trainiert hatten, nicht umgesetzt. Auch die geistige Frische hat in dieser Partie bei vielen gefehlt. Ich denke da hat die Aufregung vor dem ersten Damenspiel auch eine entscheidende Rolle gespielt.

Welche Partie würden Sie gerne noch einmal bestreiten und was würden Sie dann anders machen?
Julia Hirschberg: Aus spielerischer Sicht definitiv das Spiel gegen Dörfleins. Das verlief nicht sonderlich gut für uns. Die Gegentore haben wir uns durch zwei Standards eingefangen, die durch eine bessere Handlungsschnelligkeit in diesem Spiel eventuell verhindert hätten werden können. Aus der Sicht der Fairness würden wir gerne noch einmal das Spiel gegen Prölsdorf wiederholen, denn der Schiedsrichter hatte tendenziell eher eine Prölsdorfer Brille auf.

Bereits im Jugendbereich machen die Gundelsheimer Mädels immer wieder auf sich aufmerksam, wie hier die U15.

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Welcher Gegner hat Sie bisher am meisten beeindruckt und warum?
Julia Hirschberg: Für uns beeindruckend war Mistendorf. Denn sie haben von der ersten bis zur letzten Minute gekämpft, obwohl es zur Halbzeit schon 11:0 gegen sie stand. Davor ziehen wir absolut unseren Hut!

Woran muss in der Vorbereitung intensiv gearbeitet werden, damit es im Frühjahr besser klappt?
Julia Hirschberg: In der Vorbereitung müssen wir am kollektiven Verteidigen ein bisschen mehr arbeiten, damit wir in den wichtigen Spielen nicht wieder Gegentore durch Abstimmungsfehler kassieren. Zudem an der Ausdauer, damit die aus fehlender Ausdauer resultierenden Fehler besonders in der Schlussviertelstunde vermieden werden. Und noch am Torabschluss, denn in einigen Spielen wurden zu viele Chancen liegen gelassen.

Was können Ihre Mädels dagegen schon richtig gut? Wo haben Sie sich in den vergangenen Monaten entscheidend verbessert?
Julia Hirschberg: Besonders gut ist mittlerweile die verbale Kommunikation. Auch das Passspiel und die Technik der Mädels ist richtig gut. Ein Punkt, in dem sie sich verbessert haben, ist definitiv die Verantwortung. Einige Spielerinnen wachsen mehr und mehr in die Rolle von Führungsspielerinnen hinein.

Welche Ihrer Spielerinnen hat Sie in der bisherigen Runde positiv überrascht?
Julia Hirschberg: Da könnte man wieder Einige nennen. Aber Julia Förtsch überrascht fast in jedem Spiel. Es ist einfach unglaublich, was für eine Laufleistung sie abrufen kann. Und von ihrem Kampfgeist können sich viele eine Scheibe abschneiden!

Wenn Sie denn schon ein Tor des Jahres bei Ihrem Team küren müssten, wer hätte es gegen wen erzielt und wie ist es zustande gekommen?
Julia Hirschberg: Die Frage ist ein bisschen schwierig, denn es gab bei unseren 45 Toren einige wirklich schöne. Vor allem viele, die nach wunderschönen Kombinationen entstanden sind. Dennoch würde ich mich für das Tor von Lea Zillig im Spiel gegen Geisfeld entscheiden. Der Schuss ging zum einen aus gut 20 Metern genau in den linken Winkel und zum anderen schoss sie mit ihrem linken Fuß, den sie bis vor einem Jahr - böse gesagt - nur zum Stehen hatte. Deshalb ist in meinen Augen dieser Treffer das Tor des Jahres, weil es wunderschön war und sich die persönliche Entwicklung dieser Spielerin besonders herauskristallisiert.

Julia Hirschberg (re.) gibt sich stets ehrgeizig und sportlich.

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Mal angenommen, Sie könnten sich Ihre Wunschspielerin von einem Ihrer Liga-Kontrahenten ins Team holen. Auf wen würde Ihre Wahl fallen und warum?
Julia Hirschberg: Definitiv würden wir uns eine Torhüterin ins Team holen. Wir haben zwar mit Lisa Hartmann einen guten Keeper, aber sie würde uns auf dem Feld auch enorm weiterhelfen. Deshalb würden wir uns am liebsten die in unseren Augen stärkste Torhüterin der Liga, Isabelle Schubert, vom SV Dörfleins ins Team holen.

Ist denn schon klar, ob Sie über den Sommer hinaus Trainerin bleiben?
Julia Hirschberg: Ich gehe davon aus, dass ich Trainerin bleibe.

Gibt es im Winter Neuzugänge oder Abgänge? Kehren Verletzte oder lange Zeit fehlende Spieler zurück?
Julia Hirschberg: Wir haben mit Lena Lang einen Neuzugang bekommen. Jedoch wird sie lediglich in den letzten Saisonspielen auflaufen können, da sie von ihrem alten Verein gesperrt wurde. Leider wird uns Ende Februar auch unsere neuseeländische Mitspielerin Taylor Godfrey verlassen, denn sie kehrt wieder in ihre Heimat zurück.

Wer wird sich am Ende den Meistertitel sichern und warum?
Julia Hirschberg: Ich denke, dass der aktuelle Tabellenführer Dörfleins in diesem Jahr nichts anbrennen lässt und sich bis zum Ende an der Spitze halten kann. Denn das Team hat im ganzen Kader viel Qualität - von der guten Torhüterin bis hin zu den schnellen und eiskalten Stürmerinnen. Aber es könnte trotzdem noch spannend werden, denn im Fußball ist alles möglich.

Was muss bis Saisonende passiert sein, damit Sie sich zufrieden und entspannt zurücklehnen können?
Julia Hirschberg: Zurücklehnen werden wir uns auch nach der Saison nicht, denn wir werden nächste Saison den Aufstieg angreifen. Aber am Ende auf Platz zwei oder drei in der Tabelle zu stehen, wäre für uns ein großer Erfolg.

Und welche Schlagzeile sollte dann bei anpfiff.info zu lesen sein?
Julia Hirschberg: Neuling Gundelsheim oben mit dabei.

Vielen Dank für das Gespräch und alles Gute für die zweite Saisonhälfte!