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Artikel veröffentlicht am 18.11.2019 um 12:00 Uhr

Besserung nicht in Sicht: Türk SK Röthenbach und der Bolzplatz

Der Türk SK Röthenbach steht in der Kreisklasse 4 auf einem Abstiegsplatz. Trainer Ahmet Calik hat jedoch nicht nur mit sportlichen Problemen zu kämpfen, sondern vor allem mit der Infrastruktur des Vereins.

Von Uwe Kellner

Der städtische Sportplatz, auf dem sich der Türk SK Röthenbach eingemietet hat.

Türk SK Röthenbach

Der Türk SK Röthenbach begrüßt seine Gäste seit Jahren auf dem städtischen Sportplatz in Containern, in denen sich die gegnerischen Mannschaften gerade mal umziehen, sich aber nicht duschen können. Der Verein hat genau einen Sportplatz zur Verfügung für Training und Spiel und wenn bei den anderen Vereinen in Röthenbach die Sportplätze gesperrt sind, dann weichen diese mit ihren Jugendteams teils auch auf das öffentliche Fußballfeld aus. Dieser Frequentierung entsprechend sieht der Sportplatz aus und kann eigentlich nur als Bolzplatz bezeichnet werden. Trainer Ahmet Calik, der vor der Saison das Amt an der Seitenlinie des Aufsteigers übernommen hat, kann lange über dieses Thema sprechen, da er es seit Jahren als aktives Mitglied des Vereins mitverfolgt. Über Jahre schon will der Türk SK an den Gegebenheiten etwas ändern, hätte sogar einen Investor bei der Hand, der Kabinen für Heim- und Gastmannschaft bauen würde. Die Baugenehmigung scheiterte im Stadtrat, da es sich um einen städtischen Sportplatz handelt und der Türk SK dort keine Baumaßnahmen durchführen darf. Der Türk SK hat sich nur eingemietet. Dem Verein bleibt deswegen lediglich übrig, die aktuelle Kontainerlösung auszubauen, damit unter anderem eine Sanitäranlage für die Zuschauer zur Verfügung gestellt wird und eine Lösung zwecks Duschmöglichkeiten für die Fußballer aufgebaut wird.

Die Gegenbenheiten in Röthenbach sind den Gegnern des Türk SK Röthenbach bestens bekannt.

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Anderswo ist das Gras grüner

"Ich will die Jugendlichen auf den Sportplatz bringen und sie beschäftigen, nicht dass sie auf dumme Gedanken kommen", sagt Ahmet Calik, der den Türk SK ehemals in der Kreisliga coachte und im Verein ein großes Ansehen genießt. Allerdings ist das unter den gegebenen Umständen schwierig, denn wenn der Türk SK Röthenbach mal wieder einen Trainingsgast bei sich auf dem Bolzplatz begrüßen darf und ihn dann nach dem Training trotz guter Stimmung und Kameradschaft dreckig nach Hause schicken muss, dann überlegt es sich der potentielle Neuzugang zweimal, ob der Türk SK sein neuer Verein wird. Genauso schwer ist es, die aktuellen Spieler, die erst frisch dabei sind, im Verein zu halten, denn einen Blick zur Konkurrenz mit deren Infrastruktur kann der Coach seinen Jungs ja nicht verbieten. "Wenn die anderen drei Rasenplätze und eine schöne Kabine haben und wir nur einen Acker, dann sind das eben ganz andere Verhältnisse." Umso beeindruckender ist es, dass sich der Verein trotz dieser Voraussetzungen seit Jahren im Spielbetrieb hält und zwischenzeitlich immer wieder sportliche Erfolge verbuchen kann.

Ein anderer Punkt ist das Flutlicht. Seit der Zeitumstellung tut sich der Türk SK Röthenbach schwer, während der Trainingszeit irgendwas zu sehen, das nicht unmittelbar vor den eigenen Augen ist, da das Licht auf dem Sportplatz zu dunkel ist. "Wenn ich mal einen verschossenen Ball hole, schaue ich rüber zum FC Röthenbach. Die haben ein Licht, als wäre es Tag. Bei uns kann man keine Torschussübungen, Flanken oder ähnliches machen, weil man Angst haben muss, dass sich die Spieler sonst verletzen", so der Trainer. Stattdessen gibt es Laufübungen für die Fußballer, was es für den Trainer noch schwieriger macht, die Jungs bei Laune zu halten. Ahmet Calik stand bereits in Nürnberg in Vereinen in der Verantwortung, die sich ebenso auf städtischen Plätzen einmieteten und fand immer gute Bedingungen vor. Nun coacht er dienstags und donnerstags den Türk SK Röthenbach und steht mittwochs bei der AH des TSV Behringersdorf selbst auf dem Feld. Ein Unterschied wie Tag und Nacht, im wahrsten Sinne des Wortes.

Ahmet Calik (re.) und der Türk SK Röthenbach freuen sich über die Gastfreundschaft der Kontrahenten. Sie selbst können die gegnerischen Mannschaften in Röthenbach nur unter widrigen Umständen empfangen.

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Abstiegskampf in der Kreisklasse

Die Gegebenheiten rund um die sportliche Heimat des Türk SK Röthenbach lässt der Trainer jedoch nicht als Ausrede gelten, wenn es um das sportliche Abschneiden seiner Mannschaft geht. "Wir wollten die Aufstiegseuphorie mitnehmen", so der Coach, aber die Punkte wurden nur sehr spärlich erobert. Der Trainer spricht von einer anderen Generation, mit der man ganz anders umgehen muss. "Früher haben wir mit einer Mannschaft eine bessere Platzierung in der Kreisliga erreicht, weil alle mitgezogen haben und die richtige Einstellung hatten." Dass sich die Zeiten geändert haben, erkennt der erfahrene Trainer auch in Gesprächen mit Kollegen aus anderen Vereinen, die ihm seine Erkenntnisse bestätigen. Variieren kann der Trainer nicht viel, da ihm kein allzu großer Kader zur Verfügung steht.

Dazu kommt, dass sich die Mannschaft im Abstiegskampf befindet und dass die Köpfe ein wenig blockiert. Verletzungssorgen erschweren die ganze Geschichte. Weil sich Ahmet Calik bereits dachte, dass sein Team gegen den FC Hersbruck 2 nichts reißen würde, wollte er dort hauptsächlich keine Verletzungen und keine Platzverweise riskieren, um mit voller Power in die letzten beiden Spiele vor der Winterpause zu gehen. Das Ziel waren sechs Punkte. Bereits gegen Schlusslicht FC Schnaittach 2 blieben jedoch Zähler auf der Strecke, weil die Röthenbacher immer wieder an deren Keeper Frederik Schimpel scheiterten, sogar einen Elfmeter verschossen und am Ende erst in der 90. Minute zum 1:1-Ausgleich trafen. "Vor dem Tor hast du den Druck gespürt, der auf der Mannschaft lastet, weil sie im Abstiegskampf steht. Ich habe 20 Chancen gezählt." Das letzte Spiel gegen den FSV Weißenbrunn fiel den Witterungsbedingunen zum Opfer, so dass der Türk SK Röthenbach auf einem Abstiegsplatz überwintern wird.