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Artikel veröffentlicht am 13.11.2019 um 07:00 Uhr

Thilos Tagebuch - Teil 3: Ein neues Abenteuer in Neuseeland

MAGAZIN Mit 27 entschied sich der ehemalige Aubstadter Bayern- und Abtswinder Landesligaspieler Thilo Wilke doch noch einmal das große Abenteuer Fußballprofi zu wagen. Mittlerweile konnte er zum ersten Abenteuer in Down Under sogar nun ein weiteres Kapitel hinzufügen. Denn der Offensivspieler unterschrieb bei einem Erstligisten in Neuseeland. Sein neuer Trainer ärgerte bei der WM 2010 sogar die Italiener.

Von Thilo Wilke

Rückblick: In meinem letzten Teil hatte ich von meinem Wechsel innerhalb Australiens berichtet. Mein neuer Verein, die Para Hills Knights, wurden zu einem echten Glücksgriff für mich. Denn auch wenn wir die Playoffs verpassten, fühlte ich mich nun endlich richtig wohl in Australien. Die Mannschaft machte es mir einfach. Schon nach der ersten Trainingseinheit sitze ich mit Spielern am Tisch und esse zu Abend. Auch der Trainer setzt im physisch geprägten Fußball in Australien trotzdem auf spielerische Lösungen, was mir zugutekommt. Ich stehe in jedem Spiel in der Startformation. Gleichzeitig kann ich mich im Jugendfußball engagieren und der Verein zahlt es mir mit Vertrauen zurück.

Neben den sportlichen Leistungen auf dem Feld - ich gewinne am Ende den 'Golden Boot Pokal' für die meisten Tore des Vereins - darf ich Feriencamps ausrichten und versuche mit meinen Erfahrungen den Jugendtrainer weiterzuhelfen. Ich will mich dabei nicht nur als Fußballer weiterentwickeln, denn gerade die letzten Jahre haben mir gezeigt, dass ich nach meiner Karriere als Spieler gerne als Trainer weiterarbeiten würde. Dementsprechend drehte sich bei mir weiterhin alles um Fußball. Während ich früh meistens im Fitnessstudio zu finden war, ging es später für das eigene Training und den Jugendeinheiten zum Sportgelände. Auch ich merke der Fußball in Australien wächst, jedoch hinkt gerade der Jugendfußball noch weit dem europäischen Standard hinterher.

Diese Trophäe steht nun in meiner Vitrine.

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Trainer mit WM-Erfahrung

Insgesamt schließe ich meine Zeit in Australien vorerst mit einem positiven Gefühl ab, denn trotz des schwierigen Starts habe ich mir einen Traum erfüllen können und habe gerade die zweite Hälfte dieses Abenteuers genossen. In jenen Monaten wird mir auch schnell klar das ich gerne meine Erfahrungen als Fußballprofi erweitern würde. Allerdings ist auch klar das meine Chancen natürlich außerhalb Europa größer sind, sodass ich nach Rücksprache mit meinem Spielerberater auf den Fußball in Neuseeland stoße. Nachdem ich zu Beginn noch mit dem OFC Champions League Teilnehmer Auckland City FC in Kontakt gewesen war, unterschreibe ich bei später bei den Hamilton Wanderers.

Ein Grund für den Wechsel war dabei auch mein neuer Trainer Ricki Herbert, der bereits die neuseeländische Nationalmannschaft trainierte. Was ich aber zu diesem Zeitpunkt noch nicht wusste, war, dass er die Nationalmannschaft seines Heimatlandes zur Weltmeisterschaft 2010 führte, wo er mit Neuseeland als einzigstes Team nach der Vorrunde ohne Niederlage abreisen musste. Mit drei Unentschieden gegen Paraguay, die Slowakei und Italien reicht es am Ende "nur" für den dritten Platz in der Tabelle. Witzigerweise werde ich von einem Journalisten vor meiner Abreise dazu befragt, sodass ich mich im Vorfeld weiter zu meinem Trainer und meine neue fußballerische Heimat informieren kann.

Das nächste Abenteuer ruft: Es geht ins neuseeländische Hamilton.

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Mehr Fernsehpräsenz

Mir wird deutlich, dass die erste Liga in Neuseeland eine größere Plattform als die zweite Liga in Australien ist. Jede Woche ist so beispielsweise ein Live-Spiel im neuseeländischen Fernsehen zu sehen. Hinzu gibt es die Highlights vom Wochenende. Natürlich ist das immer noch schwer mit Deutschland oder Europa zu vergleichen, denn gerade die Infrastruktur mit den Stadien und Trainingsplätzen lassen keinen Vergleich mit Europa zu. Trotzdem gefällt mir die neue Aufgabe, denn ich glaube ich kann weiterhin viel lernen. Angekommen in Neuseeland werde ich vom Verein erstmal zwei Tage in einem Hotel untergebracht, bevor ich mein Zimmer in einem Spielerhaus beziehen kann.

Direkt fällt mir auf, dass die Anpassung innerhalb der Mannschaft deutlich einfacher ist, da im Team gleich mehrere ausländische Spieler zu finden sind. Neben mehreren Engländern und Amerikanern ist auch ein Brasilianer, zwei Argentinier und auch ein Nationalspieler aus Papua-Neuguinea im Aufgebot zu finden. Zudem kommen erfahrene Neuseeländer, auch Kiwis genannt, so dass ich beispielsweise einen Mitspieler habe, der bereits Länderspieler bestreiten durfte. Doch auch schnell wird klar das die Spielweise in Neuseeland sich sehr mit der Spielweise in Australien ähnelt. Es wird immer nach vorne gespielt und die Physis ist eine entscheidende Komponente. Nachdem wir die letzten zwei Vorbereitungsspiele verlieren, ist es keine Überraschung, dass wir beim Saisonauftakt dem Team Wellington unterliegen.

Mit einer Niederlage zurück in Flieger

Allerdings hatte keiner mit einer 1:5-Klatsche gerechnet. Die Reise nach Wellington - Wir flogen frühs los und abends wieder zurück - entwickelte sich so zu einem unangenehmen ersten Auswärtsspiel für mich. Doch schon eine Woche später gelingt uns diesmal eine positive Überraschung, denn im ersten Heimspiel können wir den letztjährigen Gewinner Eastern Suburbs AFC mit 3:0 schlagen. In beiden Spielen stehe ich in der Startformation, jedoch merke ich, dass ich noch deutliches Verbesserungspotenzial habe. Doch ich fühle mich deutlich wohler als zu meiner Anfangszeit in Australien, auch wenn ich von dem aufregenden Land Neuseeland bisher wenig gesehen habe.

Ich im Trikot der Hamilton Wanderers.

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Was bringt die Zukunft?

Nebenbei laufen auch schon die Planungen für die Zukunft. Fußball ist schnelllebig und die Saison endet in Neuseeland bereits im März, sodass es gerade im unteren Teil des Profibereichs um Verträge geht. Wo ist es möglich zu spielen? Was würde mich reizen? Oder will ich zurück nach Deutschland? Alles ist möglich, auch wenn eine Rückkehr nach Australien momentan am realistischsten scheint. Auch deshalb habe ich die letzten drei Jahre in den USA und Australien nochmal in einem kurzen Video zusammengefasst (https://www.youtube.com/watch?v=QnCaxmoPx6c). Neben Live-Spielen, Gesprächen mit dem Spielerberater, Statistiken und einem fußballerischen Lebenslauf ist dies die beste Möglichkeit Trainer im Ausland von sich zu überzeugen.

Natürlich versuche ich auch den Fußball in Deutschland weiterhin zu verfolgen, auch wenn sich der Zeitunterschied nochmal verändert hat. Teilweise vermisse ich den technisch und taktisch geprägten Fußball in Deutschland sogar. Doch ich denke mich mit den Erfahrungen im Ausland entscheidend weiterentwickelt zu haben. Fußball ist eben ein einfaches Spiel, wird jedoch überall etwas anders gespielt. Ich glaube daher das wir vielen Nationen etwas beibringen, um im gleichen Moment auch etwas lernen zu können. Auch wenn sich dies wohl für viele verrückt anhört, würde ich auch deshalb gerne mal eine Saison in Asien oder Afrika spielen.

Deutschland ist ein sehr entwickeltes Fußballland, doch wie sieht es in anderen Kulturkreisen und Kontinenten aus. Diese Frage reizt mich, auch wenn ich mit 28 Jahren natürlich realistisch viele Fragen beantworten muss. So ist es beispielsweise nicht einfach, Wechsel in kleinere Fußballländer zu vollziehen, da es ohne die richtigen Kontakt schwer zu realisieren scheint. Doch selbst wenn es nicht klappen sollte, werde ich mit einem guten Gefühl mein nächstes fußballerisches Abenteuer anfangen können.